Wikingerzeit

historischer Abschnitt der europäischen Geschichte (etwa 790–1090), in dem die Wikinger relevant waren
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Chronik (kleine Auswahl)
793 Wikingerüberfall auf das Kloster von Lindisfarne
799 Beginn der Überfälle auf das Reich der Franken
830 Erneute Wikingerüberfälle auf England
840 Erste Wikinger-Winterlager im Reich der Franken
844 Wikingerüberfall auf Spanien
856/57 Plünderung von Paris
866 Das große Heer der Wikinger landet in Ostanglien
878 In England entsteht das Danelag
911 Gründung der Normandie durch Rollo Das erste Danegeld wird erhoben
914 Wikinger erobern die Bretagne
980 Erneute Angriffe auf England
1066 Ende der Wikingerzeit (Schlacht bei Hastings)

Wikingerzeit ist ein neuzeitlicher chronologischer Begriff. Er wird nur für Nordeuropa verwendet, soweit es von den Wikingern betroffen war.

Abgrenzungen

Der Begriff der „Wikingerzeit“ wurde von dem dänischen Archäologen Jens Jacob Asmussen Worsaae (1821-1885) geprägt.[1] Die Definition ist im wesentlichen durch die Ereignisgeschichte bestimmt. Für andere Phänomene der menschlichen Gesellschaft, wie Wirtschaft und Kunst, sind solche Grenzziehungen nicht brauchbar, da in diesen Bereichen die Übergänge allmählich verlaufen. Die Kulturgeschichte benötigt andere Kategorien.

Die besondere Wahrnehmung der Wikinger als kämpferische Seefahrer führte dazu, dass man die Wikingerzeit 793 mit dem Überfall auf Lindisfarne beginnen und 1066 mit der Schlacht bei Hastings enden lässt. 1065 ging die Wikingerzeit bereits dem Ende zu. Ein Mann wie Sven Estridsson begann als Wikinger auf Raubzügen, und später rühmte ihn Adam von Bremen wegen seiner Bildung. Bei Kriegszügen sind diejenigen Züge, die auf privater Initiative zur eigenen Bereicherung geführt wurden, von denen zu unterscheiden, die ein politisches Ziel hatten und daher von Herrschern oder von deren Konkurrenten gegen sie geführt wurden. Ihnen ist in der Zeit gemeinsam, dass sich der Krieg durch die Plünderung vor Ort finanzierte. Mit dem Jahr 1066 hörten diese Kriege keineswegs auf. Magnus Berrføtt führte noch zwischen 1098 und 1103 Kriege gegen die Orkneys, die Insel Man und Irland, auf denen die Plünderung den Krieg zu finanzieren hatte und nach Möglichkeit einen Überschuss erbringen sollte. Sveinn Ásleifarson, eine Figur am Ende der Orkneyinga saga fiel 1172 bei einem verwegenen Wikingerzug gegen Dublin. Das letzte Mal soll von Wikingern die Rede gewesen sein, als die Birkebeiner 1209 als Wikinger nach Schottland gezogen seien.[2] Aber es handelte sich nur noch um kleinere Einzelunternehmen, die das allgemeine gesellschaftliche Lebensgefühl nicht mehr beherrscht haben. Solche Raubzüge auf eigene Faust führten da schon lange nicht mehr zu Ruhm und Ehre.

In der skandinavischen Geschichtsschreibung folgt auf die Wikingerzeit das „Christliche Mittelalter“. Ihr vorauf geht die Vendelzeit. Diejenigen Autoren, die neben der kriegerischen Existenz auch den Handel und das Kunsthandwerk dem Wikingerbegriff zuordnen, sehen die Grenzen fließend und weiter und verlegen die Anfänge bereits in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts und das Ende auf die Zeit nach 1100.[3] Damit wird aber das prägende Charakteristikum der zeitgenössischen Wahrnehmung, die sich im Wikingerbegriff bis in die Gegenwart erhalten hat, verschleiert, und der Begriff verliert seine Unterscheidungskraft und damit seine Brauchbarkeit. Die Wikingerzeit lief im wesentlichen mit der karolingischen Zeit Kontinentaleuropas parallel.

Manche Autoren wenden den Begriff der Wikingerzeit auch auf die Geschichte der Rus an. Dies hängt damit zusammen, dass die kulturellen Entwicklungen in der Wikingerzeit schwerpunktmäßig im Ostseeraum stattfanden.[4]

Die Menschen

Die Gräber zeigen, dass das Durchschnittsalter der Männer bei 41 Jahren lag, das der Frauen bei 51 Jahren. Die Skelette zeugen auch von harter körperlicher Arbeit. Es sind deutliche Spuren von Arthrose, besonders bei Frauen zu finden. Die Frauenskelette zeigen eine durchschnittliche Körpergröße von 161 cm, die der Männerskelette von 174 cm.

