Gisela Elsner (* 2. Mai 1937 in Nürnberg, † 13. Mai 1992 in München) war eine deutsche Schriftstellerin.
Gisela Elsner stammte aus einer großbürgerlichen Familie; ihr Vater war Direktor bei Siemens. Sie besuchte ein Realgymnasium in Nürnberg, wo sie 1957 ihr Abitur ablegte. Bis 1959 studierte sie Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien. Danach lebte sie als freie Schriftstellerin an verschiedenen Orten: am Starnberger See, in Frankfurt am Main, 1963 bis 1964 in Rom, 1964 bis 1970 in London, danach in Paris, Hamburg, New York und schließlich in München. Bis 1963 war sie mit dem Schriftsteller und Lektor Klaus Roehler verheiratet; die Ehe wurde geschieden, nachdem Gisela Elsner ihren Ehemann und ihren dreijährigen Sohn Oskar verlassen hatte.
1963 erzielte sie ihren größten literarischen Erfolg mit ihrem Erstling, der Kleinbürgergroteske "Die Riesenzwerge". Ihre frühen erzählerischen Werke waren in einem für die Zeit ungewöhnlich rebellischen, antibürgerlichen Ton gehalten, vermochten allerdings wegen ihrer konstruierten Handlungen und Elsners manieriertem Stil immer weniger zu überzeugen. Auch als die Autorin in späteren Werken zu einer realistischeren Schreibweise überging, konnte sie nicht mehr an den Erfolg ihres Debuts anknüpfen.
Gisela Elsner litt ihr Leben lang unter dem Zwiespalt zwischen ihrer bürgerlichen Herkunft und ihrer radikalen Opposition gegen alles Bürgerliche. Sie sympathisierte vehement mit dem DDR-Sozialismus, wurde Mitglied der DKP, aus der sie angesichts vermuteter reformerischer Tendenzen im Juni 1989 austrat. Im Oktober 1989 wurde sie erneut Mitglied und hielt auch nach dem Untergang der DDR an ihren kommunistischen Überzeugungen fest. Eine Mischung aus persönlichen Problemen, literarischer Erfolglosigkeit und politischer Perspektivlosigkeit führte 1992 zu ihrem Suizid. Über die Endphase ihres Lebens drehte Gisela Elsners Sohn Oskar Roehler im Jahr 2000 den Film "Die Unberührbare".
Gisela Elsner nahm 1962 und 1963 an Tagungen der Gruppe 47 teil, seit 1962 arbeitete sie in der Dortmunder "Gruppe 61" mit, und seit 1971 war sie Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Sie erhielt u.a. folgende Auszeichnungen: 1963 ein Julius-Campe-Stipendium, 1964 den Prix Formentor und 1987 den Gerrit-Engelke-Literaturpreis der Stadt Hannover.
Werke
- Triboll, Olten [u.a.] 1956 (zusammen mit Klaus Roehler)
- Die Riesenzwerge, Reinbek bei Hamburg 1964
- Der Nachwuchs, Reinbek bei Hamburg 1968
- Das Berührungsverbot, Reinbek bei Hamburg 1970
- Herr Leiselheimer und weitere Versuche, die Wirklichkeit zu bewältigen, München [u.a.] 1973
- Der Punktsieg, Reinbek bei Hamburg 1977
- Die Zerreißprobe, Reinbek bei Hamburg 1980
- Abseits, Reinbek bei Hamburg 1982
- Die Zähmung, Reinbek bei Hamburg 1984
- Das Windei, Reinbek bei Hamburg 1987
- Friedenssaison, Hannover 1988 (zusammen mit Christof Herzog)
- Gefahrensphären, Wien [u.a.] 1988
- Fliegeralarm, Wien [u.a.] 1989
- Wespen im Schnee, Berlin 2001 (zusammen mit Klaus Roehler)
Literatur
- Christine Flitner: Frauen in der Literaturkritik, Pfaffenweiler 1995
- Oskar Roehler: Die Unberührbare, Köln 2002
- Dorothe Cremer: "Ihre Gebärden sind riesig, ihre Äußerungen winzig", Herbolzheim 2003