Die Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein ist eine der bekanntesten Wallfahrtskirchen in Oberfranken. Das nach Plänen von Balthasar Neumann gebaute Gotteshaus ist den heiligen Vierzehn Nothelfern geweiht und empfängt etwa eine halbe Million Besucher pro Jahr.





Allgemeines
- Lage: Am oberen Main zwischen Bad Staffelstein und Lichtenfels
- Erbaut: 1743–1772
- Architekt: Balthasar Neumann
- Stil: Fassade spätbarock; Innenarchitektur Rokoko
- Rektor der Basilika: Pater Benedikt Grimm
- Bistum: Erzbistum Bamberg
- Rang: Basilica minor (1897; Papst Leo XIII)
- Kantor: Georg Hagel
Geschichte der Wallfahrt
Nachdem im Jahre 1445 das Jesuskind dreimal dem Schäfer Hermann Leicht aus Langheim erschienen war, wurde das Wunder vom Frankenthaler Kinderkranz durch ein Wunder bezeugt: Eine Magd, die schwer erkrankt war, wurde zur Erscheinungsstätte gebracht, worauf sie wundersam geheilt wurde. Die Zisterzienserabtei Langheim gab dem Drängen nach und errichtete für die sofort einsetzende Wallfahrt eine Kapelle zu Ehren der vierzehn Nothelfer. Die Wallfahrt blühte in der Folge auf und nach den Zerstörungen während des Bauernkrieges 1525 und des Dreißigjährigen Krieges wurde jeweils eine größere Kirche errichtet.
Geschichte der Basilika
Im Auftrag von Abt Stefan Mösinger plante Balthasar Neumann die Basilika und leitete den Bau von 1743 bis zu seinem Tod 1753. Der Bau wurde 1772 vollendet. Am 14. September 1772 weihte der Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die Kirche.
Nach der Säkularisation 1803 mussten die Zisterzienser von Langheim, die die Wallfahrt betreuten, ihr Kloster und auch die so genannte Propstei in Vierzehnheiligen verlassen. Auch Wallfahrten wurden um diese Zeit von kirchlicher und staatlicher Seite verboten. Nach einem Blitzeinschlag verbrannten 1835 die Orgel, der Dachstuhl und die beiden Türme. 1839 beauftragte König Ludwig I. von Bayern die Franziskaner mit der Betreuung der Wallfahrt, die auch die Kirche wieder instandsetzten. Diese Ernauerungen erfolgten aber nach dem Geschmack der damaligan Jahre
1897 erhob Papst Leo XIII. Vierzehnheiligen als erste deutsche Kirche in den Rang einer Basilica minor. Im Laufe des 20. Jahrhunderts folgten noch weitere Renovierungsarbeiten, hierbei wurde die Basilika so reniviert, dass sie wieder den Plänen von Balthasar Neumann entsprach.
Die Architektur von Vierzehnheiligen
Die von Balthasar Neumann geschaffene und von den Stuckateuren Franz Xaver I., Johann Michael II. Feichtmayer und Johann Georg Übelher sowie dem Maler Giuseppe Appiani ausgestaltete Kirche gilt als einer der Höhepunkte des deutschen Rokoko-Sakralbaus.
Betreten der Basilika
Man Betritt die Basilika in der Regel am Ende des nördlichen Querhauses, die zwei weiteren Portale sind in der Regel nur bei Gottesdiensten geöffnet. Man erblickt als Erstes im südlichen Querhaus die kleine Nebenorgel von Eisenbarth. Schreitet man nun weiter auf die Mitte der Basilika zu, wird ein einzigartiger Anblick geboten: Auf der linken Seite wird die Basilika vom Hochaltar beherrscht, schaut man nun nach rechts, so erblickt man den Gnadenaltar, ein Meisterwerk des Rokoko und Herzstück der Basilika. Er ist sie Mitte einer Rundung des westlichen Hauptschiffes. Dahinter auf der hohen Westempore dominiert die mächtige Rieger-Orgel die Basilika. Bilder können diese Pracht aber nicht beschreiben, die Besichtigung ist ein Muss für Freunde des Sakralbaus.
Der Gnadenaltar
Der Rokoko-Altar mit den vierzehn Nothelfern steht frei im Raum über dem Ort der Erscheinungen des Schäfers Hermann Leicht und wird umgeben von einem Kommuniongitter in Herzform. Auf der Seite ist der Blick frei zur Stelle der Erscheinungen. Der mit Stuckmarmor geschmückte Unterteil des Altars wird überwölbt von einem Baldachin, der einen Durchblick zum Hochaltar frei lässt. Zwölf Nothelfer sind in drei Etagen zu je vieren angebracht; Barbara und Katharina stehen an den beiden seitlichen Altären. Ursprünglich war der Altar am Ort der Erscheinung und gleichzeitig unter der Vierung des Lang- und Querhauses. Dazu wären aber teuere Planierungsarbeiten erforderlich geworden, da sich unmittelbar Richtung Westen ein Abhang befand. Der Abtei Langheim, die die Baukosten tragen musste, war das aber neben der ohnehin sehr teueren Basilika ein zu hoher Geldaufwand. Darauf nahm Architekt Balthasar Neumann eine der zahlreichen Änderungen vor: Die gesamte Basilika wurde ein Stück weiter nach Osten versetzt, als ursprünglich geplant, da das Gelände Richtung Osten uberwiegend eben war. Um den Altar zu verdeutlichen, wurde eine Rundung gebaut, deren Zentrum der Gnadenaltar ist.
