Der erste Brief des Apostels Petrus gehört zu den katholischen Briefen des Neuen Testaments.
Die katholischen Briefe heissen so, weil sie nicht an eine bestimmte Gemeinde oder Person gerichtet sind sondern eine allgemeine (griechisch katholikos - allgemein) Adressangabe haben.
Autor
Vers 1,1 gibt als Autor den Apostel Petrus an. In 5,1 nennt sich der Autor "Mitältester und Zeuge der Leiden Christi". Er schreibt den Brief "durch Silvanus" (5,12) und nennt Markus seinen "Sohn" (5,13).
In der altkirchlichen Tradition wird die Autorschaft von Petrus im 2. Jahrhundert von Polycarp, Papias, Clemens Alexandrinus und Irenäus, im 3. Jahrhundert von Tertullian, Origenes, und Cyprian bestätigt. Bei allen diesen Autoren wird der erste Petrusbrief zu den allgemein anerkannten Schriften gezählt, seine Aufnahme in den Kanon wurde auch nie in Frage gestellt.
Manche historisch-kritischen Autoren bezweifeln, dass Petrus der Verfasser war. Gegenargumente sind:
- die Sprache: das Koine-Griechisch sei zu gut für einen galiläischen Fischer, der in Apg. 4,13 als ungebildet bezeichnet wird. Dagegen kann man halten, dass Petrus aus Besaida, einer zweisprachigen griechisch-jüdischen Stadt stammt, sein eigener Bruder Andreas hat einen griechischen Namen und Petrus lebte jahrzehntelang in der griechisch sprechenden Diaspora. Silvanus/Silas, den er als Mitverfasser erwähnt ist römischer Bürger und sicher griechischsprechend.
- die Theologie sei teilweise paulinisch. Dagegen wird argumentiert, dass die Auseinandersetzung zwischen Paulus und Petrus von Galater 2,11-21 nicht Gegensätze der Theologie betrifft, sondern Paulus wirft Petrus vor, dass er sich aus Feigheit nicht nach seiner Theologie handelt. Der scharfe theologische Gegensatz zwischen Petrus und Paulus sei im 19. Jahrhundert konstruiert worden - sowohl Paulus als auch Petrus zeigen gegenseitige Wertschätzung.
- der Brief enthalte Traditionsgut (Paranäse, Bekenntnisse, Lieder). Für dieses Argument gibt es im Text keine konkreten Anhaltspunkte, es ist nur schlüssig, wenn von einer späten Datierung ausgegangen wird.
- die angesprochenen Christenverfolgungen fanden erst zur Zeit Trajans statt. Dagegen ist zu halten, dass Petrus nirgends von einer staatlichen systematischen Christenverfolgung spricht, und dass punktuelle Christenverfolgungen durch die heidnische Umgebung schon aus den ersten Jahrzehnten aus verschiedenen Gegenden bekannt sind (z.B. Paulus auf seinen Missionsreisen).
Empfänger und Zweck
Nach Vers 1,1 ist der Brief offensichtlich nach Kleinasien gerichtet, ob dabei Landschafts- oder Provinznamen gemeint waren, lässt sich nicht entscheiden.
Einige Verse, z.B. 2,9 oder 4,3 weisen auf Heidenchristen als Empfänger hin, eine aus Juden- und Heidenchristen gemischte Leserschaft wird deshalb aber nicht ausgeschlossen. Sie ist sogar wahrscheinlich, da es in Kleinasien viele Judenchristen gab.
Der wesentliche Inhalt des Briefes ist die Hoffnung, die die Empfänger durch Jesus Christus bekommen haben, und die sie im Leben und im Leiden stärken soll.
Datierung
Bei Annahme der Echtheit wahrscheinlich 63/64, bei Ablehnung der Echtheit schwanken die Angaben zwischen 80 und 120.
Inhalt
- Gruss (1,1-2)
- Die lebendige Hoffnung der Christen (1,3-12)
- Mahnung zu einem heligen Wandel in der Berufung als Christen 1,13-2,10
- Das Verhalten der Diener Gottes (2,11-3,22)
- Die Gemeinde Christi (4,1-5,9)
- Segenswunsch und Grüsse
Siehe auch
Bibel, Neues Testament, Brief des Paulus an Philemon, Zweiter Petrusbrief