Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2007 um 23:33 Uhr durch EvaK(Diskussion | Beiträge)(rev URV-Bild+). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Gera ist eine kreisfreie Stadt im Osten von Thüringen. Sie ist, nach der Landeshauptstadt Erfurt, die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes und geringfügig größer als die 35 Kilometer westlich gelegene Nachbarstadt Jena. Gera liegt an der Weißen Elster im ostthüringischen Hügelland in etwa 200 Metern Höhe. Leipzig liegt etwa 60 Kilometer in nördlicher Richtung, Erfurt 80 Kilometer westlich und Chemnitz ungefähr 70 Kilometer östlich.
Gera hat historische Bedeutung als Landeshauptstadt des Fürstentums Reuß jüngerer Linie (1848 bis 1918) sowie des Volksstaat Reuß (1918 bis 1920). Mit Einsetzen der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt ein großes Wachstum und löste Mühlhausen als „zweite Stadt Thüringens“ ab. Die Stadt wurde während des 19. Jahrhunderts auch zum Verkehrsknotenpunkt, da am Hauptbahnhof zahlreiche Bahnstrecken zusammentreffen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Gera teilweise durch Bombardements zerstört. 1952 wurde die Stadt Sitz des neu geschaffenen Bezirks Gera. Seit 1990 gehört sie wieder zu Thüringen und ist hier eines von drei Oberzentren. Gera hat bis in die heutige Zeit mit dem Wegfall der Industrie nach der Wiedervereinigung zu kämpfen und verfügt über eine der höchsten Arbeitslosenquoten Thüringens. Die Stadt ist Sitz der Berufsakademie Gera und Veranstaltungsort der Bundesgartenschau 2007.
Gera liegt im Osten des Freistaates Thüringen, nahe den Grenzen zu Sachsen-Anhalt und Sachsen im Tal des Flusses Weiße Elster und ist vom Landkreis Greiz umschlossen. An der südlichen Stadtgrenze (bei Wünschendorf) tritt diese aus ihrem engen Tal am östlichen Rand des Thüringer Schiefergebirges heraus und fließt in eine breite Tallandschaft, in der sich die Stadt Gera ausbreitet. Während der Westrand des Tales relativ steil abfällt, steigt der Ostrand allmählich an. Zudem werden die Randgebiete der Stadt im Westen sowie im Südosten des Stadtgebietes durch die Täler zahlreicher kleinerer Nebengewässer der Weißen Elster wie dem Gessenbach eingeschnitten.
Gera liegt auf einer Höhe zwischen 180 m ü. NN (Bett der Weißen Elster) und 354 m (bei Gera-Falka im äußersten Südosten). Als Höhe Geras wird meist 205 m über NN angegeben, die Höhe des Marktplatzes.
Gera hat mit dem Geraer Stadtwald im Westen des Stadtgebietes die größte zusammenhängende Waldfläche aller Thüringer Städte. Ein weiteres großes Waldgebiet – ein Ausläufer des Zeitzer Forstes – befindet sich im äußersten Nordwesten der Stadt.
Geologie
Die hauptsächlich vertretenen Gesteinsarten sind Kalkstein und Rotliegendes. Im Norden des Stadtgebietes gibt es geringe Vorkommen von Braunkohle, die im 19. Jahrhundert abgebaut wurden.
Das Stadtgebiet gliedert sich in 40 Stadtteile, die zu 12 Gemeindeteilen zusammengefasst sind. Einige der Stadtteile sind zugleich Ortschaften oder bilden mit anderen Stadtteilen eine Ortschaft. In Gera gibt es 14 Ortschaften mit einem eigenen Ortschaftsrat und einem Ortsbürgermeister.
