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Sparneck

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Sparneck ist ein Markt im oberfränkischen Landkreis Hof und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Sparneck.

Geographie

Sparneck liegt am nördlichen Rand des Naturparks Fichtelgebirge.

Ortsteile

Der Markt Sparneck gliedert sich in zwölf Ortsteile.

  • Brandenstumpf
  • Einöden
  • Germersreuth
  • Grohenbühl
  • Immerseiben
  • Immershof
  • Reinersreuth
  • Rohrmühle
  • Saalmühle
  • Sparneck
  • Stockenroth
  • Ziegelhütte

Geschichte

Die Zeit der Herren von Sparneck

Mehr oder weniger glaubwürdige Quellen berichten über die Geschichte der Herren von Sparneck. Eindeutige Hinweise geben die Urkunden aus der Zeit um 1150. Den Sagen, an denen es in der Gegend um den Waldstein nicht mangelt, ist weniger Glaubwürdigkeit zu schenken, auch wenn sie meistens einen historischen Hintergrund haben. Die Herren von Sparneck tauchten erstmals 1170 auf, als ein Getto von Waldstein urkundlich erwähnt wurde, der die erste Burg auf dem Waldstein bauen ließ. Seine Söhne Rüdiger und Arnold begründeten weitere Zweige der Dynastie, indem sie 1202 weitere Burgen in Sparnberg und Hirschberg bauten. Der Ort Sparneck selbst erscheint erstmals in einer Urkunde vom 10. November 1223, als Rüdiger von Sparneck (Rudegerus de Sparrenhecke), sein Bruder Arnold von Sparnberg und Rüdigers Söhne als Zeugen bei einem Gerichtstag in Eger auftraten. Diese Urkunde lässt darauf schließen, dass in Sparneck eine Burg erbaut wurde und sich der Besitzer nach ihr benannte. Die Burg selbst wurde allerdings erst 1298 urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung Sparrenhecke leitet sich von den roten und silbernen Sparren ab, die noch heute das Wappen von Sparneck zieren. Der Zusatz hecke oder eck weist hingegen darauf hin, dass sich die Burg auf einem Bergsporn befand. Die Herren von Sparneck zählten zu den bedeutendsten Rittergeschlechtern Oberfrankens, da sie in den nächsten 300 Jahren die Geschichte der Region nördlich des Großen Waldsteins schrieben. Ihr Besitz reichte bis ins Egerland und sie besaßen die hohe Gerichtsbarkeit (Halsgericht), die ihnen erlaubte, auch die Todesstrafe zu verhängen. Die Dynastie der Sparnecker reichte bis in die Oberpfalz und ihre Angehörigen bekleideten sowohl hohe weltliche als auch hohe geistliche Ämter, bis hin zu Domherren in Bamberg. Als der böhmische König im Jahr 1355 zum deutschen Kaiser Karl IV. gekrönt wurde, rückte das europäische Machtzentrum in ihre unmittelbare Nähe. Die Sparnecker verstanden es zu dieser Zeit, ihren Besitz unter böhmische Lehenshoheit zu stellen. Dieser Umstand könnte dazu geführt haben, dass das Sparnecker Schloss beim Hussiteneinfall 1430 verschont blieb, während viele andere Burgen zerstört wurden. Auch den bayerischen Krieg (1459–1463) überstand es unversehrt. Die Stadt Münchberg, die eine gute Verkehrslage hatte, wurde 1364 von den Herren von Sparneck mit dem Nürnberger Stadtrecht versehen. Nachdem die Sparnecker Ritter während des 14. Jahrhunderts mit den mächtigen Burggrafen von Nürnberg zu kämpfen hatten, die ihr Gebiet vergrößern wollten und die Sparnecker in die Zange nahmen, verkauften diese im Jahr 1373 einen großen Teil ihres Besitzes (Münchberg und 19 weitere Dörfer). Das Ende der Sparnecker kam mit dem Ende des Mittelalters. Viele Adelige verarmten zu dieser Zeit und versuchten durch Unrecht ihr Vermögen zu sichern. Thomas von Absberg ist dafür ein gutes Beispiel. Er überfiel hohe Beamte und Kaufleute und hackte ihnen auch schon mal eine Hand ab, um seinen Lösegeldforderungen Nachdruck zu verleihen. Als die Sparnecker Ritter ihm erlaubten, seine Gefangenen im Verlies auf dem Waldstein zu verstecken, trugen sie damit zu ihrem eigenen Ende bei. Als sich der Schwäbische Bund, ein Zusammenschluss von fränkischen und schwäbischen Reichsstädten, mit 10.000 Fußknechten, 1000 Reitern, 40 Geschützen, 100 schweren Büchsen und 900 Zentnern Schießpulver in Bewegung setzte, um 23 Raubschlösser zu zerstören, schlug dieser am 8. Juli 1523 sein Lager in Sparneck auf. Am 10. Juli 1523 wurden die Schlösser Sparneck und Gattendorf zerstört. Am 11. Juli 1523 wurde der Waldstein und die Uprode gesprengt und am 12. Juli 1523 das Wasserschloss in Weißdorf. Die Bewohner waren vorher geflohen. Die Sparnecker haben sich nie mehr von diesem schweren Schlag erholt. Trotzdem dauerte es 40 weitere Jahre, bis die Sparnecker endgültig enteignet wurden. Der letzte Sparnecker starb 1744 im Schloss Bernstein bei Wunsiedel. Das war das Ende derer von Sparneck, eines der bedeutendsten Rittergeschlechter Oberfrankens.

