Die USS Constitution (dt. Verfassung) ist eine hölzerne Fregatte der United States Navy. Sie ist das älteste noch im Dienst stehende Schiff der Welt, das noch schwimmt. Die HMS Victory ist zwar drei Jahrzehnte älter, befindet sich aber dauerhaft in einem Trockendock. Der Spitzname Old Ironsides soll auf das Gefecht mit der britischen Fregatte Guerriere im Jahre 1812 zurückgehen, weil die Geschosse dieses Schiffs an den starken Bordwänden der Constitution angeblich abprallten.
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Laufbahn | ![]() |
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In Auftrag gegeben: | 1794 |
Auf Kiel gelegt: | Sommer 1795 |
Stapellauf: | 10. Oktober 1797 |
Indienststellung: | 21. Oktober 1797 |
Außerdienststellung: | |
Schwesterschiffe: | Chesapeake, Congress, Constellation, President, United States |
Schicksal: | Museumsschiff in Boston |
Allgemeine Daten | |
Verdrängung: | 2200 t |
Länge: | 53 m Rumpf, 62 m über alles |
Breite: 13,3 m | Masthöhe (Grossmast): ca. 68 m |
Tiefgang: | 4,6 m |
Antrieb: | Segel |
Geschwindigkeit: | 13 Kn plus |
Reichweite | effektiv:
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Besatzung: | 450 Offiziere und Mannschaften, darunter 55 Marines und 30 Schiffsjungen. |
Bewaffnung: | 32 x 24 Pfünder Kanonen, 20x 32 Pfünder-Karronaden, 2 Jagdgeschütze (Bug) |
Panzerung: | |
Motto: |

Die Constitution war eine von sechs Fregatten, die aufgrund des Marinegesetzes von 1794 mit dem Zweck, der Bedrohung der jungen amerikanischen Handelsflotte durch Freibeuter durch den Bau eigener Kriegsschiffe Herr zu werden, gebaut wurden. Drei davon, neben Constitution die President und United States, wurden als 44-Kanonen-Fregatten gebaut. Sie waren bedeutend größer, stärker gebaut und schwerer bewaffnet als zeitgenössische europäische Fregatten.
Geschichte
Am Entwurf der Constitution waren Joshua Humphreys, William Doughty und Josiah Fox beteiligt. Das Schiff wurde auf der Werft des Edmund Hartt in Boston, Massachusetts gebaut. Da sich die Konstrukteure bewusst waren, dass es sich nur um eine kleine Flotte von Allzweckkampfschiffen handeln würde, wurden für diese Zeit ungewöhnliche Konstruktionsmethoden verwendet. Der eigentliche Eichenrumpf wurde in einer Art Sandwich Konstruktion auf beiden Seiten mit Live Oak beplankt, das in seiner Festigkeit nahe an Eisenholz herankam und von Louisiana herangeschafft werden musste. Zusätzlich wurde der Rumpf derart verstärkt, dass das Schiff auch nach dem Entfernen von einem Drittel der Verstärkungen im 19ten Jahrhundert weiterhin seetüchtig blieb. Die Konstruktion der Constitution vereinte dabei die Geschwindigkeit und Wendigkeit einer Fregatte mit der Feuerkraft eines Linienschiffes. Der Stapellauf erfolgte am 21. Oktober 1797. Die Constitution wurde im Sommer 1798 im amerikanisch-französischen Quasi-Krieg in der Karibik gegen französische Freibeuter eingesetzt.
Im Jahr 1803 wurde die Constitution unter Kapitän Edward Preble zum Flaggschiff des Mittelmeergeschwaders, das gegen die Barbareskenstaaten Nordafrikas kämpfte. Diese Staaten verlangten von amerikanischen Schiffen Tribut im Gegenzug dafür, dass letztere Mittelmeerhäfen anlaufen durften. Preble begann mit einer aggressiven Kampagne gegen Tripolis. Er blockierte Häfen und beschoss Befestigungen. Schließlich stimmten Tripolis, Tunesien und Algerien einem Friedensvertrag zu.
Die Constitution patrouillierte noch zwei Jahre nach Kriegsende entlang der nordafrikanischen Küste, um die Einhaltung der Vertragsbedingungen zu überwachen. Sie kehrte 1807 nach Boston zur Überholung zurück. Danach wurde sie 1809 zum Flaggschiff des Nordatlantikgeschwaders unter Kommodore John Rodgers.
