Portwein ist ein schwerer Wein aus Portugal. Die Trauben dürfen nur von Reben in einem genau umgrenzten Gebiet (Regiao Demarcada) im nordportugiesischen Douro-Tal geerntet werden. Nach der Lese dieser Trauben (was noch heute von Hand geschieht) wird die Gärung des Weines durch Zugabe eines neutralen Wein-Alkohols (ca. 77 % Alkoholgehalt) unterbrochen. So entsteht der Portwein: ein natürlich süßer, verstärkter Wein, der in etwa 20 % Alkoholgehalt aufweist. Der Wein verbleibt normalerweise ein halbes Jahr im Douro-Tal und wird auf der Straße (früher mit Schiffen, den Rabelos, die heute in Porto zu Dekorationszwecken vor Anker liegen) in die großen Portweinkellereien nach Vila Nova de Gaia, am Ufer des Douro gegenüber von Porto gelegen, gebracht, wo der eigentliche Reifungsprozess von mindestens zwei Jahren beginnt.

Geschichte
Mit den Römern gewann der Weinanbau und die Weinherstellung erstmals an Bedeutung in Portugal. Der Weinanbau im Dourotal geht jedoch noch viel viel weiter zurück.
Im 11. Jahrhundert ließ Heinrich II von Burgund in einigen Gegenden neue Rebsorten pflanzen. Im 13. Jahrhundert wurden im Dourotal neue Weingärten angelegt und der sog. Vinho de Lamego – Vorgänger des Portweins – produziert (Lamego ist eine Stadt ca. 8 km vom südl. Douro-Ufer entfernt). 1373 unterzeichneten die Portugiesen mit den Engländern ein Handelsabkommen, das sie berechtigte für die Lieferungen von Vinho de Lamego Kabeljau vor der britischen Küste zu fischen.
1678 findet man erstmalig die Bezeichnung „Porto“ für Weine aus dem Dourotal in alten Zolldokumenten. Aufgrund der steigenden britischen Nachfrage nach Wein sowie der schlechten Beziehungen zu Frankreich suchten englische Kaufleute gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Spanien und Portugal nach exportfähigem Wein. Qualität und hygienische Bedingungen waren jedoch schlecht und nur die Mönche waren damals in der Lage trinkfähigen und lagerbaren Wein herzustellen. In einem der Klöster sollen dann auch englische Kaufleute den sog. „Priest-Port“ entdeckt haben. Das Geheimnis des „Priest-Port“ bestand darin, dem Wein während der Gärung Neutralalkohol hinzuzufügen, wodurch der Gärprozess gestoppt wird. Der nicht vergorene Restzucker der Trauben verleiht dem Portwein seinen süßen Charakter.
Die im Dourotal erzeugten Weine wurden dann mit kleinen, den Douro befahrbaren Schiffen, den sog. „barcos rabelos“ in die Handelshäfen transportiert. Einen weiteren Aufschwung erlebte der Portwein durch ein weiteres Abkommen zwischen Portugal und England im Jahre 1703. Sogar die Queen selbst soll damals einige Fässer Portwein, die sog. „Pipen“, geordert haben.
Auf die sprunghaft angestiegene Nachfrage folgte ein Qualitätseinbruch, aufgrund dessen Premierminister Marquês de Pombal 1756 eine Gesellschaft zur Garantie von Qualitätskriterien initiierte, eine frühe Art der regionalen Qualitätssiegel. Die Satzung sah unter anderem vor, dass ein Kataster der Douro-Ufer angelegt wird. Die Klassifizierung der Weinberge erfolgte in sechs Klassen auf der Grundlage eines Punktesystems mit den Faktoren Klima, Boden, Hangneigung, Meereshöhe, Ertragsmenge sowie Alter der Rebstöcke. Die Rebsorten wurden ebenfalls in drei Kategorien aufgeteilt.
Großbritannien ist auch heute eines der Hauptabnehmerländer, und Briten haben, neben Deutschen und Niederländern, als Besitzer von Portweinfirmen eine bedeutende Rolle gespielt – der größte Portweinabnehmer aber ist heute Frankreich. Das Portweininstitut in Porto hat errechnet, dass Frankreich derzeit (2003) gut 40 Prozent des Gesamtexports an Portwein abnimmt. Große Portweinfirmen sind Calem, Ferreira, Messias, Graham´s, Barros, Quinta do Noval, Sandeman, Taylor's und Offley. Die meisten Portweinkellereien befinden sich heute im Besitz internationaler Konzerne. Es gibt nur noch wenige Familienbetriebe.
Der Wein
Der eigentliche Vorgang, der Wein zu Portwein macht, ist die Avinierung, also das Aufspriten des gärenden Mostes mit hochprozentigem Weindestillat. Hierbei wird die Gärung der Portweine – sowohl roter als weißer – durch Zugabe von ca. 80%igem Weindestillat gestoppt. Der Zeitpunkt des Stoppens bestimmt dabei den verbleibenden Restzucker, also die Süße des Portweins. Je weiter der Wein vergoren ist, desto weniger Weinbrand wird hinzugefügt. Portwein darf als Endprodukt einen Alkoholgehalt zwischen 19 und 22 Volumen-% aufweisen. Dadurch ist er lange lagerfähig.
