Burg Wildenstein (Leibertingen)

Burg in Baden-Württemberg, Deutschland
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Die Burg Wildenstein ist eine Festung über dem Donaudurchbruch durch die Schwäbische Alb. Sie gehört zur Gemeinde Leibertingen im Landkreis Sigmaringen.

Burg Wildenstein
Die Burg vom Bandfelsen aus gesehen

Die Burg vom Bandfelsen aus gesehen

Ort Leibertingen
Entstehungszeit um 1200 bis 1300
Burgentyp Spornburg
Erhaltungszustand Erhalten oder in wesentlichen Teilen erhalten
Ständische Stellung Freiadlige
Bauweise Buckelquader, Kleinquader
Höhenlage 810 m ü. NN

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Lage

 
Blick aus dem Donautal mit Standort Vorgängerburgen

Die Anlage, die zu den besterhaltenen und bekanntesten Burgen Deutschlands zählt, befindet sich weithin sichtbar auf einem steil abfallenden Felsen etwa 200 m über der Donau wenige Kilometer flussabwärts von Beuron. Die Spornburg selbst befindet sich auf 810 m über Meereshöhe, das Donautal auf 608 m.

Besonderheit

Aufgrund der Auswertung von Keramikfunden ist nun bekannt, dass die Burg Wildenstein nicht wie bisher angenommen bereits um 1000 existierte, sondern erst im 13. Jahrhundert entstand. Die urkundliche Erwähnung der Burg 1077 als Grenze der Besitztümer des Klosters Beuron beruht auf einer Fälschung der Chronisten des Klosters. Die Burg Wildenstein ist eine Nachfolgeanlage folgender umliegenden kleineren Felsburgen:

Geschichte

Die Burg am jetzigen Standort entstand im 13. Jahrhundert als Nachfolgeburg einer von den Herren von Wildenstein erbauten Burgenketten aus vier Burgen (alle zwischen 1100 und 1200). Der Bau steht wohl im Zusammenhang mit der Besitzübertragung an Anselm von Justingen nach 1263.

Die Herren von Justingen-Wildenstein werden im Jahr 1317 letztmalig erwähnt. Im Jahr 1319 kam die Burg an Rudolf von Ramsberg. Im Jahr 1393 wurden Burkhard von Lichtenstein und Wilhelm Schenck von Stauffenberg Mitbesitzer. Letzterer übergab seinen Anteil an der Burg bereits im Jahr 1395 an Ruprecht von der Pfalz. Von diesem erhält Johann von Zimmern 1397/98 die eine Hälfte der Burg als Mannlehen, die andere Hälfte zur Verwaltung. 1415 bekam Johann von Zimmern die ganze Burg von Pfalzgraf Ludwig im Bart „aus besonderer Gnade“. Im Jahre 1462 endlich wird die gesamte Burg an Johann Werner dem Älteren von Zimmern „zu freiem und ungestörtem Genuß für sich und seine Erben“ übergeben. [1]

Ab 1470 wurde die Burg von den Zimmern ausgebaut. Im Zuge der Werdenbergfehde, während der Johann Werner der Ältere in die Reichsacht fiel und der zimmerische Besitz an die Werdenberger fiel, wurde die Burg von diesem noch rechtzeitig an Graf Andreas von Sonnenberg übergeben. Mit dessen Unterstützung und mit der Burg Wildenstein als Basis gelang es Johannes Werner dem Jüngeren 1503, Meßkirch und die Herrschaft Zimmern von den Werdenbergern zurückzuerobern.

Bei der Aufteilung des Erbes Johannes Werners des Älteren nach Wiedererlangung der Herrschaft im Erbvertrag von 1508 fiel Burg Wildenstein zunächst unter gemeinsamen Besitz der Brüder Johannes Werner und Gottfried Werner. Nach seiner vorteilhaften Heirat mit Apollonia von Heneberg 1511 gelang es Gottfried Werner zunächst, seinen Bruder Johannes Werner zu einem Herrschaftstausch zwischen Meßkirch und Herrenzimmern zu überzeugen. Danach befahl er dem Burghauptmann des Wildenstein Karlin Pfeiler 1513, nur noch ihm Gefolgschaft zu leisten. 1514 wurde dann die Herrschaftsaufteilung unter den Brüdern erneut besiegelt. Ab diesem Zeitpunkt baute Gottfried Werner, der eine allgemeine Leidenschaft zum Burgenbau entwickelte [2], Wildenstein, dem Stand der frühneuzeitlichen Technik entsprechend, zur Festung um. Obwohl Meßkirch die Residenzstadt war, hielt sich Gottfried Werner sehr gerne auf Wildenstein auf. Die Wohntrakte ließ er deshalb großflächig mit Decken und Wandgemälden in Renaissanceornamenten, aber auch mit bildlichen Nacherzählungen damals populärer Heldengeschichten. Auf der Freifläche vor der Burg plante er die Gründung einer neuen Stadt, wofür er schon Adelige geworben hatte, die er in deren Burgrecht aufnehmen wollte. Ein Plan den er wieder verwarf, als ihm keine legitimen Söhne vergönnt waren.

