Zum Inhalt springen

Calcitonin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Juli 2007 um 12:35 Uhr durch Hoffmeier (Diskussion | Beiträge) (+kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Calcitonin (syn. Kalzitonin, Thyreocalcitonin) ist ein Peptidhormon, das bei Säugetieren in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet wird. Bei den übrigen Wirbeltieren erfolgt die Bildung im ultimobranchialen Körper. Calcitonin reguliert zusammen mit dem Parathormon den Calcium- und Phosphathaushalt des Körpers.

Mit dem Calcitonin verwandt ist das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP). Beide gehen auf ein gemeinsames pimäres mRNA Transkript zurück. Durch gewebesspezifisches alternatives Spleißen wird in der Schilddrüse vorwiegend Calcitonin gebildet, während im Zentralnervensystem und im peripheren Nervensystem in sensorischen Neuronen hauptsächlich CGRP produziert wird.

Geschichte

Calcitonin wurde 1961 von Copp und Cameron entdeckt.

Struktur

Das humane Calcitonin (hCT) besteht aus einem Polypeptid mit 32 Aminosäuren und einer Molekülmasse von 3421 Dalton.[1]

Eine intramolekulare Disulfidbrücke zwischen Cys-1 und Cys-7 und ein amidierter C-Terminus (Prolinamid) sind wichtig für die biologische Aktivität. CT(8-32) ohne Disulfidbrücke bindet zwar an den Calcitonin-Rezeptor, bewirkt aber keine Rezeptoraktivierung sondern wirkt als kompetitiver Antagonist.

Regulation und Wirkung

Die Calcitoninfreisetzung wird stimuliert durch:

  • hohe Calciumkonzentration im Blut
  • gastrointestinale Hormone
    • Pentagastrin

Calcitonin senkt den Blutcalciumspiegel. Es hemmt die Calciumfreisetzung aus dem Knochen (Osteoklasten werden gebremst). Außerdem erhöht es die Calcium-Ausscheidung über die Niere. Calcitonin hat in höherer Dosierung beim Menschen eine diuretische Wirkung. Diese vermehrte proximale Natriurese wird circa 80 Minuten nach der intravenösen Calcitoningabe durch eine vermehrte distale Natriumreabsorption wiederausgeglichen. Daneben senkt Calcitonin den Phosphatspiegel im Blut durch Hemmung der Rückresorption von Phosphat im proximalen Tubulus der Niere (synergistische Wirkung zum Parathormon).

Im Vergleich zu den anderen calciumregulierenden Hormonen Parathormon (PTH) und D-Hormon (Calcitriol) scheint Calcitonin allerdings eine stark untergeordnete Rolle zu spielen.

Therapie

Calcitonin wird als Lachscalcitonin zur Senkung stark erhöhter Calciumspiegel eingesetzt. Außerdem wirkt es bei Knochenmetastasen schmerzlindernd. Es kann unter die Haut gespritzt oder durch die Nase inhaliert werden. Als Nebenwirkung kann dabei ein Flush auftreten. Calcitonin kann zur Therapie von Phantomschmerzen nach Amputationen eingesetzt werden.

Blutspiegel

Das Calcitonin wird als Tumormarker beim medullären Schilddrüsenkarzinom verwendet. Der Normalwert bei Erwachsenen ist kleiner als 10 ng/dl (entspricht 2,8 pmol/l). Umrechnungsfaktor von ng/dl in pmol/l für Calcitonin: ng/l x 0,28 = pmol/l. Einen zu niedrigen Calcitoninspiegel gibt es vermutlich nicht. Auch bei Gesunden kann Calcitonin unter der Nachweisgrenze der derzeit verfügbaren Tests liegen. Einen zu hohen Wert findet man bei:

  • selten bei der Schilddrüsenüberfunktion
  • beim medullären Schilddrüsenkarzinom (C-Zellkarzinom)
  • bei C-Zell-Hyperplasie (z. B. im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie, Typ IIa (MEN-IIa))
  • Niereninsuffizienz
  • Leberzirrhose

Quellen

  1. UniProt P01258

Literatur

  • Azria, M.: Calcitonins. Physiology and Pharmacology. Freiburg 1988.
  • Keck, E.: Calcitonin und Calcitonintherapie. Stuttgart 1996.
  • Raue F, Grauer A in L. Thomas: Labor und Diagnose, 6. Auflage 2005, TH-Books.
  • Kreuzig, T.: Kurzlehrbuch Biochemie, 12. Auflage 2006, Urban&Fischer

Siehe auch