In Kristianstad in Schonen wurde ein Gräberfeld mit 128 Individuen erforscht. Das Gräberfeld ist in die spätete Wikingerzeit datiert. Von den 128 Toten waren 79 im ersten Lebensjahr gestorben. nur 10 % wurden 60 Jahre alt oder älter. Die meisten Kinder und mindestens ein fünftel der Erwachsenen litten unter Eisenmangel. Viele hatten sehr schlechte Zähne. Die über 60-Jährigen hatten in der Regel nur noch ein Drittel ihrer Zähne. Bei vielen Skeletten konnten Arm- und Beinbrüche sowie ausgekugelte Arme festgestellt werden. Hinzukamen viele Gelenk- und Skelettkrankheiten. Die gilt besonders für die Knie der älteren Frauen. Die an der Außenseite des Grabfeldes Begrabenen hatten offenbar Lepra gehabt.[5] Diese Feststellungen entsprechen nicht dem Bild der mutigen und unternehmungslustigen Wikinger. Die älteste christliche Grabstätte, die in Lund erforscht wurde, zeigt ein ähnliches Bild, insbesondere, dass die Lepra eine weit verbreitete Krankheit war. Ein Fall von Tuberkulose wurde identifiziert.[6]

Die Trachten scheinen stark variiert zu haben. Neben der traditionellen Frauenkleidung, die mit bronzenen Schnallen und Spangen an der Schulter zusammengahlten wurde, zeigen sich besonders in den Gräbern im heutigen Dänemark und im westlichen Teil von Schonen auch westeuropäische Kleidungsmoden ohne Metallspangen, aber dafür mit kostbareren Stoffen, in die Silber- oder Goldfäden eingewoben wurden, wie sie von fränkischen und byzantinischen Stoffen bekannt sind. Auch wurden verschiedene Arten von Perlenketten getragen. Bronzene Armreifen waren im Westen unbekannt, aber in Österlän üblich.[7]

Für die Jagd hatte man offenbar Spürhunde.[8]

Dass es nicht überall eine strenge Trennung zwischen Bauer und Krieger gab, belegt ein Stein aus Uppland, wo ein Krieger gelobt wird, er sei der beste Bauer in Håkons Gefolgschaft gewesen: Gunni ok Kári reistu stein eptir ... Hann var bónda beztr í róði Hákonar. [9] (Gunni und Kári setzten den Stein nach ... Er war der beste Bauer im Aufgebot Håkons.) „róð“ wird im Upplandsgesetz [10] so beschrieben: „Und nun bietet der König die Gefolgschaft und das Bauernheer auf, er verlangt die Ruder- und Kriegermannschaft und die Ausrüstung.“

Soziale Strukturen

Der König

Ein König übte Oberherrschaft über andere Teile des Landes aus, deren Inhalt aber nur vage bestimmbar ist. Abgaben, Verköstigung beim Besuch und Heerfolge im Krieg dürften die wesentlichen Inhalte darstellen. Der König herrschte nicht über ein Gebiet, sondern über Menschen. So bezeichnet Torbjørn Hornklove ihn als „dróttin norðmanna“ (König der Nordmänner). Als Gegenleistung für die Abgaben hatte er für die Außenverteidigung seines Machtbereichs zu sorgen. Siehe dazu Die innere Entwicklung Norwegens zur Wikingerzeit.

Besondere Funktionsträger

Über besondere Funktionsträger der vorchristlichen Gesellschaft ist sehr wenig bekannt.

  • Boyer erwähnt in diesem Zusammenhang den „Priester“, den er aus etymologischen Gründen dem Goden zuordnet.[11] Sicher ist, das jedes rituelle Fest so etwas wie einen „maître de plaisir“ benötigt. Aber schon die Frage, ob über das Gesamtgebiet die Feste gleichartig waren, oder nicht vielmehr lokalen Traditionen folgten, läßt sich nur näherungsweise beantworten, da sich bei den Festbeschreibungen tatsächliche Abläufe von christlich eingefärbten Schilderungen nur schwer trennen lassen. Jedenfalls unterscheidet sich die Schilderung des Festes in Uppsala bei Adam von Bremen[12] erheblich vom Opferfest von Lade, das Snorri Sturluson schildert.[13] Adam berichtet von Priestern, Snorri nicht. Es ist nicht sinnvoll, an den Schilderungen zu zweifeln, da es keine Gegeniformationen gibt. Wenn gegen Adam die Vielzahl christlicher Gräber aus dem 11. Jahrhundert in Uppsala ins Feld geführt wird, so weiß man aus der Geschichte der Christianisierung des Römischen Reiches im 3. bis 5. Jahrhundert, dass dies kein Gegenbeweis für einen gleichzeitigen heidnischen Tempel am gleichen Ort ist. Wenn man bei Snorris Schilderung der Rituale christlich anmutende Elemente feststellt, so ist zu berücksichtigen, dass es bestimmte Archetypen von Weihehandlungen (Besprengen mit Blut) gibt, die nicht unbedingt in einem Filiationsverhältnis stehen müssen. Dass in Uppsala bestimmte Funktionen einem besonders Kundigen, den man als Priester bezeichnen kann, übertragen wurden, liegt nahe, da man davon ausgehen kann, dass ein Ritus, der nur alle 9 Jhare ausgeführt wird, einen erhöhten Komplexitätsgrad der Feierlichkeiten aufweist. Weitere Opferfeste hat es örtlich mit Sicherheit gegeben. (siehe Artikel Nordgermanische Religion und Julfest). Es ist nicht einmal sicher, ob die Funktion, einem solchen Fest vorzustehen, ausschließlich Männern vorbehalten war. Denn wenn es dem Herrn eines Großhofes auf Grund seiner Position zufiel, das Fest zu leiten, so zeigen die Ortsnamenkunde und die Runeninschriften, dass diese Positionen auch von Frauen wahrgenommen wurden.