Der Neffe und Erbe Gottfried Werners, Graf Froben Christoph von Zimmern (Verfasser der Zimmer´schen Chronik, eines wichtigen Dokuments über das Leben im 16. Jahrhundert, und der wir auch viele Informationen über das Leben auf der Burg verdanken) hat hier, neben seiner Residenz in Meßkirch, ebenfalls gewirkt.

Von kleineren Scharmützeln abgesehen war die Burg nie Schauplatz größerer kriegerischen Auseinandersetzung. Im Zuge der Werdenbergfehde gelang es durch Verat des Torwärters Werdenbergischen Truppen das erste Tor zu überwinden, sie konnten aber zurückgeworfen werden und die Bur, wie erwähnt, mit Rückkaufrecht an den befeundeten Andreas von Sonnenberg übergeben werden. Sie diente bei Pestepidemien, so 1519, als isolierter Schutzraum bei dem selbst Lebensmittellieferung nur bis vors Burgtor erfolgten und die Übergabe ohne persönlichen Kontakt stattfand. Auch im Bauernkrieg 1525 zog man sich auf die Burg zurück, ebenso wie im Schmalkaldischen Krieg, als zusätzlich die Grafen von Helfenstein, die Truchsesse von Waldenburg, die Landtkomturei Altshausen das Stift Beuron, sowie andere Adelige Zuflucht auf Wildenstein suchten. Die bedrohlichste Situation ergab sich aber im Fürstenkrieg 1552, als wiederum fiele Adelige aus der Umgebung Schutz auf der Burg suchten und ihre beweglichen Vermögenswerte dort in Sicherheit brachten. Es sollen sich weit über 100.000 Gulden auf Wildenstein befunden haben. Die Feinde standen in Ulm und waren im Begriff einen Zug ins Hegau und an den Bodensee zu machen. Graf Friedrich von Castell plante mit wenigen Mann Gottfried Werner zur Übergabe zu zwingen. Ablach und Göggingen waren bereits geplündert und man richtete sich auf das Schlimmste ein. Man erkannte mögliche Mängel in den Verteidigungsvorbereitungen, musste insbesonders feststellen, dass die Moral der Mannschaften sehr niedrig war, da diese sich um ihre zurückgelassenen Familien. sorgten. Gottfried Werner wollte seine blinde Tochter Barbara, die als Nonne im Kloster Inzighofen weilte ebenfalls auf die Burg in Sicherheit bringen, diese wollte aber getreu ihres Gelübtes im Kloster bleiben. Unverhofft zogen die feindlichen Truppen dann aber ins Allgäu ab.

Bis 1971 war die Burg Wildenstein im Besitz der Grafen und späteren Fürsten von Fürstenberg. Seit 1971 befindet sich auf der Burg eine Jugendherberge, zuvor war die gesamte Anlage durchgreifend renoviert worden. Bereits seit den 1920er Jahren hatte die Vorburg als Jugendherberge gedient.

Anlage

 
Kupferstich von Matthäus Merian von 1643. Die Charakteristika der Wehrgräben ist extrem überzeichnet, es gibt aber den Eindruck wieder, den sie auf die Zeitgenossen ausgeübt hat
 
Postkarte ca.1920

Auf der Burg selber finden sich sowohl Elemente des Burgen- als auch des frühen Festungsbaues. Beispielsweise verzichtet man nicht auf eine für Burgen typische Zugbrücke am Eingang, dagegen waren die Scharten für die Waffen schon für eine weitreichende Artillerie ausgelegt. Weiterhin fehlt der für die Burgen so typische Bergfried, während die seine Funktion übernehmende Schildmauer an den Enden Basteien erhielt. Derartige Mischformen sind in Europa nur noch selten zu finden.

Im Inneren der Anlage befinden sich im heutigen Speisesaal der Jugendherberge sehr schöne Fresken aus der Renaissance.

Heutige Nutzung

Die Burg Wildenstein dient seit dem Verkauf durch Prinzessin Theresa zu Fürstenberg im Jahr 1971 als Jugendherberge des DJH, Landesverband Baden-Württemberg.

Nach den im Jahr 1972 beginnenden Instandsetzungs- und Renovierungsarbeiten, die 4,7 Mio. DM kosteten, fand 1977 die 900-Jahr-Feier statt. 1989 wurden die Wandfresken im Speisesaal des Palas restauriert. 2005 begannen umfassende Arbeiten am Dachstuhl des Hauptgebäudes, da dieser in die Jahre gekommen und nicht wärmeökonomisch war. Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg.


Literatur

  • Günter Schmitt: Wildenstein und Leibertinger Ortsburg. In: Ders.: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3: Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. S. 181-200. Biberacher Verlagsdruckerei. Biberach 1990. ISBN 3-924489-50-5

Siehe auch

Commons: Wildenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Günter Schmitt: Burgenführer Schwäbische Alb,Band 3 Donautal, Biberach 1990,ISBN 3-924489-50-5, S.187f.
  2. er baute auch die benachbarte Burg Falkenstein aus, bevor er sie 1525 an seinen Bruder Johannes Werner verkaufte. Er bot auch seinem Bruder Wilhelm Werner an, dessen Burg Herrenzimmern umzubauen solange dieser am Reichskammergericht weile, was dieser aber dankend ablehnte, wegen der Zweifel über die Sicherheit der Statik von Gottfried Werners Baustil