Kartesisches Produkt

Menge aller geordneten Paare von Elementen zweier Mengen
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In der Mathematik bezeichnet man als kartesisches Produkt (nach René Descartes) zweier Mengen A und B die Menge aller geordneten Paare (a,b), wobei a aus A und b aus B ist. (Kombination: „Jedes mit jedem“) Geschrieben wird es als A×B, gelesen als A kreuz B:

.

Eine Verallgemeinerung ist das kartesische Produkt von n Mengen A1, ..., An, es besteht aus allen n-Tupeln (a1, ..., an) mit ai aus Ai, man schreibt es als A1 × ... × An, oder als

Ist eine der Mengen leer, dann ist auch das kartesische Produkt die leere Menge.

Das n-fache kartesische Produkt, bei dem alle Ai gleich A sind, schreibt man auch als An.

Beispiele

Sei A={a, b, c} und B={x,y}. Dann ist: A × B = {(a,x), (a,y), (b,x), (b,y), (c,x), (c,y)}.

Sei A={0,1}, dann ist A3 = A × A × A = {(0,0,0), (0,0,1), (0,1,0), (0,1,1), (1,0,0), (1,0,1), (1,1,0), (1,1,1)}.

Der dreidimensionale Vektorraum R3 besteht aus dem dreifachen kartesischen Produkt von R. Die 3-Tupel nennt man auch kartesische Koordinaten.

November/Dezember 2004
W Mo Di Mi Do Fr Sa So
45 1 2 3 4 5 6 7
46 8 9 10 11 12 13 14
47 15 16 17 18 19 20 21
48 22 23 24 25 26 27 28
49 29 30 1 2 3 4 5

Ein sehr elementares nichtmathematisches Beispiel ist unser Kalender, in dem die Wochentage waagerecht nebeneinander angeordnet sind und die Wochen untereinander. Jeder einzelne Tag ist durch die Angabe seiner Kalenderwoche und des Wochentages bestimmt: Alle untereinander in einer Spalte stehenden Tage haben denselben Wochentag, alle nebeneinander in einer Zeile stehenden Tage liegen in derselben Kalenderwoche.

So ist durch die Angabe (47. Kalenderwoche 2004, Montag) der 15. November 2004 bestimmt; der 1. Dezember 2004 hat die Koordinaten (49. Kalenderwoche 2004, Mittwoch).

Eigenschaften

Anzahl der Elemente

Sind   endlich viele Mengen, die alle endlich sind, dann ist auch ihr kartesisches Produkt eine endliche Menge, und die Anzahl seiner Elemente ist gleich dem Produkt der Elementanzahlen der  :

 

Assoziativgesetz

Das kartesische Produkt ist nicht assoziativ;

 

enthält Paare, deren erstes Element aus   und deren zweites Element ein Paar aus   ist;

 

enthält hingegen Paare, deren erstes Element ein Paar aus   und deren zweites Element aus   ist. Da es aber eine kanonische Bijektion zwischen diesen Mengen gibt, kann der Unterschied zwischen   und   in vielen Fällen vernachlässigt werden, da er lediglich einer Notationsänderung entspricht.

Kommutativgesetz

Das kartesische Produkt ist auch nicht kommutativ; bei   ist das erste Element aus   und das zweite aus  ; bei   hingegen ist das zweite Element aus   und das erste aus  . Auch hier gibt es eine kanonische Bijektion zwischen   und  .

Distributivgesetze

Es gelten folgende Distributivgesetze:

 
 
 
 

Sonstige Rechenregeln

Es gilt zwar

 ,

aber es kann durchaus sein, dass

 ,

wie z. B. am Beispiel

 

ersichtlich:

 

aber

 .

Unendliches kartesisches Produkt

Die obige Definition eines kartesischen Produkts von endlich vielen Mengen ist für viele Zwecke ausreichend. Es ist jedoch möglich, das kartesische Produkt beliebig vieler (z. B. überabzählbar vieler) Mengen zu definieren.

Ist   eine Menge (eine so genannte Indexmenge) und   ein System von Mengen (eine so genannte Mengenfamilie), dann definiert man das kartesische Produkt der Mengen   so:

 

Dies ist die Menge aller Abbildungen von   in die Vereinigung der  , für die das Bild von   in   liegt. Für endliche Indexmengen   lässt sich diese Menge bijektiv auf das oben definierte Produkt abbilden, denn jedes n-Tupel   definiert eine Funktion f mit   und umgekehrt lässt sich jede solche Funktion als Tupel   schreiben.

Sind alle   gleich einer Menge A, dann ist das kartesische Produkt

  die Menge aller Funktionen von   nach  .

Ein besonders wichtiger und bekannter Fall ist die Indexmenge   (die Menge der natürlichen Zahlen). In diesem Fall erhält man als kartesisches Produkt die Menge aller Folgen, deren i-tes Glied in der Menge   liegt. Sind z. B. alle   (die Menge der reellen Zahlen), dann ist

  die Menge aller reellen Zahlenfolgen.

Für andere unendliche Indexmengen als N und unterschiedliche Mengen   ist das kartesische Produkt weit weniger anschaulich: Bereits die Frage, ob ein beliebiges kartesisches Produkt nichtleerer Mengen nichtleer ist, ist mit der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre ZF nicht entscheidbar; die Behauptung, dass es nichtleer ist, ist eine Formulierung des Auswahlaxioms, welches zu ZF hinzugefügt wird, um die Mengenlehre ZFC („Zermelo-Fraenkel + Choice“) zu erhalten.

Verwandte Begriffe

Ein direktes Produkt ist ein kartesisches Produkt algebraischer Strukturen wie z. B. Gruppen, das zusätzlich mit einer komponentenweisen Verknüpfung versehen ist.

Eine direkte Summe ist eine Teilmenge des direkten Produkts, die sich nur für Produkte unendlich vieler Mengen vom direkten Produkt unterscheidet: Es besteht aus allen Tupeln, die nur an endlich vielen Stellen von einem bestimmten Element (meist dem neutralen Element einer Verknüpfung) verschieden sind.

Der Artikel Produkt (Mathematik) enthält weitere Produkt-Begriffe.

Jede Relation ist eine Teilmenge eines kartesischen Produkts.