Im Frühjahr 1812 verschlechterten sich die Beziehungen zu Großbritannien dramatisch, und die US Navy begann, sich auf den bevorstehenden Krieg vorzubereiten. Die Kriegserklärung erfolgte am 20. Juni. Kapitän Isaac Hull, der seit 1810 Kommandant der Constitution war, stach am 12. Juli ohne Befehl in See, um einer Blockade im Hafen zuvorzukommen. Er beabsichtigte, sich den fünf Schiffen von Rodgers Geschwader anzuschließen.
Die Constitution sichtete am 17. Juli fünf Schiffe vor Egg Harbor, New Jersey. Am folgenden Morgen hatte der Ausguck festgestellt, dass es sich bei diesen um ein britisches Geschwader handelte. Dieses hatte die Constitution ebenfalls gesichtet und die Verfolgung aufgenommen. Das amerikanische Schiff befand sich in einer Flaute, und so ließ der Kapitän Boote aussetzen, um das Schiff außer Reichweite der britischen Kanonen zu schleppen. Er ließ sogar die Segel mit Wasser benetzen, um auch noch den geringsten Lufthauch zu nutzen. Nach einer Verfolgung von zwei Tagen und Nächten konnte die Constitution entkommen.
Am 19. August traf sie einen ihrer Verfolger vor der Küste von Neuschottland erneut – HMS Guerriere, eine 38-Kanonen-Fregatte. Das britische Schiff feuerte den ersten Schuss des Gefechts; während eines misslungenen Segelmanövers verhakten sich die Takelagen der beiden Schiffe, und die Guerriere wurde entmastet. Innerhalb von 20 Minuten wurde sie durch Geschützfeuer der Constitution so schwer beschädigt, dass es sich nicht mehr lohnte, sie in einen Hafen einzubringen. Hull hatte mehrere Breitseiten abgegeben und die überlegenen Segelqualitäten seines Schiffes eingesetzt, während die Briten hilflos zusehen mussten, wie ihre Salven wirkungslos vom Rumpf der Constitution abprallten; dies war der Anlass zur Entstehung des Spitznamens „Old Ironsides“.
Unter dem Kommando von William Bainbridge traf die Fregatte im Dezember auf HMS Java, eine weitere britische Fregatte. Die Unempfindlichkeit der Constitution gegen direkten Beschuss war inzwischen bekannt, so dass die wendigere Java versuchte, die Constitution auszusegeln und mit hohen Schüssen zu beschädigen. Ein Treffer zerstörte dabei das Steuerrad der Constitution, doch der Mannschaft gelang es, ein Notruder zu installieren, und nach einem dreistündigen Gefecht wurde auch die Java so schwer beschädigt, dass eine Reparatur nicht lohnte und man sich entschloss, sie in Brand zu setzen. Als Beute wurde das Steuerrad der Java demontiert und auf der Constitution montiert. Dort ist es auch heute noch.
Trotz vieler Monate erzwungener Liegezeit im Hafen, zum Teil wegen Reparaturarbeiten, zum Teil wegen Blockaden, gelang es der Constitution, acht weitere Schiffe zu stellen, darunter die britische Fregatte HMS Cyane und die begleitende Sloop HMS Levant, die sie gleichzeitig bekämpfte. 1815 wurde der Krieg zwischen den USA und Großbritannien beendet. Nach sechs Jahren Reparaturen und Reservestatus wurde die Constitution 1821 reaktiviert und diente unter Kapitän Jacob Jones als Flaggschiff des Mittelmeergeschwaders. 1828 kehrte sie nach Boston zurück.
Nach einer Inspektion wurde das Schiff 1830 als für den Seedienst untauglich eingestuft. Über den Beschluss zur Abwrackung war die amerikanische Öffentlichkeit sehr aufgebracht, besonders nach der Veröffentlichung des Gedichts „Old Ironsides“ von Oliver Wendell Holmes. Angesichts des Protests stellte der Kongress Mittel zur Reparatur des Schiffs bereit. 1835 wurde es wieder in Dienst gestellt, brachte den amerikanischen Gesandten nach Frankreich und diente anschließend unter Kommodore Jesse D. Elliot als Flaggschiff des Mittelmeergeschwaders und ab 1839 unter Kommodore Alexander Claxton im Pazifik. 1844–1846 unternahm die Constitution eine Weltumsegelung, anschließend war sie Flaggschiff des Mittelmeer- und Afrikageschwaders.