Verschiedene Arten des Portweins sind:
- Ruby Port: Verschnitt verschiedenster Jahrgänge roter Trauben. Er wird nach mindestens zwei Jahren Lagerung im großen Fass (teilweise über zwanzigtausend Liter Fassungsvermögen) abgefüllt. Durch das große Volumen der Eichenholzfässer sind Ruby Portweine Weine, die wenig atmen und daher langsam oxidieren. Damit behalten sie ihre dunkle Farbe länger, und zeichnen sich durch einen fruchtigen Geschmack aus.
- Tawny Port (tawny = gelbbraun): Dieser Portwein ist etwas trockener und hat eine hellere Farbe. Er lagert, wie alle roten Portweine, für zwei bis drei Jahre im großen Fass, wird aber dann in die kleinen (~550 Liter) Fässer umgefüllt. Dort haben die Tawnies mehr Kontakt zur Luft. Daher altern Tawnies schneller, und oxidieren mehr. So bekommen sie ihre hellere Farbe, und einen Geschmack der an trockene Früchte erinnert (Nüsse, Mandeln, usw.) Es ist aber falsch von einem trockeneren Wein zu sprechen, da der Zuckeranteil (im Vergleich zum Ruby) gleich bleibt.
- Old Tawny: Diese Weine lagern länger im Holzfass. Es gibt sie als zehn, 20, 30 oder 40 Jahre alte Varianten. Die Altersangabe ergibt sich aus den Merkmalen des Verschnittes der verwendeten Komponenten, und wird vom Portweininstitut bestätigt. Aged Tawnies sind von wesentlich höherer Qualität als Standard Tawnies.
- White Port (white = weiß): Dieser Portwein wird aus weißen Trauben hergestellt. Der Wein lagert circa drei Jahre, bevor er kühl getrunken wird. Wie alle nicht-datierten Portweine wird er dann verschnitten und abgefüllt. Es gibt auch weiße Portweine mit jahrzehntelanger Lagerung/Reifung.
- Vintage Character Port: Dieser Port besteht aus den besten Weinen verschiedenster Jahrgänge nur aus dem Cima Gorgo Gebiet.
- Crusted Port: Verschnitt aus Spitzenweinen verschiedenster Jahrgänge, welche im Fass zwei bis drei Jahre lagert. In der Flasche bildet sich ein Bodensatz (crust). Sehr beliebt bei Kennern, die nicht den teuren Vintage kaufen wollen, da dieser Wein vom Charakter dem Vintage sehr nahe kommt.
Jahrgangsweine:
- Colheita / Reservas: Nach mindestens 7 Jahren Lagerung im Fass werden diese Weine, die aus verschiedenen Trauben eines Jahrgangs bestehen, abgefüllt. Man könnte Colheitas auch als Jahrgangs-Tawnies bezeichnen, da Colheitas, meist nur in Portugal im Regal zu finden, immer das Datum des Erntejahres auf der Flasche tragen.
Besonders interessant an Colheitas ist das von Quinta zu Quinta unterschiedliche Abfülljahr, welches in den meisten Fällen ebenfalls auf der Flasche vermerkt ist. So schmeckt selbstverständlich ein Colheita aus dem Erntejahr 1950 mit z.B. Abfülljahr 1975 gänzlich anders als mit Abfülljahr z.B. 1986 oder noch länger. Der Grund ist leicht nachvollziehbar: je länger der Wein mit dem Fassholz in Kontakt bleibt umsomehr nimmt er dessen Inhaltsstoffe auf. So gibt es z.B. noch heute bei WIESE & KROHN in Porto ein Holzfass aus dem Erntejahr 1863, woraus nur zu sehr besonderen Anlässen einzelne Flaschen abgezogen werden. Nach der Abfüllung sind Colheitas trinkfertig und steigern auch nicht mehr ihre Qualität. Ob der deutlich sichtbaren und schmeckbaren Unterschiede zu den Vintage Ports haben Colheitas eine eigene "Fangemeinde". Wobei die Preise für sehr alte Colheitas keinesfalls wesentlich niedriger sein müssen als für sehr gute Vintage Ports.
- Vintage Port: Seltener und teurer Portwein der Spitzenklasse. Nur die besten Trauben aus einem Jahrgang werden für einen Vintage Port abgefüllt. Der Port wird zuerst zwei bis drei Jahre (genauer 24 bis 35 Monate) im großen Eichenfass (wie übrigens jeder Portwein) gelagert und anschließend in Flaschen abgefüllt. Der weitere Reifungsprozess des Weines findet in der Flasche statt und kann viele Jahre (wenn nicht Jahrzehnte) dauern. Dieser Wein wird ungefiltert in schwarze Flaschen gefüllt. Dadurch hat jede Flasche ihr "Depot", welches der Wein braucht, um sich in der Flasche weiter zu entwickeln. Nach frühestens zehn bis 12 Jahren ist der Vintage trinkreif. Der Wein wird dekantiert und sollte innerhalb von 24 Stunden getrunken werden. Das portugiesische Portweininstitut muss diesen Wein begutachten, was im übrigen für alle Portweine gilt.
- Late Bottled Vintage Port ('LBV'): Verschnitt aus Trauben eines Jahrgangs, wie der Vintage Port. Er lagert aber vier bis sechs Jahre im Fass, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Hierbei gibt es den gefilterten und ungefilterten LBV. Im Gegensatz zu Vintages ist gefilterter LBV sofort trinkbar, weitere Lagerung trägt nicht zur Reifung und Verbesserung des Geschmacks bei. Ungefilterter LBV ist relativ selten und reift in der Flasche –ebenso wie Vintages – weiter.
Ausschließlich bei weißen Portweinen unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Süßegraden:
- Muito Doce / Very Sweet
- Doce / Sweet
- Meio Seco / Semi dry
- Seco / Dry
- Extra seco / Extra Dry
Über 80 Rebsorten sind heutzutage in der Region Douro zu finden. Rund die Hälfte davon ist für die Herstellung von Portwein zugelassen und in die Kategorien empfohlen, erlaubt und toleriert unterteilt.
Die wichtigsten Rebsorten zur Herstellung des roten Portweins sind Tinta Barroca, Touriga Francesca, Touriga Nacional (sie ist die hochwertigste Portweinrebsorte), Tinta Roriz, Tinta Amarela und Tinto Cão. Zugelassen sind ebenfalls die Sorten Bastardo, Cornifesto Tinto, Donzellinho do Castello, Mourisco Tinto, Sousão und Tinta Francisca.
Beim weißen Portwein werden hauptsächlich die Rebsorten Malvasia Fina, Codega und Rabigato eingesetzt. Zugelassen sind ebenfalls die Sorten Donzelinho Branco, Esgana Cão, Folgasão, Gouveio, Malvasia Rei, Moscatel und Viosinho.
Die Reben kommen aus drei Gebieten:
- Dem Baixo Corgo um die Stadt Peso da Régua im westlichen Teil des Douro-Tals. Es umfasst ca. 28 % des DOC Gebiets. In der Nähe des Atlantiks sind die Niederschlagsmengen höher als landeinwärts und die Temperaturen niedriger. Die Weinberge sind weniger steil und die Erdschicht auf dem Schiefer ist tiefer und fruchtbarer. Von hier stammt etwa die Hälfte aller Portweine, vor allem die leichteren Ruby- und Tawnyqualitäten.
- Im Cima-Corgo rund um die Stadt Pinhão im Kreis Alijó wird etwa ein Drittel des Portweins hergestellt. Das Klima ist heißer und trockener, die Hänge sind steil, felsig und karg. Hier sind die berühmten Quintas der Spitzenerzeuger angesiedelt.
- Douro Superior reicht von São João da Pesqueira bis an die spanische Grenze. Das Klima ist extrem trocken. Hier werden nur an einigen Stellen Grundweine für Port hergestellt.
Welcher Port - wann und wie?
White Port wird normalerweise vor dem Essen gekühlt serviert. Man bewahrt ihn auch oft im Kühlschrank auf. Es gilt als modern, ihn mit Tonic-Water als Longdrink zu servieren - Puristen lehnen dies ab. Hierbei serviert man ihn zu etwa gleichen Teilen mit Eis und einer Scheibe Zitrone (sog. Portonic).
Ruby Portweine sind eher als Dessert-Weine zu sehen. Sie werden nach dem Essen, bei Zimmertemperatur, früher ausschließlich mit Käse und Nüssen, heute auch mit Schokoladendesserts oder ähnlichen süßen Gerichten, serviert. Aus Irland kommt der "Hot-Port", ein Verwandter des Glühweines: mit heißem Wasser, Zimt, Nelken und Zucker soll der Ruby Port alle Erkältungen heilen.
Tawny Ports sind die wohl vielseitigsten Portweine. Wurden sie früher nur als Verdauungsweine (frz.: digestif) nach dem Essen serviert, nimmt man sie heute (auch gekühlt) zu Vorspeisen wie Foie Gras, Quiche, Vol-au-Vent oder Nachspeisen aus trockenen Früchten.
Literatur
- Axel Behrendt, Bibiana Behrendt: Portwein Der Guide für Kenner und Geniesser, Heyne, München 1996, ISBN 3-453-11527-9
- Angela Borowski (Hrsg.), Hanjo Seißler (Texte): Portwein. Kultur und Genuß, Hädecke, Weil der Stadt 2000, ISBN 3-7750-0339-8
- Leonardo Romanelli: Il porto. Kostbarer Dessertwein, Edition Spangenberg, München 1998, ISBN 3-426-27099-4
- Godfrey Spence: Portwein. Das Handbuch für Geniesser, Taschen-Verlag, Köln 1999, ISBN 3-8228-7128-1
Weblinks
- Instituto dos Vinhos do Douro e Porto (In Portugiesisch, Englisch und Französisch)
- England und Portugal schließen ein Handelsabkommen, Kalenderblatt auf den Seiten von Deutschlandradio Kultur.
- Portwein-Geschichte, Rebsorten und einige Hersteller