Die Orgel
Aktuelles
Bis Allerheiligen findet jeden Freitag um 15.00 Uhr ein Orgelkonzert zum Freitagsläuten statt. Organisator ist Basilikaorganist Georg Hagel. Der Einritt ist frei, Spenden für die Abbezahlung der durch Spenden finanzierte Orgel sind erwünscht.
Geschichte
Die erste Orgel der Basilika Vierzehnheiligen wurde 1770 ursprünglich im Querhaus der Basilika bei der Sakristei von Ludwig Krämer errichtet und wenige Jahre danach auf die Westempore versetzt. Bei dem Kirchenbrand am Kunigundentag 1835 wurde diese Orgel völlig zerstört. Nach den umfangreichen Erneuerungen nach dem Brand wurde 1848 von August Bittner aus Nürnberg ein neues Orgelwerk – ebenfalls auf der Westempore – errichtet, es umfasste damals noch 39 Register auf 2 Manualen und Pedal. 1870 wurde der Orgelbauer Ludwig Weineck aus Bayreuth fur einen großen Umbau beauftragt, der aber kein zufriedenstellendes Resultat erbrachte. Darum führte 1905 die Firma Steinmeyer aus Öttingen einen technischen Neubau (Röhrenpneumatik) durch und erweiterte die Orgel auf drei Manuale und 42 Register. Die Röhrenpneumatik wurde aber bei einem weiteren Umbau 1951 wieder entfernt, es wurde auf elektrische Ton- und Registersteuerung umgestellt, die Register wurden aufgehellt und auf 60 Stimmen erweitert. 1962 entschlossen sich die Verantwortlichen der Basilika, den zweigeschossigen Mittelbau des Prospektes auf ein Geschoss zu erniedrigen, weil der obere Prospektteileil das dahinterliegende Fenster verdeckte. Dieser Teil mit der Uhr wurde herabgesetzt und der untere Teil entfernt. Doch durch den Staub, den die 1993 abgeschlossene Kirchensanierung verursachte, wurde der Orgel erheblicher klanglicher Schaden zugefügt, sodass man noch im selben Jahr die österreichische Firma Rieger für einen Neubau von 68 Registern auf 4 Manualen und Pedal beauftragte, wobei man das alte Prospekt beibehielt. 1998 verabschiedete Basilikaorganist Georg Hagel die alte Bittner−Orgel, schon am Tag darauf wurde mit dem Abbau begonnen. Die alte Orgel steht nun im Orgelmuseum Schloss Valley (bei Holzkirchen). Bis zur Fertigstellung 1999 wurden unter anderem zwei Stahlträger quer über die Empore gebaut und an den zwei Türmen befestigt, damit das über 20.000 kg schwere Instrument die Stabilität der Empore nicht gefährdet. Seitdem erklingt das Instrument jeden Tag im Gottesdienst und es wurden zahlreiche Werke für CDs und Rundfunk aufgenommen.
Disposition
Die Disposition wurde von Basilikaorganist Georg Hagel und Orgelbaumeister Christoph Glatter–Götz erarbeitet:
- Hauptwerk: Principal 16, Bordun 16, Principal 8, Bordun 8, Gamba 8, Flûte harmonique 8, Octav 4, Flöte 4, Quinte 2 2/3, Superoctav 2, Mixtur major 5–fach 2, Mixtur minor 4–fach 1 1/3, Cornet (ab g) 5–fach 8, Trompete 16, Trompete 8, Trompete 4.
- Positiv: Principal 8, Gedackt 8, Salicional 8, Unda maris (ab c) 8, Octav 4, Blockflöte 4, Nasat 2 2/3, Superoctav 2, Flöte 2, Terz 1 3/5, Quinte 1 1/3, Sifflet 1, Scharff 3– oder 4–fach 1, Bassethorn 16, Cromorne 8, Clarinette 8, +Tremulant, +Schweller.
- Schwellwerk: Bourdon 16, Flûte traversère 8, Cor de Nuit 8, Eolienne 8, Gambe 8, Voix céleste (ab c) 8, Fugara 4, Flûte octaviane 4, Nazard harmonique 2 2/3, Octavin 2, Tierce harmonique 1 3/5, Plein Jeu (=Großmixtur) 5–fach 2 2/3, Bombarde 16, Trompette harmonique 8, Hautbois 8, Clairon harmonique 4, Voix humaine 8, +Tremulant, +Schweller.
