Visočica

Berg in Bosnien und Herzegowina
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Visočica ist ein bei der Stadt Visoko in Bosnien und Herzegovina, nordwestlich von Sarajevo, gelegener, 212 m hoher Berg. Der Berg, im Mittelalter einst das Zentrum der bosnischen Hauptstadt Visoko, scheint von verschiedenen Punkten aus eine pyramidenähnliche Symmetrie aufzuweisen.

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Visočica bei Visoko

Der Berg erfuhr eine deutliche Publizität, durch die von dem Autoren und Geschäftsmann Semir Osmanagić verbreiteten Theorie, der Berg sowie einige weitere Hügel seien keine natürlichen Gebilde sondern von Menschen erbaute Pyramiden. Daher sind der Visočica und die Hügel als die sogenannten Pyramiden bei Visoko bekannt geworden.

Die sogenannten Pyramiden bei Visoko

Die Idee, unter dem Berg könne sich tatsächlich ein antikes Bauwerk verbergen, wurde erstmals durch den Autor und Geschäftsmann in der Metallverarbeitungsindustrie Semir Osmanagić bekannt, welcher in der Gegend auch Steinblöcke und Mörtel fand, welche seiner Meinung nach früher das Bauwerk abdeckten. Osmanagić gab bekannt, dass die Grabungen mit einem internationalen Team aus Australien, Österreich, Bosnien, Schottland und Slowenien durchgeführt werden [1], auch wenn viele der genannten Archäologen angaben, die Teilnahme abgelehnt zu haben und nie vor Ort gewesen zu sein [2]. Die Ausgrabungen begannen im April 2006.

Osmanagićs Interpretation

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Lage der Pyramiden der Sonne, des Mondes und des (bosnischen) Drachens nach den Hypothesen von Semir Osmanagić

Osmanagić taufte den Visočica Berg "Pyramide der Sonne", während zwei nahe gelegende, durch Satelliten identifizierte Hügel "Pyramide des Mondes" und "Pyramide des (bosnischen) Drachens" genannt wurden. In einigen Artikeln ist von zwei weiteren Pyramiden die Rede, eine davon die "Pyramide der Erde". Zeitungsberichten zu Folge schätzt Osmanagić, dass sie vom Volk der Illyrer, das durch griechische Quellen seit dem 6. Jh. v. Chr. auf dem Balkan belegt ist und nach seiner Meinung bereits 12.000 v.Chr. hier lebte, erbaut wurden. In einem Interview mit Philip Coppens für das Nexus Magazin fühlt er sich aber missverstanden. Er habe nicht behauptet, dass die Pyramiden um 12.000 v. Chr. erbaut wurden, sondern nur, dass die Illyrer zwischen 12.000 und 500 v. Chr. lebten und die Pyramiden demnach in diesem Zeitraum erbaut worden sein müssen.

Auf der Webseite der bosnischen Pyramiden wird er indessen wie folgt zitiert [3]:

"Das nächste Jahr, 2007, wird durch das Erstaunen der Menschheit gekennzeichnet sein, die sich fragt, wie ein so kolossales Bauwerk vor dem Ende der letzten Eiszeit erbaut werden konnte."

sowie

"In Sachen Altersbestimmung gibt es immer mehr und mehr Hinweise darauf, dass der Hauptkomplex der Pyramide vor dem Ende der letzten Eiszeit fertiggestellt wurde - ein Hinweis darauf, dass es einen weltweiten Plan gab, diese Gebäude zu errichten."

Ein Report seines Teams vom November letzten Jahres nach einigen Ausgrabungen, sechs Monate bevor das Statement gemacht wurde, dass keine Knochen gefunden wurden, besagt, dass zwischen zwei Platten ein menschliches Skelett gefunden wurde. Von diesem wurde ein Foto gemacht, daraufhin wurde es in ein Labor in Großbritannien zur Altersbestimmung geschickt.

