Die 1830 gegründete Brauerei & Brennerei Gebrüder Sünner gilt als die älteste noch produzierende Kölner Brauerei. Neben Kölsch braut Sünner Weizenbier, ungefiltertes obergäriges Bier sowie einen alkoholfreien Malztrunk. An die Brauerei angeschlossen ist eine Brennerei, die verschiedene Schnäpse und Liköre produziert. Die in den Jahren 1858 bis 1860 im rechtsrheinischen Köln-Kalk erbaute Zechenbrauerei ist das älteste noch in ursprünglicher Funktion betriebene Industriedenkmal in der Stadt Köln.

Die Brauerei befindet sich heute noch in Familienbesitz und wird von Ingrid Müller-Sünner und Astrid Schmitz-Du Mont geführt. Das Unternehmen ist Mitglied des Kölner Brauereiverbandes. Mit etwa 40.000 Hektoliter jährlicher Bierproduktion zählt Sünner zu den mittelgroßen Kölsch-Brauereien.
Geschichte
Die Brauerei wurde im Jahre 1830 durch den Brauer Franz Hess in Köln-Deutz gegründet. Die Hausbrauerei lag an der Deutzer Freiheit, direkt am Anleger der Schiffsbrücke Köln, der einzigen Überquerungsmöglichkeit des Rheins. Die Hausbrauerei wurde anfangs Zum Schiffgen genannt. Nachdem die Eheleute Hess im Jahre 1846 verstorben waren, übernahm ihr Schwager Christian Sünner die Brauerei.
Direkt vor dem Brauhaus errichtete die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft im Jahre 1846 den Mindener Bahnhof. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage steigerte sich der Kundenzulauf des Gasthauses ständig, und der Bierbedarf konnte von der kleinen Hausbrauerei nicht mehr gedeckt werden. Deshalb kaufte Sünner im Jahre 1858, um eine neue Produktionsanlage zu errichten, im benachbarten Kalk vom Braunkohlebergwerksbesitzer Wilhelm Eckardt das 2,5 Hektar große Gelände der Gewerkschaft Neu-Deutz. Die dazugehörigen Bergwerksbauten wurden später als Lagerräume genutzt. Die Zeche konnte aufgrund des in den Stollen eindringenden Grundwassers nie in Betrieb genommen werden. Dieses Stollenwasser konnte jedoch wegen seiner Reinheit als Brauwasser für die Sünner-Biere verwendet werden.
Im Jahre 1860 konnte die Zechenbrauerei den Betrieb aufnehmen. An die neue Brauerei war das große Gartenrestaurant Zur Zeche angeschlossen, welches sich innerhalb kurzer Zeit zu einer beliebten Gaststätte entwickelte. Die Kapazität der Brauerei musste in den folgenden Jahrzehnten mehrfach der steigenden Nachfrage angepasst werden. Deshalb wurden die Produktionsanlagen mehrfach erweitert, sodass im Jahre 1900 ein Brauvolumen von 70.000 Hektoliter Bier erreicht werden konnte. Die Brauerei wurde nach dem Ersten Weltkrieg in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Persönlich haftende Teilhaber wurden Albert, Ernst und Christian und Dr. Alexander Sünner. Nachdem die Schnapsbrennerei durch Rohstoffmangel im Ersten Weltkrieg stillgelegt werden musste, konnte die Produktion im Jahre 1918 wieder aufgenommen werden.
Nachdem die Deutzer Hängebrücke erbaut worden war, wurde im Jahre 1920 die Deutzer Uferpromenade umfangreich ausgebaut. Dort wurden die Sünner-Terassen eröffnet. Neben den firmeneigenen Gaststätten in Kalk und Deutz wurden unter anderem die Kölner Brauhausgaststätte Zur Henne und das Muschelhaus Bier-Esel beliefert.
Das Backsteingebäude der Brauerei in Kalk wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Es wurde in den Nachkriegsjahren wieder komplett aufgebaut, gleichzeitig wurden die Produktionsanlagen wieder aufgebaut und teils modernisiert. Das ebenfalls durch Fliegerbomben zerstörte Stammhaus an der Deutzer Freiheit wurde nicht wieder aufgebaut. Die Sünner-Terassen wurden Mitte der 1960er Jahre abgerissen, da dort die Hauptverwaltung der Lufthansa gebaut wurde.
Schon im Jahre 1918 wurde das obergärige Bier von Sünner als erstes in Köln mit dem Slogan „echt Kölsch“ beworben. Die Werbeoffensive bezüglich der regionalen Herkunft des Bieres wurde von allen Traditionsbrauereien in Köln übernommen. Da sich die Bezeichnung Kölsch immer mehr durchsetzte, wurde diese in den 1960er Jahren Bestandteil aller Kölner Biermarkennamen. Im Jahre 1985 unterschrieben diese Brauereien die Kölsch-Konvention und wurden somit als einzige berechtigt, Kölsch zu produzieren. Im Jahre 1997 wurde Kölsch eine durch die EU in ihrer Herkunftsbezeichnung geschützte Biersorte.
Obwohl Geschäftsführerin Ingrid Müller-Sünner mit Hermann R. Müller, einem der Besitzer der Früh-Brauerei verheiratet ist, gehen die Brauereien geschäftlich getrennte Wege. Die Sünner GmbH & Co. KG kooperiert geschäftlich auch mit keiner anderen Brauerei. Im Lohnbrau wird seit 1978 für die Bedburger Brauerei Peter Schopen GmbH das nicht weit verbreitete Severins-Kölsch gebraut.
Marketing und Vertrieb
Das Hauptprodukt Sünner Kölsch wird, wie viele andere Kölschmarken, nur regional angeboten. Infolgedessen wird es nur im Nahbereich von Köln durch Anzeigen, Radiospots und Verkehrmittelwerbung beworben. Seit 2007 wird das Flaschenbier als einzige Kölschmarke in einer den Brauereifarben angeglichenen grünen Flasche angeboten. Der aktuelle Werbeslogan von Sünner lautet: „Kölsch von seiner schönsten Seite“
Sünner beliefert im gesamten Einzugsgebiet zahlreiche Gaststätten, wie beispielsweise das Muschelhaus Bieresel oder das Brauhaus Sünner im Walfisch. Die Brauerei besitzt zahlreiche Gaststätten die brauereigebunden verpachtet werden. Auf vielen Festen und Veranstaltungen ist Sünner Kölsch im Ausschank. Der Fassbieranteil der Produktion liegt bei zirka 70 Prozent.
Bierproduktion
Für das Bierbrauen verwendet Sünner nach eigenen Angaben nur Braugerste aus heimischem Anbau, Hopfen aus der Hallertau, Hefe aus eigener Reinzucht und weiches Wasser aus dem eigenen Brunnen. Die Würze reift in der Sünner-Brauerei unter Hinzugabe von obergäriger Hefe im offenen Gärverfahren. Die bei der Gärung des Bieres entstehenden geschmacksschädlichen Stoffwechselprodukte wie Gerb- und Bitterstoffe können bei diesem Verfahren noch aus dem Bier entfernt werden. Bei einer geschlossenen Gärung ist dies in dieser Form nicht mehr möglich. Da diese Methode sehr arbeitsintensiv und damit teuer ist, wird dieses Verfahren in Köln nur noch von der Sünner-Brauerei angewandt. Anschließend wird das Jungbier noch rund drei Wochen in Tanks zur Endreifung gelagert, bevor es in die Abfüllung gelangt.
Produkte
•Sünner Kölsch– klassisches obergäriges Kölsch | •Sünner Wacholdergeist– Wacholderbrand | |
•Sünner Hefeweizen– hefetrübes Weizenbier | •Sünner Feiner Korn– Korn | |
•Sünner BioColonia– ungefiltertes obergäriges Ökobier | •Sünner Doppelkorn – doppelt gebrannter Korn | |
•Sünner Malz– alkoholfreier Malztrunk | •Sünner Mälzchen– Malzlikör | |
•Sünner Kölsches Wasser− Tafelwasser aus eigenem Brunnen | •Sünner Dry Gin– Gin | |
•Sünner No. 1– feiner Weizenbrand | •Sünner Akrobat– Kräuterlikör |
Quellen
- Brauereigeschichte auf der Website der Sünnerbrauerei, Zugriffsdatum 29. Juli 2007
- Kölschbibliothek des Kölner Brauerei-Verband e.V., Zugriffsdatum 29. Juli 2007
- Akademie för uns kölsche Sproch, Bericht über die Besichtigung der Sünner-Brauerei am 03 Juli 2007, Zugriffsdatum 31. Juli 2007
- Heinrich Bützler:Geschichte von Kalk und Umgebung. Eigenverlag, Köln 2003, S.54 und S. 292
Literatur
- Heinrich Bützler: Geschichte von Kalk und Umgebung, Nachdruck nach dem Original von 1910. Ohlert Verlag, Köln 2001, ISBN 3935735006.
- Georg Roeseling: Zwischen Rhein und Berg – Die Geschichte von Kalk, Vingst, Humboldt/Gremberg, Höhenberg . Bachem-Verlag, Köln 2003, ISBN 3761616236.
- Henriette Meynen: Stadtspuren – Denkmäler in Köln, Band 7, Kalk und Humboldt/Gremberg. Bachem Verlag, Köln 1990, ISBN 3761610203.
- Geschichtswerkstatt Kalk e. V: Kultur & Industriepfad Kalk, Ein Stadtteilführer. Eigenverlag, Köln 2004, ISBN 3935735065.