Bosnien und Herzegowina (in lateinischer Schrift Bosna i Hercegovina, kurz BiH; in kyrillischer Schrift Босна и Херцеговина; deutsch auch Bosnien-Herzegowina) ist ein Staat in Südosteuropa. Es grenzt im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro, im Norden, Westen und Südwesten an Kroatien sowie auf wenigen Kilometern bei Neum an das Mittelmeer. Die Republik ging aus dem ehemaligen Jugoslawien hervor und hat heute wieder die Grenzen, die dem Land 1878 auf dem Berliner Kongress zugeteilt worden sind. Bosnien und Herzegowina besteht aus drei relativ voneinander unabhängigen Verwaltungseinheiten: dem Brčko-Distrikt, der Föderation Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska.
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Amtssprache | Bosnisch, Serbisch, Kroatisch | ||||
Hauptstadt | Sarajevo | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Haris Silajdžić, Nebojša Radmanović, Željko Komšić(1) | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Nikola Špirić | ||||
Fläche | 51.129 km² | ||||
Einwohnerzahl | 4,498,976 (Juli 2006) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 2.095 € (2005) | ||||
Währung | 1 Mark = 100 Fening | ||||
Nationalhymne | Intermeco | ||||
Nationalfeiertag | 1. März | ||||
Zeitzone | MEZ / MESZ | ||||
Kfz-Kennzeichen | BiH | ||||
Internet-TLD | .ba | ||||
Telefonvorwahl | +387 | ||||
(1) Vorsitzender des Staatspräsidiums d.h. amtierender Präsident Bosnien und Herzegowinas | |||||
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Geographie
Bosnien und Herzegowina liegt auf dem westlichen Teil der Balkanhalbinsel und ist in weiten Teilen durch eine bewaldete Mittelgebirgslandschaft geprägt, wobei die höchsten Berge Höhen von über 2.200 Meter über dem Meeresspiegel erreichen. Ein Teil des Berglandes, insbesondere in den westlichen Landesteilen, ist verkarstet. Das hier anfallende Oberflächenwasser gelangt nicht in die großen Flusssysteme, sondern versickert größtenteils. Im Süden gibt es auch flachere Regionen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Hier befindet sich auch die nur 22 Kilometer lange Adria-Küste.
Städte
Die größten Städte in Bosnien und Herzegowina sind:
Rang | Name | Einwohner | Verwaltungseinheit | |||
lateinisch | kyrillisch | Zensus 1981 | Zensus 1991 | Schätzung 2005 | ||
1. | Sarajevo | Сарајево | 319.017 | 416.497 | 297.523 | Kanton Sarajevo |
2. | Banja Luka | Бања Лука | 123.937 | 143.079 | 224.647 | Region Banja Luka |
3. | Tuzla | Тузла | 65.091 | 83.770 | 88.521 | Kanton Tuzla |
4. | Zenica | Зеница | 63.569 | 96.027 | 85.649 | Kanton Zenica-Doboj |
5. | Mostar | Мостар | 63.427 | 75.865 | 64.301 | Kanton Herzegowina-Neretva |
6. | Prijedor | Приједор | - | - | 57.166 | Region Banja Luka |
7. | Bihać | Бихаћ | 29.875 | 45.995 | 39.195 | Kanton Una-Sana |
8. | Brčko | Брчко | 31.437 | 41.405 | 38.479 | Distrikt Brčko |
9. | Bijeljina | Бијељина | 31.124 | 37.216 | 37.692 | Region Bijeljina |
Siehe auch:
Klima
Bosnien und Herzegowina liegt im Übergangsgebiet zwischen mediterranem und kontinentalem Klima. Im Winter ist es sehr kalt und ein kalter Fallwind vom Landesinneren führt zu starken Böen und Stürmen. Im Süden des Landes sind die Sommer sehr heiß.
Bevölkerung
- Sprachen: Bosnisch, Serbisch, Kroatisch (Die Serben verwenden das kyrillische und das lateinische Alphabet, Kroaten und Bosniaken verwenden das lateinische Alphabet.)