Der Name Gera bezeichnete ursprünglich diesen Abschnitt des Elstertals und entstand vermutlich schon vor der Völkerwanderungszeit und wurde von den seit dem 8. Jahrhundert ansässigen Slawen übernommen. Im Jahre 995 wurde der Name Gera in einer Grenzbeschreibung erstmals erwähnt. 999 kam die provincia Gera in den Besitz des Stiftes Quedlinburg, dessen Äbtissin 1209 die Vögte von Weida als Verwalter des Gebietes einsetzte. Aus diesen entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte durch zahlreiche Erbteilungen das Fürstenhaus Reuß.
Nachdem im Zentrum des Gebietes Gera im 12. Jahrhundert eine Siedlung gleichen Namens entstanden war, erlangte diese im frühen 13. Jahrhundert (vor 1237) das Stadtrecht. Anfangs entwickelte sich die Stadt nur langsam. 1450 wurde sie im Sächsischen Bruderkrieg fast völlig zerstört.
Seit 1564 war Gera Residenzstadt der Linie der jüngeren Reuß. Diese Zeit bedeutete eine Blüte für Gera, in dem die Textilindustrie seit dem 15. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen hatte. Unter dem Landesherrn Heinrich Posthumus Reuß nahm die Bedeutung der Stadt weiter zu. 1686 und 1780 wurde die Stadt durch Brände weitestgehend zerstört.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Gera zu einem Industriezentrum. Im Jahr 1882 gründete Oscar Tietz mit dem Geld seines reichen Onkels Hermann den Laden, aus dem sich im Laufe der Jahre eine der erfolgreichsten Kaufhausketten entwickeln sollte - Hertie. Zehn Jahre später, 1892, nahm die Geraer Straßenbahn ihren Betrieb auf.
Nach der Abdankung des letzten Fürsten in der Novemberrevolution kam Gera 1920 zum Land Thüringen und bildete dessen größte Stadt.
Während des Zweiten Weltkriegs zerstörte am 6. April 1945 ein schwerer Luftangriff große Teile der Stadt. Nach Kriegsende wurde es wie das übrige Thüringen zunächst US-amerikanisch, dann aber sowjetisch besetzt und war daher ab 1949 Bestandteil der DDR. 1952 wurde es Bezirksstadt.
In der DDR-Zeit wurde es durch den Uranerzbergbau in Ronneburg zur Großstadt und erreichte 1989 fast 140.000 Einwohner. Nach der Wende sank die Einwohnerzahl rapide und beträgt jetzt nur noch knapp über 100.000.
Die Bevölkerung der Stadt Gera gehörte anfangs zum Bistum Naumburg. Das Stift Quedlinburg erließ wohl schon vor 1200 eine Kirchenordnung für die Stadt. Gera war Sitz eines Dekanats innerhalb des Archidiakonats Zeitz. 1533 wurde die Reformation eingeführt. Danach war die Stadt über viele Jahrhunderte eine fast ausschließlich protestantische Stadt. Vorherrschend war das lutherische Bekenntnis. Die Kirche teilte die Geschicke der Landesherren von Reuß. Die kleine „Evangelisch-Lutherische Kirche des Fürstentums Reuß jüngere Linie“, deren Sitz sich in Gera befand, schloss sich 1920 mit sechs anderen Landeskirchen Thüringens zur „Thüringer Evangelischen Kirche“ zusammen, aus der sich später die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen entwickelte. Innerhalb dieser Landeskirche ist Gera Sitz einer Superintendentur, der zum Aufsichtsbezirk Ost gehört, dessen Kreiskirchenamt sich ebenfalls in Gera befindet. Die heute bestehenden 13 evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden beziehungsweise Pfarrämter gehören somit alle zur Superintendentur Gera.
Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Katholiken in die Stadt. 1894 gründeten sie wieder eine eigene Kirchengemeinde und erbauten die Kirche St. Elisabeth, zu der auch die Katholiken benachbarter Städte und Gemeinden gehörten. Bereits 1903 wurde in der Nicolaistraße 4 in Gera die dortige Fabrikhalle zur Kirche umgebaut und geweiht. Die Kirche erhielt als Schutzpatronin die Heilige Elisabeth von Thüringen.
