Robert Cecil, 1. Earl of Salisbury

englischer Staatsmann
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Robert Cecil, 1. Earl of Salisbury (* 1. Juni 1563 in Westminster, London; † 24. Mai 1612) war ein englischer Staatsmann und Minister von Elisabeth I. und Jakob I.

Robert Cecil (rechts) mit seinem Vater William Cecil, Lord Burghley (links), 1596. Gemälde eines unbekannten Malers.

Kindheit und Jugend

Robert Cecil wurde als zweiter Sohn von William Cecil, 1. Baron Burghley und Mildred Cooke, Tochter von Sir Anthony Cooke (1505-1576), geboren. Er litt an leichten körperlichen Missbildungen, einer Fehlstellung der Beine und einem Buckel.

Sein Vater William Cecil, Lord Burghley, Minister, Schatzkanzler und wichtigster Berater Elisabeths I., liess ihn von früh an auf die zukünftige Position des Ministers der Königin vorbereiten. Cecils frühe Erziehung erfolgte durch erst seine Mutter, eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, später durch Tutoren. Das Haus der Familie am Strand in London war Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft, auf dem Landsitz Theobalds, den Lord Burghley ab 1563 in Hertfordshire bauen liess, lernte Cecil schon im Kindesalter Königin Elizabeth kennen. 1577 lebte Robert Devereux, der junge 2. Earl of Essex, mindestens 10 Wochen lang im Haushalt der Cecils.

1580 wurde Robert Cecil wie zuvor schon sein Vater in Gray’s Inn aufgenommen, wo er juridische Vorlesungen hörte. Ab Juli 1581 besuchte er Lehrveranstaltungen in Cambridge, 1582 wurde er wieder privat unterrichtet. 1583/84 besuchte er Paris, wo er auch an Veranstaltungen der Sorbonne teilnahm. Nach seiner Rückkehr 1584 wurde er für den Bezirk Westminster ins Parlament gewählt, 1586 wurde er wiedergewählt.

Politische Karriere

Elisabeth I. stand 1586 unter starkem Druck, die schottische Königin Maria Stuart wegen ihrer Verstrickung in die Babington-Verschwörung hinrichten zu lassen. Kurz nach einer Ansprache der Elisabeths vor beiden Häusern des Parlaments, in der sie äusserte, sie würde „für eine Lösung beten“, erschien ein Traktat mit dem Titel The Copie of a Letter to the Right Honourable the Earle of Leycester. Vorgeblich geschrieben um den Earl of Leicester nach seinem Aufenhalt in den Niederlanden über die Ereignisse in England zu informieren, sollte es zeigen, dass Elisabeth sich die Entscheidung über die Hinrichtung nicht leicht machte. Es enthielt die Rede der Königin und die Petitionen die im Parlament eingebracht worden waren, zusammen mit einem Vorwort das mit den Initialen R.C. unterzeichnet war. Was wie ein galanter Akt des jungen Cecil wirkte war in Wirklichkeit gut geplante politische Propaganda − sein Vater Lord Burghley, der Minister und Geheimdienstchef Elisabeths, Francis Walsingham, und die Königin selber hatten das Traktat gemeinsam mit Cecil ausgearbeitet.

Nach dem Tod Walsinghams im April 1590 übernahm Burghley offiziell dessen Funktionen als principal secretary of state, ein Großteil der Arbeit wurde jedoch im Hintergrund bereits von seinem Sohn erledigt. 1591 ernannte die Königin den erst 28 Jahre alten Cecil zum Mitglied des Kronrates, des Privy Council (er sollte der jüngste je aufgenommene bleiben). Obwohl Cecil de facto das Amt des principal secretary bekleidete, scheute Elisabeth davor zurück, ihn offiziell zu ernennen, auch weil sie eine Konfrontation mit ihrem ambitionierten Favoriten Robert Devereux, dem Earl of Essex, scheute.

