Eberhard Ackerknecht (* 11. Juni 1883 in Baiersbronn; † 2. Oktober 1968 in Zürich) war ein deutscher Veterinäranatom und ab 1924 auch Schweizer Staatsangehöriger.
Leben
Ackerknecht wurde als Sohn des Gymnasiallehrers Julius Ackerknecht (1856-1932) und seiner Frau Sophie, geb. Henes (1857-1932), geboren. Sein Bruder Erwin Ackerknecht (1880-1960) war der Literaturprofessor und Direktor des Schiller-Nationalmuseums Marbach a.N., sein Neffe der Medizinhistoriker und Professor Erwin Heinz Ackerknecht (1906-1988).
Nach seinem Abitur am humanistischen Karlsgymnasium in Stuttgart studierte Ackerknecht von 1902 bis 1906 Tierheilkunde an der damaligen Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. Anschliessend an seine Approbation als Tierarzt im Jahre 1906 war er Assistent am Pathologischen Institut dieser Hochschule. 1909 absolvierte er das Kreisexamen (Oberamtstierarzt) und war von 1910 bis 1911 Mitarbeiter am Medizinalkollegium in Stuttgart. Nach seiner Promotion in Stuttgart war er ab 1911 Prosektor an der Universität Zürich, 1914 wurde er Privatdozent, 1921 Titularprofessor und 1925 schließlich ordentlicher Professor und Institutsdirektor in Zürich. 1933 wurde er zum Nachfolger des bedeutenden Veterinäranatomen Hermann Baum als Professor und Direktor des Veterinär-Anatomischen Instituts der Universität Leipzig berufen, damals eine der führenden Fakultäten.
Nach dem Krieg wurde er von den Amerikanern zur Mithilfe bei der Entnazifizierung beigezogen, ging aber wegen des Übergangs Leipzigs zur Sowjetischen Besatzungszone als Auslandschweizer nach Zürich. Von 1945 bis 1949 arbeitete er teilzeitig als Redakteur am „Schweizer Lexikon“ und dozierte an der Zürcher Volkshochschule. Von 1949 bis 1951 bekam er einen Lehrauftrag an der Universität München, 1951 eine Gastprofessur an der Freien Universität Berlin. Ab 1952 war er ordentlicher Professor und Direktor des Veterinäranatomischen Instituts, als dessen Begründer er gilt. Mit seiner Emeritierung 1955 kehrte Ackerknecht in die Schweiz zurück.
Ackerknecht war 1919 Mitbegründer und langjähriger, beliebter Dozent der Volkshochschule des Kantons Zürich.
Gemäss Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich wird sein Grab unter den Prominentengräber (Friedhof Zürich-Witikon) aufgeführt.
Leistungen
Ackerknecht war 1912 der Erstbeschreiber des später nach ihm benannten „Ackerknechtschen Organs“ (Organon orobasale), einer rudimentären Mundbodendrüse vieler Säuger. Er verfasste zahlreiche Beiträge zur vergleichenden und funktionellen oder pathologischen Anatomie der Haustiere. Er war Mitautor des Handbuchs der vergleichenden Anatomie der Haustiere (Ellenberger/Baum), betreute 73 Dissertationen und zwei Habilitationen.
Ackerknecht betrachtete Forschung und Ausbildung als gleichwertig und beschäftigte sich intensiv mit Fragen der Didaktik im anatomischen Unterricht aus funktioneller und vergleichender Sichtweise mit tierärztlichem Praxisbezug, was sich ebenfalls in der Fachliteratur niederschlug. Er entwickelte die sogenannte „Formalinkuh“, ein stehend mit Formalin fixiertes Hausrind, als anatomisches, lebensnahes Demonstrationsobjekt. Die Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig führte 2002 den Ackerknecht-Preis für hervorragende Lehre ein, der jährlich, auf Vorschlag der Studierenden, an den besten akademischen Lehrer der Fakultät vergeben wird.
1953 wurde ihm der Ehrendoktortitel der Medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin, 1964 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Ackerknecht war Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, u. a. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina und der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen (CH).
Quellen
- Heberlein, Fritz: Blick über den Gartenhag, Luzerner Neueste Nachrichten, 4.7.1953, Nr. 153, S. 3
- Grau, Hugo: Eberhard Ackerknecht zum Gedächtnis, in: Schweiz. Archiv für Tierheilkunde 110, 1968, S. 653 f.; Tierärztliche Umschau, Heft 12, 1968, S. 599 f.
- Künzel, Erich: Professor Dr. Dr. h.c. Eb. Ackerknecht †, in: Berliner und Münchner Tierärztliche Wochenschrift, Heft 1/1969, S. 20
- Mattmüller, Hanspeter: Volkshochschule in Basel und Zürich. Zur Geschichte der Erwachsenenbildung in der Schweiz. Verlag Paul Haupt Bern, 1976, S. 261, 414 (234, 235), 325 (436), 432 (436)
- Die Universität Zürich, 1933-1983, Festschrift zur 150-Jahr-Feier der Universität Zürich, Hg. Rektorat, Zürich 1983, S.457,458; 710
- Schweizer Lexikon 1991 in 6 Bänden, Band 1, S.47
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, K.G. Saur Verlag, München, 1995, S. 19
- Historisches Lexikon der Schweiz, Verlag Schwabe, Basel 2003, Bd.1, S.87. auch online
- Sackmann, Werner: 100 Jahre Veterinärmedizinische Fakultät Zürich, 1902-2002. Hg. Dekanat, Zürich 2002, S.92
- Schneider, Beate: Leben und Werk des Veterinäranatomen Eberhard Ackerknecht (1883-1968). Inaugural-Dissertation, Veterinärmedizinische Fakultät, Universität Leipzig, 2001; 2., ergänzte Auflage 2003
- Ackerknecht, Dieter: Erinnerungen an Eberhard Ackerknecht, Veterinäranatom, 1883-1968; Eine ergänzende Dokumentation. Zürich 2003
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Ackerknecht, Eberhard |
KURZBESCHREIBUNG | Deutsch-Schweizer Veterinär |
GEBURTSDATUM | 11. Juni 1883 |
GEBURTSORT | Baiersbronn |
STERBEDATUM | 2. Oktober 1968 |
STERBEORT | Zürich |