Glückstadt

Kleinstadt an der Unterelbe in Schleswig-Holstein, Deutschland
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. August 2007 um 11:32 Uhr durch ClausG (Diskussion | Beiträge) (Politik: Stadtvertretung überarbeitet und auf die Sitzverteilung beschränkt.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Häuserzeile am Binnenhafen
Adelspalais am Hafen
Das Brückenhaus von 1635
Binnenhafen
Aussenhafen, an der gegenüberliegenden Kaimauer die Rigmor

Glückstadt (dänisch: Lykstad) an der Unterelbe liegt in der Metropolregion Hamburg und ist nach Itzehoe die zweitgrößte Stadt des Kreises Steinburg. Überregional bekannt ist die Stadt vor allem durch die Fähre, die die Schleswig-Holsteiner Elbmarschen mit Wischhafen in Niedersachsen verbindet.

Geographie

Geographische Lage

Glückstadt liegt am Nordufer der Elbe, etwa 50 km von der Mündung entfernt, 16 km südwestlich von Itzehoe, am Südrand Schleswig-Holsteins. Das Stadtgebiet mußte zuerst mittels Deichbau der Elbe abgerungen werden und befindet sich fast auf Meereshöhe. In der südlichen Stadthälfte fließen der Herzhorner Rhin und der Kremper Rhin zum Rhin zusammen und münden mit dem Schwarzwasser am Außenhafen in die Elbe.

Geologie

Ausdehnung des Stadtgebiets

Nachbargemeinden

Stadtgliederung

Die Stadt besteht neben der Kernstadt aus den Stadtteilen Bole, Butendiek, Kimming, Nord und Tegelgrund und den Siedlungen Nordmarksiedlung, Hans-Böckler-Siedlung und Temming-Siedlung.

Geschichte

Glückstadt wurde 1617 von Christian IV. (König von Dänemark und Norwegen und Herzog von Schleswig und Holstein) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten. Der Ort sollte eine uneinnehmbare Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe werden. Der Name Glückstadt und die Fortuna im Wappen standen sinnbildlich für diesen Plan „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“ (Christian IV.).

Der König versuchte, neue Einwohner durch das Versprechen der Religionsfreiheit zu gewinnen. Die ersten Einwohner übersiedelten wegen der kostenlos zur Verfügung gestellten Baugrundstücke und Steuerfreiheiten aus den Städten der näheren Umgebung in die neue Stadt. 1619 erhielten aus Portugal vertriebene und anfangs nach Holland geflüchtete sephardische Juden ein Privileg für die Ansiedlung in Glückstadt. Ab 1620 kamen die ersten zusammen mit aus Holland wegen des spanisch-niederländischen Krieges geflüchteten Reformierten. Beide Exulantengruppen sind in den Gründungsjahren Glückstadts bis Anfang der 1640er Jahre wichtige Impulsgeber für die Wirtschaft der Stadt. Nach 1644/1648, nach Beendigung der kriegerischen Auseiandersetzungen während des Dreißigjährigen Krieges verließen die meisten Exulanten Glückstadt, das jetzt fast ausschließlich eine Festungs-, Residenz- und Verwaltungsstadt wurde. Der Stadtkern ist bis heute ein Musterbeispiel für eine auf dem Reißbrett entworfene Fürstenstadt der Neuzeit.

Das Stadtgebiet, das häufig von der Elbe überschwemmt wurde, musste erst eingedeicht und trockengelegt werden. Die Mündung des Rhin wurde als Hafen ausgebaut. Mit Glaubensfreiheit und Handelsprivilegien warb Christian IV. um Einwohner für Glückstadt. Das hatte zur Folge, dass sich Glaubensverfolgte aus vielen Ländern, besonders aus den Niederlanden, in Glückstadt ansiedelten. Wirtschaftlich bedeutend waren Zucker-, Salz- und Seifensiedereien, eine Ölmühle, eine Münze und der Walfang um Grönland. Glückstadt wurde Sitz kurzfristig einer Guineischen, Isländischen und Norwegischen Handelskompanie.