Die Burg in Sparneck

Der Stammsitz der Herren von Sparneck war das Sparnecker Schloss. Diese Anlage, die mehr wohnlichen als wehrhaften Zwecken diente, wurde als Schloss bezeichnet, obwohl diese Definition nicht stimmt. Weitere Burgen derer von Sparneck waren in Weißdorf, auf dem Waldstein, in Uprode, in Stockenroth, in Hallerstein, in Gattendorf und in Stein. Nachdem das Schloss am 10. Juli 1523 vom Schwäbischen Bund zerstört worden war, wurde es nicht mehr aufgebaut und die Trümmer lagen 200 Jahre auf dem Schlossplatz. Sie wurden später von den Bewohnern der angrenzenden Gebäude als Baumaterial verwendet. Im Jahre 1724 entdeckte der ehemalige Amtmann Johann Georg Hartung, dass die Keller des Schlosses noch weitestgehend in Ordnung waren und baute ein Amtshaus auf ihnen. Dieses ist noch heute erhalten und soll in nächster Zeit zu einem Haus der Geschichte umgewidmet werden.

Kirche und Kloster

Die Karmeliten unterhielten ein Kloster in Sparneck.

Sparneck - von den Hohenzollern bis zum Land Bayern

Die Burggrafen von Nürnberg teilten ihren wachsenden Herrschaftsbereich in das Oberland und das Niederland ein. 1415 wurden sie zusätzlich mit der Verwaltung der Mark Brandenburg betraut. Da damit die Kurfürstenwürde verbunden war, nannten sie sich dann Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach mit Sitz auf der Plassenburg. Nach der Zerstörung der sechs Sparnecker Schlößer war 1563 der weg für die endgültige Übernahme des Sparnecker Gebietes frei. Im Stockenrother Schloss wurde ein Amt eingerichtet, das mit der Verwaltung betraut wurde. Ca. 1680 wurden die Ämter Münchberg, Stockenroth und Hallerstein zu einem Oberamt mit Sitz in Stockenroth zusammengefasst. 1731 verlegte der Amtmann Johann Georg Hartung seinen Wohnsitz nach Sparneck zurück in das Amtshaus, das er auf den Ruinen des ehemaligen Schloßes erbauen ließ. Sein Sohn Johann Siegmund Friedrich Feez erbaute 1763 ein neues Amtshaus und ließ dafür ein altes Gebäude abreißen. In diesem Gebäude ist heute die Bäckerei Günther untergebracht. Das Stockenrother Schloss wurde 1762 abgerissen und das Oberamt Münchberg-Stockenroth-Hallerstein wurde 1779 aufgelöst und Hof zugeschlagen. Als Markgraf Karl Alexander auf die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth verzichtete kamen sie unter preußische Herrschaft (1792-1806). Daraufhin führte Freiherr von Hardenberg im Jahre 1797 eine Verwaltungsreform durch und untergliederte das Fürstentum Bayreuth in sechs Kreise. Münchberg wurde Sitz eines Kammeramtes als Untergliederung im Kreis Hof. Weiterhin wurden innerhalb dieses Kammeramtes 14 Steuerdistrikte eingeführt, wobei Zell erstmals von Sparneck abgetrennt wurde. Eine turbulente Phase begann mit den Feldzügen Napoléon Bonapartes, die am 8. Oktober 1806 Sparneck erreichten. Nach der preußischen Niederlage wurde in Bayreuth ein französischer Militärgouverneur eingesetzt. Es folgte der Krieg Österreichs gegen Frankreich mit einer kurzen Besatzung im Jahr 1809. Am 30. Juni 1810 schließlich übergab Frankreich die ehemals preußischen Provinzen Ansbach und Bayreuth an das Königreich Bayern, das Napoleon unterstützt hatte. Damit war die heutige politische Struktur geschaffen. 1817 erfolgte eine Neugliederung Bayerns in acht sog. Kreise ( die späteren Regierungsbezirke). Der Obermainkreis mit Sitz in Bayreuth nannte sich ab 1837 Oberfranken. Anfänge zur Selbstverwaltung der Bezirke gab es seit 1829. Deren Struktur wurde zuletzt bei der Gebietsreform im Jahre 1972 geändert. Dabei verschwand der ehemalige Landkreis Münchberg und wurde dem Kreis Hof zugeschlagen. Die Feingliederung in Kommunen mit Selbstverwaltungsrechten folgte dem Gemeindeedikt von 1818. Sparneck und Zell wurden zu getrennten Landgemeinden. Diese Einteilung wurde zuletzt anläßlich der Gemeindegebietsreform von 1978 verändert. Seither bilden Sparneck und Weißdorf eine Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Sparneck.

