Mogadischu

Hauptstadt Somalias
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Mogadischu [mogaˈdɪʃu] (auch Mogadishu geschrieben, Somali: Muqdisho [mʊqˈdiːʃoː], Italienisch: Mogadiscio) ist die Hauptstadt und größte Stadt Somalias.

Karte Somalias mit Mogadischu

Lage

 
Satellitenaufnahme

Die Stadt liegt im Süden Somalias, am Indischen Ozean, rund 200 km nördlich des Äquators. Sie ist auch Hauptstadt der Region Banaadir.

Bevölkerung

Mogadischu ist mit etwa 1,23 Millionen Einwohnern (2,59 Millionen in der Agglomeration; Stand jeweils 1. Januar 2005) größte Stadt des Landes. Einflussreichste Clans sind die Habre Gedir- und Abgal-Hawiye. Die Stadt wuchs seit Beginn des Bürgerkrieges weiter durch Zuwanderer und Binnenflüchtlinge aus anderen Landesteilen.

Nach heftigen Kämpfen flohen 2007 bis zu 400.000 Bewohner aus Mogadischu, schätzungsweise 125.000 davon kehrten bis Anfang Juni desselben Jahres in die Stadt zurück. Eine erneute Welle der Gewalt im Juli vertrieb wiederum 21.000.

Geschichte

siehe auch: Geschichte Somalias

Der Name Mogadischus soll entweder vom persischen maqad shah („Sitz des Shah“) stammen oder aber eine Falschaussprache von mwyu wa (Suaheli für „nördlichste Stadt“, was sich auf Mogadischu als nördlichster der Suaheli-Stadtstaaten an der ostafrikanischen Küste bezöge) sein.

Mogadischu wurde im 10. Jahrhundert von arabischen Kolonisten besiedelt. Viele Zuwanderer kamen von der Arabischen Halbinsel, ihr relativer Wohlstand stärkte sie wirtschaftlich und interkulturelle Ehen mit den einheimischen Somali sorgten schnell für Verbreitung des Wohlstands. In jener Zeit profitierte die Stadt stark vom Inlandshandel. Aus den Zuwanderern gingen die Benadiri hervor.

Die 1269 erbaute Fakr-ad-Din-Moschee zählt zu den ältesten islamischen Bauwerken Afrikas. 1331 besuchte der Reisende Ibn Battuta Mogadischu und beschrieb die Stadt als sehr groß.

 
Marktplatz in Mogadischu, 1882.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fiel Mogadischu zunächst unter portugiesische Herrschaft, 1698 bzw. in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Portugiesen von Arabern aus Oman bzw. Sansibar abgelöst. Nach vorübergehender Unbotmäßigkeit und innerdynastischen Kämpfen nahm 1871 der Sultan von Sansibar die Stadt ein und verpachtete sie 1892 an Italien. Am 26. November 1896 wurde der italienische Generalkonsul Antonio Cecchi von Somali ermordet. 1905 wurde das Gebiet von Italien aufgekauft und Mogadischu zur Hauptstadt der Kolonie Italienisch-Somaliland.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt 1941 nach schweren Kämpfen schließlich von aus Richtung Kenia anrückenden britischen Truppen erobert, Italienisch-Somaliland kam unter britische Militärverwaltung und wurde 1950–1960 UN-Treuhandgebiet. 1960 wurde Mogadischu zur Hauptstadt des nunmehr unabhängigen Somalia.

In der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 befreite die Eliteeinheit GSG 9 des Bundesgrenzschutzes auf dem Flughafen der Stadt die entführte Lufthansa-Maschine Landshut.[1]

Bürgerkrieg

 
Die sogenannte Grüne Linie war die Grenze zwischen Nord- und Südmogadischu, welche von unterschiedlichen Kriegsherren kontrolliert wurden. Januar 1993

1991 brach nach dem Sturz der autoritären Regierung unter Siad Barre der somalische Bürgerkrieg aus, der die Hauptstadt und das gesamte Land in Mitleidenschaft zog. Am 3. Oktober 1993 fanden im Rahmen der Schlacht von Mogadischu schwere Kämpfe zwischen US-Soldaten und einheimischen Milizen statt. Obwohl militärisch erfolgreich, führten die unerwartet hohen Verluste beider Seiten zum Verlust des politischen Willens zur weiteren Durchsetzung der Mission.

Der Bürgerkrieg hielt an. Aus Sicherheitsgründen konnte die nach Friedensgesprächen 2000 gebildete Übergangsregierung Somalias sich nicht in Mogadischu installieren, sondern musste zunächst in das kenianische Exil und ab 2005 nach Baidoa ausweichen.

Im Juli 2006 brachte die Union islamischer Gerichte die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle und vertrieb die zeitweise in der ARPCT zusammengeschlossenen Kriegsherren. Im Dezember 2006 gelang es der Übergangsregierung mit massiver militärischer Unterstützung Äthiopiens, Mogadischu einzunehmen und die Union islamischer Gerichte zu verdrängen. Die Übergangsregierung versucht nun, sich in Mogadischu und im restlichen Land zu etablieren.[2]

2007 kam es in Mogadischu weiterhin zu schweren Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen, radikalen Kämpfern der Union islamischer Gerichte und Angehörigen des Hawiye-Clans, die den Abzug aller ausländischen Truppen fordern[3]. Bei den schwersten Kämpfen seit 15 Jahren sollen etwa 2.000 Menschen getötet, Tausende verletzt und Hunderttausende vertrieben worden sein[4][5]. Nach Ende dieser Kämpfe erklärte die Übergangsregierung Ende April, die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle gebracht zu haben, und ernannte Mohammed Omar Habeb Dhere zum Bürgermeister und Abdi Hasan Awale Qeybdiid zum Polizeichef von Mogadischu. Qeybdiid verkündete ein Verbot des – bislang verbreiteten – Tragens von Waffen in der Stadt.[6]

Am Rande der „Nationalen Versöhnungskonferenz“ im Juli kam es zu erneuten Gewaltausbrüchen, die wiederum 21.000 Menschen in die Flucht trieben[7].

Filme

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Hafen von Mogadishu

Mogadischu besitzt einen Seehafen und ist das ökonomische und finanzielle Zentrum Somalias. Die wichtigsten Industriezweige sind die Lebensmittel-, Getränke- und Textilindustrie. Auf dem größten Markt Somalias, dem Bakara-Markt, können neben diversen Alltagsgütern auch Waffen unkontrolliert gehandelt werden.

Südwestlich der Stadt liegt der während des Bürgerkrieges bis 2006 geschlossene Flughafen Mogadischu.

Söhne und Töchter der Stadt

Quellen

  1. Lutz Hachmeister: Schleyer. Eine deutsche Geschichte. München 2004, S. 389- 394.
  2. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,426254,00.html
  3. BBC News: Somalia's complex conflict
  4. BBC News: Somalia's 'total nightmare'
  5. BBC News: Somalia is 'worst refugee crisis'
  6. BBC News: Guns banned from Somali streets
  7. DiePresse.com: Massenflucht aus somalischer Hauptstadt dauert an

Literatur

  • Ross E. Dunn: The Adventures of Ibn Battuta, Berkeley 1986. ISBN 0520243854

Siehe auch

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