Die Interstate Highways sind das amerikanische Gegenstück zu den europäischen Autobahnen. Nicht alle Interstate Highways überqueren die Grenzen verschiedener Bundesstaaten. So gibt es zum Beispiel Autobahnen, die nur in Alaska, Hawaii oder Puerto Rico verlaufen und aus Mitteln des Interstate-Highway-Programms gebaut wurden. Sie werden aber nur in Hawaii als Interstate Highway bezeichnet.
Geschichte
Regionale Autobahnnetze in den Bundesstaaten New York und Pennsylvania entstanden bereits in den 1920er und 1930er Jahren, ein landesweites Autobahnnetz gab es jedoch nicht. Der Bau des Bronx River Parkway im Bundesstaat New York begann 1907, 1924 wurde er als Autostraße eröffnet. An der Ostküste, zuerst im Großraum New York entstanden weitere Autobahnen:
- etwa 1938 der Long Island Parkway
- 1938 der Merritt Parkway in Connecticut
- 1940 der Pennsylvania Turnpike in Pennsylvania
- ab 1946 der New Jersey Turnpike
Das Interstate-Highway-System, das den europäischen Autobahnen entspricht, entstand in den 1950er Jahren und wurde durch den Federal-Aid Highway Act begründet, den der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 29. Juni 1956 unterzeichnete. Er wollte ein Autobahnnetz nach deutschem Vorbild schaffen, das sich sowohl zivil als auch militärisch nutzen ließ. Die neugebauten Interstate Highways sollten das Netz der U.S. Highways ergänzen, nicht ersetzen.
Seit 1991 gilt der Bau des Interstate-Highway-Systems als abgeschlossen, obwohl immer noch neue Streckenabschnitte gebaut werden. Die ursprüngliche Kostenschätzung von 25 Milliarden US-Dollar innerhalb von zwölf Jahren wurde weit übertroffen; in 35 Jahren wurden 114 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Im Jahre 2004 umfasste das Interstate-Highway-System 42.700 Meilen (68.720 km) Streckenlänge.
Beschilderung
Auf Landkarten und Straßenschildern werden Interstate Highways durch ein blaues Wappenschild mit weißer Zahl und rotem Querstreifen über der Zahl gekennzeichnet. Früher wurde über der Straßennummer der jeweilige Bundesstaat aufgeführt. Innerstädtische Alternativstrecken zu den Autobahnen – so genannte Business Routes – verwenden ein Schild mit grüner Hintergrundfarbe, das oft mit einem Interstate-Schild verwechselt wird.
Nummernsystem
Das Nummernschema der Interstate Highways wird ebenfalls von der American Association of State Highway and Transportation Officials (AASHTO) verwaltet. Wichtige Interstates erhalten ein- bis zweistellige Nummern. Gerade Nummern verlaufen in Ost-West-Richtung, ungerade Nummern in Nord-Süd-Richtung. (In einigen Fällen benutzen Interstates mit geraden und ungeraden Nummern den gleichen Streckenabschnitt.) Je nördlicher bzw. östlicher, desto höher die Straßennummer. Interstates, deren Nummer glatt durch 5 teilbar ist, sind die wichtigsten Routen, die über besonders lange Strecken führen.
Dreistellige Nummern bezeichnen Autobahnringe und Zubringer zu wichtigeren ein- und zweistelligen Interstate Highways, sie werden oft in mehreren Bundesstaaten gleichzeitig für unterschiedliche Strecken vergeben. Autobahnringe um größere Städte beginnen oft mit einer geraden Ziffer, Zubringerstrecken hingegen mit einer ungeraden Ziffer. Die Interstate 238 bei Oakland wurde nach dem kalifornischen State Highway 238 benannt, sie ist die einzige Interstate mit dreistelliger Nummer, zu der keine zweistellige „Mutterstrecke“ existiert (es gibt keine Interstate 38).
Geschwindigkeitsbegrenzungen
Ursprünglich sollten die Interstate Highways auf ebener Strecke eine Reisegeschwindigkeit von 70 bis 80 mph (113 bis 129 km/h) ermöglichen. 1974 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 55 mph (89 km/h) abgesenkt, um nach der Ölkrise 1973 Benzin zu sparen. Nach dem Ende der Ölkrise wurde das Tempolimit zur Förderung der Verkehrssicherheit beibehalten, was jedoch besonders in den bevölkerungsarmen Flächenstaaten abseits der Großstädte auf wenig Gegenliebe stieß. Zwar hatte der Bund keine Gesetzgebungskompetenz für diese Frage; Staaten, die abweichende Regelungen trafen, drohte jedoch die Einstellung von Bundesgeldern für den Straßenbau, so dass kein Staat ausscherte. 1987 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen außerhalb des städtischen Raums auf 65 mph (104 km/h) angehoben, sofern die Bundesstaaten dies erlaubten; im städtischen Raum wurde 55 mph beibehalten. Einige Bundesstaaten erhöhten das Tempolimit auf 70 oder 75 mph (112 bzw. 121 km/h). Der Bundesstaat Montana schaffte das Tempolimit auf Interstate Highways ab und forderte die Autofahrer zu „umsichtiger und vernünftiger“ Fahrweise auf. Diese Regelung wurde wegen ihrer schwammigen Formulierung für verfassungswidrig erklärt und stattdessen ein Tempolimit von 75 mph eingeführt. Die höchste Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es in Texas mit 80 mph (130 km/h) auf der Interstate 10 bei El Paso.
Finanzierung
Bau und Instandhaltung werden durch Mautgebühren und Mineralölsteuern finanziert. Viele Autobahnen der Ostküste, die vor 1956 gebaut wurden, besitzen noch immer Mautstellen. Nach 1956 erbaute Autobahnstrecken sind jedoch grundsätzlich gebührenfrei.
Die Bundesregierung zahlt Zuschüsse für den Bau und Unterhalt der Straßen, verknüpft diese Zahlungen jedoch mit Forderungen, dass die Bundesstaaten als Gegenleistung ihr Straßenverkehrsrecht den Vorstellungen der Bundesregierung anpassen müssen.
Nutzung bei Katastrophen
Die Interstate Highways wurden sowohl für zivilen als auch militärischen Gebrauch konzipiert. Beispielsweise ermöglicht das Interstate-Highway-System die rasche Evakuierung von Großstädten im Fall eines drohenden Atomkrieges oder einer drohenden Naturkatastrophe. Im Katastrophenfall werden alle Fahrspuren, inklusive der Gegenfahrbahnen, zur Evakuierung der Bevölkerung freigegeben.