Zum Inhalt springen

Wangerland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. August 2007 um 15:59 Uhr durch 89.204.150.134 (Diskussion) (Gemeindegliederung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Wangerland ist eine Gemeinde im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Die Gemeinde mit ca. 10.000 Einwohnern erstreckt sich auf einer Fläche von 176 Quadratkilometern und ist damit eine der flächenmäßig größten Gemeinden in Deutschland.

Geographie

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Wangerland hat eine Ausdehnung von etwa 176 km² und ist damit die flächengrößte Gemeinde im Landkreis Friesland. Die Gemeinde hat überwiegend ländlichen Charakter. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 15.124 ha. Davon sind etwa 1/3 Ackerland und 2/3 Grünland. Die Gemeinde Wangerland besteht aus den Ortsteilen:

Wangerland liegt direkt an der Nordsee. Alle Ortsteile sind Erholungsorte, Horumersiel-Schillig ist ein Nordseeheilbad, Hooksiel und Minsen haben den Status von Küstenbadeorten. In Hohenkirchen befindet sich das Rathaus mit der Gemeindeverwaltung.

Fremdenverkehr

Durch die unmittelbare Lage an der Nordsee gibt es einen erheblichen Fremdenverkehr in der Gemeinde. Dessen wirtschaftliche Bedeutung zeigt sich anhand der Übernachtungszahlen, die derzeit (2006) bei fast 2 Millionen liegen. 1992 wurde die kommunale Kurverwaltung in die "Wangerland Touristik Gmbh" umgewandelt.

Wappen

Das Wappenbild der Gemeinde Wangerland zeigt auf blauem Grund eine Nixe, das Seewiefken (friesische Koseform von Seewief für Seeweib). Ihr Oberkörper ist unbekleidet und das blonde Haar ist zu einem Zopf geflochten. Die rechte Hand hält sie mit drohendem Zeigefinger hoch. Der silberne, schuppenbedeckte Unterkörper endet als Schwanzflosse.

Nixe Dat Minsener Seewief (Seeweib) im Ortsteil Minsen, links Bodentafel dazu

Die Wappenfigur beruht auf einer alten Sage, die im 16. Jahrhundert aufgeschrieben wurde. Danach haben Fischer aus Minsen, das demnach früher auf der Insel Minsener Oog gelegen haben soll, eine Nixe mit Fischunterleib eingefangen. Sie konnte wieder in die Nordsee entfliehen und habe aus Rache die Dorfsiedlung durch eine Sturmflut vernichtet. Historisch ist allerdings zweifelhaft, das ein früheres Minsen auf einer Insel lag. Dieser Erzählung ist eine Bronzeskulptur gewidmet, die im Ortsteil Norderaltendeich bei Minsen in Deichnähe aufgestellt ist. Die Bildhauerin und Malerin Karin Mennen aus dem benachbarten Horum schuf 1992 die überlebensgroße Figur der Nixe.

Geschichte

Rathaus der Gemeinde Wangerland in Hohenkirchen

Das Gau "Wanga" wird bereits zu Zeiten Karls des Großen erwähnt, als dieser Willhardus zum Bischof in dem Gau machte. Siedlungsfunde deuten auf kleinere Ansiedlungen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. hin. Zum Wangerland gehörten die Dörfer bzw. Kirchspiele Hohenkirchen, Oldorf, Tettens, Middoge, Minsen, Wiarden, St. Joost, Wüppels und die Insel Wangerooge.

Im 13. / 14. Jahrhundert kam es zu einem immer engeren Zusammengehen von Wangerland, Östringen und Rüstringen. Aus dem Wangerland und Teilen Östringens und Rüstingens bildete sich schließlich die Herrschaft Jever.

Hooksiel war zu frühen Zeiten (1583-1870) Vorhafen der Stadt Jever. In Schillig waren während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 (Napoleonschanze) und der zwei Weltkriege Teile der Marine stationiert. Zu diesen Zeiten gab es sogar eine Bahnlinie nach Schillig, welche aber ausschließlich für Zwecke der Marine und ihrer Kanonenstellungen diente.

Im 19. Jahrhundert gab es im Wangerland zwei Ämter. Das Amt Tettens war zuständig für die Kirchspiele bzw. Ortschaften Hohenkirchen (bis 1845), Middoge, Tettens Wangerooge und Wiefels, das Amt Minsen (Sitz Hooksiel) für Minsen, Oldorf, Pakens, Waddewarden, Westrum, Wiarden, Wüppels, St. Joost. Beide Ämter fielen 1858 an das Amt Jever. (siehe auch Herrschaft Jever)

Die Gemeinde Wangerland besteht in ihrer jetzigen Ausdehnung seit dem 1. Juli 1972. Die Großgemeinde wurde im Zuge der Gebietsreform des Landes Niedersachsen aus den bisherigen selbständigen Gemeinden Hohenkirchen, Hooksiel, Minsen, Tettens und Waddewarden als Einheitsgemeinde gebildet. Da diese Region nördlich von Jever seit Jahrhunderten als das Wangerland bezeichnet wurde, erhielt das Gemeindegebilde diesen Namen.