100 Jahre nach der Einweihung der „St. Elisabeth“-Kirche war die Bausubstanz der einstigen Fabrikhalle nicht mehr sanierfähig. So entschloss die Gemeinde, ein nahe liegendes Grundstück mit einem sanierungsfähigen Gründerzeit-Gemeindehaus und dem Bauplatz für einen Kirchenneubau zu erwerben. Das Gemeindehaus wurde nach komplexen Umbauten im November 2000 eingeweiht. Heute gehören zur Pfarrei St. Elisabeth neben der Hauptkirche auch die Kapellen St. Jakobus in Gera-Langenberg und Maria Geburt in Ronneburg. Ferner gibt es in Gera noch die Pfarrei Hl. Maximilian Kolbe. Die Stadt ist heute Sitz eines Dekanats innerhalb des Bistums Dresden-Meißen.
Die Einwohnerzahl der Stadt Gera überschritt um 1959 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Ende der 1980er Jahre erreichte sie mit etwa 135.000 ihren höchsten Wert. In dieser Zeit wurden die Neubaugebiete Bieblach-Ost und Lusan errichtet. Seit Anfang der 1990er Jahre fällt sie rapide ab. Ohne die 1994 vorgenommenen Eingemeindungen hätte Gera seinen Großstadtstatus bereits heute verloren.
Politik
Historische Entwicklung
Rathaus
An der Spitze der Stadt Gera stand im 13. Jahrhundert ein cultetus des Stifts Quedlinburg, zu dem die Stadt seinerzeit gehörte. 1306 wurde das Schulzenamt den Vögten und Herren von Gera übertragen. Seit 1360 ist ein Rat nachweisbar. Im 15. Jahrhundert gab es mehrere Räte, zu denen jeweils ein Bürgermeister gehörte. Der regierende Rat besorgte die laufende Verwaltung, der sitzende Rat war für die Gerichtsbarkeit zuständig, und der ruhende beziehungsweise alte Rat wurde zu wichtigen Angelegenheiten hinzugezogen. Ab 1618 gab es noch zwei Kollegien, später wieder drei, und gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es zwei Bürgermeister, von denen der juristische Bürgermeister vom Landesherrn eingesetzt wurde. 1832 erhielt Gera eine neue Stadtverfassung. An der Spitze stand danach ein Oberbürgermeister, der ab 1933 von der NSDAP eingesetzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Besatzungszone den Rat der Stadt mit einem Oberbürgermeister. Freie Wahlen gab es während der DDR-Zeit nicht.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums ist der „Stadtratsvorsitzende“. Das Gremium wählte anfangs auch den Oberbürgermeister.
Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Erster direkt gewählter Oberbürgermeister wurde der parteilose Ralf Rauch. Bürgermeister (Stellvertreter des Oberbürgermeisters) ist Norbert Hein (CDU). Einige Stadtteile haben außerdem einen Ortsbürgermeister, der auch Vorsitzender des Ortschaftsrats ist.
Der heutige Oberbürgermeister der Stadt ist Norbert Vornehm, der zwar SPD-Mitglied ist, aber bei seiner Wahl 2006 als unabhängiger Kandidat antrat.
Direkt gewähltes Mitglied des Bundestages aus dem Wahlkreis Gera/Jena/Saale-Holzland-Kreis ist Volker Blumentritt (SPD). Bernward Müller (CDU), Bodo Ramelow (Linkspartei) und Uwe Barth (FDP) konnten über die Landeslisten ihrer Parteien ebenfalls in den Bundestag einziehen.
Landtagswahl 2004
Bei der Thüringer Landtagswahl am 13. Juni2004 war Gera in zwei Wahlkreise eingeteilt. In beiden siegten die Direktkandidaten der PDS. In Gera II konnte sich dabei Dieter Hausold mit 41,0 % sogar gegen die amtierende Finanzministerin Birgit Diezel (35,8 %) durchsetzen. In Gera I gewann Margit Jung (38,5 %) gegen Bernd Koob (36,6 %), der damit der einzige CDU-Kandidat war, der nicht über einen Listenplatz in den Landtag einziehen konnte.
