Axel von dem Bussche

deutscher Offizier des Heeres während des Zweiten Weltkrieges (1919-1993)
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Axel Freiherr von dem Bussche-Streithorst (* 24. April 1919 in Braunschweig; † 26. Januar 1993 in Bonn; war ein deutscher Offizier und Widerstandskämpfer in der Widerstandsgruppe des 20. Juli 1944.

Motivation zum Widerstand

Von dem Bussche war zunächst ein von Hitler und dem Nationalsozialismus gläubig begeisterter, deutscher Berufsoffizier (letzter Rang: Major) im Infanterie-Regiment 9, das hauptsächlich an der Ostfront eingesetzt war. Anfang Oktober 1942 , wurde er als 24-jähriger hochdekorierter Hauptmann ( EK I, EK II, deutsches Kreuz in Gold, Ritterkreuz und goldenes Verwundetenabzeichen ) in der Ukraine zufällig Zeuge einer unvorstellbar grauenerregenden Massenexekutionen von dreitausend Juden - Männer, Frauen, Kinder- auf dem Flugplatz von Dubno . Er selbst hat dieses Verbrechen beschrieben: "SS-Leute führten die Juden an eine Grube. Dort mußten sie sich entkleiden , danach in die Grube steigen , in der schon eine Schicht zuckender Leiber lag: Mit dem Gesicht nach unten mußten sie sich dem Befehl gehorchend auf die Ermordeten legen und wurden dann durch Schüße in den Hinterkopf getötet." ( nach Marion Gräfin Dönhoff in "Axel von dem Bussche" von Hase und Koehler Verlag 1994 ISBN 3-7758-1311-X auf Seite 32 ). Bis dahin hatte Bussche an den persönlichen Eid auf den obersten Kriegsherrn Adolf Hitler gebunden gefühlt. Jetzt fragte er sich, wieso er an den Eid auf einen Führer gebunden sei, der selber diesen Eid , der doch auf Gegenseitigkeit beruhe unzählige Male gebrochen hat. Nach diesem Erlebnis stand Bussches Entschluß fest: Es geht nicht mehr darum sein Leben auf dem Schlachtfeld für Deutschland zu opfern, sondern darum, es gegen Hitler einzusetzen. Dieses für ihn traumatische und bis zu seinem Tode niemals verwundene Erlebnis motivierte ihn, durch Vermittlung von Schulenburg dem Widerstandskreis um Stauffenberg gegen das Hitler-Regime bei zu treten. Im Oktober 1943 reste er zu Stauffenberg nach Berlin. Stauffenberg war einen Monat zuvor Chef des Stabes beim Ersatzheer geworden. Der 24-jaehrige Hauptmann von dem Bussche ist tief beeindruckt von dem 36-jaehrigen Stauffenberg. Er sprach später " von dem hellen Glanz der sicheren Gelassenheit diese Mannes". Bussche erklärte, angesichts der von ihm unfreiwillig als Zeuge erlebten Verbrechen gäbe es für einen Offizier nur drei Wege, um seine Ehre zu bewahren: Durch sich Einreihen in die Gruppe der Opfer" Fallen, Fahnenflucht oder Rebellion".

Attentatsversuch 1943

Im Herbst 1943 wurde Hauptmann Axel von dem Bussche von Stauffenberg in die Verschwörungspläne gegen Hitler eingeweiht. Er erklärte sich auf die Frage Stauffenbergs ohne Zögern bereit, sein Leben zu opfern. Er wollte sich gemeinsam mit Hitler in die Luft zu sprengen. Im November 1943 sollten Hitler die neuen Winteruniformen der Wehrmacht für den Russlandkrieg vorgeführt werden. Von dem Bussche plante, Hitler die Vorzüge dieser neuen Uniformen zu erklären und im geeigneten Augenblick zwei Handgranaten abzuziehen , die im Uniformmantel versteckt halten wollte. Er beabsichtigte Hitler die drei bis vier Sekunden bis zur Explosion festzuhalten. Bussche hielt sich mehrere Tage Ende November 1943 im ostpreußischen Hauptquartier bereit, bis er von dem Mitverschwörer Hellmuth Stieff erfuhr, ein alliierter Bombenangriff auf Berlin habe den Eisenbahnwaggon mit den neuen Uniformen vernichtet. Die Beschaffung von Ersatzuniformen dauere mindestens bis Januar (1944) . V.d.Bussche erklärte sich bereit den Attentatsversuch im Februar zu wiederholen und ging zu seiner Einheit an die Front in Russland zurück.

