Mali

Staat in Westafrika
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Mali (dt. Aussprache: [ˈmaːli]; frz.: [maˈli]) ist ein seit 1960 von Frankreich unabhängiger Staat in Westafrika und grenzt im Norden an Algerien und Mauretanien, im Westen an Senegal, im Osten an Niger und im Süden an Burkina Faso und die Elfenbeinküste. Die ehemalige Kolonie Französisch-Sudan hat einen bedeutenden Anteil an der Sahara, sowie an Sahel und dem Sudan. Mali gilt als gelungenes Beispiel einer Demokratisierung in Afrika, ist aber eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt. So belief sich noch 2003 der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 73% (siehe auch: Tabelle: Die höchste Armut weltweit). Der Landesname Mali wurde in Anlehnung an das gleichnamige mittelalterliche Großreich gewählt. In der einheimischen Sprache Bambara ist Mali außerdem das Wort für das Wappentier des Landes: das Nilpferd.

Geographie

Mali besteht zu zwei Dritteln aus Wüste. Das Land hat Anteil an der Sahara, der Sahelzone und der Großlandschaft Sudan. Die nördliche Landeshälfte wird von einem Ausläufer des algerischen Ahaggar-Massivs überragt. Den südlichen und zentralen Teil durchzieht der Niger in breiten Tiefländern. Zwischen Ségou und Timbuktu bildet der Niger ein großes Binnendelta - die Massina. Die Klimazonen reichen vom tropisch-feuchten Sudanklima bis zum Wüstenklima der Sahara. Entsprechend nehmen die Jahresniederschläge von über 1000 mm im Süden auf weniger als 100 mm im Norden ab. Mitunter bleiben die Regenfälle jahrelang aus. Der vorherrschende Vegetationstyp im Süden ist die Feuchtsavanne (mit Galeriewäldern an den Flussläufen), die nach Norden in eine Dornbuschsavanne übergeht; es folgen schließlich Halbwüste und der saharische Wüstengürtel.

Klima

Mali ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Erde, es liegt auch teilweise in klimatisch ungünstigen Gebieten. Das trifft vor allem auf den Norden zu, der sich teilweise stark von der südlichen Hälfte unterscheidet. Der Norden ist im Winter kälter und im Sommer wärmer als der Süden. Im Norden fällt auch weniger Regen, was die Dürrewahrscheinlichkeit deutlich größer werden lässt. Im Süden Malis wird, auch aufgrund der klimatisch günstigeren Verhältnisse, mehr Landwirtschaft betrieben.

Nordhälfte

Der Norden ist zwar durch die größere Nähe zum Äquator deutlich wärmer als europäische Länder, weist aber im Januar Temperaturen von 10 bis 20 °C auf. Im Juli herrschen sogar Temperaturen von über 30 °C, teilweise auch über 35 °C. Es fällt jedoch nur wenig Regen. Der Jahresniederschlag liegt in der Nordspitze bei unter 20 mm und zur Mitte hin bei immerhin nur 20 bis 250 mm, was zur Folge hat, dass hier ein vollarides Klima herrscht (Niederschlag ist für 10 bis 12 Monate im Jahr geringer als das Verdunstungspotential). Entsprechend ist die Dürrewahrscheinlichkeit sehr hoch. Die extreme Trockenheit und Hitze führen vermutlich dazu, dass in diesem Gebiet nichts oder kaum etwas angebaut wird. Die Landschaft ist hier wüstenähnlich.

Südhälfte

Anders sieht es im Süden des Landes aus. Dort ist es im Januar eher wärmer. So steigt die Temperatur hier auf 20 bis 25 °C, nur selten über 25 °C. Im Sommer ist es allerdings nur geringfügig wärmer. So herrschen im Juli größtenteils 25 bis 30°C, zur Mitte hin auch bis zu 35 °C und nach Süden teilweise nur 20 °C bis 25 °C. Auch die Niederschläge sind deutlich größer als in der Nordhälfte. Sie liegen bei über 250 mm in der Mitte und bis zu 2000 mm Jahresniederschlag im Süden Malis. Entsprechend ist auch die Zahl der Monate in der die Niederschläge geringer sind als das Verdunstungspotential mit 10 bis unter 6 Monaten geringer als im Norden und damit auch die Dürrewahrscheinlichkeit. Hier wird auch Landwirtschaft betrieben. In der gesamten Südhälfte werden Hirse, Maniok, Yams, Süßkartoffeln und Hülsenfrüchte für den Eigenbedarf angebaut und in der Nähe des Flusses Niger wird teilweise auch Reis angebaut. In der Ackerbaufläche an Teilen um den Niger werden auch Erdnüsse und Baumwolle angebaut. Dabei teilt sich die Südhälfte Malis in drei Regionen. Zum einen die Mitte, mit einer Dornsavanne, weiter südlich dann die Trockensavanne und darunter im Süden Malis eine Feuchtsavanne.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Malis setzt sich aus ca. 30 verschiedenen Ethnien zusammen, unter anderem Bambara (mit 30 % Hauptbevölkerung), Malinké, Fulani (Fulbe, Peulh), Sarakolé (Maraka), Songhai, Soninké, Bobo, Bozo, Minianka, Senufo, Dogon, Khassonké, Tuareg, Mauren (speziell die Kunta), Dioula, die sich durch verschiedene Sprachen und Kulturen auszeichnen und friedlich zusammenleben. Die Einwohner der Sudanzone nahmen durch den Kontakt mit den nordafrikanischen Muslimen schon frühzeitig großenteils den Islam als Religion an. Gleichzeitig bestanden daneben die einheimischen Glaubensformen weiter. Heute lebt die Bevölkerung Malis im Bewusstsein ihrer reichen Vergangenheit, die in den Liedern der Griots und zahlreichen Geschichten weiterlebt.

81 % der malischen Bevölkerung über 15 Jahre sind Analphabeten, nur etwa die Hälfte hat Zugang zu frischem Trinkwasser. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 48,1 Jahren. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt ca. 813.5Euro.[1]

Sprachen

Noch vor der Amtssprache Französisch, die nur als Fremdsprache von rund 10 % der Bevölkerung gesprochen wird, ist Bambara (40 % Sprecheranteil) die verbreitetste Sprache. Weitere Sprachen sind Dogon-Sprachen, Fulfulde, Arabisch, Songhai-Sprachen, Soninke sowie Senufo-Sprachen. Von vielen Maliern werden mehrere dieser Sprachen verstanden.[2]

Im Norden Malis kam es in der Vergangenheit häufiger zu Konflikten mit den dort heimischen Nomaden, den Tuareg.

Religion

Der Islam ist mit 90 % die verbreitetste Religion der Bevölkerung in Mali, die vor allem im Norden leben; im Süden dagegen praktizieren etwa 8 % der Bevölkerung animistische Religionen. Katholiken und Protestanten machen einen Anteil von 2 % aus. Die Unterstützung muslimischer Länder ermöglicht ein bescheidenes Wirtschaftswachstum.

Die Große Moschee von Djenné ist eines der größten Lehmgebäude der Welt und zählt zu den berühmtesten Bauwerken Afrikas und wurde von der UNESCO im Jahr 1988 gemeinsam mit der Altstadt Djennés zum Weltkulturerbe erklärt.

Journalismus

Die (gedruckte) Presse steckt unter anderem wegen des Analphabetismus in einer Krise. In der rund zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Bamako erreichen die größten Zeitungen bloß 3500 Exemplare Auflage: sie sind zu teuer. Das Radio ist die wichtigste Informationsquelle.

Durchschnittliche Journalisten erhalten statt eines regelmäßigen Lohns ab und zu ein Trinkgeld ihres Arbeitgebers. Der größte Teil der Geld-Zuwendungen steckt als "Grundausstattung" in Pressemappen (, genannt "Phaltis"). (Als einzige Journalisten außerhalb der staatlichen elektronischen Medien erhalten wohl die von "Radio Kledo" Lohn und sind sozialversichert.) Es ist auch bei bezahlten Journalisten schwer, sie für soziale Themen zu gewinnen, so für die Krise des Schulwesens und steigende Preise alltäglicher Güter.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Malis

Mali war vom 11. Jahrhundert bis ca. 1600 ein islamisches Großreich, das später von den Mossi und den Fulbe erobert und aufgeteilt wurde. 1893 wurde es mit der Eroberung von Timbuktu unter dem Namen Französisch-Sudan zur Kolonie Frankreichs. Seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte Mali am 22. September 1960, der seither als Nationalfeiertag gilt.

Nach der Unabhängigkeit war Mali ein Einparteienstaat, 1968 putschte sich General Moussa Traoré an die Macht, 1991 kam es dann nach Unruhen zu demokratischen Reformen und eine Verfassung wurde geschaffen. 1992 wurde Dr. Alpha Oumar Konaré zum Präsidenten gewählt. Die Wahl 2002 gewann Amadou Toumani Touré, allerdings war die Wahlbeteiligung mit ca 30 % sehr gering.

Verwaltungsgliederung

Der Staat gliedert sich in acht Regionen und den Hauptstadtdistrikt.

Siehe auch: Regionen in Mali, Liste der Städte in Mali

Wirtschaft

Landwirtschaft

Weniger als zwei Prozent der Landesfläche werden als Ackerland verwendet, gleichzeitig beschäftigt die Landwirtschaft jedoch rund 80 % der erwerbstätigen Bevölkerung. In den Gebieten der Flüsse Niger und Senegal sowie südlich der 600 mm Isolinie ist Ackerbau als Überflutungs-, Bewässerungs-, und Regenfeldbau möglich. Zu den Hauptanbauprodukten gehören Erdnuss, Mais, Sorghum sowie Baumwolle.

Auf Grund der Niederschlagsmenge von 600 mm im Jahr, die, je nördlicher man kommt, abnimmt, besteht ein Ernterisiko. Die Anbauzonen werden jedoch durch die Bevölkerungsexplosion weit über die Trockengrenze ausgedehnt. Nördlich der 600 mm Isolinie, im Bereich des 200-mm-Jahresniederschlages werden Weizen sowie Grünfutter angebaut. Südlich der 600 mm Isolinie befindet sich eine Zone mit 700 bis 1900 mm Jahresniederschlag und somit größerer Erntesicherheit.

Traditionelle Wirtschaftsweisen in Mali

Die traditionelle Wirtschaftsform ist der Wanderhackbau. Angebaut wird meist bis zur Bodenerschöpfung, die nach 3–5 Jahren eintritt. Früher lag dieses Land 10–20 Jahre brach, bevor es erneut bewirtschaftet wurde. Diese Zeit hat sich bis heute immer weiter verkürzt. Gründe hierfür sind der Bevölkerungswachstum und die Besitzstruktur: bei den meisten Stämmen hat jeder Stammesangehörige Anspruch auf ein Stück Land. Regenfeldbauern im Gebiet Malis legen außerdem mehr Felder an, als in Gunstjahren zur Eigenversorgung eigentlich notwendig wären. Es werden sowohl Gunststandorte als auch weniger fruchtbare Felder bestellt.

Eine erste Gruppe dieser Felder, die nicht auf Gunststandorten gelegen ist, wird nach den ersten Niederschlägen mit verschiedenen Feldfrüchten unterschiedlicher Vegetationsperioden bestellt.

Diese Strategie führt dazu, dass in günstigen Jahren mit genügend Niederschlag die Ernteerträge hoch sind und in Dürrejahren trotzdem noch mit kleinen Erträgen zu rechnen ist. Diese Risikominimierung führt durch einen großen Kulturlandverbrauch zu einer Erhöhung der Desertifikationsgefahr.

Da die mehrjährige Speicherung der Ertragsüberschüsse traditionell üblich ist, würde die Alternative, nämlich nur Gunststandorte intensiv zu bewirtschaften, zwar in Ungunstjahren ähnliche Erträge erzielen, Gunstjahre würden jedoch um einiges bescheidener ausfallen. Dies würde eine Risikoerhöhung für die Bauern darstellen. Diese traditionelle Art der Landnutzung ist tief in der Bevölkerung verwurzelt.

Quellen und Anmerkungen

  1. http://hdr.undp.org/hdr2006/statistics/countries/country_fact_sheets/cty_fs_MLI.html
  2. Fischer Weltalmanach 2006, S. 307, ISBN 3596720060

Literatur

  • Hofmeier, Rolf/ Mehler, Andreas: Afrika-Jahrbuch 2003. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Afrika südlich der Sahara. Vs-Verlag, 2004.
  • Lauber, Wolfgang: Architektur der Dogon. Traditioneller Lehmbau und Kunst in Mali. Prestel, 1998.
  • Schutyser, Sebastian/ Flagge, Ingeborg/ Dethier, Jean: Lehmmoscheen in Mali. Junius Verlag, 2003.
  • Vollertsen, Rolf: Wohin die Tropfen fallen oder „Bissimila, ce koroba!“ – Notizen aus und über Mali. Nürnberg, 1993.
  • Wagner, Horst-Günter: Straßenbau in Mali (Gourma) als Entwicklungsinstrument. Wirtschaftsräumliche Konsequenzen für traditionelle Überlebensökonomien. – Erdkunde, Band 42, 1988, S. 214–224.
  • Waterkamp, Rainer: Mali. Im Banne des Sahel. 1991.
  • Fischer Weltalmanach 2006, Fischer Verlag 2005, Mali (Staat).
Commons: Mali – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mali – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia-Atlas: Mali – geographische und historische Karten

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