Cecil und Devereux

In den frühen 1590er Jahren sah sich England und seine Regierung einem erheblichen politischen Druck und verschiedensten Krisen ausgesetzt (u.a. sporadische Seekriege mit Spanien, Krieg in Irland, eine Reihe verheerender Missernten). In die gleiche Zeit zwischen 1588 und 1591 fiel sowohl der Tod wichtiger politischer Schlüsselfiguren wie Leicester, Walter Midmay und Christopher Hatton, als auch der anschließende Aufstieg von Cecils primärem Gegner Robert Devereux, dem 2. Earl of Essex, während des wichtigsten Abschnitts seiner politischen Karriere, der zu zunehmenden internen Auseinandersetzungen in der Regierung führte. Durch den Versuch Devereux', alle Gunst des Hofes an sich zu ziehen kam es frühzeitig zum Konflikt über die Finanzierung der Cadiz Expedition 1596 unter Führung Lord Admiral Howards.

Auch nach dem Tod Cecils Vaters 1598 entwickelten sich weitere Konflikte, zum Beispiel die Rivalität zwischen Devereux und Cecil um dden einflusreichen Posten des Master of the Court of Wards, eine Auseinandersetzung, die letztendlich zu Cecils Gunsten ausging. Ab dieser Zeit, bei abzusehendem Ende der Regentschaft Elisabeth I., begann auch die Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten um die Wahl und Gunst eines zukünftigen Herrschers. Devereux buhlte offen um Jakob VI., den König von Schottland, während Cecil bei der Nachfolge zur Erzherzogin Isabella von Spanien tendierte. Cecil hatte zuvor Devereux überzeugt, die fast unlösbare Aufgabe der Unterwerfung Irlands zu übernehmen. Seine vorzeitige Rückkehr 1599 nach nur sechs Monaten in Irland, verbunden mit einem fehlgeleiteten Waffenstillstand mit dem Earl of Tyrone brachte Robert Cecil den benötigten politischen Vorteil, Devereux fiel bei der Königin in Ungnade. Sein desaströser Versuch eines Staatsstreichs am 8. Februar 1601 zur Erlangung der Kontrolle über die Stadt London, der sog. Essex-Rebellion, vollendete seinen Untergang und machte den Weg für Robert Cecils Einfluss am Hofe frei.

Die Thronfolge

Der Untergang Devereux' ermöglichte es Cecil, gute Beziehungen zu Jakob VI. von Schottland aufzunehmen und einen friedlichen Übergang der englischen Krone nach Elisabeths Tod 1603 zu erreichen. Devereux hatte zuvor alles daran gesetzt, Jakob VI. davon zu überzeugen, dass Robert Cecil der Thronfolge der Stuarts starken Widerstand entgegensetzen würde und ein Komplott für eine Nachfolge von Isabella von Spanien schmiedete. Dieses Gerücht wurde auf dem Kontinent insbesondere durch Katholiken wie Robert Persons verbreitet. Als Jakob VI. den englischen Thron bestieg, bezeugte er Robert Cecil seine Dankbarkeit, indem er ihn in den Adelsstand erhob und zum Baron Cecil of Essindene ernannte und ihm 1604 den Titel Viscount Cranborne und 1605 den Titel des Earl of Salisbury verlieh.

Verschwörungen

1603 brachten ihn der Bye Plot und der Main Plot, bei denen es sich um Verschwörungen der englischen Katholiken gegen Jakob I. handelte, durch die Verwicklung seines Schwagers Henry Brooke, Lord Cobham sowie Cobhams jüngerer Bruder George Brooke im Main Plot erneut in Bedrängnis. Das primäre Ziel dieser Verschwörungen war die Entfernung von Jakob I. und die Erhebung von Lady Arabella Stuart auf den Thron, dem sich Robert Cecil zuvor stark entgegengesetzt hatte. Vielleicht war es dem Einfluss Cecils zuzuschreiben, dass die Hauptangeklagten einschließlich Lord Cobham nicht zum Tode verurteilt wurden und nur George Brooke ein Todesurteil erhielt. Dies wurde von Historikern dahingehend interpretiert, dass George Brooke einer von Cecils Spionen gewesen sein könnte, den er opferte.

