Biotonne

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. August 2007 um 13:52 Uhr durch 217.227.54.193 (Diskussion) (Schadstoffe und gesundheitliche Auswirkungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Biotonne bezeichnet in Deutschland einen häufig braun oder grün gefärbten Behälter aus Kunststoff mit Deckel, in dem die im Haushalt anfallenden biologisch verwertbaren Abfallstoffe entsorgt werden können. Als Ergänzung bieten manche Kommunen einen amtlichen Bioabfallsack an.[1]

Kosten

Die Kosten der getrennten Sammlung, Abfuhr und Entsorgung von Biomüll sind erheblich. In Düsseldorf berechnen z.B. die Stadtwerke für eine 120 Liter Biotonne 145,92 EUR (dort die kleinste Größe) und für 240 L 251,64 EUR.[2]. Nach dem Urteil von Landesverwaltungsgerichten dürfen die Kommunen die Biotonne nicht mehr durch die Gebühren der Restmülltonne subventionieren lassen. In anderen Gebieten dürften die Kosten der Biotonne ebenfalls in diesem Bereich liegen. Die Rechtsprechung hat sich allerdings erst in wenigen Abfallwirtschaftssatzungen niedergeschlagen, so dass die Kommunen in der Mehrzahl der Fälle auch von Eigenkompostierern die Gebühr für die Biotonne im Rahmen der Kosten der Restmülltonne zwangsweise erheben.

Verbreitung

Mit Stand Dezember 2002 war in ca. 79 % aller abfallwirtschaftlichen Verwaltungseinheiten das System Biotonne eingeführt. Die durchschnittliche Anschlussgrad innerhalb der Verwaltungseinheiten mit Biotonne betrug ca. 56 % der Einwohner. Damit waren ca. 47 % der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland an eine Bioabfallerfassung mit Biotonnen angeschlossen.[3]

Für die Bereitstellung einer Biotonne wird zumeist von den Entsorgungsunternehmen eine gesonderte Gebühr erhoben. Der Anschlusszwang an die Biotonne wird allerdings in den abfallwirtschaftlichen Verwaltungseinheiten sehr unterschiedlich gehandhabt. So bestand 1997 in 59 % der Verwaltungseinheiten mit Bioabfallerfassung ein Anschlusszwang. Jedoch boten mehr als 90 % dieser Verwaltungseinheiten mit Anschlusszwang durch schriftlichen Nachweis der Eigenkompostierung eine Befreiung von der Bioabfallsammlung über die Biotonne an – in 52 % der Einheiten mit Anschlusszwang konnte auch eine gemeinschaftliche Nutzung einer Biotonne mit Nachbargrundstücken erfolgen.[4] Jedoch wird selbst im Falle der Befreiung von der Anschlusspflicht auf Grund von vollständiger Eigenkompostierung nicht in allen Fällen ein vollständiger Erlass der Gebühren gewährt. Diese Praxis wurde allerdings mittlerweile vor Gericht kassiert.

Im Leitsatz zu "Berücksichtigung der Bioabfallentsorgung bei der Abfallentsorgungsgebühr" (9 LA 87/05 OVG Lüneburg, Beschluss vom 19.12.2005, Vorinstanz 2 A 2341/03 VG Oldenburg vom 15.02.2005) erkennt das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht als Recht:

"Leitsatz: Der Satzungsgeber muss durch die Gebührenregelung einen Anreiz zur Trennung der Abfallfraktionen geben; die Gebührenregelung soll die Akzeptanz der Bioabfalltonne bewirken; die Eigenkompostierung darf nicht verboten oder unzumutbar erschwert werden; dem Bürger darf nicht über einen "finanziellen Anschlusszwang" eine Biotonne aufgezwungen werden."

Erfassungsmengen

Fricke hat 2003 und in den Jahren davor genaue Untersuchungen hinsichtlich des häuslichen Wegwerfverhaltens unternommen. Im Ergebnis wurde der Anteil pflanzlicher Abfälle im Hausmüll bei 48% Gewichtsprozenten ermittelt.

In aller Regel werden die Inhalte der Biotonnen von vertraglich gebundenen Landwirten auf sogenannten Komposthöfen zu Kompost verarbeitet. Je nach Arbeitsweise des Betreibers kommt es zu einer Vermischung mit Rasenschnitt, Strauchschnitt, usw.