Wappen
Das Wappen der Stadt Gera zeigt in einem schräg gestellten, dreikantigen Schild in Schwarz einen aufrecht stehenden, nach rechts gewandten, goldenen, doppelschwänzigen, ungekrönten Löwen. Auf der linken Schildecke ist ein goldener Turnierhelm mit zweiseitigen goldenen und auf der Rückseite schwarzen Blätterverzierungen; über dem Helm links sind vier Pfauenfedern mit doppelten Pfauenaugen und rechts drei einfache Blätter von gleicher Größe. Die Flagge ist schwarz-gold längs gestreift.
Der Plauener Löwe als Wappentier wurde von den einstigen Territorialherren, den Vögten von Weida übernommen. Er ist bereits seit dem 14. Jahrhundert nachweisbar. Das heutige Wappen wurde zuletzt 1995 in der Hauptsatzung der Stadt Gera festgelegt.
Die wichtigsten Wirtschaftszweige vor 1990 haben in Gera heute nur noch eine geringe oder gar keine Bedeutung mehr: Werkzeugmaschinenbau (VEB Wema Union), Textilindustrie (VEB Modedruck), Textilmaschinenbau (VEB Textima), Elektronik und Gerätebau (VEB Elektronik Gera) existieren nicht mehr oder nur in stark verkleinerter Form. Außerdem gab es in Gera Außenstellen von Carl Zeiss Jena sowie eine Brauerei. Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor war auch der Uranerzbergbau der SDAG Wismut im benachbarten Ronneburg.
Bekannte Firmen sind heute Schloßsicherungen Gera GmbH, POG-Präzisionsoptik Gera GmbH, Electronicon Kondensatoren GmbH sowie Othüna (Margarineherstellung), außerdem das Kompressorenwerk Kaeser, SMK-Präzisionsmechanik und eine Niederlassung von Max Bögl. Seit Ende der 1990er entstanden im Zentrum von Gera drei große Einkaufszentren (1998 Gera-Arcaden, 2000 Amthor-Passage, 2003 Elster-Forum). Die Arbeitslosenquote betrug im November 2006 16,5 %, das entspricht 8.836 Arbeitslosen. In der Anzahl der Industriearbeitsplätze belegt Gera unter den Thüringer Städten nur den siebten Platz.[1]
Verkehr
Straße
Durch das nördliche Stadtgebiet führt in West-Ost-Richtung die BundesautobahnA 4Erfurt-Dresden mit den Anschlussstellen Gera-Langenberg und Gera-Leumnitz. Die dazwischen liegende Anschlussstelle Gera (die als Geraer Kreuz bezeichnet wird) wurde am 21. April 2007 durch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) für den Verkehr freigegeben.
Ferner führen die BundesstraßenB 2, B 7 und B 92 durch Gera. Vor der Kommunalwahl 2004 wurde der Bau einer östlichen Umfahrung der Stadt beschlossen, die im Norden der Stadt beim Stadtteil Cretzschwitz von der B2 abzweigt, dann die A4 bei der neuen Anschlussstelle Gera quert und schließlich beim Stadtteil Leumnitz in die Südosttangente mündet. Die Übergabe der Umgehungsstraße erfolgte 2007 zusammen mit dem Geraer Kreuz.
Weitere Straßenneubauten wurden in Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 2007 im Stadtzentrum vorgenommen. Die Länge des Straßennetzes in Gera beträgt 507 km. Derzeit sind ca. 56.000 Kraftfahrzeuge in Gera zugelassen.
In Gera befinden sich sieben Bahnhöfe bzw. Haltepunkte, die jedoch bis auf den Hauptbahnhof sowie den Bahnhof Gera Süd nur von Regionalbahnen angefahren werden.