1649 wurde die Regierungskanzlei von Schleswig und Holstein von Rendsburg nach Glückstadt verlegt, und Glückstadt stieg zur Hauptstadt des Landes auf. Aufgrund dessen wurde Glückstadt 1845 an die Eisenbahnlinie Altona-Elmshorn-Kiel angeschlossen. 1867 wurde ein Amtsgericht eingerichtet, das bis 1982 bestand.

Bereits im 18. Jahrhundert war der wirtschaftliche Höhepunkt Glückstadts erreicht, und es zeigte sich, dass die Konkurrenz Hamburgs und Altonas zu stark war. Entscheidend war hierbei, dass die Schifffahrt durch die heute vor der Stadt in der Elbe liegende Sandbank behindert wurde und das tiefe Fahrwasser, westlich der Sandbank, in Richtung Hamburg erhalten blieb. Insgesamt war die Entwicklung Glückstadts deutlicher von Militär und Regierung geprägt als von Gewerbe und Handel. Später siedelten sich noch einige bedeutende Betriebe an, z.B. die Deutsche Bahn mit einem Eisenbahnausbesserungswerk und die Firma Gehlsen mit einem Sägewerk, allerdings schlossen einige der neuen Betriebe gegen Ende des 20. Jahrhunderts, darunter die genannten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verdoppelte sich die Einwohnerzahl durch den Zuzug von Flüchtlingen, v.a. aus Ostpreußen. Seit 1968 finden jährlich im Juni die Glückstädter Matjeswochen statt.

Politik

Jahrelang galt Glückstadt aufgrund des hohen Arbeiteranteils in der Bevölkerung als Hochburg der SPD im sonst eher bürgerlichen Kreis Steinburg, später glichen sich nach Eingemeindungen von Teilen des Amtes Herzhorn und dem Zuzug neuer Einwohner die Stimmenanteile dem Bundesdurchschnitt an. Bei den Kommunalwahlen im Jahre 2003 konnte die CDU und die FDP einen großen Sieg verbuchen. Der große Verlierer war die Wählergemeinschaft GWG. Die SPD gewann die Landtagswahl und die Bundestagswahl im Jahr 2005 zumindest in Glückstadt.

Stadtvertretung

Seit Kommunalwahl 2003 sitzen in der Stadtvertreterversammlung elf Mitglieder der CDU, acht Mitglieder der SPD, drei Mitglieder der FDP sowie ein fraktionsloses Mitglied. Bürgervorsteher ist Martin Meiners (CDU).

Wappen

Blasonierung: „In Blau die silberne unbekleidete Glücksgöttin Fortuna mit goldenen Haaren, die mit dem rechten Fuß auf einer goldenen Kugel steht und mit beiden Händen ein vom Wind geblähtes Segel hält.“[1]

Aktuelles Geschehen

Es fand in Glückstadt eine hitzige Debatte über die Bebauungspläne des Hafenkopfes statt. Ein Investor wollte ein gläsernes Restaurant am Hafenkopf errichten, allerdings sind einige Bürger der Stadt, insbesondere die Anwohner, der Meinung, das geplante Gebäude sei unästhetisch und füge sich schlecht in das gewachsene Stadtbild ein. In einer von der Stadtverwaltung initiierten „Planungswerkstatt“ reichten Bürger Vorschläge zur Gestaltung des Hafens ein. Diese Vorschläge wurden in Planungen umgesetzt und in einer zweiten „Planungswerkstatt“ zu einem einvernehmlichen Gesamtergebnis zusammengeführt. Die Realisierung des Gesamtkonzeptes ist in den Jahren 2006 bis 2012 vorgesehen.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Glückstadt ist auf einem geplanten, annähernd sechseckigem Grundriss errichtet. Mittelpunkt bildet der Marktplatz mit dem Rathaus und der Kirche, welcher vom Fleth unterbrochen wird und auf den sieben Straßen radial zulaufen. Der historische Grundriss ist bis heute erhalten und stellt damit ein in Schleswig-Holstein seltenes Beispiel einer Stadt „vom Reißbrett“ dar. In der gesamten Altstadt befinden sich zahlreiche schöne und liebevoll gepflegte Gebäude.

