Die österreichische Abtei St. Georgenberg-Fiecht ist ein Doppelkloster der Benediktinerkongregation von St. Ottilien (OSB) auf dem St. Georgenberg und in Fiecht.






Geschichte von St. Georgenberg
Um die Mitte des 10. Jahrhunderts zog sich Rathold von Aibling (auch Ratold, auch Rapoto/Ratolf III.) aus dem Geschlecht der Rapotonen mit einigen Gefährten auf den Georgenberg [1] zurück – einen Felskegel, der etwa hundert Meter aus dem Stallental aufragt. Dass Rathold ursprünglich die Gründung eines Klosters beabsichtigte, ist weder be- noch widerlegbar: Möglicherweise wollte er zunächst bloß vermeiden, dem bayrischen Heerbann gegen die Ungarn Folge zu leisten, doch die einem Eremitenkloster ähnliche Gemeinschaft bestand auch nach Ratholds Tod weiter. Der Gründer wurde selig gesprochen, und um die Jahrtausendwende stiftete Bischof Albuin von Brixen zwei Höfe zum Lebensunterhalt der Mönchsgemeinschaft. Weitere Schenkungen erfolgten durch Otto von Hohenwart, Kaiser Heinrich IV. und insbesondere die Ritter Dietrich und Gerwein von Schlitters sowie deren Schwestersohn Heinrich, der ein Kleriker war: Sie gaben den Achensee und nördlich davon das Achental (das allerdings erst noch gerodet werden musste).[2] Nur ein geringer Teil dieser Ländereien befindet sich heute noch im Besitz des Stiftes. Spätestens 1138 erhob Bischof Reginbert von Brixen die Gemeinschaft zur Benediktinerabtei, was Papst Innozenz II. am 30. April dieses Jahres bestätigte. [3] Mit Inkorporierung der Urpfarren Vomp und Achental wurde St. Georgenberg geistiges und bescheidenes wirtschaftliches Zentrum des Unterinntales. Buß- und Pilgerfahrten ("Kreuzgänge") setzten möglicherweise bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein. Die Kirche war bald zu klein, um den Zustrom der Pilger zu fassen. Zwar bremste ein erster verheerender Brand am 26. Juli 1284 den Aufschwung des Klosters, es wurde jedoch mit Unterstützung des Bischofs Bruno von Brixen wieder aufgebaut. Die Wallfahrt erblühte vor allem wieder nach dem um 1310 berichteten "Blutwunder",[4] doch folgten weitere Heimsuchungen: der Beulenpest (1348/49)fielen acht Mitglieder des Konvents zum Opfer, und 1448 gab es einen zweiten Brand. 1470 brannte die Hohe Brücke ab, 1489 stürzte deren Neubau aus unbekannter Ursache ein.
Die Glaubensspaltung ab 1517 schadete auch dem St.Georgenberg, eine Pestepidemie kam hinzu die Wallfahrt kam fast hundert Jahre lang zum Erliegen. Die Inhaftierung Kardinal Khlesls, der als Staatsgefangener auf dem Georgenberg in den Jahren 1618-1621 von mehr als 20 Soldaten bewacht und standesgemäß versorgt werden musste, stellte eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung für das Kloster dar.[5]
Neuer Klosterbau im Tal
Nach einem durch Blitzschlag verursachten dritten Brand, 1637, kam die Idee auf, die Abtei ins Inntal zu verlegen, was jedoch die Bevölkerung und die Behörden lange zu verhindern wussten, obwohl ein Baumeister Gumpp den Neubau bereits in Planung hatte. Erst nach mehreren schweren Lawinenabgängen und einem gewaltigen Waldbrand, der 1705 das Kloster völlig zerstörte, wurde die Idee umgesetzt: Ab 1706 wurde in Fiecht (einem Ortsteil von Vomp) eine Anlage erbaut, der Konvent übersiedelte 1708. Abt Lambert Höllerer ließ dann die Kirche auf dem St. Georgenberg wieder aufbauen (Kirchweihe 1735), und ab 1741 die dem hl. Josef geweihte barocke Abteikirche in Fiecht, die 1750 eingeweiht werden konnte. Der Kirchturm wurde erst 1779 begonnen und 1781 fertig gestellt.