Gera ist nach Lübeck die größte deutsche Stadt ohne elektrifizierten Bahnanschluss sowie die erste deutsche Großstadt, die vollständig vom Fernbahnnetz (ICE und IC-Verkehr) der Deutschen Bahn AG abgeschnitten wurde. 2002 nahm der InterConnex von Gera über Berlin nach Rostock den Betrieb auf, stellte diesen allerdings zum 10. Dezember 2006 wieder ein. Regionalexpress-Linien führen bis München und Göttingen, außerdem im dichten Taktverkehr (Einstundentakt) zu den nahe gelegenen ICE-Haltepunkten Leipzig, Weimar, Jena und Saalfeld. Die Regionalexpress-Linie aus Göttingen führt nach Osten bis Gößnitz. Dort werden die zwei eingesetzten Triebwagen der Baureihe 612 getrennt und fahren anschließend weiter nach Zwickau oder Chemnitz.
Folgende Eisenbahnlinien des Landes Thüringen verkehren in Gera:
Stand 2006.
Im Osten der Stadt befindet sich der Flugverkehrslandeplatz Gera-Leumnitz für eine maximale Abflugmasse von 5,7 t, der auch zum Sportfliegen genutzt wird. Die Flughäfen Leipzig/Halle, Erfurt und Hof/Plauen sind alle etwa 90 Kilometer entfernt, der nächstgelegene Flughafen ist jedoch Altenburg-Nobitz in etwa 40 Kilometern Entfernung.
Öffentlicher Personennahverkehr
Zentrale Haltestelle des ÖPNV
1892 war Gera die zweite Stadt in Deutschland (nach Halle), in der eine innerstädtische elektrische Straßenbahn fuhr. Verkehrstechnisch war und ist Gera überregional weniger bedeutend.
Den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen drei Straßenbahnlinien (Stadtbahnlinien), sowie 16 Buslinien der Geraer Verkehrsbetrieb GmbH (GVB). Die Linien des GVB fahren ausschließlich Ziele innerhalb des Stadtgebietes an, mit Ausnahme der Linie 18 (Gemeinde Kauern) und der Linie 20 (Gemeinde Kraftsdorf). Die Busse in der Innenstadt und die Stadtbahnlinie 1 fahren im 10-Minuten Takt, die Linie 3 im 5-Minuten Takt. Die gegenwärtige Länge des Straßenbahnnetzes beträgt 20,1 km, die gegenwärtige Länge des Busnetzes 170,7 km. In Gera befinden sich 184 Haltestellen. Die Gesellschaft befördert täglich ca. 60.500 Personen. Im Jahr 2006 hat der GVB 17,8 Mio. Fahrgäste gezählt. Als Besonderheit verkehren die so genannte "Spatzenbahn" für Kinder und die "Partybahn" nach einem festen Fahrplan.
Daneben wird Gera auch von den Regionalbuslinien der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Greiz (u.a. der Firma RVG) und einiger weiterer Gesellschaften angefahren. Während die zentrale Umsteigestelle des Stadtverkehrs die Haltestelle Heinrichstraße ist, fahren die Regionalbusse vom Busbahnhof neben dem Hauptbahnhof ab, wobei einige auch an der Heinrichstraße halten.
Gera hat eine lange Tradition als Garnisonsstadt. 1905 bildeten die Verbände der beiden Reuß zusammen mit den Truppen des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt das 7. thüringische Infanterieregiment Nr. 96. 1961 wurde in Gera das Pionierregiment 3 der NVA stationiert. 1991 wurde das Pionierbataillon 701 der Bundeswehr aufgestellt, das in der Pionierkaserne Gera-Hain stationiert ist.
Eine besondere Einrichtung ist die Jugendstation Gera. In einem eigenen Gebäude arbeiten Polizei, Jugendgerichtshilfe und Staatsanwaltschaft unter einem Dach zusammen. Ziel dieser behördenübergreifenden Zusammenarbeit ist eine angemessene Reaktion auf die Straftaten junger Menschen. Diese Reaktion kann in der Jugendstation Gera zeitnah, erzieherisch und präventiv erfolgen und ist Teil der Kriminalprävention.