Museen

Im 1632 erbauten Brockdorff-Palais befindet sich das Detlefsen-Museum, in dem die Stadtgeschichte und die Lebensweise während der vergangenen drei Jahrhunderte gezeigt werden. Das Museum selbst ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke der Stadt.

Bauwerke

In der Altstadt finden sich viele schöne Häuser und Stadtpalais, beispielsweise das Wasmer-Palais und das Brockdorff-Palais (heute Museum und Stadtarchiv). Im Bereich des heutigen Hafens stand von 1630 bis 1710 das durch Christian IV. von Dänemark errichtete Glückstädter Schloss, dieses musste jedoch wegen Baufälligkeit bereits im 18. Jahrhundert abgetragen werden. Übrig geblieben ist lediglich das heute ebenfalls baufällige Provianthaus.

Die Glückstädter Kirche, errichtet von 1618–1623, ist ein Saalbau im Übergang vom der Renaissance zum Frühbarock. Sie beherbergt neben dem schönen Altar und dem Taufbecken verschiedene Kunstwerke aus ihrer Erbauungszeit. Am Turm ist ein Anker befestigt, welcher 1630 von einem hamburgischen Kriegsschiff erbeutet wurde.

Das im Stil der Spätrenaissance errichtete Rathaus steht an dieser Stelle schon seit 1642. Als es Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend baufälliger wurde, wurde von 1873 bis 1874 ein Neubau errichtet, dessen Fassade jedoch dem Vorgängerbau nachgebildet wurde.

An einem Haus am Binnenhafen ist der Wiebeke Kruse Turm angebaut; das inzwischen stark veränderte Gebäude war ein Geschenk König Christians an seine Mätresse. Ebenfalls am Binnenhafen befinden sich der historische Salzspeicher und das Königliche Brückenhaus als freistehende Gebäude. Die gesamte Häuserzeile entlang des Binnenhafens steht unter Denkmalschutz.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Binnenhafens, am Reethövel, liegt das Adelspalais mit markantem Türmchen, das Gebäude wurde vor dem Zweiten Weltkrieg als Gefängnis benutzt.

Am nördlichen Rand der Altstadt liegt auf dem künstlich aufgeschütteten Venusberg der Wasserturm, in dem sich heute ein Restaurant befindet, und der eine schönen Blick auf die Deiche und die Elbe bietet.

Parks

Ein ausgedehnter Stadtpark grenzt im Nordosten unmittelbar an das Stadtzentrum an. Die Deichanlagen am Elbufer geben ebenfalls Gelegenheit zu Spaziergängen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Heute ist Glückstadt eine Kleinstadt mit vielen historischen Gebäuden im Bereich des alten Stadtkerns. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand ein Stadtteil im Stil der 1950er Jahre zur Linderung der Wohnungsnot. Ein weiterer Stadtteil, vorwiegend mit Eigenheimen bebaut, entstand in den 1970er Jahren durch Eindeichung des Elbvorlandes. Weitere Stadtteile mit Eigenheimen folgten. Glückstadt ist ein ehemaliger Marinestandort. In Glückstadt ist die Linters- und Papierfabrik Steinbeis-Temming ansässig, die der größte Arbeitgeber ist. Von Bedeutung sind auch die Wäscherei Berendsen, die Schiffspropellerfabrik Otto Piening GmbH und der Farbenhersteller Wilckens Farben. Die genannten Betriebe befinden sich in einem ausgedehnten Gewerbegebiet im Süden der Stadt. Nach der Eingliederung des Kreises Steinburg in die Metropolregion Hamburg begann sich die Stadt wirtschaftlich Hamburg zuzuwenden, inzwischen sind viele Glückstädter Pendler. Der Einzelhandel Glückstadts verzeichnete in den letzten Jahren rückläufige Umsätze, da diese Pendler ihre Kaufkraft eher in den Orten einsetzen, in denen sie beruflich tätig sind. Weiterhin befindet sich die Immobilienbranche in keiner besonders guten Situation, da viele junge Menschen Glückstadt den Rücken kehren und in die umliegenden Städte abwandern, vorrangig in Richtung Hamburg.