Der Familienverband

Die Gesellschaft der norwegischen Nordmannen war wesentlich von äußeren, insbesondere fränkischen Einflüssen geprägt. Gleichzeitig mit der Ausdehnung ihres Einflussbereiches nach außen begann auch die innere Kolonisierung. Erst als die Bedingungen eine weitere Ausbreitung im Inneren nicht mehr zuließen, verlagerte sich das Schwergewicht auf die Ausbreitung ins Ausland, die mit den Wikingern in Verbindung gebracht wird. Man kann archäologisch eine stetige Zunahme der bebauten Gemarkungen seit der Zeitenwende mit einem vorübergehenden Einbruch im 6. Jh. konstatieren. Die neuen Gemarkungsnamen vor der Wikingerzeit, die alle mit einem Personennamen beginnen, lassen den Schluss zu, dass der Ackerbau in dieser Zeit von einzelnen Kleinfamilien betrieben wurde. Gleichwohl war die Gesellschaft vor der Wikingerzeit von Familienverbänden geprägt, da es über der Großfamilie keine höhere Instanz gab. In der Wikingerzeit allerdings sorgte die höhere Mobilität für eine Neuorientierung, da in der Fremde die eigene Großfamilie in Konfliktfällen nur bedingt und sehr begrenzt Unterstützung gewähren konnte. Hier trat immer mehr die Gruppe, zu der eine Person gehörte, in den Vordergrund.

Gleichwohl ist der Begriff des „Familienverbandes“, dem eine Person zugehörte, zu dieser Zeit von Bedeutung. Damit ein Geschlecht in allen Dingen zusammenhielt, muss es für alle Mitglieder ein gemeinsames Gruppengefühl gegeben haben. Das ist nur in einem starken Patriarchat oder Matriarchat möglich. In der Wikingerzeit ist auf Grund der patrilinearen Ausformung der Personenverbindungen von einem Patriarchat auszugehen, wo der Familienälteste über Söhne, Ehefrau, unverheiratete Töchter und Schwiegertöchter bestimmte. Dies war vorher aber anders. Wenn vor der Wikingerzeit eine Frau heiratete, blieb sie Angehörige ihres eigenen Familienverbandes, und für die Kinder war der mütterliche Familienverband genauso wichtig wie der väterliche. Das beinhaltete, dass z. B. zwei Kernfamilien von zwei Brüdern niemals die gleiche Sicht über ihre nächsten Verwandten hatten, abgesehen von dem seltenen Fall, dass zwei Brüder mit zwei Schwestern verheiratet waren. Diese Gesellschaft bestand also nicht aus getrennten Geschlechtern nebeneinander, sondern aus Kleinfamilien als Knoten in einem großen Netz mit Verbindungen kreuz und quer über das Gebiet und ergab ein unsymmetrisches Muster. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass man von einem Streit zwischen Gruppen hört, die miteinander verwandt waren. Hier wird der Begriff „Stamm“ vermieden, weil dieser zu viele verschiedene Phänomene umfasst, als dass er in diesem Zusammenhang sinnvoll angewendet werden könnte.