Medien
In Gera erscheint als Tageszeitung die Ostthüringer Zeitung (OTZ). Ferner befindet sich in Gera eine Geschäftsstelle der Thüringischen Landeszeitung (TLZ), die in Weimar erscheint. Da beide Unternehmen zur Essener WAZ-Gruppe gehören und sich keine weiteren regionalen Tages- wie auch Boulevardzeitungen am Markt gehalten haben, fehlt der zweitgrößten Stadt Thüringens somit eine pluralistische und kritische Presselandschaft.
Der MDR unterhält ein Rundfunkstudio in Gera. Von 1992 bis 1994 befand sich das Landesfunkhaus Thüringen des MDR-Fernsehens in der Hermann-Drechsler-Straße in Gera-Untermhaus (heutige Kammerspiele).
Als lokaler Fernsehsender besteht der staatlich finanzierte Offene Kanal Gera.
Seit rund 10 Jahren erscheint in Gera die Wochenzeitung "Neues Gera" als einzige konzernunabhängige Zeitung, herausgegeben vom Verlag Dr. Frank GmbH. Sie hat trotz hohen Anzeigenanteils einen großen redaktionellen Teil, ausschließlich aus Gera.
Bildung
In Gera existieren 40 allgemein bildende bzw. Berufsbildende Schulen. Von den ursprünglich sechs städtischen Gymnasien sind ab dem Schuljahr 2007/08 nur noch drei vorhanden: das Goethe-Gymnasium/Rutheneum seit 1608 (mit eigenen Spezialklassen für Musik) und das Zabel-Gymnasium im Stadtzentrum sowie das Karl-Theodor-Liebe-Gymnasium im Stadtteil Bieblach. Das Georg-Christoph-Lichtenberg-Gymnasium wurde 2005 geschlossen, das Albert-Schweitzer-Gymnasium 2007. Das ehemalige Friedrich-Schiller-Gymnasium wurde 2002 mit dem Zabel-Gymnasium vereinigt.
Ein viertes Gymnasium, das Osterlandgymnasium, befindet sich zwar ebenfalls in Gera, gehört aber dem Landkreis Greiz und wird daher vorwiegend von Schülern aus dem Umland besucht.
Neben einer Volkshochschule existiert in Gera außerdem eine Berufsakademie und das Staatliche Studienseminar für Lehrerausbildung. Im Frühjahr 2007 ging die private "SRH Hochschule für Gesundheit Gera" in Betrieb. An ihr können ab dem Wintersemester 2007/2008 die Studiengänge Physiotherapie, Ergotherapie, Interdisziplinäre Frühförderung sowie Medizinpädagogik belegt werden.
Trotz ihres Status als zweitgrößte Stadt in Thüringen verwehrte das Kultusministerium bisher jedoch die Ansiedelung einer staatlichen Universität oder Fachhochschule.
In dem Stadtteil Kaimberg in Gera gibt es eine höhere Berufsfachschule. Im Bildungswerk Kaimberg werden Sozialassistenten, Erzieher, Heilerziehungspleger und Altenpfleger ausgebildet; des Weiteren werden Fortbildungen zum Heilpädagogen angeboten.
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsätzlichen Überarbeitung. Näheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.
Freizeit und Sporteinrichtungen
Hofwiesenbad
Die großen Sportanlagen Geras konzentrieren sich hauptsächlich auf die früheren "Hofwiesen" an der Weißen Elster zwischen dem Stadtzentrum und den Stadtteilen Heinrichsgrün und Untermhaus. Hier befinden sich das Stadion der Freundschaft, das Hofwiesenbad (Hallen-Freizeit-Bad), eine Rollhockey-Arena sowie die im Jahr 2005 komplett sanierten Tennisplätze des TC 90 Gera. Im Jahre 2004 wurde eine neue Vierfelder-Sporthalle fertig gestellt, die die alte "Panndorfhalle" ersetzt. Der Name wurde beibehalten.