Verkehr

Glückstadt besitzt einen Bahnhof und ist über die Marschbahn mit Hamburg verbunden. Ein Schnellbus verkehrt regelmäßig nach Brunsbüttel. Zwei ringförmig verkehrende Buslinien dienen dem Stadtverkehr.

Überregionale Bedeutung hat die Autofähre nach Wischhafen, die etwa 150 km Autofahrt erspart und etwa 600.000 Kraftfahrzeuge pro Jahr befördert. Es ist geplant, das ab 2014 im Zuge der Verlängerung der Autobahn 20 diese in der Nähe von Glückstadt die Elbe mittels eines Tunnels kreuzen wird.

Durch Glückstadt verläuft die Bundesstraße 431; die Bundesstraße 495 endet, von Süden kommend, in Wischhafen. Die Autobahn 23 verläuft etwa 10 bis 15 km nordwestlich. Glückstadt liegt an der Deutschen Fährstraße, der Grünen Küstenstraße und am Elberadweg.

Im Außenhafen können Schiffe bis zu 130 m Länge, 16 m Breite und 5,80 m Tiefgang anlegen.

Medien

Öffentliche Einrichtungen

Bildung

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Fritz Lau (1872–1966), niederdeutscher Schriftsteller

Söhne und Töchter der Stadt

  • Christoffer von Gabel (1617–1673), dänischer Staatsmann und Kaufmann, Statthalter auf den Färöern und in Kopenhagen, mächtigster Berater Frederiks III. von Dänemark
  • August Twesten, (1789 - 1876), Theologe
  • Theodor Olshausen, (1802 - 1869), Advokat, Politiker, 1848er Revolutionär
  • Ludwig von Rönne, (1804-1891), Jurist, Publizist und Staatsrechtslehrer
  • Theodor von Kobbe (1798-1845), deutscher Jurist, Menschenrechtler und Schriftsteller.
  • Gustav Kröhnke (1826-1904), deutscher Ingenieur und Landvermesser; Vordenker der Vogelfluglinie
  • Paul Trede (1878-1961), Schauspieler, Sänger und Intendant
  • Hauke Strübing, deutscher Radiomoderator und Herausgeber
  • Willi Holdorf, Olympiasieger (Anmerkung: Offiziell ist Willi Holdorf in der Gemeinde Blomesche Wildnis geboren, aber nach einer Eingemeindung ist der Teil der Gemeinde, in dem Willi Holdorf aufwuchs, Glückstadt angegliedert worden.)

Sonstiges

Die Stadt diente 1974 als Drehort für Wim Wenders' Fernsehfilm Falsche Bewegung ebenso wie von 1979 bis 1982 für die Folgen der Fernsehserie Kümo Henriette[2].

Quellen

  • Gerhard Köhn: Die Bevölkerung der Residenz, Festung und Exulantenstadt Glückstadt von der Gründung 1616 bis zum Endausbau 1652. Neumünster 1974.(Dort die bis dahin erschienene Literatur.)
  • Website Gerhard Köhn (mit der Gründungsurkunde, weiteren Abbildungen, einem Abriss zur Glückstädter Geschichte und weiterer Literatur).

Einzelnachweise

  1. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  2. Pia Klatt und Kai Labrenz: Filmland Schleswig-Holstein, Heide Boyens 2001 S. 122
Commons: Glückstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien