César Cui (russisch Цезарь Антонович Кюи, Zesar Antonowitsch Kjui; * 6./18. Januar 1835 in Wilna; † 26. März 1918 in Petrograd) war ein russischer Komponist, Musikkritiker und Offizier (Militäringenieur) mit französischen Vorfahren.
Vita
Cui war der Sohn eines französischen Offiziers und einer Litauerin. Da er schon früh Interesse an der Musik zeigte, erhielt er ab dem Alter von 10 Jahren Musikunterricht, u.a. 1850/51 bei Stanisław Moniuszko, der sich damals in Wilna aufhielt. 1851 trat er in die St. Petersburger Ingenienieurschule ein; vier Jahre später wechselte an die dortige Militärische Ingenieursakademie, wo er bis 1857 Befestigungswesen studierte. Anschließend wurde er an der Ingenieursakademie Dozent für dieses Fach, 1878 sogar Professor. In späteren Jahren wurde der zum Generalleutnant ernannt. Neben seiner Militärkarriere beschäftigte sich Cui jedoch weiterhin mit Musik: 1856 traf er mit Mili Balakirew zusammen, der ihn in den folgenden Jahren musikalisch anleitete, und setzte mit diesem den Grundstein für das Mächtige Häuflein. Besonders tat er sich als Musikkritiker hervor, der zunächst vehement die Ästhetik des Mächtigen Häufleins propagierte. Später distanzierte er sich von dieser Gruppe und schrieb teilweise sogar heftige Verrisse ihrer Werke (etwa von Modest Mussorgskis "Boris Godunow"), womit er seinen alten Gefährten nicht unwesentlichen Schaden zufügte. Ab 1880 wandte sich Cui verstärkt Frankreich zu, was nicht zuletzt auf eine Beziehung zu einer französischen Adeligen zurückzuführen ist, und prägte mit seinen Schriften das französische Bild vom russischen Musikleben. In seinen letzten Lebenjahren war Cui blind, genoss aber als letzter Überlebender des Mächtigen Häufleins Anerkennung als eine Art lebende Legende.
Stil
Das große Paradoxon der Musik César Cuis ist, dass er in seinen Schriften zwar aggressiv die ästhetische Position des Mächtigen Häufleins vertrat, die Schaffung eines russischen Nationalstils nämlich, selbst aber in seinen Werken selten diesen von ihm vertretenen Direktiven folgte. Nur gelegentlich verwendete er Volkmelodien oder empfand durch harmonische und melodische Besonderheiten die Charakteristika russischer Volksmusik nach; oftmals fehlt das nationale Element gar völlig. Daher wirkt die Musik des vom Mächtigen Häuflein als "Westler" beschimpften Tschaikowski erheblich "russischer" als Cuis Musik. Offensichtlich wird in Cuis Werken vielmehr seine Bewunderung für Robert Schumann. Obgleich Cui 15 Opern komponierte, bevorzugte er im Grunde genommen eher kleine, miniaturhafte Gattungen wie Lied und Klavierstück. Freilich tritt in diesen Werken häufig zutage, dass Cui stets Gefahr lief, in seichte, gefällige Salonmusik abzugleiten. So war schon zu seinen Lebzeiten klar, dass er kompositorisch das mit Abstand schächste Mitglied des Mächtigen Häufleins war. Größere Bedeutung hatte er ohnehin als Musikkritiker, was auf seine nicht unerhebliche schriftstellerische Begabung zurückzuführen ist. Allerdings wurde diese Bedeutung durch die oben erwähnten Verrisse geschälert, die von einer erzkonservativen musikalischen Haltung zeugen. Heute ist Cui nur noch dem Namen nach, nicht aber als Komponist bekannt.
Werke (Auswahl)
- Orchesterwerke
- Orchestersuite Nr.1 op.20 "Suite miniature" (1882)
- Orchestersuite Nr.2 E-Dur op.38 (1887)
- Orchestersuite Nr.3 g-moll op.43 "In modo populari" (1890)
- Orchestersuite Nr.4 op.40 "A Argenteau" (1887, Orchestrierung von 5 Klavierstücken)
- Suite concertante op.25 für Violine und Orchester (1884)
- Opern (Auswahl)
- Der Gefangene im Kaukasus (1857/58, rev. 1881/82)
- Der Sohn des Mandarin (1859)
- William Ratcliff (1861-68)
- Angelo (1871-75)
- Le Flibustier (1888/89)
- Mateo Falcone (1906/07)
- Die Hauptmannstochter (1907-09)
- Der gestiefelte Kater, Kinderoper (1913)
- Andere Vokalmusik
- Kantate zum 300jährigen Jubiläum der Romanow-Dynastie op.89 (1913)
- Chöre a capella
- geistliche Chorwerke
- ca. 350 Lieder, u.a. ca. 50 Kinderlieder
- Kammermusik
- Streichquartett Nr.1 c-moll op.45 (1890)
- Streichquartett Nr.2 D-Dur op.68 (1907)
- Streichquartett Nr.3 Es-Dur op.91 (1913)
- Violinsonate D-Dur op.84 (vor 1870)
- Klaviermusik
- Sonatine op.106 (1916)
- "A Argenteau", 9 Charakterstücke op.40 (1887)
- 25 Préludes op.64 (1903)
- Thema und Variationen op.61 (1901)
- zahlreiche weitere kleinere Stücke (Mazurken, Walzer etc.)
- Stücke für Klavier zu 4 Händen