Étienne-François de Choiseul

französischer Staatsmann
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Étienne-François, duc de Choiseul (28. Juni 1719; † 8. Mai 1785) war ein französischer Staatsmannn.

Choiseul war der älteste Sohn von François Joseph de Choiseul, Marquis de Stainville und trug in seinen frühren Jahren den Titel Comte de Stainville. Er trat in die Armee ein, diente während des Österreichischen Erbfolgekriegs 1741 in Böhmen und Italien, wo er sich bei der Schlacht von Coni 1744 auszeichnete. Von 1745 bis 1748 war er mit der Armee auf dem Gebiet der Niederlande und nahm an den Schlacht bei Mons, Charleroi und Maastricht teil. Er erlangte den Rang eines Generalleutnants und heiratete 1750 Louise Horine, Tochter des Bankiers Louis François Crozat, Marquis de Chatel († 1750), die ein großes Vermögen in die Ehe einbrachte.

Choiseul gewann die Gunst von Madame Pompadour, indem er ihr einige Briefe beschaffte, die Ludwig XV. an seine Cousine Madame de Choiseul geschrieben hatte. Nach einer kurzen Zeit als Landvogt von Vosges wurde er 1753 zum Botschafter in Rom ernannt, wo er mit den Verhandlungen betraut wurde, die die Unruhen im Zusammenhang mit der Bulle Unigenitus betrafen. Er erfüllte seine Verpflichtung mit Geschick, und 1757 sorgte seine Patronin für seine Versetzung nach Wien, wo er instruiert wurde, die neue Allianz zwischen Frankreich und Österreich zu zementieren. Sein Erfolg in Wien eröffnete ihm die Möglichkeit für eine weitergehende Karriere: 1758 ersetzte er den Abbé Bernis als Außenminister und steuerte daher während des Siebenjährigen Krieges die französische Außenpolitik.

Zu dieser Zeit wurde er geadelt und zum "duc de Choiseul" gemacht. Obwohl in den Jahren 1761 bis 1766 sein Cousin César, Herzog von Choiseul-Praslin (1712-1785) das Amt des Außenministers bekleidete, hielt Choiseul doch weiterhin die Fäden in der Politik bis 1770 in der Hand und hielt in dieser Zeit die meisten anderen wichtigen Ministerposten inne. Als der Urheber des "Familienbündnisses" versuchte er, durch eine Allianz mit dem Bourbonen-Haus in Spanien die verheerenden Ergebnisse der Allianz mit Österreich wiedergutzumachen; seine Maßnahme kam aber zu spät. Seine energische Politik in anderen Bereichen des Staats waren jedoch nicht vergeblich. Nachdem er inmitten einer Phase der Demoralisierung an die Macht kam, verursacht durch die Niederlagen von Rossbach und Krefeld, reformierte und stärkte er mit Mut und Energie sowohl die Armee als auch die Marine; und auch wenn er zu spät kam, um den Verlust Kanadas und Indiens noch zu verhindern, entwickelte er die französischen Kolonien in den Antillen und San Domingo und brachte Korsika und Lothringen unter die französische Krone. Seine Innenpolitik stellte im allgemeinen die philosophes zufrieden. Er erlaubte die Veröffentlichung der Encyclopédie und führte die Verbannung der Jesuiten herbei.

Choiseuls Sturz wurde verursacht durch seine Maßnahmen gegen die Jesuiten, und durch seine Unterstützung für deren Gegner La Chalotais und der Provinzparlamente. Nach dem Tod Madame Pompadours 1764 wurden seine Feinde, angeführt von Madame Dubarry und dem Kanzler Maupeou, zu stark für ihn, und 1770 wurde er gezwungen, sich zu seinem Landsitz in Chanteloupe zurückziehen. Die Intrigen gegen ihn hatten jedoch seine schon vorher große Popularität noch befördert, und während seines Ruhestands, der bis 1774 andauerte, lebte er im größten Reichtum und wurde von vielen berühmten Persönlichkeiten besucht. Zu seiner großen Entttäuschung setzte ihn Ludwig XVI. nicht wieder in sein früheres Amt an, wenn auch der König ihm 1774 die Rückkehr nach Paris gestattete. Dort starb er 1785 mit einem Berg an Schulden, den seine Witwe gewissenhaft beglich.

Choiseul arbeitete sowohl mit Fähigkeit als auch mit Fleiß, und obwohl es ihm an Hartnäckigkeit fehlte, zeigte er in seiner Amtsführung Voraussicht und Liberalität. Horace Walpole gab in seinen Memoiren eine lebhafte Beschreibung von Choiseuls Charakter. Er bezichtigte ihn, den Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich 1768 angefacht zu haben, um sich an der Zarin Katharina II. zu rächen. Von seiner Außenpolitik sagte er "he would project and determine the ruin of a country, but could not meditate a little mischief or a narrow benefit." An anderer Stelle schrieb er "He dissipated the nation's wealth and his own; but did not repair the latter by plunder of the former,", und in Bezug auf Choiseuls Privatleben behauptete er "gallantry without delicacy was his constant pursuit." Choiseuls Witwe, eine Frau "in whom industrious malice could not find an imperfection," lebte bis zu ihrem Tod am 3. Dezember 1808 im Ruhestand.