Die Frauen

Die Frauen waren den Männern nicht gleichgestellt. Allerdings konnten sie, wenn es erforderlich war, auch Funktionen von Männern übernehmen, z. B. als unverheiratete Frau einen Hof gründen und leiten. Die sozialen Normen hinderten sie daran nicht. Es gibt eine ganze Reihe von Gehöften aus dieser Zeit, die Frauennamen tragen. In Island ist dieser Fall noch häufiger. Auch viele Erinnerungssteine weisen in ihren Runen-Inschriften auf leitende Frauenpersönlichkeiten hin. Zirka 20 % dieser Erinnerungssteine zeigen einen solchen Sachverhalt, mehr also, als die Hofnamen hergeben, was nicht überrascht, da die Neuerrichtung eines Hofes für eine Frau eine ungewöhnlich harte Aufgabe war. Aber mehr Frauen gerieten nach dem Tode ihres Mannes in die Führungsposition. Witwen hatten in dieser Gesellschaft die am meisten selbständige Position. Eine Witwe konnte auch ihren Sohn beerben, wenn dieser ohne eigene Erben starb. Nach ihrem Tod ging das Erbe an ihre Verwandten. Die Grabfunde bestätigen diese Stellung der Frau. Es wurden 264 Gräberfunde aus der Merowinger- und Wikingerzeit gemacht. Davon waren 68 so gut erhalten, dass man das Geschlecht der Toten bestimmen konnte. 19, also 28 %, sind Frauengräber. Die reich ausgestatteten davon zeigen, dass die Frauen zur Oberschicht gehörten. Sie gehörten zu den ältesten und größten Höfen. Es zeigt sich, dass die Frauen nicht deutlich benachteiligt waren, wenn sie auch nicht Waffen tragen und am Thing teilnehmen durften.

Die Sklaven

Neben diesen beschriebenen Personengruppen gab es noch die Knechte/Sklaven. Sie hatten keine Zugehörigkeit zu Familien. Sie hatten keine Rechte. Ihre Herkunft spielte keine gesellschaftliche Rolle. Sie waren Eigentum des Herrn. Über sie gibt es Nachrichten erst in den späteren altnorwegischen Gesetzen. Aber diese lassen gewisse Rückschlüsse auf die vorangegangenen Verhältnisse zu. Welche ökonomische Bedeutung die Sklaven zur damaligen Zeit hatten, gehört zu den unbeantworteten Fragen der norwegischen Geschichtsforschung. Zwar berichten englische und irische Quellen über Menschenraub. Aber daraus ist nicht zu entnehmen, dass davon eine größere Anzahl nach Norwegen kam, da viele ins Ausland verkauft worden sein können. Außerdem gibt es keine Anhaltspunkte für die Zahl, um die es sich handelte. Oft wurden die Gefangenen nicht verkauft, sondern gegen Lösegeld wieder freigelassen. Wurde das Lösegeld nicht gezahlt, töteten sie die Wikinger oft. Vom Jarl Erling Skjalgsson wird berichtet, dass er ständig 30 Knechte um sich gehabt habe. Diese durften auch für sich selbst wirtschaften und konnten sich so innerhalb von zwei bis drei Jahren freikaufen. Mit der Ablösesumme kaufte der Jarl dann neue Knechte.[14] Hier ist schon christlicher Einfluss spürbar. Boyer meint, dass die Sklaven der Wikingerzeit in Skandinavien nicht mit den Sklaven im alten Rom vergleichbar seien. Er meint, die Ideale der Wikinger hätten einer solch menschenverachtenden haltung entgegengestanden.[15] Diese Ideale treten aber in einem bereits christlich kontaminierten literarischen Umfeld entgegen, das außerdem bereits von kontinentalen Idealen beeinflusst ist. Für die vorchristliche Gesellschaft ist ein auf die Gattung „Mensch“ bezogenes Ideal nicht greifbar. Vielmehr beschränkten sich alle zu ermittelnden ethischen Normen unmittelbar auf Sippe und Gefolgschaft.

Die Wikinger

Siehe dazu den Hauptartikel Wikinger.

Es gab die norwegischen und schwedischen Wikinger der aristokratischen Oberschicht, die in einem bestimmten frühen Lebensabschnitt auf Raubfahrt in die Ferne fuhren und dabei möglicherweise sogar einen bestimmten Ehrenkodex beachteten, den sie aus der Heimat mitnahmen, z.B. dass man einen Raub öffentlich bekanntmachte und sich nicht heimlich davonstahl. Von diesen sozialen Gruppen unterschieden sich die Wikinger, die das Frankenreich und England heimsuchten, radikal. Es handelte sich um reine Raubzusammenschlüsse ohne besondere Bindung an die Heimat. Während sie am Anfang des 9. Jahrhunderts offenbar nach ihren Raubzügen in die Heimat zurückkehrten, hörte dies im Laufe des 9. Jahrhunters auf. Dass sie im zu plündernden Gebiet befestigte Lager errichteten, in die sie sich bei Gefahr zurückzogen oder auch überwinterten, wird oft mit der späteren Landnahme verwechselt oder in Verbindung gebracht. Herrschaft über Land war aber nie das Ziel der räuberischen Nordmannen.[16] Ihre damals schon unvorstellbare Grausamkeit und Zerstörungswut machte sie zu einer sozialen Gruppe, die bei den allmählich wachsenden Zentralisierungstendenzen in den Heimatländern nicht mehr integrierbar war. Ihr Anhäufen von Silber und Schätzen hatte keinerlei Funktion. Was sie benötigten, raubten sie. Für die Schätze gab es keine Verwendung. In einer irischen Quelle wird über die Eroberung der Wikingerfestung Dublin berichtet, dass man dort ungeheure Mengen an Gold, Silber und Bronzegegenstände sowie kostbare Steine, Hörner und Becher gefunden habe.[17]

