Kriminalgericht Moabit
Im Kriminalgericht Moabit, dem größten Gerichtsgebäude Europas, sind die strafrechtlichen Zuständigkeiten der 12 Berliner Amtsgerichte konzentriert. Der Bau befindet sich im alten Berliner Arbeiterviertel Moabit, unweit des Berliner Regierungsviertels.
Gerichtsorganisatorisch existiert das Kriminalgericht als solches nicht mehr. In dem Gebäude residiert nun ein Teil des Amtsgerichts Tiergarten, nämlich die Strafabteilungen, die für ganz Berlin zuständig sind, und außerdem Teile des Landgerichts Berlin und der Staatsanwaltschaft. Die gemeinsame Adresse ist Turmstraße 91, 10559 Berlin. In dem Gebäude befindet sich auch das Berliner Jugendgericht mit Eingang zur Wilsnackerstraße. Hinter dem ausgedehnten Gebäudekomplex des Gerichts schließt sich die Untersuchungshaftanstalt Moabit an (Postanschrift Alt-Moabit 12a, 10559 Berlin). Andere Teile des Amtsgerichts Tiergarten befinden sich etwa in der Moabiter Kirchstraße, so das Verkehrsgericht, an dem alle straßenverkehrsbezogenen Delikte verhandelt werden.
Im etwa 100 Jahre alten "Justizpalast" mit seinen zwölf Höfen und 17 Treppenhäusern, einst gebaut für um die 900 Personen, arbeiten ca. 2.600 Menschen, darunter gut 200 Richter, 80 Rechtspfleger und 350 Staatsanwälte. Es werden ca. 1.300 Delinquenten aus 80 Nationen in Untersuchungs- oder schon Strafhaft verwahrt, und es kommen täglich 1.000 Besucher, Zeugen und "Prozessbeteiligte". In Moabit gehen im Jahr etwa 60.000 neue Strafverfahren ein, hinzu kommt 100.000-mal "sonstiger Geschäftsanfall" wie Strafbefehle und Vollstreckungen, und etwa 24.000 Bußgeldsachen.
Der heute als Zeichen der Kaiserzeit, als "kaiserlicher Faustschlag ins Gesicht der Moabiter Arbeiterklasse" empfundene Bau war zu seiner Errichtung hochmodern: Er war der erste Stahlbetonbau auf dem europäischen Festland und das erste elektrisch erleuchtete Gebäude Berlins. Hervorzuheben ist auch das einmalige Gänge- und Lüftungssystem, das es ermöglicht, die Angeklagten nichtöffentlich zu den Gerichtssälen zu führen.