Verwundung und Entkommen

Stauffenberg hatte bereits einen Marschbefehl für Februar 1944 von der Ostfront besorgt. Bevor es zu dem Attentat kommen konnte, wurde von dem Bussche am 30. Januar 1944 durch einen sowjetischen Granatsplitter schwer verwundet. Ein Bein musste amputiert werden. Dadurch jedoch, daß er monatelang ausgerechnet im SS-Lazarett Hohenlychen verbringen musste, entging von dem Bussche der Verfolgungswelle nach dem 20. Juli 1944. Er war neben Fabian von Schlabrendorff, Philipp Freiherr von Boeselager, Ewald von Kleist und Rudolf von Gersdorff einer der wenigen Offiziere der Verschwörergruppe, die den Krieg überlebten. Nach Bussches Verwundung trat Stauffenberg an den Leutnant Ewald Heinrich von Kleist heran. Auch dieses Vorhaben scheiterte, weil der Termin der Uniformvorführung ständig verschoben wurde.

Späteres Leben

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, nach seiner Verteibung aus Thale in der sowjetischen Besatzungszone studierte von dem Bussche Rechtswissenschaften und wurde der erste Nachkriegs-Vorsitzende des AStA der Universität Göttingen. Nach der Studienzeit arbeitete er als Programmassistent bei der Deutschen Abteilung von BBC London. 1948/49 wirkte er als Lektor und Referent für Werbung im Suhrkamp-Verlag, bis er für einige Zeit die Leitung der Pressestelle in dem mit der Vorbereitung neuer deutscher Streitkräfte befassten "Amt Blank" übernahm, anschließend wechselte er ins Presse- und Informationsamt der Bundesregierung als Mitarbeiter im Commonwealth- und USA-Referat. Von 1954 bis 1958 diente er als Legationsrat in der deutschen Botschaft in Washington. Von 1959 bis 1962 war er Leiter des von Kurt Hahn und dem Markgrafen von Baden gegründeten Internates Schule Schloss Salem.

Nach Gründung der Deutschen Entwicklungsdienst GmbH wurde er Anfang 1964 zu einem ihrer beiden geschäftsführenden Direktoren berufen, in dieser Funktion hatte er bis 1966 maßgeblichen Anteil am Aufbau der deutschen Entwicklungshilfe-Organisation. Daneben und danach war er ab 1964 Mitglied des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Mitarbeiter im Weltkirchenrat, Berater der Weltbank, Wegbereiter der Stockholmer UN-Umweltkonferenz von 1972 und Mitglied des Wissenschaftskollegiums in Berlin.

1991 war er einer der erfolglosen Kläger beim Bundesverfassungsgericht wegen der Nichtrückgabe seines in Thale in der vormaligen DDR enteigneten Besitzes. Er empfand die Enteignung durch die deutschen Kommunisten 1946 als ungerecht und in seinem Falle nicht einmal nach sowjetischen Standards gerechtfertigt, weil danach nur „Faschisten“ betroffen werden sollten, zu denen er sich nicht zählte. Er verstand nicht, warum die Regierung der Bundesrepublik inzwischen nun Eigentümerin seines Landbesitzes dieses Unrecht nicht durch Rückgabe wiedergutmachen wollte. Eine seiner Töchter hat inzwischen Teile dieses Besitzes zurückgekauft.

Familie

Axel Freiherr von dem Bussche-Streithorst war seit 1950 mit der in England geborenen, englischen (und später auch deutschen) Staatsangehörigen Lady Camilla Mildred Nicola Acheson, (der Tochter des Archibald Acheson, dem 6. Grafen (Earl) von Gosford und Countess Mildred Carter), geschiedener Freifrau Schenk von Stauffenberg, verheiratet. Er hatte mit ihr die Töchter Nicola Dietzsch-Doertenbach geb. Freiin von dem Bussche-Streithorst und Jane Freiin von dem Bussche-Streithorst. Aus der ersten Ehe von Lady Camilla mit Hans Christoph Frhr. Schenk von Stauffenberg stammen ihre drei Söhne: Johann Sebastian Freiherr Schenk von Stauffenberg, Patrick Freiherr Schenk von Stauffenberg und Damian Freiherr Schenk von Stauffenberg.

Literatur

  • Joachim Fest; "Hitler - Eine Biographie" ; Propyläen Verlag, 2. Aufl. 2004 ; S. 957
  • Joachim Fest: "Staatsstreich, der lange Weg zum 20.Juli"; Siedler Verlag; S.226 ff