Ariel Scharon (אריאל שרון), geboren als: Ariel Scheinermann (*27. Februar 1928 in Kfar Malal in der Scharonebene) ist ein ehemaliger israelischer General und heutiger Politiker.
Er wurde als Sohn eines polnisch-deutschen Vaters und einer russischen Mutter geboren.
Ariel Scharon hat aufgrund seiner Biografie und seinem politischen Wirken eine stark polarisierende Wirkung. Nach Ansicht einiger Menschenrechtsgruppen und besonders in der arabischen und Teilen der europäischen Öffentlichkeit gilt er als Kriegsverbrecher, viele Israelis und Amerikaner betrachten ihn jedoch aufgrund seiner politischen und militärischen Erfolge als Helden. In den europäischen Gesellschaften sind beide Strömungen vorhanden.
1942 trat Scharon im Alter von 14 Jahren der Haganah bei, dem Vorläufer der israelischen Armee. Im Unabhängigkeitskrieg 1948 war er Chef einer Infanteriekompanie. Einige Jahre nach dem Krieg zog er sich aus dem aktiven Dienst zurück und studierte an der hebräischen Universität Jerusalem Geschichte und Kultur des Nahen Ostens.
Im Jom-Kippur-Krieg 1973, als Ägypten in einem Überraschungsangriff die in sich gekehrten, fastenden Israelis im Sinai überrannt hatte, gelang es Scharon in eigenmächtiger Initiative mit seinen Panzern die ägyptischen Angriffslinien zu durchbrechen und eine drohende Niederlage Israels abzuwenden. Seither gilt er in Israel als Held.
Als Armeegeneral leitete er zahlreiche Einsätze gegen die PLO und andere radikale Palästinenser-Gruppen, unter anderem war er Kommandeur der umstrittenen Einheit 101, die bei der Sprengung von Häusern im Dorf Qibya 69 Personen tötete. Von 1973 bis 1974 und von 1977 bis heute war er Abgeordneter der Knesset. In der Likud-Regierung von Menachem Begin amtierte Scharon erst als Landwirtschaftsminister (1977-1981), dann als Verteidigungsminister (1981-83).
Nach der israelischen Besetzung/Befreiung des Süd-Libanons, bei der die mit Israel verbündeten libanesisch-christlichen Phalange-Milizen in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila Massaker an etwa 1000 palästinensischen Zivilisten verübt hatten, wurde Scharon als Minister entlassen. Der israelische Untersuchungsausschuss warf ihm zwar nicht Komplizenschaft vor, aber doch fahrlässiges Unterlassen und befand ihn daher 1983 als politisch indirekt schuldig am Massaker. Zu einer strafgerichtlichen Verurteilung kam es jedoch nicht.
Auch in Belgien wurde wegen der Beteiligung an diesen Morden gegen Scharon wegen Kriegsverbrechen ermittelt, die Anklagen wurden jedoch auf massiven Druck Israels und der USA eingestellt. Die Verfahrenseinstellung ist bis heute umstritten. In bestimmte Länder (z.B. Spanien) kann Sharon nicht mehr reisen, da er als Kriegsverbrecher sofort festgenommen werden würde. Daher prüft bei geplanten Auslandsreisen das israelische Außenministerium, ob im Gastland die Möglichkeit einer Festnahme Sharons besteht und gibt entsprechende Reiseempfehlungen an den Ministerpräsidenten.
In den folgenden Kabinetten blieb Scharon zunächst Minister ohne Geschäftsbereich (1981-83), von 1984 bis 1990 Minister für Handel und Industrie und Bauminister (1990-92).
Nach dem Regierungswechsel 1992, bei dem die Arbeitspartei unter Yitzhak Rabin den Likud ablöste, war Scharon Mitglied der Knesset und dort Angehöriger der außenpolitischen und der Verteidigungskommission. 1996, im Jahr nach der Ermordung Rabins, errang der Likud unter Benjamin Netanjahu einen neuen Wahlsieg; Scharon wurde Minister für die nationale Infrastruktur und förderte als solcher massiv den Ausbau der jüdischen Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten. 1998 ernannte Netanjahu Scharon zum Außenminister.
1999 besiegte die Arbeitspartei unter Ehud Barak den Likud, dessen Vorsitzender Netanjahu in den Strudel einer Finanzaffäre geraten war. Netanjahu trat als Parteichef zurück; Scharon wurde zunächst übergangsweise, im Sept. 1999 dann endgültig sein Nachfolger.
Am 28. September 2000 besuchte Scharon in Begleitung von rund 1000 Journalisten, Polizisten, Militärs und Politikern den sowohl von Muslimen wie von Juden als heilig betrachteten Tempelberg in Jerusalem, um nach eigenen Worten mit allen Mitteln gegen die Teilung der heiligen Stadt zu protestieren. Diese Provokation löste die zweite Intifada aus. Der Friedensprozess hatte erst noch zu Hoffnungen Anlass gegeben, weil US-Präsident Bill Clinton und Barak dem Palästinenserführer Jassir Arafat einige Konzessionen machen wollten.
Nach dem Scheitern der Friedensgespräche gewann Scharon im Februar 2001 eine vorgezogene Wahl und wurde zum Premierminister gewählt. Besonders attraktiv war für viele Wählerinnen und Wähler sein Versprechen gewesen, den Terror zu beenden. Dieses Versprechen konnte er allerdings bis heute nicht erfüllen.
Ariel Scharon errang am 28. Januar 2003 mit seiner Likud-Partei einen neuen, großen Wahlerfolg. In der zweiten Amtszeit von Scharons Regierung wurde mit der Errichtung eines 720 km langen Trennungszaunes teilweise inmitten der Palästinensergebiete begonnen, der über eine Distanz von 20 km mit Beton verstärkt ist und dessen internationaler und rechtlicher Status äußerst umstritten ist.
Am 23. März 2004 kündigte die Hamas zum wiederholten Male und als Reaktion auf die gezielte Tötung Ahmad Jassins an, Ariel Scharon ermorden zu wollen. Nur wenige Tage nach der Tötung Jassins geriet Scharon erneut unter Druck. Abgeordnete der Shinui-Partei, die an der Regierung beteiligt ist, fordern Scharons Rücktritt. Denn am 28. März hat eine Staatsanwältin bekannt gegeben, dass sie gegen Scharon und seine Söhne Anklage erheben will. Mitte Juni 2004, nach monatelangen Ermittlungen, hat der israelische Generalstaatsanwalt Menachem Masus entschieden, Regierungschef Ariel Scharon nicht wegen Korruption anzuklagen. Der Fall solle wegen Mangel an Beweisen, und weil eine Verurteilung unwahrscheinlich erscheint, zu den Akten gelegt werden.
Siehe auch: Scharon-Plan
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