Soziale Regeln

Das tägliche Leben wurde von einer Vielzahl ungeschriebener Regeln bestimmt. Dazu gehörte insbesondere die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern. Diese spiegelt sich in einer fast schablonenhaften Zusammensetzung der Grabbeigaben wieder. Bei manchen Gegenständen wird vermutet, dass sie von vornherein nur als Grabbeigabe gefertigt wurden. Die Frauen wurden in Festtagskleidern, mit Schmuck, Haushaltsgegenständen und Geräten zur Textilherstellung beerdigt. Bei den Männern wurden Waffen und Gegenstände, die mit Kampf, Pferden und Jagd zu tun hatten, beigegeben. Aber diese schablonenhaften Grabbeigaben lassen daran zweifeln, dass die Personen in ihrem Leben auch tatsächlich mit ihnen umgegangen sind. Man geht davon aus, dass nicht alle Männer, die mit Waffen beerdigt wurden, diese zu Lebzeiten auch benutzt haben.[18] Und nicht alle Frauen, denen ein Spinnrocken mitgegeben wurde, haben auch im Leben Wolle versponnen. Von manchen ist bekannt, dass sie nach außen intiativ wurden und sogar die Errichtung von Gedenksteinen in Auftrag gaben. In manchen Frauengräbern wurden auch Waage und Gewichte gefunden, was auf Teilnahme am Handel hinweist.[19] Eine kritische Sicht auf die traditionelle Rollenverteilung bieten die Njáls saga und die Laxdœla saga, die zwar erst spät niedergeschrieben wurden, aber auf wesentlich älteren Überlieferungen beruhen. In beiden Berichten über Familienfeden sind es die Männer, die Handlung der Geschichte vorwärtstreiben. Eine genauere Lektüre zeigt aber, dass sie nur Marionetten in den Händen der Frauen sind. Sie sind es, die durch ihren Rachedurst die jewiligen Männer zur Fehde aufstacheln, ohne selbst an einer Auseinandersetzung teilzunehmen.

Die Gräber zeigen in ihren Beigaben auch klare Schichtungen der Gesellschaft: Führende Persönlichkeiten, eine breite Mittelschicht, die je nach Vermögen mehr oder weniger kostbare Grabbeigaben hatte, und Sklaven ohne Grabbeigaben.[20]

In dieser Zeit gehörte es sich in manchen Kreisen, dass ein Mann ins Ausland fuhr, entweder durch Raub oder durch Handel Reichtümer erwarb und dann erst reich und ruhmbedeckt heimkehrte, um dort die herkömmliche Lebensweise aufzunehmen.[21] Der „heimskr maðr“, der also zu Hause geblieben war, war gleichbedeutend mit „Dummkopf“.[22] Aber das bedeutet nicht, dass jeder Jüngling der Oberschicht auf Wikingfahrt ging. Nur sind sie Hauptpersonen der entsprechenden Berichte.

Die sich nach 1000 herausbildende Aristokratie ist archäologisch durch Großhöfe fassbar, die viele Gebäude umfassten. Ihre Legitimationsgrundlage lag in ihrem Reichtum und der sich daran anschließenden Freigebigkeit gegenüber ihrem Gefolge. Solche Großhöfe wurden in Uppåkra (heute in der Gemeinde Staffanstorp) wenige Kilometer südwestlich von Lund, in Tissø im westlichen Själland und Lejre bei Roskilde erforscht. Nach den Funden (Waagen und Gewichte sowie arabische Münzen) stammte der Reichtum zum größten Teil aus dem Handel. Das Gefolge dieser Aristokraten war eine Kriegertruppe, „hirð“ genannt. Die größte Truppe hatte der König, und es spricht einiges dafür dass diese Kerntruppe bei Knut dem Großen identisch ist mit dem in seinem Zusammenhang oft genannten „Thingslið“ in England.[23] Die früheste Erwähnung findet sich auf einem Runenstein aus Uppland aus der Zeit zwischen 1020 und 1060.[24] Diese Kriegertruppe übte im Machtbereich des Herrn so etwas wie die Polizeigewalt aus und diente bei lokalen Auseinandersetzungen zur Durchsetzung eigenr Ansprüche; denn es gab noch kein staatliches Gewaltmonopol.

Der Umgang miteinander war durch ungeschriebene Regeln bestimmt. Das wichtigste Kapital in der Gesellschaft war die Ehre und das Ansehen. Das betraf nicht nur das Verhalten auf dem Thing sondern sogar die Art und Weise der Begrüßung am Wohngebäude. Der Besucher hatte den Hausherrn zu rufen, und der Hausherr hatte aus dem Haus herauszutreten. Auch die Sitzordnung in der Halle war genau geregelt. Das galt sogar für das Liegen vor Anker. Die Missachtung solcher Regeln konnte tödliche Folgen haben: Þorleif der Kluge befehligte ein Schiff, auf dem sich auch Erich, der Sohn Jarl Håkons befand. Erich legte größten Wert darauf, dass dieses Schiff neben dem des Jarls lag.