Öffentliche Einrichtungen

Evangelischer Kindergarten - Nelkenstraße 1,
Schulhaus Sparneck - Weißdorfer Straße 21,
Postfiliale - Münchberger Straße 8,
Freizeitanlage Sparneck,
Kinderspielplatz Stockenroth

Wirtschaft und Infrastruktur

Geschichte des Handwerks und der Industrie in Sparneck

Eine frühe Wirtschaftstätigkeit findet man im Bergbau, der bereits im 15. Jahrhundert in der Gegend um Sparneck betrieben wurde. Am Tiefenbach und an der Hohenreuth wurden Kupfer, Eisen, Silber und etwas Gold gefunden. Die Blüte des Bergbaus lag jedoch in der Markgrafenzeit. Später erwies sich die weitere Förderung als unwirtschaftlich. Neben der Landwirtschaft war es vor allem das Handwerk, das den Lebensunterhalt immer größerer Teile der Bevölkerung sicherte. In dieser Gegend weit verbreitet waren die Leinen- und Barchentweber, die ihre Produkte meist in mühevoller Heimarbeit herstellten. Um 1800 wurde im ehemaligen Hartung'schen Amtshaus eine Färberei eingerichtet. Eine Phase der Industrialisierung setzte am Ende des 19. Jahrhunderts ein, insbesondere mit den Reinersreuther Granitwerken sowie zweier Webereien und einer Strohhülsenfabrik in Sparneck. Ein privates Elektrizitätswerk in Sparneck am Anfang des 20. Jahrhunderts sorgte für Strom in 32 umliegenden Ortschaften. Der Bau einer Lokalbahn von Münchberg nach Zell über Weißdorf, Sparneck und Reinersreuth förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Region beträchtlich. Die Bahnlinie wurde 1971 wieder eingestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg war es vor allem wieder die Textilindustrie, die in Sparneck für den industriellen Aufschwung sorgte. Eine Färberei und Appreturanstalt, die aus dem thüringischen Weida stammte, beschäftigte Teilweise über 400 Personen. Je eine Reißwollfabrik, Stickerei, Wirkerei und Heimtextilienmanufaktur kamen dazu.

Ansässige Unternehmen

  • foliotec GmbH



Literatur zur Geschichte der Herren von Sparneck (Auswahl)

  • Braun, P.: Die Herren von Sparneck - Stammbaum, Verbreitung, Kurzinventar. In: AO. Bayreuth 2002.
  • Dobeneck, A.v.: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck (Teil 1). In: AO. Bayreuth 1905.
  • Dobeneck, A.v.: Geschichte des ausgestorbenen Geschlechtes der von Sparneck (Teil 2). In: AO. Bayreuth 1906.
  • Jäger, E.: Wunsiedel 1557-1632, Band II/1. Wunsiedel 1994.
  • Kubu, F.: Die staufische Ministerialität im Egerland. Pressath 1995.
  • Röttger, B.: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz. München 1954.
  • Schmalz, R.: Der Fränkische Krieg 1523 und die Schuld der Sparnecker. In: AO. Bayreuth 2005.
  • Singer: Landbuch der Sechsämter von 1499. Marktredwitz 1987.
  • Stark, H.: Die Familie Notthafft – auf Spurensuche im Egerland, in Bayern und Schwaben. Weißenstadt 2006.
  • Winkler, R.: Bayreuth – Stadt und Altlandkreis. Kallmünz 1999.

AO = Archivband für die Geschichte von Oberfranken