Kurt Gerron (eigentl. Gerson) (* 11. Mai 1897 in Berlin; † 15. November 1944 in Auschwitz)
Lebenslauf
Kindheit und Jugend
Die Anfänge: Theater, Stummfilm, Kabarett
Große Erfolge: Der Tonfilm
Gerrons Freund Peter Lorre hatte noch versucht, ihn nach Hollywood zu holen. Doch Gerron lehnte ab, wohl, weil für ihn die deutsche Sprache zum Arbeiten notwendiges Handwerkzeug war. Er hoffte wohl auch auf den Umschwung in Deutschland, wie viele der in die Niederlande emigrierten Juden.
Das Ende: Theresienstadt
Nach der Besetzung der Niederlande spielte Gerron noch eine Weile an der "Schouwburg", die nun "Joodsche Schouwburg" hieß, bis das gesamte Ensemble nach Theresienstadt deportiert wurde. Hier erkannte ein SS-Mann Gerron, der in einem Nazi-Propagandastreifen durch Ausschnitte aus seinen Filmrollen als Prototyp des "minderwertigen Juden" vorgeführt worden war, und schlug den ihm arglos entgegentretenden brutal zusammen. Gerron erholte sich wieder und spielte zunächst für das Ghetto-Kabarett von Theresienstadt, welches wie andere Einrichtungen geschaffen wurde, um für die erwarteten Besucher vom Roten Kreuz ein "Musterlager" zu schaffen und die Weltöffentlichkeit über die wahre Situation der Juden hinwegzutäuschen. Als dieses perfide Spiel geklappt hatte, wurde Gerron gezwungen, an der Inszenierung des Filmes mitzuwirken, der schließlich während des Krieges nicht mehr zur Ausstrahlung kommen sollte und später unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt" berüchtigt werden sollte. Einige Überlebende kreideten Gerron seine Mitwirkung an diesem Machwerk an, andere, vor allem solche, die er durch Besetzung für den Film vor der Deportation nach Auschwitz zu retten suchte, zeigten Verständnis für seine Kollaboration. Gerron selbst schien geglaubt zu haben, dass ihn die Mitwirkung an dem Film vor der Vernichtung durch die Nazis bewahren könnte. Er wurde jedoch noch vor Abschluss der Dreharbeiten nach Auschwitz deportiert, wo er bereits am Tage seines Eintreffens ermordet wurde.
Filmographie
Als Mitwirkender
Stummfilme
- Spuk auf Schloß Kitay
Regie: Paul Legband
1920
- Die Präriediva
Regie: Carl Boese
1920/21
- Die Apotheke des Teufels
Regie; Bruno Eichgrün
1921
- Der Held des Tages
Regie: Rudi Bach
1921/22
- Wege des Lasters
Regie: Franz Hofer
1921/22
- Frau Sünde
Regie: Fred Sauer
1922
- Fräulein Puppe, meine Frau
Regie: Unbekannt
1924
- Die Schmiede
Regie: Martin Berger
1925
- O alte Burschenherrlichkeit
Regie: Helene Lackner, Eugen Rex
1925
- Varieté
Regie: Ewald Andre Dupont
1925
- Halbseide
Regie: Richard Oswald
1925
- Vorderhaus und Hinterhaus
Regie: Richard Oswald
1925/26
- Der goldene Schmetterling
Regie: Michael Kertesz
1926
- Die Tragödie eines Verlorenen
Regie: Hans Steinhoff
1926
- Wien - Berlin
Regie: Hans Steinhoff
1926
- Die drei Mannequins
Regie: Jaap Speyer
1926
- Die Kleine und ihr Kavalier
Regie: Richard Löwenbein
1926
- Annemarie und ihr Ulan
Regie: Erich Eriksen
1926
- Im weißen Rößl
Regie: Richard Oswald
1926
- Der Soldat der Marie
Regie: Erich Schönfelder
1926
- Der Mädchenhandel
Regie: Jaap Speyer
1926
- Eine tolle Nacht
Regie: Richard Oswald
1926/27
- Die schönsten Beine von Berlin
Regie: Willi Wolff
1927
- Einruch
Regie: Franz Osten
1927
- Die Dame mit dem Tigerfell
Regie: Willi Wolff
1927
- Üb' immer Treu und Redlichkeit
Regie: Reinhold Schünzel
1927
- Sein größter Bluff
Regie: Harry Piel
1927