„En er þeir kómu suðr á Mœri, þá kom þar Skopti, mágr hans, með langskip vel skipat. En er þeir róa at flotanum, þá kallar Skopti, at Þorleifr skyldi rýma höfnina fyrir honum ok leggja or læginu. Eiríkr svarar skjótt, bað Skopta leggja í annat lægi. Þá heyrði Hákon jarl, at Eiríkr, son hans, þóttist nú svá ríkr, at hann vill eigi vægja fyrir Skopta; kallar jarl þegar, bað þá leggja or læginu, segir at þeim mun annarr verða verri, segir at þeir mundu vera barðir. En er Þorleifr heyrði þetta, hét hann á menn sína ok bað leggja skipit or tengslum, ok var svá gert. Lagði þá Skopti í lægi þat, er hann var vanr at hafa næst skipi jarls.“

„Als sie nun nach Möre kamen, erschien dort der Schwager des Jarls Skopti mit einem wohlbemannten Schiff. Als er mit den Seinen zur Flotte ruderte, rief er dem Þorleif zu, er solle den Hafen vor ihm räumen und den Ankerplatz verlassen. Erich antwortete ihm sofort, Skopti möge sich einen anderen Ankerplatz wählen. Als Jarl Håkon hörte, dass sich sein Sohn so mächtig vorkam, dass er Skopti nicht weichen wollte, da rief er sofort hinüber, man solle diesem den Ankeplatz freigeben. Er drohte, sonst könne es ihnen leichter noch schlimmer gehen, es werde dann vielleicht noch Hiebe setzen. Als Þorleif dies hörte, wies er seine Leute an, die Ankertaue zu lösen, was auch geschah. Skopti ging nun auf den Ankerplatz nächst dem Jarlsschiff, wie er es gewohnt war.“

Heimskingla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap 20.

Erich vergaß ihm das nicht und tötete später Skopti.

Zur Kultur gehörte auch das Schwergewicht der persönlichen Beziehung, die durch Austausch von Geschenken zum Ausdruck kam. Eine besondere Auszeichnung war es, vom König einen Goldreif geschenkt zu bekommen. Er wurde am Arm getragen. Bei den archäologischen Funden lässt sich kaum zwischen Beute, Geschenk und Handelsware unterscheiden. Am ehesten ist dies auf einem Handelsplatz möglich. Ein solcher wurde in Norwegen ausgegraben. Es handelt sich um den von Ottar erwähnten Ort Sciringsheal, in der späteren norrönen Literatur Skíringssalr, heute Kaupang in Vestfold. Die Siedlung entstand um 800 und wurde bis 930 / 950 benutzt. Sie war nicht ganzjährig bewohnt, aber es hielten sich dort norwegische und ausländische Händler auf, wie die Gräber zeigen. Das Fundmaterial weist eine weit reichende Verbindung mit großen Teilen Europas auf. Es wurden arabische, fränkische und englische Münzen und eine aus Haithabu gefunden. Außerdem kamen Keramik aus dem Rheingebiet und Schmuck von den britischen Inseln. Wie weit sich die Fahrten einzelner erstreckten, geht aus einer kurzen Notiz auf einem Wetzstein hervor, der in Gotland gefunden wurde: Ormila, Ulfar: Griechenland, Jerusalem, Island, Serkland (= arabische/sarazenische Welt). [25]

Auch bei den räuberischen Wikingern musste es soziale Regeln geben, über die es aber nicht viele Informationen gibt. Aber die Verschiedenen Verhandlungen zwischen gegnerischen Verbänden machen es erforderlich, dass es Zeichen für Unterhändler und freies Geleit gab. Es kam ja zu Waffenstillständen. Man hängte am Lager ein Schild in der Höhe auf und öffnete die Tore, was zeigte, dass keine kriegerischen Aktionen zu erwarten waren.[26] Auch wie das Raubgut aufgeteilt wurde, ist nicht überliefert.

Handel

Eine Voraussetzung für die Unternehmungen der Skandinavier in der Wikingerzeit war die Weiterentwicklung der Schiffe. Es gibt in den Quellen viele Bezeichnungen für verschiedene Schiffstypen, die nicht alle den archäologischen Funden zugeordnet werden konnten. Für weite Überseefahrten standen jedenfalls das Langschiff und die Knorr zur Verfügung. Auf den Schiffen waren neben dem Schiffsführer, dem Koch, der Rudermannschaft (siehe unten zu den Kriegsschiffen) auch oft Passagiere (farþegar), manchmal auch ein Lotse (leiðsögumaðr) und ein Dolmetscher (tulkr) an Bord. Meist war der Eigentümer eines Handelsschiffes auch gleichzeitig Schiffsführer. Andernfalls hatte er einen Beauftragten (lestreki).[27] Die Schiffe, die nach Island fuhren, konnten auch mehrere Schiffsführer haben. Handelsschiffe hatten vier Mannschaftsabteilungen, die jeweils einem Vormann (reiðumaðr) unterstanden.

