Schuhplattler | |||||||||||||||||
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Schuhplattler ist der Name eines oberbayrischen und österreichischen Tanzes, der auch hauptsächlich in dieser Region ausgeübt wird. Er ist aus dem Ländler entstanden.
Herkunft
Der Name „Schuhplattler“ stammt nachweislich etwa aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch schon zuvor wurden Schuhplattler und ähnliche Tanzformen, die sich aus der Tanzpraxis des Ländlers ergaben, praktiziert. Die älteste Erwähnung stammt von einem Mönch, der um 1050 in der Ritterdichtung Ruodlieb einen Tanz beschrieb, der dem späteren Schuhplattler in Gebärden und Bewegungen zumindest ähnelt. Die Tanzbewegungen waren ursprünglich Werbetanzfiguren, ein Tänzer wollte seine Tänzerin mit akrobatischen Figuren beeindrucken und damit für sich gewinnen. Vorher und nachher drehte er sie unter den Händen oder tanzte mit ihr Walzer. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Schuhplattlers reicht im Norden bis zur Linie Bad Tölz - Ruhpolding, im Osten bis ins Salzachtal und Drautal. Die Linie Garmisch - Meran markiert in etwa die Westgrenze. Die südlichsten historischen Belege fanden sich im Eisacktal und im Pustertal.
Nach einer umstrittenen Theorie ging der Plattler aus der Beobachtung des Auerhahns hervor, diese Hühnerart war früher im Voralpengebiet und in den Hochalpen sehr verbreitet. Im Frühjahr balzt der Auerhahn mit aufgeschlagen Flügeln und hochgerecktem Schwanz vor den Hennen, um sie für sich zu beeindrucken. Diese Art der „Brautwerbung“ wurde dann angeblich in einem Werbetanz - dem so genannten Balztanz übernommen. Vielleicht stammt diese Theorie von einen Ausspruch Georg von Kaufmanns, der damit den Burschenplattler erklären wollte: „Es ist schon auch bei der Balz so, dass die Hähne gewöhnlich nicht der Henne nachbalzen. sondern es sind gerne mehrere Hähne in der Runde beisammen und spielen. Die Hennen sitzen irgendwo in den Bäumen und Büschen rundherum.“
Tatsächlich war der Plattler jedoch immer ein Paartanz. Die Form war zunächst noch frei und ohne Regeln. Meist im Drei-Viertel-Takt eines Ländlers absolvierte der Bursch eine Folge von Sprüngen und Hüpfbewegungen nach dem Rhythmus der Musik. Dabei schlug (plattelte) er sich selbst auf Schenkel, Knie und Fußsohlen, klatschte in die Hände und stampfte mit den Füßen auf. Den Abschluss bildete ein kurzer walzerischer Rundtanz mit dem Dirndl. Wie diese Tänze ursprünglich ausgesehen haben, ist aus Aufzeichnungen in Südtirol überliefert. Beim Lüsener Deutschen etwa folgt auf vier achttaktige Ländlerfiguren die ebenfalls achttaktige Figur „Deutsch tanzen“: Die Tänzerin dreht sich rechts allein vor dem Tänzer in Tanzrichtung weiter; der Tänzer folgt ihr plattelnd ... Ältere Tänzer, welchen das Platteln schon schwer fällt, tanzen dafür schon in der 5. Figur Walzer. Es folgt als 6. Figur ein Walzerrundtanz.
Aus diesem ursprünglichen Werbetanz formten die bayrischen Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine um 1850 einen genau festgelegten Tanz, den Schuhplattler. Er wurde damit vom Werbetanz zum Schautanz.
Vergleichbare Tänze mit Schlägen in die Hände, auf die Schenkel, seitlich an die Schuhe und anderen akrobatischen Einlagen gab und gibt es in vielen Ländern, etwa in Ungarn, Norwegen, Schweiz usw.
Schuhplatteln heute - traditionell
Heutzutage wird der Plattler auf traditionelle Art und Weise vielerorts von Heimat - und Trachtenvereinen ausgeübt, hauptsächlich zur Pflege des Brauchtums. Beim traditionellen Schuhplatteln wird die originale Tracht getragen und z. B. beim Preisplatteln - das ist ein Turnier, bei dem mehrere Vereine und Gruppen zusammenkommen, um im Einzelwettbewerb oder im Gruppenwettkampf gegeneinander anzutreten - wird neben der Exaktheit der Tanzausführung besonders auf die Originalität und Vollständigkeit der Festtracht geachtet
Schuhplatteln heute - modern
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich mit dem „Burschenplattler“ (ohne Dirndl) eine Neuerung durch, die sich vom ursprünglichen Charakter des Plattlers als Werbetanz entfernt hat. In den 1950er Jahren wurde aus touristischen Gründen der „Marschplattler“ (z. B. „Holzhacker“) ins Leben gerufen, der den bisher obligaten Dreivierteltakt des Ländlers aufgibt und der ebenfalls nur von Burschen ausgeführt wird. In den letzten Jahren bildeten sich vielerorts neue Schuhplattlergruppen, die die lange Tradition des Schuhplattelns zum Teil. auch auf eine moderne und jugendliche Art neu interpretieren. Mit moderner Musik, neuen - teils akrobatischen - Figuren und auch Frauen als Mitgliedern in den Gruppen wird dieser traditionelle Tanz dem 21. Jahrhundert angepasst, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen bzw. diese zu verleugnen, wobei natürlich auch traditionelle Plattler bei den meisten Gruppen auf dem Programm stehen.
Die klassischen und modernen Interpretationen des Schuhplattelns verhalfen dem Schuhplattler zu einer kleinen Renaissance, denn immer öfter werden im TV, bei großen Messen und Veranstaltungen und großen Feiern Schuhplattler als besondere Einlage engagiert und bringen diese althergebrachte Form des Tanzes wieder einem breiten Publikum nahe. An Kleidung sind die Show-Plattler an der nicht so prächtig geschmückten Bekleidung zu erkennen. Meistens wird beim Platteln kein Trachtenhut getragen, weil dieser bei den „artistischen Einlagen“ hinderlich wäre.
umstrittene Formen
- Das Dirndlplatteln (Schuhplatteln durch reine Frauengruppen) wird bei den Trachtenvereinen nicht überall gern gesehen.
Ungeachtet der Anfeindungen durch selbsternannte "Traditionswahrer" sind aber in den letzten Jahren gerade auch in Österreich und Südtirol eine Reihe von Damen-Schuhplattlergruppen entstanden, die sich regen Zuspruchs erfreuen - eine Entwicklung, die als erfreuliche Belebung bzw. Weiterentwicklung bestehenden Brauchtums begrüßt werden kann.
- Auch das Platteln durch zu junge Kinder wird oft abgelehnt
- In München entstand 1997 die Gruppe Schwuhplattler mit ausschließlich schwulen Mitgliedern
- Häufig wird auch die Verwendung von als kitschig empfundenem Zubehör abgelehnt, wie Holzhacken auf der Bühne, Schmarrnkochen auf offenem Feuer während des Plattelns, Verwendung von abgestimmten Kuhglocken und anderes. Vom Publikum, besonders in Fremdenverkehrsgegenden, werden alle diese Formen jedoch gerne gesehen.