- Glanz und Elend der Kurtisanen
Regie: Manfred Noa
1927
- Pique Dame
Regie: Alexander Rasumny
1927
- Feme
Regie: Richard Oswald
1927
- Gefährdete Mädchen
Regie: Heinz Schall
1927
- Die weiße Spinne
Regie: Carl Boese
1927
- Ein Tag der Rosen im August... da hat die Garde fortgemußt
Regie: Max Mack
1927
- Ein schwerer Fall
Regie: Felix Basch
1927
- Gehetzte Frauen
Regie: Richard Oswald
1927
- Die Pflicht zu Schweigen
Regie: Carl Wilhelm
1927
- Das Frauenhaus von Rio
Regie: Hans Steinhoff
1927
- Ramper. Der Tiermensch
Regie: Max Reichmann
1927
- Das tanzende Wien
Regie: Friedrich Zelnik
1927
- Der große Unbekannte
Regie: Manfred Noa
1927
- Wer wirft den ersten Stein
Regie: Erich Eriksen
1927
- Dr. Bessels Verwandlung
Regie: Richard Oswald
1927
- Benno Stehkragen
Regie: Trude Santen
1927
- Manege
Regie: Max Reichmann
1927/28
- Liebe und Diebe
Regie: Carl Froelich
1927/28
- Heut' tanzt Mariett
Regie: Friedrich Zelnik
1928
- Vom Täter fehlt jede Spur
Regie: Constantin J. David
1928
- Casanovas Erbe
Regie: Manfed Noa
1928
- Die Yacht der Sieben Sünden
Regie: Jakob Fleck, Luise Fleck
1928
- Unmoral
Regie: Willi Wolff
1928/29
- Die Regimentstochter
Regie: Hans Behrendt
1928/29
- Wir halten fest und treu zusammen
Regie: Herbert Nossen
1928/29
- Nachtgestalten
Regie: Hans Steinhoff
1929
- Aufruhr im Junggesellenheim
Regie: Manfred Noa
1929
- Die Flucht vor der Liebe
Regie: Hans Behrendt
1929
- Adieu Mascotte
Regie: Wilhelm Thiele
1929
- Die weiße Hölle von Piz Palü
Regie: Arnold Fanck, Georg Wilhelm Pabst
1929
- Tagebuch einer Verlorenen
Regie: Georg Wilhelm Pabst
1929
- Menschen am Sonntag
Regie: Robert Siodmark, Edgar G. Ulmer
1929
- Liebe im Ring
Regie: Reinhold Schünzel
1929 (dieser Film wurde nachträglich synchonrisiert)
Tonfilme
- Der Blaue Engel
Regie: Josef von Sternberg
1930
- Die vom Rummelplatz
Regie: Carl Lamac
1930
- Die Drei von der Tankstelle
Regie: Wilhelm Thiele
1930
- Dolly macht Karriere
Regie: Anatole Litvak
1930
- Einbrecher
Regie: Hanns Schwarz
1930
- Die Marquise von Pompadour
Regie: Willi Wolff
1930
- Ihre Majestät die Liebe
Regie: Joe May
1930
- Der Weg nach Rio
Regie: Manfred Noa
1931
- Salto Mortale
Regie: Ewald Andre Dupont
1931
- Bomben auf Monte Carlo
Regie: Hanns Schwarz
1931
- Eine Nacht im Grandhotel
Regie: Max Neufeld
1931
- Vater geht auf Reisen
Regie: Carl Boese
1931/32
- Man braucht kein Geld
Regie: Carl Boese
1931/32
- Zwei in einem Auto
Regie: Ewald Andre Dupont
Als Regisseur
- Der Liebe Lust und Leid
Uraufführung: Oktober 1926
- Der Stumme von Portici
- Meine Frau, die Hochstaplerin
Uraufführung: 18. September 1931
- Es wird schon wieder besser
Uraufführung: 6. Februar 1932<br
- Ein toller Einfall
- Der weiße Dämon
Uraufführung: 19. November 1932
- Heut' kommt's drauf an
- Kind, ich freu' mich auf dein kommen
Beendet durch Erich von Neusser; Uraufführung: 26. Juni 1933
- Une femme au volant (Frankreich)
- Incognito (Frankreich)
- Bretter, die die Welt bedeuten (Österreich)
Uraufführung: 1. Februar 1935
- Het mysterie van de Mondscheinsonate (Niederlande)
Uraufführung: 7. November 1935
- Merijntje Gijzen's jeugd (Niederlande)
Uraufführung: 17. September 1936
- Eeen dag bij de A.V.R.O. (Niederlande)
Dokumentarfilm, 1936
- Drie wenschen (Niederlande)
Uraufführung: 9. Dezember 1937
- Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet
Beteiligung bis zum Abtransport nach Auschwitz. Dort ermordet am 15. November 1944.