 
Ländliche Kompostierungsanlage für Biomüll und Gartenabfälle

Geschichte

Die Biotonne wurde 1983 im nordhessischen Witzenhausen erfunden. An der Entstehung war unter anderem das Fachgebiet Landschaftsökologie und Naturschutz der Universität Kassel unter der Leitung von Prof. Dr. Schmeisky beteiligt. Der Durchbruch für die Einführung von Bioabfallverwertungen in Deutschland erfolgte Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre.[5]


Schadstoffe und gesundheitliche Auswirkungen

Wissenschaftliche Untersuchungen von Dr. Rösch (1996) haben ergeben, dass Kompost welcher aus Abfällen der Biotonne hergestellt wird, zumeist hohe Anteile von Schwermetallen (Blei, Cadmium, Kupfer, etc.) enthält, der denjenigen von Klärschlamm um ein Vielfaches übersteigt. In der Studie von Dr. Rösch wurde z.B. ermittelt, dass bei normaler landwirtschaftlicher Bewirtschaftung der Grenzwert für Blei durch das Aufbringen von Biotonnen-Kompost dreimal schneller erreicht wird, als das z.B. beim Aufbringen von Klärschlamm der Fall ist. Viele Besitzer häuslicher Kleingärten sind sich dieser Situation nicht bewußt. Eine Information über die tatsächlichen Schwermetallgehalte seitens der Kompost-Abgeber oder Behörden erfolgt in aller Regel nicht. Nicht zuletzt deswegen, weil die Zahlen in den zuständigen Behörden nicht vorhanden sind.

Als Ursache wird in den wissenschaftlichen Quellen der hohe Anteil von Fehlwürfen (Batterien, etc.), sowie das Einwickeln der Abfälle in schadstoffhaltige Reklameblätter angegeben.

In [6]kommt man hinsichtlich möglicher Gefährdungen allein durch die Anwesenheit des Biomülls in der Wohnung zu folgender Feststellung:

"In conclusion, we found that increased microbial contaminant concentrations in the home environment were associated with indoor storage of separated organic waste, which might increase the risk of respiratory diseases related to such contaminants."

Deutsch: "Abschließend stellen wir fest, dass erhöhte mikrobliologische Konzentrationen im Haushalt im Zusammenhang mit der getrennten Lagerung organischen Abfalls (Biomüll), das Risiko von Erkrankungen des Atemsystems erhöhen können, deren Ursache auf die kontaminierenden Stoffe zurückzuführen ist."

Eine Abhandlung zum Thema Kompost und dem Umgang mit Biomüll findet sich unter http://www.eva-abfallentsorgung.de/downloads/Fibel-Eigenkompostierung.pdf

Dort wird darauf hingewiesen: "Essensreste werden von einigen Fachleuten kritisch beurteilt. Der Zuzug von Lästlingen wie Ratten und Mäusen wird befürchtet, vor allem wird aber befürchtet, dass die Temperaturen im Komposthaufen für eine Hygienisierung nicht ausreichen. Gekochte Essensreste, insbesondere Fleisch, werden besonders gerne von solchen Pilzen besiedelt, deren Sporen bei immungeschwächten Menschen toxisch wirken können."

Gleichzeitig wird in dieser Quelle gefordert Fleischreste nicht in den Restmüll zu geben. In anderen Kommunen wird das exakte Gegenteil verlangt.

Siehe auch

Quellen

  1. Der Bioabfallsack - zusätzlicher Service für Nutzer von Biotonnen
  2. AWISTA Stadtwerke Düsseldorf: [http://www.awista-duesseldorf.de/de/standard/50/Biotonne.htm AWISTA Stadtwerke Düsseldorf 2007
  3. Fricke, Goedecke, Einzmann: Die Getrenntsammlung und Verwertung von Bioabfällen – Bestandsaufnahme 2003 (PDF, 319 KB); In: „Die Zukunft der Getrenntsammlung von Bioabfällen“, Schriftenreihe des ANS 44, Orbitverlag, Weimar, S. 11 - 64; Abschnitt 3.1.1
  4. Fricke, Goedecke, Einzmann: Die Getrenntsammlung und Verwertung von Bioabfällen – Bestandsaufnahme 2003 (PDF, 319 KB); In: „Die Zukunft der Getrenntsammlung von Bioabfällen“, Schriftenreihe des ANS 44, Orbitverlag, Weimar, S. 11 - 64; Abschnitt 3.1.2
  5. Fricke, Goedecke, Einzmann: Die Getrenntsammlung und Verwertung von Bioabfällen – Bestandsaufnahme 2003 (PDF, 319 KB); In: „Die Zukunft der Getrenntsammlung von Bioabfällen“, Schriftenreihe des ANS 44, Orbitverlag, Weimar, S. 11 - 64; Abschnitt 3.1.1 - Abbildung 1
  6. Jeroen Douwes, Gert Doekes, Peter S. Thorne, Bert Brunekreef and Dick J. J. Heederik1: [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=10653727#id2651111 Increased Levels of Markers of Microbial Exposure in Homes with Indoor Storage of Organic Household Waste Inge M. Wouters, Jeroen Douwes, Gert Doekes, Peter S. Thorne, Bert Brunekreef and Dick J. J. Heederik1