- Volksgruppen: 2.160.000 (48 %) Bosniaken (bosnische Muslime), 1.670.000 (37,1 %) Serben, 645.000 (13,1 %) Kroaten, Minderheiten 0,6 % (Bosnisch-Herzegowinische Roma, Juden) (seit 1991 fand keine Volkszählung statt, die Daten stammen aus dem CIA World Factbook für das Jahr 2006[1]).
- Im Vergleich mit dem Jahr 1991 ist die Zahl der Bosniaken fast gleich geblieben, die Zahl der Serben ist um 115.000 gestiegen, die der Kroaten ist um 3 % gefallen.
- Bosnier sind alle Bürger des Landes(teils). Bosniaken lautet die seit 1993 gängige Bezeichnung für die bosnischen Muslime.
- Bosniaken, Serben und Kroaten sind die drei konstitutiven Volksgruppen. Serben und Kroaten werden daher nicht als Minderheiten eingestuft.
Religion
In Bosnien und Herzegowina gibt es eine Reihe verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Die meisten Einwohner von Bosnien und Herzegowina sind Muslime (43,7 %), Serbisch-Orthodoxe (31,4 %), und Katholiken (ca. 17,3 %). Minderheiten sind Juden und Gläubige sonstiger Religionen (7,6 %). In Mostar hat sich während des Krieges eine evangelische Gemeinde aus Serben, Kroaten und Bosniaken gebildet. Sie ist spirituell-charismatisch geprägt; die Gemeindearbeit ist ökumenisch ausgerichtet. [2]
Siehe auch: Katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina, Geschichte der Juden in Bosnien und Herzegowina
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte von Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina besteht aus zwei historischen Regionen, die aber keine Beziehung zu der heutigen Einteilung in Entitäten haben: Bosnien und die Herzegowina. Der Landesname Bosnien leitet sich vom Fluss Bosna ab, der nahe der Hauptstadt Sarajevo entspringt. Der Name Herzegowina geht auf den Herrschertitel Herceg = Herzog (Hercegovina=Herzogsland) zurück. Der Berliner Kongress stellte 1878 die türkischen Provinzen Bosnien, Herzegowina sowie den Sandschak von Novi Pazar unter österreichisch-ungarische Verwaltung. Die formale Annexion durch die Doppelmonarchie im Jahre 1908 löste die Bosnische Annexionskrise aus. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde BiH Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen.
Bosnien und Herzegowina erklärte am 15. Oktober 1991 seinen Austritt aus dem Staatsverband Jugoslawien und ist seither eine unabhängige Republik (internationale Anerkennung am 17. April 1992). Es folgten drei Jahre Krieg zwischen serbischen, kroatischen und bosnisch-muslimischen Einheiten. Am Ende des Krieges stand der 1995 in Dayton (USA) paraphierte und in Paris am 14. Dezember unterzeichnete Dayton-Vertrag, der die föderale Republik Bosnien und Herzegowina schuf, die allerdings noch unter den Folgen des Krieges und den anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen leidet (aktuelle Konflikte unter den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, siehe Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens).
Politik
Die drei Volksgruppen haben je einen Vertreter im dreiköpfigen Staatspräsidium. Die Bosniaken und Kroaten wählen ihre beiden Vertreter in der Föderation, die bosnischen Serben ihren in der Republik Srpska. Der Vorsitz des Staatspräsidiums wechselt alle acht Monate. Die beiden Entitäten haben eigene Regierungen und Parlamente sowie eine gemeinsame Regierung und Parlament (Abgeordnetenhaus mit 42 Sitzen und eine Kammer der Völker mit 15 Sitzen) für den Gesamtstaat. Faktisch übt einen Teil der Staatsgewalt jedoch Christian Schwarz-Schilling als Vertreter der internationalen Gemeinschaft aus (Office of the High Representative, OHR), was damit gerechtfertigt wird, dass infolge des im Krieg entstandenen gegenseitigen Misstrauens unter den Verantwortlichen der Volksgruppen nach wie vor eine Blockadehaltung vorherrsche. Außerdem sind nach wie vor rund 7000 ausländische Soldaten im Rahmen der Operation EUFOR/Althea in Bosnien und Herzegovina stationiert.
