Uschhorod (ukrainisch und russisch: Ужгород, ruthenisch: Ужгородъ, slowakisch und tschechisch Užhorod, ungarisch Ungvár, deutsch Ungwar, jiddisch אונגװיר (Ungwir), Transkription des Namens aus dem Russischen: Uschgorod) ist die Hauptstadt der Oblast Transkarpatien (Regierungsbezirk Transkarpatien) in der Ukraine. Der Name der Stadt (ukrainisch horod) rührt von ihrer Lage am Fluss Usch (ukrainisch Уж) her, wird aber volksetymologisch mit dem ukrainischen Wort für Natter (usch) in Verbindung gebracht. Sie liegt am Dreiländereck zwischen Ungarn, der Slowakei und der Ukraine, direkt an der slowakischen Grenze. Sie hat 117.300 Einwohner (Zählung 2001) und ist Sitz eines griechisch-katholischen Bistums (Oberhaupt der ruthenischen Kirche).







Geschichte
Uschhorod und Transkarpatien waren im Laufe der letzten Jahrhunderte zahlreichen Herrschaftsgebieten zugehörig und seine Bewohner vielen Grenzverschiebungen ausgesetzt. Erste Ansiedlungen auf dem heutigen Stadtgebiet werden aufgrund von archäologischen Funden für das frühe Paläolithikum (100.000 Jahre v. Chr.) vermutet, auch aus der Bronze- und Eisenzeit gibt es Siedlungsnachweise.
Nach der Völkerwanderungszeit zogen in das Gebiet Slawen ein. Archäologischen Funden zufolge ist die Burgstätte Uschhorod an der Wende des 8. und 9. Jahrhunderts entstanden und wurde dann zu einer wichtigen Burgstätte von Groß-Mähren. Schriftliche Chroniken dokumentieren die Existenz der Burg(stätte) zum ersten Mal im Jahr 903 n. Chr. (eher umstritten ist die Erwähnung vom Jahr 872). Vom 10. bis zum 11. Jh. n. Chr. war Uschhorod der südwestliche Vorposten der Kiewer Rus.
In der Mitte des 11. Jahrhunderts wurde es von Ungarn erobert. Die Eroberung des restlichen Transkarpatien war dann bis zum 13. Jahrhundert abgeschlossen. Bis 1918/19 gehörte die Stadt mit wechselnden Fürsten zum Ungarischen Königreich und somit ab 1526 auch zur Österreichischen Monarchie bzw. ab 1867 zu Österreich-Ungarn. Innerhalb Ungarns hieß die Stadt Ungvár und war Hauptstadt des Komitats Ung (Usch).
Im Rahmen des Friedensvertrags von Trianon fiel Uschhorod 1920 mit der Karpato-Ukraine an die neu gegründete Tschechoslowakei. ?1938-39? war Uschhorod Hauptstadt der autonomen Karpato-Ukraine innerhalb der Tschechoslowakei. Durch den Ersten Wiener Schiedsspruch vom 2. November 1938 wurde Uschhorod mitsamt dem ganzen südlichen Streifen der Karpato-Ukraine wieder ungarisch.
Gegen Ende des 2. Weltkrieges, am 27. Oktober 1944, wurde Uschhorod von der Roten Armee erobert bzw. – je nach Lesart – befreit. Im Juni 1945 wurde die Stadt von der Tschechoslowakei der Sowjetunion überlassen und dort 1946 zum Zentrum des neu gegründeten Sakarpatska Oblast innerhalb der Ukrainischen Sowjetrepublik der UdSSR. Seit August 1991 ist es Teil der neu gegründeten Ukraine.
Konfessionen
Die meisten Bewohner Uschhorods gehören zwei (von drei) großen ukrainischen Konfessionen an, der griechisch-katholischen Kirche und der ukrainisch-orthodoxen Kirche Kiewer Patriarchats. Die ungarischstämmige Bevölkerung ist überwiegend römisch-katholisch oder gehört zu der Reformierten Kirche. Außerdem sind unter den Protestanten Baptisten stark vertreten. Seit der ukrainischen Unabhängigkeit haben sich auch zahlreiche andere christliche Konfessionen und Bewegungen etabliert, z.B. Pfingstler, Adventisten, Zeugen Jehovas u.a. Eine jüdische Synagoge ist nach dem Krieg in eine Konzerthalle umgebaut worden.
Wirtschaft und Verkehr
Möbelherstellung, Maschinen- und Elektrogerätebau, chemische, Nahrungsmittelindustrie, Schuhfabrik. Die Stadt besitzt einen Flughafen und ist ein sehr wichtiger Straßengrenzübergang zur Slowakei (und damit auch zur EU).
Universitäten, Fachhochschulen, Berufsakademien
Ushhorod beherbergt viele Schulen, Fachschulen, Akademien und die Staatliche Universität Ushhorod, gegründet 1946.
Städtepartnerschaften
Seit 1992 ist Darmstadt die deutsche Partnerstadt von Uschhorod.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Architektonisch erinnert der Stadtkern von Uschhorod in vielem an das alte Österreich-Ungarn. Dazu kommen in den Verwaltungsgebäuden und in den Außenbezirken einerseits die typischen sowjetischen und postsowjetischen Plattenbauten und andererseits neue, private Wohnhäuser, die keinerlei Bauplänen unterworfen zu sein scheinen. Im Frühjahr sind die Straßen der Innenstadt von verschwenderisch blühenden japanischen Kirschblüten (Sakura) durchzogen, die besonders nachts einen betäubenden Duft verströmen. Den ganzen Sommer über blüht entlang des Flusses Usch (slowakisch und ruthenisch Uh) Europas längste Lindenallee und lädt zum Flanieren ein.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die alte Burg aus dem 9. Jh. n. Chr. und das in der Nähe errichtete Freilichtmuseum, in dem die typische transkarpatische Holzarchitektur präsentiert wird. Zu diesem Zweck sind Originalbauwerke, eine Kirche, eine Schule und regionaltypische Bauernhäuser aus dem gesamten Oblast hierhin transportiert und wieder aufgebaut worden.
Museen
Kunstmuseum, Museum für transkarpatische Holzarchitektur, Heimatmuseum.