Hans Poelzig (* 30. April 1869 in Berlin; † 14. Juni 1936 in Berlin) war Maler, Architekt, Bühnenbildner und Hochschullehrer. Vor allem seine Beiträge zur expressionistischen Architektur und zur Neuen Sachlichkeit machten ihn bekannt.
Seine Kinder waren der Architekt Peter Poelzig, die Schauspielerin Ruth Poelzig und der Schauspieler und Darmstädter Schauspieldirektor Jochen Poelzig.
Leben
Von 1889 bis 1894 studierte Poelzig Hochbau an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg. 1899 wurde er als Regierungsbaumeister im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten beschäftigt.
Seine eigentliche Karriere begann mit der Berufung als Lehrer für Stilkunde an die Königliche Kunst- und Kunstgewerbeschule in Breslau; 1903 wurde er deren Direktor. Noch stark dem Expressionismus verpflichtet, machte er die ab 1911 Königliche Akademie für Bau- und Kunstgewerbe genannte Einrichtung zu einer der fortschrittlichsten Architektur- und Kunstschulen in Deutschland. Von 1916 an wirkte er als Stadtbaurat in Dresden und wurde 1919 Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, den er wesentlich mitprägte und der heute auch Stellvertretend für die Neue Sachlichkeit steht.
Seit 1918 verband ihn ein enge Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft mit der Bildhauerin und Architektin Marlene Moeschke, die 1924 seine (zweite) Ehefrau wurde.
Von 1920 an arbeitete er wieder in Berlin und leitete dort ein Meisteratelier für Architektur an der Preußischen Akademie der Künste. Drei Jahre später wurde er als Professor an die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg berufen. Hier entwickelte sich zwischen Poelzig und dem einst von ihm geförderten Heinrich Tessenow ein heftiger Diskurs über Inhalte und Art der Ausbildung junger Architekten.
Im Wandel von der handwerklich geprägten Produktion zur industriellen Fertigung rezipierte Poelzig diese Entwicklung in seinen Berliner Jahren und schuf hier die Grundlagen für die Neue Sachlichkeit. Der von ihm so genannte Materialstil brachte durch seine Schlichtheit die Eigenschaften der verwendeten Materialien viel stärker zur Geltung als der ornamental geprägte Stil der Zeit. 1926 wurde er Vorstandsmitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA) und 1929 verlieh ihm die Technische Hochschule Stuttgart die Ehrendoktorwürde.
1931 gestaltete die Berliner Akademie der Künste ihm zu Ehren die Ausstellung „Poelzig und seine Schule“. Ab dem 1. Januar 1933 war er Direktor der Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin, die er aber am 10. April auf Veranlassung der Nationalsozialisten wieder verlassen musste.
Nachdem die Repressionen des NS-Staates immer größer wurden, wollte Poelzig 1936 in die Türkei, nach Ankara emigrieren, wo man ihm einen Lehrstuhl angeboten hatte; kurz vor der Ausreise starb er.
Hans Poelzig wurde auf dem Alten Friedhof Wannsee bestattet.
Werke
Bauwerke und Entwürfe
Seit 1901 entwickelte Poelzig eine Vielzahl architektonischer Entwürfe und Bauten in ganz Deutschland. Ein frühes Werk war
- 1908–1914 Talsperre Klingenberg
Während seiner Zeit in Breslau schuf er unter anderem:
- 1911 Wasserturm mit Markthalle in Posen (Oberschlesienturm)
- 1911–1912 Chemische Fabrik Moritz Milch & Co. in Luban (poln. Luboń) bei Posen (Poznan)
- 1911 Geschäftshaus an der Junkernstraße in Breslau
- 1916 Entwurf für das Haus der Freundschaft in Istanbul
- 1917 Entwürfe für ein Rathaus in Dresden
Einen europaweiten Ruf schuf er sich durch den vielgelobten Umbau des
- 1918–1919 Großen Schauspielhauses in Berlin
Daneben entstanden in den Folgejahren auch
- 1920 Entwurf für ein Festspielhaus in Salzburg
- 1920 Bau eine Bürohauses direkt am historischen Marktplatz von Wolgast
- 1922 Majolikabrunnen zur Jahresschau Deutscher Arbeit „Steine und Erden“ Dresden
- 1927 Haus in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart
- 1927–1929 Entwürfe zur Randbebauung der Berliner Volksbühne am Bülowplatz (heute Rosa-Luxemburg-Platz). Acht Wohngebäude werden realisiert.
- 1928–1931 Verwaltungsgebäude der I.G. Farben in Frankfurt am Main, heute Poelzig-Bau der Goethe-Universität
- 1928 Siedlung am Fischtalgrund -Ausstellung Bauen und Wohnen- Berlin-Zehlendorf
- 1929 Haus des Rundfunks in Berlin
Gemälde
Da Poelzig seine Gemälde immer wieder überarbeitete, sind die Daten der Entstehung sehr unbestimmt:
- begonnen 1918: Apokalyptische Reiter
- 1919/1920 bis 1930: Blocksberg
- Anfang der 1920er Jahre bis 1930: Don Quichote
- Mitte der 1920er Jahre bis 1930, unvollendet: Drei Frauen, Kind und Tod
- 1928–1931: Berglandschaft
- Mitte der 1920er Jahre bis 1931: Karneval
Bühnenbilder und Filmarchtektur
Neben seinen vielen Industrie- und Gewerbebauten machte sich Poelzig auch seit Beginn der 1920er Jahre als Entwerfer von Bühnenbildern und Filmszenarien. Am bekanntesten ist der Film: Der Golem, wie er in die Welt kam (1920)
Literatur
- Julius Posener (Hrsg.): Hans Poelzig. Gesammelte Schriften und Werke. 1966.
- Theodor Heuss: Hans Poelzig. Bauten und Entwürfe eines deutschen Baumeisters. Stuttgart: DVA, 1985. (Reprint der Erstausgabe von 1939) ISBN 3-42102835-4
- Der dramatische Raum. Hans Poelzig. Malerei, Theater, Film. Kat. Museum Haus Lange / Museum Haus Esters. Krefeld, 1986.
- Matthias Schirren (Hrsg.): Hans Poelzig. Berlin: Ernst & Sohn, 1989. ISBN 3-43302091-4
- Sender Freies Berlin (Hrsg.): Hans Poelzig. Haus des Rundfunks. Berlin, 1994. ISBN 3-89479-059-8
Film
- in dem Horrorfilm Die schwarze Katze (1934) (Regie: Edgar G. Ulmer) mit Bela Lugosi und Boris Karloff spielt Karloff den fiktiven Architekten Hjalmar Poelzig, der mitten in der ungarischen Steppe sein Haus im Stil der Neuen Sachlichkeit auf den Ruinen einer im Ersten Weltkrieg zerstörten Festung errichtet hat, deren Kommandant er gewesen war, und in deren Kellergewölbe er schwarzen Messen begeht.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Poelzig, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 30. April 1869 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 14. Juni 1936 |
STERBEORT | Berlin |