Ein weiterer Verschwörer, Sir Griffin Markham, wurde ebenfalls verschont und später im Exil zu einer der Schlüsselfiguren in Cecils Spionagenetz auf dem Kontinent. Dieses Ereignis ist auch deshalb von Bedeutung, als im Main Plot Sir Walter Raleigh inhaftiert wurde, bei dessen anschließender Gerichtsverhandlung weitere Persönlichkeiten von der Regierungsseite 2 Jahre später in den Gunpowder Plot[1] verwickelt wurden, einschließlich Robert Cecil, Sir William Wade (1546-1623) und Sir John Popham. Die Zielrichtung dieser Komplotte war Rache am König, der die katholische Bevölkerung unterdrückte. Seit Heinrich dem VIII war stets der englische König das weltliche Oberhaupt der von Rom abtrünnigen anglikanischen Kirche gewesen. Jakob I. neigte aufgrund seiner Erziehung im presbyterianischen Schottland dem Protestantismus zu. Katholisch orientierte Adelige und Beamte befürchteten, ihren Einfluss endgültig zugunsten der aufstrebenden Puritaner zu verlieren, die bereits über erhebliche Macht im protestantisch dominierten Parlament verfügten.

1604, mit der anstehenden Konferenz von Hampton Court, unterstützte Cecil Jakob I. bei der Wiedereinführung der scharfen Gesetze gegen die Verweigerung der Katholiken zum Besuch des anglikanischen Gottesdienstes. Auch Cecils wichtigster Spion zu dieser Zeit auf dem Kontinent, Thomas Allyson begann, Gerüchte über drohende Anschlagspläne auf die englische Monarchie zu verbreiten, die angeblich von Hugh Owen und anderen Jesuiten ausgingen. Erzürnt durch diese Nachrichten, setzte Cecil seinen ganzen Einsatz für eine schärfere Gesetzgebung gegen die Katholiken in England fort, obwohl die angedrohten Aktionen von Hugh Owen nie eintraten. Im gleichen Jahr war Cecil hilfreich bei der Sicherung des Friedens mit Spanien. Dies stellte einen deutlichen Fortschritt zur zukünftigen Verhinderung von Rückschlägen durch die unzufriedene katholische Gemeinde in England dar.

Der Gunpowder Plot

 
Die Verschwörer des Gunpowder-Plots. Dritter von rechts: Guy Fawkes.

Es gilt heute als eine populäre Theorie, dass der Gunpowder Plot weitgehend von Robert Cecil und seinem ausgedehnten Netzwerk von Spionen erdacht, entwickelt und ausgearbeitet wurde, um die katholische Gemeinde in England zu diskreditieren. In der Tat gab es fragwürde Aktionen von einigen der Anstifter und Anzettler hinsichtlich ihrer Beziehungen zu Robert Cecil (vor allem Robert Catesby und Francis Tresham). Es scheint aber aus Handlungsabläufen der englischen Regierung plausibel ablesbar, dass sie keine ausgedehnten Erkenntnisse über einen anstehendes katastrophalen Anschlag hatten. Robert Cecil spielte nur auf die ihm bekannten Tatsachen der ihm seit einigen Monaten bekannten Aktivitäten der Papisten an, die dann zur Aufdeckung des geplanten Komplott führten, auch wenn hier nur seine eigenen Aussagen als Argumente herangezogen wurden. Er nahm sofort das Verdienst der Aufdeckung für sich in Anspruch, bei dem er zweifellos gewisse Handlungen „orchestriert“ haben dürfte, um sein Verdienst in den Augen des Königs zu vergrößern. Allein seine um sechs Tagen verzögerte Übergabe des aufgedeckten Briefs von William Parker, 4. Baron Monteagle, sowie erkennbare Verschleierungen verschiedener entscheidender Dokumente und Geständnisse, die mit dem Anschlag in Verbindung standen, sprechen in diese Richtung.

Guy Fawkes[2] und seine Mitverschwörer hatten ein Attentat geplant, in dem am 5. November 1605 während der stattfindenden Parlamentseröffnung durch den König, das Parlament im Palast von Westminster in London in die Luft gesprengt werden sollte. Zu diesem Anlass waren nicht nur alle Parlamentarier, sondern auch die gesamte Königsfamilie zugegen und wären mit einem Schlag ausgelöscht worden. Für die Sprengung wurden rund 2,5 Tonnen Schießpulver in den Kellern des Gebäudes deponiert (daher die englische Bezeichnung Gunpowder-Plot („Schießpulververschwörung“) für das Attentat). Die Verschwörer wollten erreichen, dass Jakobs Tochter Elisabeth von Böhmen als katholisches Staatsoberhaupt eingesetzt werde.

