Bikini-Atoll

Atoll der Marshallinseln und Weltkulturerbe
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Oktober 2004 um 00:06 Uhr durch MD! (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Bikini-Atoll liegt im Pazifischen Ozean. Es gehört mit seinen insgesamt 23 Inseln zu den Marshallinseln. Die Landmasse aller zugehörigen Inseln umfasst 6,01 km². Die umschlossene Lagune ist 594,14 km² groß. Die größten Inseln sind Bikini, Eneu, Eninman und Nam.

Bikini-Atoll

Im Jahr 2003 lebten 167 Einwohner auf den Inseln. Alle anderen Ureinwohner sind auf diversen Inseln des Marshall-Archipels verteilt.

Geschichte

Die Inseln wurden um 1600 von den Spaniern beansprucht und gingen später an die Deutschen (siehe Hauptartikel: Marshallinseln). Da das Atoll im trockeneren Norden des Marshall-Areals liegt, kamen die Ureinwohner nur sehr selten in Kontakt mit den Kolonialherren. Daher ist bis heute der familiäre und ethnische Zusammenhalt der Bikinianer noch sehr stark ausgeprägt. Erst als die Japaner zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Verwaltung übernahmen und Militäreinrichtungen aufbauten, wurde der Kontakt enger.

Als die Marshallinseln 1944 von den Amerikanern erobert wurden, versteckten sich nur noch fünf Japaner auf einer der Bikini Inseln. Um nicht in amerikanische Gefangenschaft zu geraten, versteckten sie sich in einem kleinen Erdloch und sprengten sich mit einer Granate in die Luft.

Atomtests

Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs beschlossen die Vereinten Nationen, dass der Gebrauch von Gebieten der Marshall-Inseln, für die Sicherheitsbedürfnisse der USA, keinerlei Beschränkungen unterliegt. So wurden das Bikini-Atoll und das Eniwetok-Atoll von den Amerikanern für Atomwaffentests ausgesucht. Während der Testserien waren rund 42.000 amerikanische Techniker, Wissenschaftler und Militärs auf Bikini stationiert. Die Ureinwohner wurden auf die südöstlichere Insel Rongerik umgesiedelt.

Das Rongerik-Atoll war aber von der Versorgungssituation für die Bikinianer ein absolutes Fiasko. Nach einem Jahr litten sie an Unterernährung und das negative Echo in der Weltpresse veranlaßten die USA 1948 zu einer erneuten Umsiedlung der Bikinianer nach Kwajalein. Dort hausten sie für ein halbes Jahr in Zelten direkt neben den Gebäuden des Flughafens. Schlußendlich wurden sie auf der Insel Kili angesiedelt, wo mit Hilfe der amerikanischen SeeBees das Land urbar gemacht wurde und die Bikinianer ihre Hütten bauten.

 
Crossroads-Baker im Bikini-Atoll. Vorne links ist der Flugzeugträger USS Saratoga (CV-3) mit leichter Schlagseite zu sehen. Sie ist anschließend gesunken.

Übersicht der wichtigsten Tests

Bombe Datum Ort Sprengkraft
Able 22:00:34 30. Juni 1946 (GMT) Bikini-Atoll Lagune 23 Kt
Baker 21:35:00 24. Juli 1946 (GMT) Bikini-Atoll Lagune 23 Kt

Operation Castle

Bombe Datum Ort Sprengkraft
Bravo 18:45:00.0 28. Februar 1954 (GMT) Nam Insel 15 Mt
Romeo 18:30:00.4 26. März 1954 (GMT) Nam Insel 11 Mt
Koon 18:20:00.4 6. April 1954 (GMT) Eninman Insel 110 kt
Union 18:10:00.7 25. April 1954 (GMT) Bikini Lagune 6,9 Mt
Yankee 18:10:00.1 4. Mai 1954 (GMT) Bikini Lagune 13,5 Mt
Nectar 18:20:00.4 13. Mai 1954 (GMT) Bikini Lagune 1,69 Mt

Während des Castle-Bravo Tests kam es durch falsche Wettereinschätzungen der Militärmeteorologen der USA zu einer Kontaminierung der Inseln Rongelap und Rongerik durch Fallout. Die Inseln waren zu diesem Zeitpunkt bewohnt. Auch auf hoher See war ein japanisches Fischerboot betroffen, auf dem ein Besatzungsmitglied an den Folgen starb.