In den 1850er Jahren patrouillierte sie an der afrikanischen Küste auf der Suche nach Sklavenschiffen, und während des amerikanischen Bürgerkriegs wurden auf ihr Unteroffiziere zur See ausgebildet.
1851 kehrte die Fregatte nach Amerika zurück und wurde für zwei Jahre in New York aufgelegt, von 1853–1855 wurde sie erneut Flaggschiff des Mittelmeer- und Afrikageschwaders, dann war ihr aktiver Dienst zuende, und sie wurde bis 1858 repariert. Anschließend diente sie bis 1878 meist als Trainingsschiff für Midshipmen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es keinem Seemann gelungen, das Schiff während eines Gefechts zu entern. Feinde sahen das Innere der Constitution nur als Kriegsgefangene.
1878 segelte die Constitution nach Le Havre, um die amerikanischen Ausstellungsstücke zur in Paris stattfindenden Weltausstellung zu bringen. Dort verblieb das Schiff neun Monate lang, um die Ausstellungsstücke anschließend zurückzutransportieren. Nach der Rückkehr diente das Schiff bis zur Außerdienststellung als Trainingsschiff. Danach wurde die Fregatte in Portsmouth, New Hampshire, aufgelegt, wurde abgetakelt und erhielt auf ganzer Länge ein Dach.
Im Jahr 1905 rettete die öffentliche Meinung die Constitution erneut vor dem Abwracken; 1925 wurde sie durch die Spenden von Schulkindern und patriotischen Vereinigungen repariert. Die Constitution wurde am 1. Juli 1931 wieder in Dienst gestellt und unternahm im Schlepp des Minensuchers USS Grepe und des Tenders USS Bushnell eine Tour zu 90 Hafenstädten entlang der Atlantik-, Golf- und Pazifikküste der USA.
Während dieser drei Jahre wurde sie von 4.600.000 Menschen besichtigt. Dadurch sicherte sie ihre Stellung als amerikanische Ikone und kehrt in ihren Heimathafen Boston zurück. 1941 wurde sie dauerhaft in Dienst gestellt. Seit 1954 ist der Marineminister für ihren Unterhalt verantwortlich. Die USS Constitution liegt im ehemaligen Boston Navy Yard im Bostoner Stadtteil Charlestown vor Anker. Sie ist für Besucher geöffnet.
Am 21. Juli 1997 stach die Constitution als Teil ihres 200-jährigen Jubiläums zum ersten Mal seit über 100 Jahren wieder unter Segeln in See. Sie wurde von ihrem gewöhnlichen Liegeplatz in Boston nach Marblehead geschleppt und setzte dann sechs Segel. Daraufhin fuhr sie ohne Hilfe über eine Stunde lang. Schließlich feuerte sie 21 Schuss Salut.
Während des Bostoner Seegelfestes am 11. Juli 2000 führte sie eine Segelregatta von 120 Schiffen an.
Sie dient nunmehr als „Staatsschiff“ für Empfänge und offizielle Anlässe. Ihr Auftrag besteht darin, die US Navy vor Millionen von Besuchern jedes Jahr zu repräsentieren. Die Besatzung von 55 Seeleuten nimmt an Zeremonien, Lehrveranstaltungen und besonderen Gelegenheiten teil. Dazu hält sie das Schiff für Besucher geöffnet und veranstaltet Besichtigungen. Die Besatzung besteht aus aktiven Marinesoldaten, und der Dienst an Bord gilt als besondere Auszeichnung. Traditionell ist der Kapitän vom Dienst ein aktiver Commander (Fregattenkapitän) der US Navy.
Bedeutung für die Vereinigten Staaten
Die Siege der Constitution über die Briten während des Krieges von 1812 hatten weniger eine militärische, als mehr eine psychologische Bedeutung für die Amerikaner. Vor der Versenkung der HMS Guerriere galten die englischen Schiffe als nahezu unbesiegbar. Die Constitution zeigte somit den US Bürgern, dass mit Mut und unkonventionellen militärischen Taktiken auch überlegene Gegner in die Knie gezwungen werden können. Dieses neue Selbstvertrauen legte u.a. den Grundstein für den Aufstieg der USA zur Weltmacht.
Literatur
- Karl Heinz Marquardt: Anatomy of the Ship. The 44-Gun Frigate USS Constitution "Old Ironsides"; London 2006.
- Robert Gardiner (Hg.): The Naval War of 1812; GB 1998.
Weblinks
- Commons: USS Constitution – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien