Transitverkehr durch die DDR
Transitverkehr beschreibt im Allgemeinen den Verkehr von Waren und Personen durch ein Land hindurch, also zwischen zwei Nachbarländern oder zwei Teilen eines Nachbarlands.
Im Fall der DDR gab es besondere Vorschriften für den Transitverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin, der insbesondere nur über wenige festgelegte Transitstrecken erfolgen durfte. Auch für den Transitverkehr durch die DDR nach Skandinavien, Polen und in die ČSSR galten ähnliche Bestimmungen und mussten vorgeschriebene Strecken eingehalten werden. Westdeutschland Der Flugverkehr war zwar an Auflagen bei der Nutzung der Luftkorridore gebunden, eine Kontrolle von Personen und Waren fand aber durch die Behörden der DDR nicht statt.
Grundlage
Die rechtliche Grundlage war ein von den Siegermächten auf der Konferenz von Potsdam in Punkt 14g protokollierter Beschluss. Damit wurde der Alliierte Kontrollrat in Deutschland beauftragt, Regelungen für den Verkehr zwischen den Besatzungszonen zu erlassen. Ein späteres Ergebnis war die Festlegung der Transitstrecken zwischen den Westsektoren von Berlin durch die SBZ in die westlichen Besatzungszonen. Mit Befehl der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) vom 5. Mai 1952 wurden die Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen klar definiert. Die bis dahin geübte Freizügigkeit wurde drastisch beschnitten.
Im Transitabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik wurden gemeinsam Richtlinien für die Abwicklung des Verkehrs, der Grenzkontrollen der DDR und der Nutzungsgebühren auf den Transitstrecken zwischen West-Berlin und Westdeutschland vereinbart.
Straße
Bei der Nutzung der Transitstraßen war es untersagt, diese, beispielsweise für Ausflüge, zu verlassen. Transitreisende hatten die Strecke möglichst ohne Unterbrechungen zurückzulegen, lediglich kurze Aufenthalte an den Autobahnrastplätzen, in den Raststätten oder Tankstellen waren erlaubt. Treffen mit DDR-Bürgern waren untersagt. Bei der Einreise mussten die Transitreisenden ihre Personaldokumente (West-Berliner ausschließlich den Personalausweis, Bundesbürger ausschließlich den Reisepaß) und den Fahrzeugschein zur Registrierung abgeben. Das Fahrzeug mußte nur verlassen werden, wenn ausreichende Verdachtsmomente vorlagen. An der Grenzübergangsstelle (GÜSt) wurde ein Transitvisum für die einmalige Durchreise ausgestellt. Das Visum enthielt die Personendaten und ein Stempel mit dem Datum und der Uhrzeit der Einreise. Bei der Ausreise wurde dieses Dokument wieder eingezogen. Anhand der Uhrzeit der Einreise konnte festgestellt werden, ob die Reise unverzüglich abgewickelt wurde.
- Autobahnübergang Kontrollpunkt Dreilinden (Alliierter Checkpoint Bravo)/Grenzübergangsstelle (GÜSt) Drewitz] für Personen- und Güterverkehr. Auch nach Neubau des Autobahnteilstücks und Verlegung der Grenzübergangsstelle am 15. Oktober 1969 wurde die Namen beibehalten. Korrekter wäre Zehlendorf/Kleinmachnow
- nach Westdeutschland – Richtung
- Marienborn / Helmstedt (Niedersachsen, Hannover; Alliierter Checkpoint Alpha)
- Juchhöh / Töpen (1952 - 1966 Autobahn bis Schleitz, dann F 2 jetzt B 2 bis zur Grenze)
- Hirschberg/Rudolphstein (ab 1966 Autobahn Richtung Bayern, Hof, Nürnberg, München)
- Wartha / Bebra (bis zum 15. Dezember 1984 (Fertigstellung der Brücke über die Werra) bestand im Grenzbereich nur eine Verbindung über Land- und Bundesstraßen.)
- Wartha / Herleshausen (ab 15. Dezember 1984 Autobahn Richtung Hessen, Frankfurt am Main)
- in die ČSSR
- nach Polen
- Pomellen / Kołbaskowo (Kolbitzow) (Richtung nördliches Polen Stettin, Danzig)
- Frankfurt (Oder) / Slubice (Richtung mittleres Polen, Warschau)
- Forst (Richtung südliches Polen, Breslau)
- nach Skandinavien
- Saßnitz via Ostseefähren nach Schweden (Trelleborg), Dänemark (Rønne)
- Rostok/Warnemünde via Ostseefähren nach Dänemark (Gedser), Passagiere und Besatzungen von Seepassagierschiffen
- nach Westdeutschland – Richtung
- Autobahnübergang Berlin-Heiligensee)/Stolpe (ab 21. Dezember 1987 Autobahn)
- nach Westdeutschland – Richtung
- Zarrentin / Gudow (ab 19. November 1982 Norddeutschland, Hamburg Autobahn)
- nach Polen
- Pomellen / Kołbaskowo (Kolbitzow) (Richtung Stettin, Danzig)
- nach Skandinavien
- Saßnitz via Ostseefähren nach Schweden (Trelleborg), Dänemark (Rønne)
- Rostok/Warnemünde via Ostseefähren nach Dänemark (Gedser), Passagiere und Besatzungen von Seepassagierschiffen
- nach Westdeutschland – Richtung
- Lichtenrade/Großbeeren, geplant, aber nie realisiert. Sollte als Autobahn-Grenzkontrollpunkt für den Transitverkehr ausgebaut werden.
- Heerstraße in Berlin-Staaken / Dallgow ( bis 1951 B 5 (F 5))
- Heerstraße in Berlin-Staaken / Staaken-West (1951 - 21. Dezember 1987 B 5(F 5))
- Horst / Lauenburg (bis 19. November 1982 B 5 (F 5) Norddeutschland, Hamburg)
- Dieser Übergang bot die einzige Möglichkeit mit Fahrzeugen durch die DDR zu fahren, die nicht für den Verkehr auf der Autobahn zugelassen waren (z.B. Fahrad, Moped, Traktor und sonstige Sonderfahrzeuge). Bedingung: Man musste die Strecke ohne Unterbrechung (Übernachtung, längere Pausen) bewältigen. Das entfiel ersatzlos mit dem Bau der Autobahn. Bis 1990 lief der Transitverkehr auf der Fernstraße 5. Die Strecke führte durch zahlreiche Ortschaften. Kontakte der Transitreisenden zur Bevölkerung waren offiziell unerwünscht. So unterstützte die DDR das Bemühen der BRD den Verkehr über eine bereits vor dem Krieg geplante Autobahn zu führen und die Reisezeit zu verkürzen. Nach erfolgreichen Verhandlungen über die Finanzierung der neu zu bauenden Autobahn konnte der Bau beginnen. Währen der Bauphase wurde der Verkehr streckenweise über die alte Transitstrecke umgeleitet.
- Zarrentin / Gudow (ab 19. November 1982 Norddeutschland, Hamburg Autobahn)
- Horst / Lauenburg (bis 19. November 1982 B 5 (F 5) Norddeutschland, Hamburg)
Bahn
Bei der Transitreise erfolgte die Ausstellung des DDR-Transitvisums im fahrenden Zug. Auf Westberliner Seite gab es keinen Grenzbahnhof und keine Kontrolle. Der Transport wurde durch die Deutsche Reichsbahn (DDR) abgewickelt.
- Berlin-Wannsee / Griebnitzsee (Personenverkehr) und Steinstücken / Drewitz Bhf. (Güterverkehr)
- Marienborn / Helmstedt (Hannover, Westdeutschland)
- Schwanheide / Büchen (Haburg, Norddeutschland, 1961 - 1976)
- Gerstungen / Bebra (Westdeutschland, Hessen, Frankfurt am Main)
- Probstzella / Ludwigsstadt (Süddeutschland, Hof, Nürnberg, München)
- Berlin-Staaken / Staaken-West (DDR) (bis 1961 und wieder ab 1976, in der Zwischenzeit nur Güterverkehr, der Personenverkehr wurde 1961 - 1976 über Berlin-Wannsee / Griebnitzsee abgewickelt)
- Schwanheide / Büchen (Hamburg, Norddeutschland, bis 1976)
- Bahnhof Zoologischer Garten / Bahnhof Friedrichstraße
- ČSSR, Polen, Skandinavien
- Außerdem endeten viele Zugverbindungen am Ostbahnhof.
Es gab nur sehr wenig durchgehende Kurswagen (z.B. Paris - Moskau),
in der Regel musste man auf dem Ostbahnhof (damals Hauptbahnhof Berlin) umsteigen.
- Außerdem endeten viele Zugverbindungen am Ostbahnhof.
- ČSSR, Polen, Skandinavien
Wasserstraßen
Die zahlreichen Grenzübergänge an den Wasserstraßen (z.B. Spree, Havel, Teltowkanal) waren nur für den gewerblichen Güterverkehr zugelassen. Sportboote mußten auf Binnenschiffe verladen werden oder im Schlepp die Strecke passieren.
- Dreilinden, Teltowkanal
- Kleinmachnow, Teltowkanal (ab 1981)
- Potsdam-Nedlitz, Jungfernsee, Havel
- Cumlosen (Kr. Perleberg) / Schnackenburg (Elbe)
- Buchhorst bei Oebisfelde (Bezirk Magdeburg) / Rühen (bei Wolfsburg) (Mittellandkanal)
- Henningsdorf, Teufelsseekanal (nur Wechselverkehr und Transitverkehr (Polen), nicht nach Westdeutschland zugelassen)
- Berlin Marschallbrücke w.o.
- Berlin-Britz Britzer Zweigkanal w.o.
- Berlin-Treptow Osthafen w.o.
Flugverkehr
Zur Weiterreise im Flugverkehr von/bis zum/vom Flughafen Berlin-Schönefeld
- Waltersdorfer Chaussee/Rudower Chaussee (Transferbus ab/bis West-Berlin)
dazu, ganz in Ost-Berlin gelegen (Anfahrt mit S-Bahn, U-Bahn oder Fernbahn):
- Bahnhof Friedrichstraße (ab 1961)
- Es gab keine Flugverbindungen von Schönefeld in die Bundesrepublik.
Für den Flugverkehr von/bis West-Berlin waren die drei vereinbarten Luftkorridore zu nutzen. Neben der schnellen Verbindung war es die einzige Möglichkeit, ohne Kontrolle der DDR-Organe von/nach West-Berlin zu reisen.
Literatur
- Jürgen Ritter, Peter J. Lapp, Ulrich Schacht, „Die Grenze“, Juli 2001, ISBN 3861531623
- Friedrich Chr. Delius, Peter J. Lapp, „Transit Westberlin“, Oktober 1999, ISBN 3861531984