Das Sommerbad am Südende des Hofwiesenparks wurde geschlossen und ist derzeit Teil des Ausstellungsgeländes zur Bundesgartenschau. Naturbäder befinden sich derzeit noch außerhalb der Stadt in den Sadtteilen Kaimberg und Aga.
Weitere kleinere Sportanlagen sind über die ganze Stadt verteilt. Nennenswert sind das traditionsreiche Stadion am Steg, das Zwötzener Karl-Harnisch-Stadion, die Rollschnelllaufbahn im Gelände des früheren Heizkraftwerkes sowie die Radrennbahn im Stadtteil Debschwitz. Der Flugplatz Gera-Leumnitz wird hauptsächlich von Sportfliegern und Fallschirmspringern genutzt.
Gera besitzt folgende Unterhaltungseinrichtungen (Kino und Theater):
Die Bühnen der Stadt Gera fusionierten 1996 mit dem Theater Altenburg zum Theater Alteburg-Gera. In Gera werden 3 Häuser bespielt (Großes Haus, Kammerspiele, Kleines Theater im Zentrum)
Die beiden nach der Wiedervereinigung noch verbliebenen Kinos schlossen Ende 1997, als die moderne UCI-Kinowelt eröffnet wurde. Im Metropol-Kino finden gelegentlich noch Filmnächte statt.
Bekannt auch über die Stadtgrenzen ist das KabarettFettnäppchen direkt unter dem Rathaus.
Kultur- und Kongresszentrum – Das 1981 eröffnete Kultur- und Kongresszentrum wird für größere Veranstaltungen genutzt.
Vom 27. April 2007 bis zum 14. Oktober 2007 findet in Gera und Ronneburg die Bundesgartenschau statt. Es handelt sich dabei um die erste Bundesgartenschau, die an zwei Standorten stattfindet. In Vorbereitung dazu wurde der Geraer Veranstaltungsort Hofwiesenpark umgestaltet. Daneben gibt es an vielen Stellen der Stadt weitere Bauaktivitäten, insbesondere bei der Infrastruktur.
Der führende Fußballverein Geras ist der 1. FC Gera 03, der erst 2003 durch Zusammenschluss der Fußballabteilungen von TSV 1880 Gera-Zwötzen und SV 1861 Liebschwitz neu entstand. 2007 gelang dem Verein der Aufstieg in die NOFV-Oberliga und der Gewinn des Landespokals.
Der früher erfolgreichste Verein der Stadt, der 1. SV Gera (in der DDR als BSG Wismut Gera bekannt), versank nach der Wiedervereinigung in der Bedeutungslosigkeit, konnte sich in der Oberliga nicht etablieren und spielte bis zu Konkurs und Zwangsabstieg 2003 in der Thüringenliga (5. Liga). Der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte ist bis heute der 2. Platz der Vorgägngermannschaft BSG Gera-Süd im FDGB-Pokal 1949. 2007 schloss sich die Fußballabteilung des 1. SV Gera dem neu gegründeten FV Gera Süd an.
Der FV Gera Süd sowie die zweite Mannschaft des 1. FC 03 spielen in der Landesklasse Ost (6. Liga), alle anderen Vereine Geras spielen auf Bezirks- und Stadtebene.
Die Frauenmannschaft des 1. FC Gera 03 spielt seit 2005 in der NOFV-Regionalliga.
Der Radsport ist heute immer noch eine der bedeutendsten Sportarten Geras. Zwischen 1967 und 2001 war die Stadt 14-mal Etappenort der Internationalen Friedensfahrt. In der Umgebung Geras findet außerdem jährlich eines der bedeutendsten Straßenradrennen für Frauen statt, die Internationale Thüringen-Rundfahrt. Besonders durch zahlreiche Weltmeisterschaftsteilnahmen und dem Erfolg der Juniorenmannschaften (LV Team HFB Gera) ist der Geraer Radsport bekannt. Aus der Stadt stammen bedeutende ehemalige Radrennfahrer wie Olaf Ludwig oder Jens Heppner.