Gemäß Osmanagić haben Untersuchungen bewiesen, dass sich Bausteine und Tunnel unter dem Berg befinden [4]. Osmanagić nimmt an, dass seine Entdeckungen bei Visoko Auswirkungen auf das Verständnis der Menschheitsgeschichte haben wird. Er vergleicht die Höhen der größten Pyramiden der Erde in Mexiko und Ägypten mit der des Visočica Berges und schlussfolgert, dass all diese Pyramiden von den selben Menschen erbaut sein könnten, wobei die bosnische Pyramide der Sonne als letztes erbaut sein soll [5]. Später zog er diese Aussage zurück und sagte aus, dass der Visočica Berg die "Mutter aller Pyramiden" ist, mit versteckten Nachrichten für spätere Generationen [6].

Osmanagić nimmt eine Höhe von 220m an, andere Berichte sprechen von 70 oder 100 Metern. Sind es tatsächlich 220 Meter, so wäre die Sonnenpyramide ein Drittel höher als die Große Pyramide von Gizeh und demnach die größte der Welt.

Verbindungen zu Atlantis

Osmanagićs, der auch unter dem Namen Sam Osmanagich veröffentlicht hat, ist Autor des Buches "The World of the Maya" [7], das eine Pseudohistorie mit Bezügen zu Atlantis und Lemuria beinhaltet. In diesem Werk findet sich folgende Schlussfolgerung:

Die Maya erlangten Wissen von ihren Vorfahren in Atlantis und Lemuria. Städte wurden um einen zentralen Platz herum geplant und errichtet, dem die Tempel und Pyramiden zugewandt waren. Sie korrespondierten mit dem Lauf der Sonne und anderer Himmelskörper... Viele Kulturen in der ganzen Welt, aus Indien, Sumer, Ägypten, Peru, die Indianer Nord und Zentral Amerikas, die Inka und Maya, nennen sich selbst die "Kinder der Sonne" oder "Kinder des Lichts". Ihre Vorfahren, die Zivilisationen von Atlantis und Lemuria, errichteten die ersten Tempel auf energiereichen Plätzen des Planeten. Ihre wichtigste Funktion war die als Portale zu anderen Welten und Dimensionen.

Osmanagićs Konzept ähnelt dem von William Perry und Grafton Elliot Smith in ihrem Buch Kinder der Sonne (1923). Die Autoren behaupten, dass alle antiken Zivilisationen ihre Wurzeln im antiken Ägypten hätten. Ihre Arbeit repräsentiert einen Lehre die auch als Diffusionismus bezeichnet wird. Osmanagićs fügt diesem Konzept den Glauben an die "untergegangenen Zivilisationen" von Atlantis und Lemuria hinzu. Die von Smith und Perry aufgestellten Thesen wurden in der Folge aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen abgelehnt und Geschichtsmodelle die Atlantis oder Lemuria behandeln, werden von der großen Mehrheit professioneller Historiker und Archäologen nicht ernst genommen.

Nachforschungen

Die Stiftung The Archaeological Park: Bosnian Pyramid of the Sun hat einen Plan ihrer Aktivitäten für 2006 bis 2010 herausgegeben. Für 2006 ist geplant, die Spitze der Pyramide der Sonne zu restaurieren. Außerdem ist es vorgesehen, Verkehrsverbindungen in der Region auszubauen und ein Marketingprogramm zu starten. Für 2007 ist vorgesehen, die Grabungen weiterzuführen und für den Plješevica Berg als „Pyramide des Mondes“ zu werben. Je weiter die Grabungen vorangeschritten sind, desto mehr Gebiete sollen für Besucher geöffnet werden. Bis 2010 soll das Gebiet als UNESCO Welterbe anerkannt werden [8]. Im Juni 2006 haben namhafte Wissenschaftler einen Protestbrief unter dem Titel “'Bosnian Pyramids': A pseudoarchaeological myth and a threath to the existing cultural and historical heritage of Bosnia-Herzegovina” an den Generalsekretär der UNESCO verfasst, in dem sie eindringlich vor Semir Osmanagić und seinem Vorhaben warnen. [9]

Außerdem ließ sich die Vereinigung die Namen Bosnische Pyramide der Sonne, Bosnische Pyramide des Mondes, Pyramide des bosnischen Drachens sowie Bosnisches Tal der Pyramiden registrieren [10].

Bilder

Die sog. "Pyramide" der Sonne

Die sog. "Pyramide" des Mondes

Quellenangaben

Siehe auch

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