Seine heute vermutete enge Beziehung zu William Parker, Lord Monteagle, könnte wesentliche Informationen zwischen dem Kreis der Verschwörer und Robert Cecil gebahnt haben, die ihn eine solche Aktion für die Aufdeckung des Anschlags ausreichend früh hat erkennen lassen. Wenn Robert Cecils Netzwerk den gesamten Anschlag akribisch selbst ausgetüftelt hätte, wie manche vermuten, müsste man annehmen, dass viel mehr Schlüsselfiguren der katholischen Gemeinde einschließlich des Hofes festgenommen und hingerichtet worden wären. In den Jahren nach dem Tode Robert Cecils wurde die Verderbtheit und Korrumpierbarkeit dieses Systems von allen Schichten der Gesellschaft, insbesondere von den Dichtern und Schriftstellern angeprangert und diffamiert..

The King's misuser, the Parliament's abuser,
Hath left his plotting.....is now a rotting.

Finanzen

Als Cecil nach extraparlamentarischen finanziellen Hilfsmitteln suchte, wurden seine Konzepte zur Lösungs von Englands eskalierenden Ausgaben (als Folge der Irland-Kriege), die das Land an den Rand eines Staatsbankrotts geführt hatten, negativ aufgenommen. 1610 gelang es Cecil nicht, die parlamentarische Zustimmung und Bewilligung für den Great Contract zu erlangen, seines visionären Konzepts zur fundamentalen Neuordnung der Staastsfinanzen (the exchanging of feudal fiscal rights of wardship and purveyance for a regular land tax income). Auch wenn seine Anhänger seinen hingebungsvollen Einsatz und seine unermüdlichen Anstrengungen zur Eindämmung des aufgeblähten Haushaltsdefizits hervorhoben, gelang es ihm nicht mehr, die Vorwürfe von Doppelzüngigkeit und Korruption abzuschütteln. Er hatte ein erhebliches Privatvermögen angesammelt, was etwa am Bau seines Landsitzes Hatfield House, das er im Tausch gegen den damaligen Landsitz der Cecils, Theobald's House, mit Jakob I. getauscht hatte. Zugleich kam es zu scharfen Angriffen wegen seiner eigenen Steuerbelastung und –zahlung, die im Vergleich zu einem durchschnittlichen Bürger aberwitzig niedrig waren.

Der Zeitgeist des 17. Jahrhunderts zögerte nicht, seine körperliche Missbildung mit seinem politischen und moralischen Verfall gleichzusetzen. Gegen Ende 1611 wurde er zunehmend schwächer, mit einem raschen, wahrscheinlich von einem Krebsleiden hervorgerufenen dramatischen physischen Verfall. Er starb am 24. Mai des folgenden Jahres im Kloster von St. Margaret.

Einzelnachweise

  1. Dodd,A. : The Spanish Treason, the Gunpowder Plot, and the Catholic Refuges. The English Historical Review,1938
  2. http://www.zeit.de/2005/45/A-Foxday

Quellen

  • Cecil, A.: A life of Robert Cecil, First Earl of Salisbury. Greenwood Press, 1971.
  • Cecil, D.: The Cecils of Hatfield House: An English Ruling Family. Boston: The hoghton Mifflin Co., 1973.
  • Croft, P.: The Reputation of Robert Cecil - History Today. November 1993.
  • Edwards, F. S.J.: The Gunpowder Plot: the narrative of Oswald Tesimond alias Greenway. (übersetzt aus dem Italienischen aus dem Stonyhurst Manuscript) edited and annotated, 1973.
  • Fraser, A.: Faith & Treason - The Story of the Gunpowder Plot. 1996.
  • Guy S.J.: Fawkes: the real story of the Gunpowder Plot? 1969.
  • Handover P.M.: The Second Cecil , The Rise to Power 1563-1604 of Sir Robert Cecil, Later First Earl of Salisbury. London: Eyre and Spottiswide, 1959.
  • Haynes, A.: The Gunpowder Plot. Alan Sutton, 1994.
  • Morey, A.: The Catholic subjects of Elizabeth I, George Allen and Unwin. London, 1978.