Kultur

Im Wangerland befinden sich mehrere, z. T. bedeutende mittelalterliche Kirchen, alle wurden auf Warften erbaut.

  • Hohenkirchen: Die ev. Kirche ist ein spätromanischer Granitquaderbau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit zwei hervorragenden Werken von Ludwig Münstermann, dem Altarretabel und der Kanzel.
  • Oldorf: Die ev. Kirche ist ein Backsteinbau mit einem Granitquadersockel aus dem 13. Jahrhundert. Der Kreuzigungsaltar und der Taufstein sind aus den Jahren um 1500.
  • Hooksiel: In der Nähe steht die Burg Fischhausen, ein ehemaliger Häuptlingssitz, mit einigen Teilen aus der Renaissance (Treppenturm, Renaissance-Kamin im Rittersaal). In Pakens, ebenfalls in der Nähe, steht eine ev. Kirche, ein romanischer Granitquaderbau, um1270 erbaut.
  • Wüppels: Die ev. Kirche ist ein Granitquaderbau aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts.
  • St. Joost hat eine kleine ev. Kirche aus dem 15. Jahrhundert, ein Backsteinbau.
  • Wiarden: Die Ev. Kirche soll bereits 1164 bestanden habe, ein romanischer Granitquaderbau, u. a. mit Resten von Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert.
  • Tettens: Die ev. Kirche hat ebenfalls Granitmauerwerk aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, es ist ein 36 m langer Saalbau. Im Innern u. a. ein turmartiges Sakramentshaus aus der Zeit um 1525.
  • Middoge: Die ev. Kirche stammt aus dem späten 15. Jahrhundert, ein einschiffiger Backsteinbau.
  • Waddewarden: Die ev. Kirche ist ein mittelgroßer Saalbau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, 41,3 m lang, mit Granitquadern bis zwei Meter Höhe, die Apsis ist ganz aus Granitquadern gebaut. In der Apsis befinden sich spätgotische Wandmalereien.
  • In Westrum steht eine Kirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die schon 1420 als stark zerstört erwähnt wird. Es ist ein Backsteinbau, die Kirche wurde 1912 gründlich renoviert.
  • Wiefels: Auch diese ev. Kirche wurde 1420 als stark zerstört beschrieben. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und hat im unteren Teil ein Granitquaderwerk, darüber Backstein.

Fast alle Kirchen enthalten neben den genannten weitere Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten. Die Glockentürme bzw. Glockenstühle stehen neben den Kirchen.


Politik

Gemeinderat

Sitzverteilung 2006

Bei den letzten Wahlen zum Gemeinderat kam es zu folgenden Ergebnissen:

Partei 10. Sept. 2006
SPD 42,8 % 4.854 11 Sitze
CDU 32,0 % 3.633 8 Sitze
FDP 7,0 % 799 2 Sitze
Grüne 3,8 % 428 1 Sitz
UWW 9,2 % 1.044 2 Sitze
BfB 3,6 % 409 1 Sitz
Linke 1,5 % 174 1 Sitz
Wahlbeteiligung 3.993 von 8.135
49,1 %

Wirtschaft und Infrastruktur

Windpark Bassens

Seit 1996 gibt es auf Acker- und Grünlandflächen zwischen den Ortsteilen Bassens, Funnens und Grimmens den Windpark Bassens. Die Anlage steht etwa 500 m weit vom Nordseedeich entfernt. Zu ihr gehören rund 34 Windkraftanlagen, wobei 21 Anlagen den dort wohnhaften Landwirten und Bürgern gehören. Mit rund 45 Millionen kwh im Jahr entspricht der Ertrag der Anlage etwa der Stromversorgungsmenge für ca. 10.000 Haushalte.

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Peter van Bohlen (1796 - 1840), Orientalist, geboren im Ortsteil Wüppels
  • Johann Heinrich von Thünen (1783 - 1850), Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler, geboren in Canarienhausen
  • Friedrich von Thünen (1785 - 1865), Landwirt und Politiker, geboren in Canarienhausen
  • Johann Ludwig Tiarks (1789 - 1837), Mitglied der englisch-amerikanischen Grenzkommission nach dem Frieden zu Gent 1814 u. a. (siehe Waddewarden)

Siehe auch

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Bremen, Niedersachsen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977
  • Hermann Lübbing: Oldenburg, Historische Konturen. Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1971, ISBN 3-87358-045-4
  • Georg Sello: Die territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg. Oldenburg 1917
  • Georg Sello: Östringen und Rüstringen. Ad. Littmann, Oldenburg 1928
  • Almuth Salomon: Burgen und Häuptlinge im Wangerland. In: Emder Jahrbuch, 67. Band 1987, S. 38-54.
  • Carl Woebcken: Jeverland. Gewesenes und Gebliebenes. In: Heft 8 der Mitteilungen des Jeverländischen Altertums- und Heimatvereins Jever. 1961
  • Erhard Ahlrichs: Horumersiel - vom Sielort zum Nordseeheilbad. (Hrsg.: Gemeinde Wangerland), Oldenburg 1992, 327 S.