Im Jahr 845 betraute angeblich Emir Abd ar-Rahman II. einen seiner erfahrensten Diplomaten, Yahya ibn Hakam al-Bakri, genannt Al-Ghazal mit der Aufgabe, an den Hof des Königs der Madjus (wie die Mauren die Nordmänner nannten) zu reisen, um sie von einem erneuten Angriff auf al-Andalus abzubringen. Auch ist bei den Normannen sogar eine umayyadische Gesandtschaft bezeugt, wobei es wohl um Verhandlungen betreffs des Pelz- und Sklavenhandels ging. Die Historizität und die normannischen Verhandlungspartner ist allerdings umstritten.

 
Lage des ehemaligen Haithabu.
 
Ausgrabung in Birka.

Schon vor der Wikingerzeit sind Handesfahrten der Friesen nach Dänemark und dem Kattegat bekannt. Aber der richtige Aufschwung kam mit der Verbindung zwischen Eidermündung und der Schlei, einer Verbindung zwischen Nord- und Ostsee und der Gründung von Haithabu durch den König Göttrik. Nun wurden größere Handelsräume erschlossen: Keramik, Gläser, Mühlsteine, kirchliche Geräte, Schmuck und Wein aus dem Rheingebiet, Tuche aus Friesland, Schmuck aus England, Schwerter aus dem Frankenreich. Von den Arabern wurden Schmuck, Ringe, Schalen, Schnallen und Beschläge, Seide, wahrscheinlich aus Gewürze, Wein und Südfrüchte und offenbar viele Silbermünzen beschafft. Der Handel mit Byzanz bachte Brokat und Seide nach Norden. Die skandinavischen Kaufleute brachten Pelze, Sklaven, anfangs über Westeuropa und das Mittelmeer, dann über Russland zusammen mit Wachs und Honig in den Orient. Der enge Zusammenhang zwischen Handel und Raub ist am Sklavenhandel abzulesen, dessen Ware in der Regel aus Nordosteuropa kam. Außerdem sind Eisenbarren aus Norwegen, Småland und dem nördlichen Mittelschweden als Ausfuhrware bekannt. Von der südlichen Ostseeküste kamen Bernstein, vom Weißen Meer Walrosszähne und -häute nach Süden. Bei den Ausgrabungen in Haithabu wurden dort hergestellte Schmuckgegenstände für die Ausfuhr gefunden.[28] Der Fernhandel war also ein ausgesprochener Luxuswarenhandel für begüterte Kreise. An ihn schloss sich der Nahhandel um die Handelszentren an, wie man an den kostbaren Funden um Birka herum sieht. So konnte Adam von Bremen berichten, dass ganz Schweden voll von fremden Waren sei.[29] Für einen Umschlag von arabischen Waren nach Haithabu und Westeuropa gibt es keine Zeugnisse. Haithabu hatte kein so reiches Hinterland wie Birka und blühte durch den Transithandel am Berührungspunkt zweier Verkehrsgebiete, der Nordsee und der Ostsee.

Die Fernhändler im Osten waren in der Regel Leute aus dem Gebiet am Mälarsee und Gotländer. Ob und in welchem Umfang diese Händler im Westen, wo die Friesen dominierten, Handel trieben, lässt sich nicht feststellen. Auch von ihren Schiffen weiß man fast nichts, nur ihre Bezeichnungen (snekkja, karfi, skúta, knörr, búza und byrðingr). Man weiß aber, dass sie Segel hatten und ein seitliches Ruder. Möglicherweise lassen die Gräberschiffe einen Rückschluss auf das karfi zu, das häufigste im Osthandel verwendete Schiff, wie auch der aus dem Griechischen entlehnte Begriff κάραβος (kárabos) zeigt. Es waren jedenfalls kleinere und wendige Schiffe, wie sie auch für die Raubfahrten verwendet wurden. Aufgrund ihrer begrenzten Ladekapazität konnten sie mit dem Massenwarenhandel der späteren Koggen nicht Schritt halten.