- Bombardwerk: Chamade 16, Chamade 8, Chamade 4, + Glockenspiel (C–c’’)
- Pedal: Untersatz 32, Principal 16, Subbaß 16, Violon 16, Quinte 10 2/3, Octav 8, Baßflöte 8, Flöte 4, Octav 4, Jubalflöte (doppelt labiert) 2, Mixtur 5–fach 2 2/3, Kontrabombarde 32, Bombarde 16, Fagott 16, Posaune 8, Clairon 4.
- Tonumfänge: Alle Manuale: C-c’’’’; Pedal: C-g’
- Spielhilfen: Kombinationsanlage mit 96×8 Speichermöglichkeiten, Sequenzer vorwärts–rückwärts; 4 Crescendi (einstellbar); Kartenspeicher
- 'Koppeln: Mechanisch: II–I, III–I, IV–I, III–II, I–P, II–P, III–P, IV–P. Elektrisch:
II–I, III–I, IV–I, III–II, I–P, II−P, III–P, IV–P, IV–III, IV–II, III–III 16, III–II 16, III–I 16, I–I 16, III–III 4, III–II 4, III–I 4, III–P.
- Tonsteuerung: mechanisch.
- Registersteuerung: elektrisch
Außerdem befindet sich im südlichen Querhaus der Basilika eine fahrbare Nebenorgel von Eisenbarth, diese hat 13 klingende Register auf 2 Manualen und Pedal.
Aufbau
Direkt in der Mitte über dem Spielschrank befinden sich Windladen und Pfeifen des Hauptwerks, eingeschlossen von den beiden Pedaltürmen. Hinter dem Hauptwerk steht der große Schwellkasten des Schwellwerks, besonderheit an diesem ist, dass Schwellen und Schwellkästen nicht wie üblicherweise aus Massivholz gebaut sind, sondern mit Quarzsand gefüllt sind, um eine höhere Toneindämmung zu erreichen. Auf den Schwellkasten wurde das gesamte Bombardwerk gebaut: Die horizontalen Chamaden 16, 8 und 4, direkt auf den Hochaltar gegenüber ausgerichtet, samt den handgegossenen Messingglocken des Glockenspiels. Links und rechts des Schwellwerks befinden sich die großen, teils aufgerollten Pfeifen des Untersatzes 32 und der Kontrabombarde 32 (die tiefsten Pfeifen sind ca. 10 m lang und erreichen mit etwa 16 Hz die untere Hörgrenze!) ebenfalls neben dem Schwellwerk befindet sich der geteilte Schwellkasten des ebenfalls schwellbaren Positivs. Das Prospekt der Orgel ist zwar das alte, das Gehäause samt der kompletten Technik wurde völlig neu installiert. Es stellte sich beim Bau aber folgendes Problem dar: Der Orgelwind. Da sich das Gehäuse und das Pfeifenwerk deutlich größer darstellten als bei der alten Bittner-Orgel, war kein Platz mehr für Gebläse und Blasebalk. Aber Orgelbaumeister Christoph Glatter-Götz und Organist Georg Hagel ließen das nicht zum Problem werden, so baute man die gasamte Orgelwindanlage in einen der zwei Türme. Interessant wäre es auch, wie die Orgelbauer den 450 kg schweren Spieltisch (in einem Teil!) durch 1,50 m breite Treppen transportiert haben. Wie auch immer, alles ging gut und ohne nennenswerte Schäden. Der Spieltisch hat insgesamt 89 Registerzüge (68 für die Register, 3 für Tremulante und für das Glockenspiel, und 18 Züge für die elektrischen Koppeln.) Außerdem kann man mit magnetischen Kopplungen einen zweiten Spieltisch anschließen.
Die vierzehn Nothelfer
Zu den vierzehn Heiligen zählen:
3 Bischöfe: | Dionysius · Erasmus · Blasius |
3 Märtyrerinnen: | Barbara · Margareta · Katharina |
3 Ritter: | Georg · Achatius · Eustachius |
1 Arzt: | Pantaleon |
1 Mönch: | Ägidius |
1 Diakon: | Cyriacus |
1 Knabe: | Vitus |
Christuskindträger: | Christophorus |
Die Ortschaft Vierzehnheiligen
In Vierzehnheiligen, einem Stadtteil von Bad Staffelstein, befinden sich neben der Wallfahrtskirche ein Franziskanerkloster, zwei Bildungshäuser der Erzdiözese Bamberg (Diözesanhaus und Haus Frankenthal mit Wallfahrergaststätte Goldener Hirsch), der Gasthof Goldener Stern und die Alte Klosterbrauerei, jetzt Brauerei Trunk. Gegenüber der Ortschaft Vierzehnheiligen – auf der anderen Seite des Maintals – liegt das Kloster Banz.
Siehe auch
Weblinks
- Franziskanerkloster Vierzehnheiligen
- Projekt des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels - Basilika Vierzehnheiligen
- Die ganze Geschichte mit Bildern (pdf)