Die Wahlen am 1. Oktober 2006 galten als zukunftsweisend, weil die internationale Gemeinschaft 2007 den Hohen Repräsentanten abziehen und Bosnien und Herzegowina in die volle Souveränität überführen will. In das Staatspräsidium wurden der Bosniake Haris Silajdžić von der Partei für Bosnien und Herzegowina (SBiH), der Serbe Nebojša Radmanović vom Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten (SNSD) und der Kroate Željko Komšić von den multi-ethnischen Sozialdemokraten gewählt. Komšić soll in einem Kopf-an-Kopf-Rennen seinen Kontrahenten von der nationalistischen Kroatischen Demokratischen Union in Bosnien und Herzegowina (HDZ BiH) geschlagen haben. Nationalistische kroatische Gruppen hatten daraufhin protestiert, Komšić könne nicht kroatische Interessen vertreten, da auch Mitglieder anderer Volksgruppen für ihn gestimmt hätten. Die bosnisch-serbische Partei Bund der Unabhängigen Sozialdemokraten hatte vor den Wahlen erneut ein Referendum für die Unabhängigkeit der Teilrepublik Srpska und den Anschluss an Serbien gefordert. Silajdžić setzte sich für eine Verfassungsänderung ein, die ein Zusammenwachsen Bosniens in einen „funktionsfähigen“ Staat ermöglichen solle. Dies wird teilweise so interpretiert, dass er die Existenz der Serbenrepublik infrage stellte.
Siehe auch: Liste der Vorsitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina, Liste der politischen Parteien in Bosnien und Herzegowina
Politische Gliederung
Bosnien und Herzegowina besteht seit dem Dayton-Vertrag (auch bekannt als Dayton-Friedensabkommen), also seit 1995, aus zwei Entitäten: der Föderation Bosnien und Herzegowina (Federacija Bosne i Hercegovine, auch bekannt als Bosniakisch-Kroatische Föderation) und der Republika Srpska (Serbische Republik). Die Föderation Bosnien und Herzegowina setzt sich aus zehn Kantonen zusammen, die über erhebliche eigene Zuständigkeiten verfügen. Der Distrikt um die nordbosnische Stadt Brčko untersteht als Kondominium beider Entitäten direkt dem Gesamtstaat. Beide Entitäten sowie der Brčko-Distrikt haben weitgehend eigene Kompetenzen. Sie verfügen über eine eigene Exekutive und Legislative. Nur die Außen- und Verteidigungspolitik, die Geldpolitik sowie die Außenwirtschaftsbeziehungen werden zentral entschieden. In den vergangenen Jahren wurden die Kompetenzen des Zentralstaats um weitere Aufgaben ergänzt (indirekte Besteuerung, Verfolgung und Aburteilung von Kriegsverbrechern und Bekämpfung der Schwerkriminalität).
Siehe auch
Infrastruktur und Verkehr
Zurzeit ist eine Autobahn von der Adria bis nach Budapest geplant (Bezeichnung: A1). Diese Autobahn (Koridor 5C) soll von Ploče in Kroatien über Mostar, Sarajevo und Doboj in die ungarische Hauptstadt führen. Insgesamt wird diese Autobahn ca. 360 km durch Bosnien und Herzegowina führen und soll bis zum Jahr 2012 fertig sein. Des Weiteren wird zur Zeit auch eine Autobahn von Banja Luka über Bosanska Gradiška nach Kroatien gebaut.
Eisenbahn
Die bosnisch-herzegowinische Bahn wurde durch den Krieg arg beeinträchtigt; seit einigen Jahren gibt es eine Bahnverbindung von Zagreb nach Sarajevo. Es gibt zwei Bahngesellschaften: einerseits die Bahngesellschaft der Föderation Bosnien und Herzegowina (Željeznice Federacije Bosne i Hercegovine) und andererseits die der Republika Srpska (Željeznice Republike Srpske). Es gibt grundsätzlich drei Bahnstrecken: "Unska", im Unatal verlaufende Strecke zwischen der Stadt Sisak und der Stadt Split und deren Adriahafen, über Bosanski Novi, Bihać und Knin. Die zweite verbindet den Hafen in Ploče mit den Eisenbahnen in Ostkroatien, zwischen Slavonski Brod und Vinkovci, über Mostar, Sarajevo und Doboj verlaufend. Die dritte Strecke verbindet die vorhergehenden zwei mit Anfang in Bosanski Novi, über Banjaluka und Doboj, mit einem Ausläufer, der bis nach Tuzla und Brčko reicht. Daneben gibt es eine Reihe von Werks- und Minenbahnen, die zum Teil noch mit Dampf betrieben werden.
Alle der noch von der k.u.k.-Monarchie errichteten Schmalspurstrecken ("Bosnische Schmalspur") wurden schon um 1970 aufgelassen und größtenteils abgebaut. Ausnahme ist die Werksbahn der Kohlenmine Banovici - hier stehen 2006 sogar noch schmalspurige Dampflokomotiven im gelegentlichen Einsatz.
Im Jahr 2005 wurde ein Erneuerungsprogramm beschlossen, unter anderem sollen die spanischen Talgo-Schnellzüge sowie eine größere Anzahl von Güterwaggons beschafft werden.
Luftfahrt
Zurzeit gib es vier internationale Flughäfen, und zwar in Sarajevo, Mostar, Banja Luka und Tuzla. Das im Juni 2006 mit der Europäischen Union abgeschlossene Luftverkehrsabkommen soll zu mehr Wettbewerb führen und die derzeit noch sehr hohen Flugpreise senken.
Tourismus und Sehenswürdigkeiten
Der Tourismus konnte sich auch kriegsbedingt nur langsam entwickeln, seit einigen Jahren kommen immer mehr Touristen nach Bosnien und Herzegovina insbesondere nach Mostar und Sarajevo. An Sehenswürdigkeiten gibt z.B. die alte Mostar-Brücke, prächtige historische Kirchengebäude und Moscheen, die Wintersportgebiete rund um Sarajevo (Jahorina, Bijelasnica) und die Möglichkeit, auf den Flüssen Neretva, Una und Tara zu "raften". In Sarajevo verweisen die Fußabdrücke von Gavrilo Princip und Titos Statue auf die Geschichte des Landes. In der Nähe von Mostar befindet sich der Wallfahrtsort Međugorje.
Beim Verlassen befestigter Wege ist die Gefahr von Landminen zu bedenken; im Jahr 2004 wurden 16 Menschen bei Minenunfällen getötet[3].
Wirtschaft
Die Wirtschaft war nach dem Bosnienkrieg (1992-1995) zerstört und erholt sich langsam. Bosnien und Herzegowina hat seit 2004 mit jährlich 6 Prozent das höchste Wirtschaftswachstum Südosteuropas, zugleich aber eine extrem hohe Arbeitslosigkeit von über 40 Prozent, wobei es einen großen informellen Sektor gibt. Zurzeit belebt sich die Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina, Beispiele sind das in Sarajevo wieder in Betrieb genommene Volkswagenwerk, der Bau des Bosmal City Centars und steigende Tourismuseinnahmen.
Währung
Die Konvertible Mark (KM) ist seit 22. Juni 1998 in ganz Bosnien und Herzegowina gültiges Zahlungsmittel. Die KM steht im Verhältnis 1,95583:1 zum Euro, an den sie gebunden ist und entspricht somit dem Wert der früheren D-Mark. Häufig wird aber auch der Euro landesweit akzeptiert, in den kroatischen Kantonen auch die kroatische Kuna und in der Republika Srpska der serbische Dinar.
Flora und Fauna
Bosnien und Herzegowinas Tier- und Pflanzenwelt ist ungewöhnlich artenreich und vielfältig. Die Flora und Fauna, Bosnien und Herzegowinas profitiert von der geringen Bevölkerungsdichte und den unbewohnten Landstrichen. Um die 60 Prozent der Fläche Bosnien und Herzegowinas ist bewaldet, besonders das Gebirge ist sehr waldreich. Durch die schwere Zugänglichkeit ist die Natur wenig bedroht. So konnte der Lebensraum vieler seltener Tiere und Pflanzen erhalten werden. Viele Tiere die in Bosnien und Herzegowina leben, sind in anderen Teilen Europas ausgestorben.
Flora
Die Flora Bosnien und Herzegowinas ist einzigartig. Viele bedrohte Pflanzenarten finden in den Hochgebirgen einen Lebensraum. Im Sutjeska Nationalpark befindet sich der Perućica-Urwald, der größte, der noch in Europa erhalten ist. Im Bereich des dinarischen Gebirges gilt eine Höhe von 500 bis 1000 Metern als Niedrigzone. In diesem Bereich sind Eichen- und Buchenbewaldung typisch. Auch Eichengewächse sind typisch für die Balkanstaaten, wie z.B. die Traubeneiche die bis zu 800 Jahre alt werden kann, trifft man in bosnischen Laubmischwäldern häufig an. In der Höhe von 1500 Metern kommt eine Buchen, Fichten, Tannen- und Kieferbewaldung vor. Ein Baum der in fast allen Gebirgen Bosnien und Herzegowinas vorkommt, ist der gewöhnliche Kiefer dessen Ursprung der Südosten Bosnien und Herzegowinas ist. Eine Mischung aller dieser Baumarten findet man vor, wenn bewaldete Bereiche schon in niedriger Höhe beginnen und sich nach oben fortsetzen. In diesem Falle spricht man von einem illyrischen Floragebiet. Man kann in allen Bereichen der Hochzone Gebirgsgewächse wie beispielsweise Windröschen, Thymian und Katzenkraut antreffen. Sie sind auf allen Bergen des Landes zu finden, sowie die klassische Alpenflora. Eine Besonderheit sind die durch Höhleneinbrüche entstandenen Dolinen. Auf den großen Flächen der Dolinen findet man typische Pflanzen einer kälteren Gebirgslandschaft, während auf den Rändern mittelmeertypische Pflanzen wachsen. Ein gutes Beispiel für die Flora des Landes ist der Berg Bjelašnica. Man trifft am Fuße des Berges verschiedene Laubbaumarten wie Eichen, Wintereichen, Weißdorn und Schwarzbuchen an. In den höheren Regionen herrscht ein Mischwald mit Buchen-und Tannenbäumen. Der Walnußbaum ist in Südosteuropa heimisch und in der Niedrigzone weit verbreitet. Die Hochgebirge weisen überwiegend Wacholder auf, welcher außerordentlich wiederstandsfähig gegen Kälte ist. Im Frühling kann man eine große Zahl an Blumen beobachten. Typische Vertreter sind Veilchen, Enzian, Narzissen, Kamille, Bärlauch, duftende Schlüsselblumen, Natternköpfe und Stiefmütterchen. Viele bereits weiträumig ausgestorbenen Blumen haben sich in Bosnien und Herzegowina eingebürgert, wie z.B. die Orchideengewächse am Prokoškosee. Manche kalkhaltige Böden bieten ideale Bedingungen für Orchideengewächse wie z.B. für das rote Waldvöglein oder die Berghyazinthe. Wegen des warmen Klimas wachsen auch Liliengewächse in dieser Region. Zum Beispiel wächst in Bosnien und Herzegowina die Tulipa Biflora die von Kroatien bis Albanien verbreitet ist oder die Tulipa Orphanidea welche eine Seltenheit ist und von der unberührten Natur profitiert.
Fauna
Viele Tiere die in anderen Teilen Europas ausgestorben sind, können sich ohne menschliche Eingriffe in Bosnien und Herzegowina entwickeln. Jede Menge Tiere haben sich unabhängig von den benachbarten Gebieten entwickelt. Der schamle Küstenstreifen der rund 20 Kilometer beträgt, bietet die üblichen Fischarten der Adria. Die Fischflora in den zahlreichen Gebirgsbächen und Flüssen ist sehr interessant und durch die unverschmutzten Gebirgsseen konnte so manche Art vor dem aussterben gerettet werden. Aale kann man z.B. in Hutovo Blato antreffen. Hutovo Blato ist ein Naturpark in dem viele kleine Seen und Sümpfe vorkommen. Auch kann man zahlreich anderes Wassergetier außer Fischen beobachten, besonders die zahlreichen Krebsarten. Die vielen verschiedenen Schlangenarten die man in Bosnien und Herzegowina antreffen kann sind recht interessant und öfters giftig. Eine Untergattung der Kreuzotter sowie die Kreuzotter selbst ist giftig. Vierstreifennatter die nicht giftig sind, sowie die giftigen Horn- oder Sandottern sind in ganz Südosteuropa verbreitet. Ein Phänomen ist das sich die Sandviper in der Natur eingebürgert hat. Diese Art der Vipern hat ihren ursprünglichen Lebensraum eigentlich in Nordafrika und Syrien, auch kommt sie ursprünglich in Wüstengebieten vor. Da sie sogar dort mittlerweile bedroht ist,hat sie sich anderen Umständen angepasst und lebt heutzutage auch in Bosnien und Herzegowina. Neben Schlangen leben auch eine große Anzahl anderer Reptilien wie z.B. Echsen in Bosnien und Herzegowina. Die faszinierende Vogelwelt hat sich in den bosnischen Gebirgen gut erhalten. Der Grünspecht ist in den Laubwäldern und der Schwarzspecht in den Nadelwäldern des Landes heimisch. Aasgeier sind auf vielen Bergen wie z.B. der Bjelašnica beheimatet. Zu den wichtigsten Raubvögeln des Landes gehören die Steinadler sowie die Falkenarten. Der Steinadler ist in Küstennähe und in den vielen vorkommenden Gebirgen beheimatet. Der Turmfalke ist in ganz Bosnien und Herzegowina beheimatet. Der Lanner hat in der Herzegowina seine Heimat gefunden. Auch sind unzählige Insekten- und Käffergattungen im Land vertretten. Das größte Tier Bosnien und Herzegowinas ist der Braunbär ( Ursus arctos ). Heutzutage ist der Braunbär stark vom aussterben bedroht und es gibt in vielen Teilen Europas nur noch Restvorkommen. Laut einer Statistik leben rund 2800 Braunbären in Bosnien und Herzegowina, in Schweden nur noch 1000 Bären, an der spanischen Nordküste rund 80 Tiere, in Südostpolen rund 90 Tiere, in der Slowakei 700 und in Estland ca. 500 Bären.
Kultur
Film
In jüngster Vergangenheit haben bosnisch-herzegowische Filme einige Preise bekommen. Darunter waren die Filme Ničija Zemlja (deutsch: Niemandsland, englisch: No Man's Land) aus dem Jahr 2001, der einen Golden Globe Award und einen Oscar erhielt, sowie der Film Grbavica, der auf der Berlinale 2006 einen Goldenen Bären bekommen hat. Des Weiteren erntete der Film Welcome to Sarajevo, mit Woody Harrelson, sehr viel Kritikerlob. Der Film befasst sich mit der Belagerung Sarajevos Anfang der 1990er Jahre.
Das Sarajevo Film Festival ist jedes Jahr im August filmischer und kultureller Höhepunkt und zieht immer mehr Touristen aus dem Ausland an.
Medien
Die drei wichtigsten Tageszeitungen in Bosnien und Herzegowina sind Dnevni avaz (deutsch Tagesstimme) und Oslobođenje (deutsch: Befreiung), die beide in bosnischer Sprache in Sarajevo erscheinen, und Nezavisne Novine (dt. Die unabhängige Zeitung), die in Banja Luka in serbischer Sprache und lateinischer Schrift erscheint. Zudem gibt es eine Reihe von politischen Wochenzeitungen wie Slobodna Bosna (dt. Freies Bosnien) oder Dani (dt. Tage). Beliebt sind auch Zeitschriften, die über aktuelle Affären oder Stars der Volksmusik berichten, wie Express oder Svet (dt. Die Welt; eine gleichnamige und gleichformatige Zeitung erscheint auch in Serbien). Ferner gibt es noch die einzige nur im Internet erscheinende Tageszeitung in Landessprache, die sich sowohl an die Bevölkerung vor Ort, als auch an die Diaspora wendet: Infostaza.
Bosnien und Herzegowina hat ein dreigliedriges öffentliches Rundfunk- und Fernsehsystem, mit einem nationalen Fernseh- und Radiosender (BHTV 1 bzw. BH Radio 1) und je einem Entitätssender, der RTVFBiH, FTV in der Föderation und der RTRS (kyrillisch: PTPC) in der Republika Srpska. Einige private Sender wie OBN oder NTV Hayat sind im ganzen Land zu empfangen. Sehr beliebt ist Kabelfernsehen, das Sender aus den Nachbarländern und dem deutschsprachigen Raum einspeist.
Sport
In Sarajevo wurden 1984 die Olympischen Winterspiele ausgetragen. Die Stadt wird sich voraussichtlich für die Olympischen Winterspiele im Jahre 2014 bewerben. In Bosnien und Herzegowina sind Fußball und Basketball die beliebtesten Sportarten. Im Fußball hat sich das Land stetig weiterentwickelt und verbessert. Für die Fußball-Europameisterschaft 2004 hätte sich das Land beinahe qualifiziert, im letzten Spiel gegen Dänemark fehlte nur ein Sieg gegen den direkten Konkurrenten, aber schließlich ging das Spiel 1:1 aus, damit war Dänemark bei der Euro 2004. Mehr Erfolg kann die Nationalmannschaft im Basketball verbuchen. Sie hat sich für die letzten vier Europameisterschaften qualifizieren können.
Bei den Paralympischen Spielen 2004 in Athen gewann die bosnisch-herzegowische Volleyballmannschaft die Goldmedaille.
Essen und Trinken
Die bosnisch-herzegowinische Küche hat viele Spezialitäten zu bieten, z.B. Bosanski Lonac, Ćevapi, Lokum (Türkischer Honig), Pita (Pide) in allen Variationen von Gemüsearten. Daneben gibt es Sogan Dolma, Somun, Japrak, Baklava, Halva, Burek, Sarma und vieles mehr. Bosnische-herzegowinische Gerichte sind stark von der Türkischen Küche beeinflusst.
Feiertage und Feste
Neben religiösen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern (bei den Kroaten und Serben), und den islamischen Festen Ramazanski Bajram (am Ende des Ramadan) und Kurban Bajram (zur Zeit der Pilgerfahrt nach Mekka), gelten folgende Feiertage in Bosnien und Herzegowina:
- Neujahr (Nova Godina): Der 1. und 2. Januar sind Nationalfeiertage, Silvester wird prächtig gefeiert und der 13. Januar (Serbisches Neujahr/nach dem alten Kalender)
- Unabhängigkeitstag (Dan Nezavisnosti): 1. März - erinnert an den Ausruf der Unabhängigkeit durch das Referendum am 29. Februar 1992; allerdings wird dieser Tag nicht in der Republika Srpska als Feiertag gefeiert.
- Tag der Arbeit (Prvi maj): Der 1. und 2. Mai sind nationale Feiertage, der Tag der Arbeit wird als Anlass für große öffentliche Feiern genutzt.
- Nationalfeiertag (Dan Drzavnosti): 25. November - erinnert an die Ausrufung der Volksrepublik Bosnien und Herzegowina in Mrkonjic Grad am 25. November 1943.
Es ist geplant, ein einheitliches Feiertagsgesetz für ganz Bosnien und Herzegowina zu verabschieden; vorgesehen wird der 21. November (Tag des Dayton-Abkommens) als Feiertag; allerdings ist das Gesetz noch nicht beschlossen worden.
