Vorlage:Infobox Arzneistoff Omeprazol ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Protonenpumpenhemmer, der zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie bei Refluxösophagitis eingesetzt wird.
Klinische Angaben
Die Verabreichung von Omeprazol erfolgt in der Regel als magensaftresistente Tablette oder Kapsel, seltener auch per Infusionslösung.
Anwendungsgebiete (Indikationen)
Nur orale Darreichungsformen:
- Rezidivprophylaxe der Refluxösophagitis oder gastroduodenaler Ulcera
- Kombinationstherapie von Helicobacter pylori-Infektionen
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
- Ulcus ventriculi: 20 mg täglich
- Ulcus duodeni: 20 mg, in schweren Fällen bis 40 mg täglich
- Symptomatische Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit (Refluxösophagitis): je nach Schwere 10, 20 oder 40 mg täglich
- Langzeittherapie zur Rezidivprophylaxe der Refluxösophagitis: 10–20 mg
- schwere Refluxösophagitis bei Kindern ab 2 Jahren: 10 mg täglich
- Rezidivprophylaxe gastroduodenaler Ulcera: 10–20 mg täglich
- Beseitigung des Helicobacter pylori (in Kombination mit Clarithromycin und Amoxicillin bzw. Metronidazol): 40 mg täglich
- Zollinger-Ellison-Syndrom: individuelle Dosisanpassung
Behandlungsdauer: symptomatische Behandlung je nach Indikation bis zu 8 Wochen; Rezidivprohylaxe der Refluxösophagitis oder des Ulcus duodeni: zeitlich nicht begrenzt.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)
Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder Hilfsstoff. Kombination mit Atazanavir. Kombination mit Clarithromycin und gleichzeitig Terfenadin, Astemizol, Cisaprid oder Carbamazepin.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Omeprazol wird in der Leber über Cytochrom P450, hauptsächlich über CPY2C19 verstoffwechselt. [1]
Anwendung während Schwangerschaft & Stillzeit
Omeprazol gilt in der Schwangerschaft als Mittel der 2. Wahl wenn Antazida oder Ranitidin/Cimetidin nicht mehr ausreichen. Zur Anwendung in der Stillzeit fehlen Daten. [2]
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)
Gastrointestinale Störungen, Anstieg der Leberwerte, Hautreaktionen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Seh-, Hör- und Geschmacksstörungen. Sehr selten aber gefährlich sind Pankreatitis, Hepatitis, Blutbildveränderungen, Steven-Johnson-Syndrom, Sehstörungen bis zum Sehverlust. [1]
Handelsnamen
Antra MUPSVorlage:Reg, GastracidVorlage:Reg, UlnorVorlage:Reg, OmepVorlage:Reg, Omeprazol SandozVorlage:Reg. Es sind zahlreiche Generika verfügbar.
Pharmakologische Eigenschaften
Omeprazol ist ein Prodrug und wird an seinem Wirkungsort, den säureproduzierenden Belegzellen des Magens, in den eigentlich aktiven Metaboliten umgewandelt, der die Protonen-Kalium-ATPase (die sog. „Protonenpumpe“) in diesen Zellen irreversibel hemmt. Dadurch kommt es zu einer Verminderung der Säureproduktion im Magen und der pH-Wert des Magensafts steigt an.
Aufnahme und Verteilung im Körper (Pharmakokinetik)
Omeprazol ist säureempfindlich und wird daher in einer magensaftresistenten Darreichungsform verabreicht. Die maximale Plasmakonzentration wird nach 1-3 Stunden erreicht. Die Plasmahalbwertseit beträgt 40 Minuten. Es wird zu 80% nach Verstoffwechselung in der Leber mit dem Urin ausgeschieden.[1]
Bioverfügbarkeit
Die Bioverfügbarkeit liegt bei 35% und steigt bei wiederholter Gabe auf 60%.[1]
Sonstige Informationen
Omeprazol war der erste in die Therapie eingeführte Protonenpumpenhemmer und wurde als gut verträgliches Magenarzneimittel in den 90er Jahren zum Kassenschlager des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca. Dessen Omeprazol-Präparate Antra® und Prilosec® hatten jährliche Umsätze von mehr als 5 Milliarden Euro. Kurz vor dem Patentablauf von Omeprazol brachte AstraZeneca 1998 (man vermutet, um die eigene Marktposition im Hinblick auf den zu erwartenden Wettbewerb mit generischen Markteinführungen zu stärken) eine neue Darreichungsform auf den Markt: das Multiple Unit Pellet System (MUPS). Antra MUPS® Tabletten sind Komprimate aus kleinen, magensaftresistent überzogenen Pellets, die bei Kontakt mit Flüssigkeit rasch zerfallen. Dies soll eine besonders gute Bioverfügbarkeit ermöglichen. Eine therapeutische Überlegenheit des MUPS gegenüber den konventionellen Filmtabletten oder Kapseln ist nicht nachgewiesen, aber die Pellets lassen sich leicht anwenden bei Patienten, die per Sonde ernährt werden oder auch sonst Tabletten nicht schlucken können.
Nach dem Patentablauf vom Omeprazol 1999 kam AstraZeneca 2000 mit dessen S-Enantiomer (Esomeprazol, Nexium®) auf den Markt. Da Esomeprazol vermehrt über CYP2A19 und somit langsamer verstoffwechselt wird als racemisches Omeprazol, sollte eine verlangsamte Plasmaspiegelabsenkung und somit besserere Bioverfügbarkeit resultieren im Vergleich zum Racemat. Aufgrund des Wirkungsmechanismus der Protonenpumpenhemmer ist die therapeutische Relevanz fraglich.
Jüngste Neuerungen sind Omeprazol-Natriumbikarbonat-Formulierungen (ZegeridTM) der US-amerikanischen Firma Santarus. Sie benötigen keinen magensaftresisten Überzug und ermöglichen zusätzliche Darreichungsformen, die außerdem den Wirkstoff besonders rasch frei setzen sollen. Seit 2004 ist in den USA eine orale Suspension auf dem Markt, 2006 wurden Kapseln zugelassen, erwartet wird die Zulassung einer Kautablette.
Chemische Informationen
Omeprazol hat ein chirales S-Atom und kommt als Magnesiumsalz sowohl in Form des Racemats als auch als reines S-Enantiomer (Esomeprazol) zum Einsatz in der Arzneimittelherstellung.
Beschreibung | |
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Andere Namen | (RS)- 5-Methoxy-2[(4-methoxy-3,5-dimethyl-2-pyridyl)methylsulfinyl]benzimidazol |
Aussehen | Weißer kristalliner Feststoff |
Molmasse | 345,42 g/mol |
Löslichkeit | sehr schwer löslich in Wasser, löslich in Methanol, Ethanol, Dichlormethan |
MAK | - |
LD50 | 2210 mg/kg (Ratte oral) |