Oskari Tokoi

finnischer Politiker, Regierungschef, Minister im Volkskommissariat
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Antti Oskari Tokoi (ursprünglich Antti Oskari Hirvi * 15. Mai 1873 in Kannus, Finnland; † 4. September 1963 in Fitchburg, Massachusetts) war ein finnischer Politiker.

Datei:Oskari tokoi drawing.gif
Zeichnung von Oskari Tokoi aus der Zeit vor dem finnischen Bürgerkrieg.

Herkunft und junge Jahre in Amerika

Oskari Tokoi wurde in der westfinnischen Region Österbotten in einem Tokoi genannten Hof geboren, dessen Namen er später als seinen Familiennamen annahm. Aus dieser Region gab es eine besonders ausgeprägte Auswanderungsbewegung nach Amerika, und auch Tokoi, der lediglich eine Grundschulausbildung erhalten hatte, siedelte 1891 in die Vereinigten Staaten um und trat seinen ersten Arbeitsplatz in den Kohlebergwerken von Wyoming an. Später arbeitete er auch in Goldminen in South Dakota.

Bald sammelte er erste Erfahrungen in der Arbeit in Verbänden und Organisationen, zunächst in erster Linie in Abstinenzvereinen, wo er verschiedene Posten bis hin zum Vorsitz übernahm. In Lead gründete er selbst einen solchen Verein. Die eigentliche Arbeiterbewegung steckte hier zu jener Zeit noch in den Kinderschuhen. Tokoi schloss sich der 1892 gegründeten Western Federation of Miners an. Auch später, nachdem die Goldminenwegen der schlechten wirtschaftlichen Lage geschlossen wurden und als Tokoi auf der ständigen Suche nach Arbeitsplätzen durch den Westen der Vereinigten Staaten und Kanadas zog, sammelte Tokoi zahlreiche Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit.

Im Jahr 1897 heiratete Tokoi die in Lumijoki, Finnland, geborene Hanna Räimä und ließ sich für drei Jahre in Leadville, Colorado, nieder, wo die Bergbauarbeiten wieder aufgenommen worden waren. Die Familie siedelte 1900 zurück nach Kannus, in den Heimatort Oskari Tokois, wo sie einen Hof erwarb und neben der Landwirtschaft auch das erste konsumgenossenschaftliche Geschäft des Ortes betreute.

Politik und Gewerkschaftsarbeit vor 1917

Die Autonomie des Großfürstentums Finnland schien im beginnenden Jahrhundert durch die Russifizierungsbemühungen von Zar Nikolaus II. gefährdet. Das 1901 erlassene Wehrpflichtgestz, mit dem die Finnen zum Dienst in der Reichsarmee verpflichtet wurden, stieß in Finnland auf nahezu einhelluigen und erbitterten Widerstand. Der bisher vor allem in Abstinenzvereinen und Gewerkschaften aktive Oskari Tokoi wandte sich in dieser gespannten Atmosphäre der Politik zu. Im Herbst 1905 führte die Arbeiterschaft einen Generalstreik durch, der mitentscheidend zu der folgenden Parlamentsreform und der Abschaffung des Ständereichstages beitrug. Während des Streiks wurde in Kannus unter Tokois Führung der örtliche Arbeiterverein gegründet. Tokoi wirkte auch an der Gründung zahlreicher weiterer Arbeitervereine in Österbotten mit.

In den Wahlen von 1906 wurde Tokoi auf der Liste der Sozialdemokratischen Partei Finnlands in das neue Einkammerparlament gewählt und war auch in den folgenden Parlamenten vertreten. Er machte sich einen Namen als Fachmann für Fragen der Landwirtschaft und der umstrittenen rechtlichen Stellung der finnischen Kleinpachtbauern. 1913 wurde Tokoi zum Parlamentspräsidenten gewählt, 1914 zum stellvertretenden Präsidenten.