Datei:Atombombentest Redwing-Dakota.jpg
Redwing-Dakota aus der Luft fotografiert

Operation Redwing

Bombe Datum Ort Sprengkraft
Cherokee 17:51 20. Mai 1956 (GMT) Namu Insel - B-52 Abwurf 3,8 Mt
Zuni 17:56.00.3 27. Mai 1956 (GMT) Eninman Insel 3,5 Mt
Flathead 18:26 11. Juni 1956 (GMT) Bikini Lagune 365 kt
Dakota 18:06 25. Juni 1956 (GMT) Bikini Lagune 1,1 Mt
Navajo 17:56.00.3 10. Juli 1956 (GMT) Riff zwischen Namu und Yurochi Insel 5 Mt
Tewa 17:46.00.0 20. Juli 1956 (GMT) Riff zwischen Namu und Yurochi Insel 5 Mt

Operation Hardtack I

Bombe Datum Ort Sprengkraft
Juniper 04:20 22. Juli 1958 (GMT) Bikini-Atoll 65 kt

Die weitere Geschichte

 
Bikini-Atoll (aufgenommen aus dem Weltraum)

Nachdem Ende der 1960er Jahre das Bikini-Atoll wieder für die Bikinianer freigegeben wurde, sollte mit einem 8-Jahresplan die Besiedlungsmöglichkeit sichergestellt werden. So mußte der radioaktive Müll beseitigt und die komplette Vegetation neu angepflanzt und aufgezogen werden. Später wurden Hütten und Häuser gebaut, damit die Rückkehrer sofort ein Dach über dem Kopf hatten.

Der Umzug vollzog sich aber nur schleppend, da die Amerikaner immer mehr Menschen und Material von den Marshallinseln abzogen. 1972 stellte ein Überwachungsteam eine erhöhte Radioaktivität bei den in der Lagune lebenden Krabben fest. Drei Jahre später wurden noch einmal genauere Messungen durchgeführt. Deren Ergebnis war, dass das Trinkwasser und die Früchte der Insel für den menschlichen Gebrauch nicht geeignet waren. Daraufhin begannen die Amerikaner mit Wasser- und Nahrungsmittellieferungen. Trotz allem mussten die Bikinianer aber Ende 1978 das Atoll wieder verlassen.

Bikini heute

Am 5. März 2001 wurde vom Nuclear Claims Tribunal beschlossen, dass die USA an die Bikinianer eine Gesamtzahlung von rund 1,1 Mrd. $ vorzunehmen haben. Dies beinhaltet den Wertverlust des Atolls, Schmerzensgeld und Wiederaufbauhilfe. Ob das Geld aber je bezahlt wird ist fraglich, da der Beschluss nicht einem Gerichtsurteil entspricht. Derzeit rufen die Bikinianer immer wieder den Petitionsausschuss des amerikanischen Kongress an.

Wann das Bikini-Atoll aber wieder besiedelt werden kann ist noch unklar. Allerdings sind die Inseln nicht mehr Sperrgebiet. In der Lagune liegen die bei den Atomtests gesunkenen Schiffe USS Saratoga, USS Carlisle, USS Anderson, USS Lamson, USS Gilliam, USS Arkansas, USS Pilotfish, USS Apogon, HIJMS Nagato und HIJMS Sakawa. Sie sind als Ziele für Wracktaucher sehr beliebt. Die HIJMS Nagato war das japanische Flaggschiff beim Angriff auf Pearl Harbor.


Der Bikini-Badeanzug ist nach dem Atoll benannt.


Siehe auch: Atombombe, Fallout, Strahlenkrankheit