Daneben gibt es in den verschiedenen, hauptsächlich von Kroaten bewohnten Gemeinden und Dörfern lokale Feiertage, die sich am christlichen Kalender orientieren (z.B. Namenstage Heiliger, "kleine Ostern", etc.). Ein besonderer Feiertag ist der Namenstag des Schutzpatrons eines jeden Ortes. Neben einer sehr gut besuchten Messe und evtl. einer Prozession gibt es in den meisten Häusern und auf Plätzen Feierlichkeiten, zu denen auch die Einwohner der Nachbarorte kommen.
Schulwesen und Bildung
Jedes Kind aus Bosnien und Herzegowina muss, laut dem Bildungsgesetz, eine vier Jahre lang andauernde Volkschule und anschließend eine Hauptschule besuchen (Pflicht). 2005, mit der Schulreform, wurde eine neunjährige Schulzeit eingeführt. Die wichtigste Änderung dabei war die Einführung eines beschreibenden Schulnoten-Systems in den ersten drei Schuljahren. Danach funktioniert das System wie in den meisten europäischen Ländern. Entweder eine Lehre, ohne wirklichen Kontakt mit den Betrieben, oder eine Höhere Schule (Gymnasium). Universitäten gibt es in Sarajevo, Ost-Sarajevo, Banja Luka, Mostar (die kroatisch dominierte Sveuciliste Mostar und die bosniakisch dominierte Universität "Dzemal Bjedic"), Tuzla, Zenica und Bihać.
Militär
Geschichte
Bis Ende 2005 lag die Verteidigungspolitik bei den beiden Entitäten, also bei der Föderation von Bosnien und Herzegowina und bei der Serbischen Republik. Seit 2006 unterstehen die Streitkräfte der Staatspräsidentschaft und dem 2004 geschaffenen Verteidigungsministerium der Staatsebene. Die Truppen bestehen aus einer bosniakischen, einer serbischen und einer kroatischen Komponente. Die künftige gemeinsame bosnisch-herzegowische Armee soll aus bis zu 10.000 aktiven Berufssoldaten und einer etwa halb so starken "aktiven Reserve" bestehen. Die allgemeine Wehrpflicht wurde am 1. Januar 2006 aufgehoben. Angestrebt wird die Integration der Streitkräfte in europäische und euroatlantische Strukturen und die Beteiligung an UN-Einsätzen.
Literatur und Quellen
- ↑ Daten des CIA World Factbook für Bosnien und Herzegowina
- ↑ Länderinformation Balkan der Ev. Kirche in Deutschland, Januar 2006
- ↑ http://www.icbl.org/lm/2005/bosnia.html#Heading350
- Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus, BoD 2004, ISBN 3-8334-0977-0
- Erich Rathfelder: Schnittpunkt Sarajevo. Bosnien und Herzegowina zehn Jahre nach Dayton: Muslime, Orthodoxe, Katholiken und Juden bauen einen gemeinsamen Staat. Berlin 2006. ISBN 3-89930-108-0
Siehe auch
Weblinks
- Webseite der Regierung der Föderation Bosnien und Herzegowina
- Berichte von Human Rights Watch zur Menschenrechtslage in Bosnien und Herzegovina (auf Englisch)
- Offizielle Tourismus-Website von Bosnien und Herzegowina (u.a. deutsch)
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- NZZ 20.10.2006: Vollendete ethnische Säuberung in Bosnien? - Kontroverse Einschätzung der Rückkehrer-Problematik
- Commission of the European Communities (Hrsg.), Bosnia and Herzegovina 2006 Progress Report vom 8.11.2006, PDF
- Ergebnisse der Wahlen 2006, politische Situation in BiH, politische Parteien (englisch, Achtung: die Prozentangaben beziehen sich teilweise auf den Anteil an Mandaten, nicht auf den Anteil an Stimmen, vgl. die folgende Quelle):
- Wahlergebnisse 2006 (englisch)