Kaiser Joseph II. zog im Rahmen seiner Kirchenpolitik das Kirchensilber ein, sperrte die Noviziatsaufnahme und veranlasste 1797, die Abtei im Tal als Lazarett für 200 Soldaten zu nutzen. Der Konvent übersiedelte für kurze Zeit auf den Georgenberg. Unter der Herrschaft der Bayern, die 1807 im Gefolge der napoleonischen Wirren Tirol besetzt hatten, durften nur drei Patres in Fiecht bleiben und zwei auf dem Georgenberg, alle andern mussten das Land verlassen und konnten erst nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich zurückkehren. Zerstörungen durch einen Brand des Talklosters, 1868, verhinderten nicht den gewaltigen Aufschwung im 19. Jahrhundert unter Abt Pirmin Pockstaller. Auch St. Georgenberg wurde wieder zum "Schmuckkästchen" Tirols ausgebaut. Am 16. Mai 1941 wurden die Mönche wieder vertrieben -- diesmal durch die Gestapo. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Gemeinschaft zunächst nur auf den Georgenberg zurückkehren, erst 1955 wieder ins Talkloster übersiedeln. 1967 entschloss sich die stark geschmolzene Mönchsgemeinschaft, Mitglied der Missionskongregation von St. Ottilien zu werden.
Das Kloster ist seit 1967 Mitglied der Missionskongregation von St. Ottilien.
Heute betreut das Kloster die Pfarreien Fiecht, Götzens, Birgitz und Gallzein sowie Stans, Maria Larch in Terfens und Achenkirch. [6] Der Georgenberg wird von einem einzigen Mönch ständig betreut, doch für besondere Gelegenheiten wie etwa Einkehrtage reisen Padres aus dem Tal an.
Die Kirche auf dem Georgenberg
St. Georgenberg ist ein dreifacher Wallfahrtsort. Zunächst wurde der hl. Georg verehrt, später folgten ein gotisches "Vesperbild" (eine Pietà, also die Darstellung der Muttergottes mit dem Leichnam Jesu) und 1310 die Heilig-Blut-Reliquie. Die Verehrung der Schmerzhaften Mutter nimmt jedoch die erste Stelle ein. Die urkundlich gesicherte Baugeschichte beginnt um 950, ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche im wesentlichen zwischen 1654 - 1660. Die vorher dreischiffige Kirche wurde im Barock zu einer einschiffigen umgebaut und um 1735 im Stil des Spätbarock umgestaltet. Das Gewölbe zieren zwei große und mehrere kleine Fresken im Nazarenerstil, die im Jahr 1863 von Franz Lair geschaffen wurden. Künsterlisch bedeutend ist der Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert mit der hochgotischen Pietà von 1415, zu ihren Füßen die Figuren des Pilgerapostels Jakobus und des seligen Rathold von Aibling (der Wallfahrten nach Rom und nach Santiago de Compostella unternommen hatte). Wenig oberhalb des Bergklosters steht die kleine, 1230 erbaute Kirche "Maria unter der Linde". Beide Kirchen wurden um 2000 restauriert. Besondere Wallfahrtstage sind der Schmerzensfreitag, der hl.Georg, die Goldenen Samstage im Oktober und die Nachtwallfahrten, die jeweils am 13. der Monate Mai bis Oktober stattfinden. Von Fiecht aus führt eine Straße auf den Georgenberg, doch der direkteste Zugang erfolgt zu Fuß von Stans aus über die Wolfsklamm; weiters existieren Wanderwege ab Schwaz, Vomp und Fiecht. Einige Wallfahrten kommen heute noch über das Stanserjoch. [7]
Quellen und Weblinks
- ↑ Position unbenannte Parameter 1:47_22_35_N_11_41_32_E_type:landmark_region:AT-7, 2:47° 22' 35" N 11° 41' 32" O ; namensgebend war St. Georg, Kirchenpatron von Aibling.
- ↑ Festschrift S. 14f.
- ↑ Webseite der Abtei
- ↑ Festschrift S. 15: Zur Zeit des Abtes Rupert (1292-1316) kamen einem fremden Priester während der Kommunion Zweifel im Hinblick auf die Transsubstantiation, worauf der geweihte Wein Farbe, Geruch und Geschmack von Blut annahm. Gemäß einer Chronik von 1480 sei das dann aufbewahrte "Blut Christi" frisch geblieben und wurde 1480 in eine Glasröhre gefüllt, die in einer besonderen Monstranz heute noch gezeigt wird.
- ↑ Festschrift S. 18: Ein Trakt musste umgebaut werden, und die 7000 Gulden für die Diener und Wachmannschaft bezahlte die Regierung erst 1640; vor allem aber blieb wegen der lästigen Leibesvisitationen der Pilgerzustrom aus.
- ↑ http://www.st-georgenberg.at/old/pfarren.html
- ↑ Kirchenbeschreibung St. Georgenberg
Literatur
- Festschrift: 850 Jahre Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht, P. Thomas Naupp OSB ua., EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, 1988. 560 S.