Das Reitstadion Gera-Milbitz ist ein Zentrum des Reitsports in Deutschland. Die Geraer Speedskater gehören zur internationalen Spitze. Auch ist Gera mit dem Flugplatz Gera-Leumnitz ein Zentrum des Fallschirmspringens. 2006 fand die Weltmeisterschaft im Fallschirmspringen in Gera statt.
Dem Sportfan ist die Stadt allerdings weniger durch besondere sportliche Erfolge ein Begriff als vielmehr durch die Sportwetten Gera GmbH, die durch Bandenwerbung bei zahlreichen sportlichen Großereignissen auf sich aufmerksam macht und einer der größten Wettanbieter in Deutschland ist. Die Lizenz zum Anbieten von Sportwetten, die das Unternehmen zusammen mit weiteren Anbietern im Mai 1990 noch nach DDR-Recht erhielt, bot schon häufiger Anlass zu Kontroversen über ihre Gültigkeit. In einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 22. Juni 2006 bekräftigte das Gericht einerseits die Gültigkeit der Lizenz für die neuen Bundesländer, erklärte aber Aktivitäten dieser Firmen in den alten Bundesländern für illegal, weil diese dort gegen das staatliche Wettmonopol verstoßen.
Die nachfolgenden Personen wurden in Gera geboren (Auflistung chronologisch nach Geburtsjahr). Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Gera hatten oder nicht ist dabei unerheblich.
Heinrich Gustav Beck, Ministerpräsident von Sachsen 1914–1918 (* 11. April 1857 † 3. Januar 1933 in Dresden)
Otto Dix, Maler und Grafiker (* 2. Dezember 1891 in Untermhaus, † 25. Juli 1969 in Singen am Hohentwiel), Hauptvertreter der Kunstrichtung Neue Sachlichkeit; Werke u.a. "Triptychon Der Krieg", Prof. an den Kunstakademien Dresden und Karlsruhe
Sylvia Morawetz, Übersetzerin, u.a. von Sylvia Plath (* 1953)
Birgit Pohl (* 22. April 1954), mehrfache Paralympics-Siegerin und Weltmeisterin in den Sportarten Behindertensport/Leichtathletik (Kugelstoßen, Diskus- und Speerwerfen)
Wolfgang Tiefensee, Politiker, (* 4. Januar 1955), Bundesminister für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung und bis 2005 Oberbürgermeister von Leipzig
Ulrich Junghanns, Politiker, (* 25. Mai 1956), Wirtschaftsminister und CDU Vorsitzender von Brandenburg
Marlies Göhr, Leichtathletin, (* 21. März 1958), Olympiasiegerin 1976 und 1980 mit 4x100m-Staffel, Weltrekordlerin über 100 Meter
Gera - Geschichte der Stadt in Wort und Bild, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1987, ISBN 3326002254
Klaus Brodale/ Heidrun Friedemann: Das war das 20. Jahrhundert in Gera, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2002, ISBN 3831312737
Otto Dix: Warum ich nicht wieder zurückkommen werde. München 1962
"Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte" Band II Mitteldeutschland - Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1941 alle Bände dieser Auflage sind vergriffen
Klaus Brodale / Frank Rüdiger "Historische Fotografie in Gera", Wartberg-Verlag, 1. Auflage 1991, ISBN 3-925277-70-6
Siegfried Mues "Gera Aus Vergangenheit und Gegenwart", Teil 2,Gera-Information, Gera 1988
"Thüringen Ein Reiseverführer",Greifenverlag Rudolstadt,4. Auflage1986,ISBN3-7352-0034-6, darin Martin Viertel "gemessen an der Geraer Elle"
"Denkmale in Thüringen", Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Erfurt, Verlag Herrmann Böhlhaus Nachfolger, Weimar,1973
Christel Runge: Das alte Gera. Geschichten von 999 bis 1914. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-114-1
Weblinks
Commons: Gera – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien