Max Lingner

deutscher Maler, Graphiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
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Max Lingner (* 17. November 1888 in Leipzig; † 14. März 1959 in Berlin) war ein deutscher Maler, Graphiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime.

Datei:Max Lingner Weintraubenverkäuferinnen in Südfrankreich.jpg
Briefmarke mit dem Motiv "Weintraubenverkäuferinnen in Nîmes" (Tempera, 1949)

Leben

Als Sohn eines Xylographen legte er 1907 sein Abitur ab und studierte als Meisterschüler bei Carl Bantzer an der Kunstakademie Dresden, wo er 1912 mit einem Gemälde "Singende Mädchen", wofür er den "Sächsischen Staatspreis" erhielt, seine Ausbildung abschloss. England, Holland, Frankreich und Belgien besuchte er auf einer Studienreise 1913/1914.

Im Ersten Weltkrieg musste er an allen Fronten kämpfen. 1918 beteiligte er sich am Matrosenaufstand und wurde Mitglied des Soldatenrates in Kiel. Im Ort Born auf dem Darß ließ er sich von 1919 bis 1922 nieder, scheiterte aber als Bauer. Von 1922 bis 1927 erbeitete er als Maler und Graphiker in Weißenfels, doch größere Erfolge blieben aus. Auf einen Ratschlag von Käthe Kollwitz siedelte er nach Paris über.

Auch die ersten Jahre in Paris verliefen für ihn ohne größere Impressionen. Das Blatt wendete sich, als ihn Henri Barbusse für eine Mitarbeit bei der Wochenzeitung "MONDE" gewann. Hier zeigte sich Lingners großes Talent als Pressezeichner, so dass ihm bald die ganze künstlerische Gestaltung der Zeitung anvertraut wurde. Die MONDE erschien von 1928 bis zum Tode von Barbusse im Jahre 1935. Seit 1931 prägte Lingner mit seinem Stil das Erscheinungsbild der Zeitung. Er entwarf Zeichnungen für Titelblätter, aber auch Zeichnungen und Illustrationen zu den veröffentlichten Texten und Literaturbeilagen.

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Ersttagsbrief zum 100. Geburtstag von Max Lingner im Jahr 1988

Mit diesen Arbeiten fand er den Weg in das Pariser Kunstleben. 1934 trat er der Assoziation revolutionärer Schriftsteller und Künstler Frankreichs (AEAR) bei. An Ausstellungen dieser Gruppe wirkte er mit. Im Jahre 1933 zeigte Lingner in der Galerie Billet (Pierre Vorms) seine ersten Werke, weitere Ausstellungen erfolgten 1939 und 1947 in Paris.

Die dort gezeigten Gemälde und Zeichnungen entstanden neben seiner täglichen Arbeit als Pressezeichner. Hunderte von Tuschezeichnungen brachte er außerdem von seinen Streifzügen durch Pariser Arbeitervorstädte - die Banlieue - mit und öfter fanden sich Motive und Personen von diesen Wanderungen in seinen Gemälden und Pressezeichnungen. Gern hat er Motive französischer Frauen gemalt und gezeichnet.

Nach der Schließung von MONDE arbeitete er bei der Zeitung der Gewerkschaften La Vie Ouvrière und für die Zeitung der Jugend l'Avant-Garde und der Zeitung der KP Frankreichs l'Humanité, deren Mitglied er seit 1934 war. Von 1939 bis 1940 wurde er in Haft genommen. Er wurde interniert, flüchtete und lebte illegal unter den Namen Marcel Lantier. Er schloss sich 1943 der französischen Widerstandsbewegung an und kehrte 1944 nach Paris zurück. Wieder arbeitete er für die l'Humanité und widmete sich trotz schwerer Erkrankung der Malerei.

1949 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Professor für Malerei des Zeitgeschehens an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bei seiner Rückkehr schenkte er 40 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen dem "Volk des fortschrittlichen Deutschlands". Hierunter gehört eines seiner bekanntesten Bilder Mademoiselle Yvonne. 1950 gründete er mit anderen die Deutsche Akademie der Künste in Berlin. Zu seinen herausragenden Arbeiten in der DDR gehört das monumentale Wandbild Aufbau der Republik im einstigen Haus der Ministerien (heute Bundesfinanzministerium) in der Leipziger Straße und sein Werk Zwei Kriege - zwei Witwen. Lingner wohnte in Niederschönhausen im Haus Nr. 2 der Straße 201. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Städtischen Friedhof III an der Leonhard-Frank-Straße in Pankow.

Erbe

Nach seinem Tode wurde in seinem Wohnhaus das „Max-Lingner-Archiv“ eingerichtet, das sich bis zum Tode von Lingners Witwe 1997 in deren Besitz befand. Nach 1990 entfiel die staatliche Betreuung des Archivs und wurde seitdem mit Unterstützung des „Freundeskreises Max-Lingner“ und durch ehrenamtliche Tätigkeit geführt. Haus und Archiv befanden sich im Eigentum der Kunsthistorikerin Dr. Getrud Heider, die auch den Verein „Freundeskreis Max Lingner“ leitete. Mit ihrem Tod wurde im August 2007 testamentarisch die Max-Lingner-Stiftung gegründet. Die Stiftung unterstützt die weitere Aufarbeitung des künstlerischen Nachlasses.

Bekannte Werke

 
Wandbild "Aufbau der Republik" (1952/53) am Bundesministerium der Finanzen in Berlin.

Auszeichnungen

Literatur

  • 1955 Max Lingner: Mein Leben und meine Arbeit (VEB Verlag der Kunst, Dresden)
  • 1958 Albrecht Dohmann: Kunstler der Gegenwart 7 - Max Lingner (VEB Verlag der Kunst, Dresden)
  • 1968 Willi Geismeier: Max Lingner (VEB Bibliographisches Institut, Leipzig)
  • 1970 Gert Claußnitzer: Maler und Werk - Max Lingner (VEB Verlag der Kunst, Dresden)
  • 1982 Max Lingner: Gurs. Bericht und Aufruf. Zeichnungen aus einem französischen Internierungslager 1941 (Dietz, Berlin)