Ein einheitliches das gesamte Handelsnetz umspannendes Handelsrecht gab es noch nicht. Man musste sich vorher über das anzuwendende Recht einigen. Manchmal hatte sich am Handelsort bereits ein Gewohnheitsrecht herausgebildet, an das man sich hielt.[30] Auch die Gesellschaftsformen, die bei den Warägern in Rus weiter fortgeschritten waren, hatten in Schweden keine Entsprechung. Dort kam es allenfalls zu einem félag, einer Beute- und Handelsgemeinschaft, die eine gemeinsame Verteidigung, einen gemeinsamen Gewinn, ein gemeinsames Risiko und eine Teilhabe am Schiff beinhaltete. Den wikingerzeitlichen Runensteinen lässt sich allerdings nur entnehmen, dass das félag zunächst nur für die Kriegsfahrten Bedeutung hatte. Erst die nachwikingerzeitlichen Inschriften weiten den Ausdruck auf den Handel aus. Einen beruflichen Handelsstand gab es offenbar noch nicht. Die Erwähnung einer Handelsgilde in Sigtuna bezieht sich offenbar auf den Friesenhandel, und diese scheint dessen Niedergang nicht überlebt zu haben. Die Kaufmannsgilden, deren Zweck der gegenseitige Schutz und die Ersatz- und Hilfeleistung im Schadensfalle war, waren aber im wikingerzeitlichen Friesenhandel weit verbreitet. Aus dem Westen drang später diese Form der Handelsorganisation in den Ostseeraum vor und erreichte Erfolge, die der frühere Bauern-Kaufmann nicht hatte erzielen können.

„FelagaR“ waren Männer, die Teile ihres beweglichen Vermögens zu einem gemeinsamen Kapital zusammenlegten, das einem gemeinsamen Unternehmen diente. Gewinn und Risiko trugen sie gemeinsam.Zur Zeit der zweiten Eroberung Englands durch Svend Tveskæg und Knut den Großen setzte sich die kriegerische Bedeutung in deren Gefolgschaft durch. Auf dem Runenstein Århus IV werden die Teilnehmer an der Königsschlacht als „félaga“ bezeichnet, [31] des gleichen die Mitstreiter bei Toki Gormssons Kampf[32] und auf dem Stein von Gårdstånga 2.[33] Der historische Hintergrund der Errichtungszeit und die Lage der Steine weit von den Handelszentren Haithabu und Ripen machen es wahrscheinlich, dass auch die übrigen Steine, auf denen das Wort „felagi“ vorkommt, ohne dass das Unternehmen benannt ist, zu den Kriegszügen zu rechnen ist. [34] Später entwickelt sich dann „felagi“ zu Ruderbankgenossen, Gefolgsleute und Freunde. [35] Im Hávamál wurde das Wort schließlich zu einer reinen Freundschaft vergeistigt. [36] Auf dem Runenstein von Sigtuna wird ein Partner eines Mitglieds der Friesengilde als „felagi“ bezeichnet,[37] so dass hier nur die Handelspartnerschaft in Frage kommt. Die Tatsache, dass mit dem Aufkommen der Hanse der Ausdruck „félagi“ im Gegensatz zu Dänemark und Island nicht überlebt hat, spricht ebenfalls dafür, dass er in Schweden vorwiegend Handelsgesellschaften bezeichnete. [38]

Im 10. Jahrhundert ließ die Silberproduktion im Kalifat nach. Seine Stelle nahm allmählich das sächsische Silber ein. Bis 930 hatten die Münzfunde Gotlands und Russlands etwa sie gleiche Zusammensetzung mit vielen arabischen Neuprägungen. Danach ließ der Nachschub an neugeprägten Münzen nach, und der Anteil an alten Münzen nahm immer mehr zu. Nach den Münzfunden der arabischen Münzen nach Westen muss dieser Nachschub etwa um 930, der von Russland nach Gotland etwa um 970 geendet haben. Diese Lücke wurde nun aus dem Silber aus dem Harz gefüllt, dessen Münzen in der Folgezeit sowohl in großer Zahl nach Gotland kamen, als auch in Norwestrussland gefunden wurden. Dieser Handel, der häufig von nichtskandinavischen Kaufleuten vorgenommen wurde, schwächte allmählich die Bedeutung Birkas und begünstigte Wollin.[39] Im 10. Jahrhundert führten politische Veränderungen an der Wolga dazu, dass der Wolgaweg unpassierbar wurde. An seine Stelle trat der Weg über den Dnjepr. Gleichzeitig wuchs der Handel von Südschweden und Gotland nach Südfinnland und dem Baltikum. Im 11. Jahrhundert wurden Schwerter, Speerspitzen, Schnallen und Beschläge für das Pferdegeschirr Hauptausfuhrartikel. Viele Runeninschriften zeugen von der Rolle der Gotlandfahrten. Der Höhepunkt des Handels mit dem Oder- und Weichselland fällt ins 10. und an den Anfang des 11. Jahrhunderts.[40]

Birka lag nun abseits der vorherrschenden Handelswege und wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts auch wegen dauernder Überfälle schließlich aufgegeben.[41] Auch Sigtuna konnte nicht zu besonderer Bedeutung wie Birka in der Vergangenheit gelangen, wenn auch eine auf einem Runenstein bezeugte Friesengilde vom Fortbestehen des Ost-West-Handels zeugt. Der Schwerpunkt lag auf Gotland.

An den am Ende des 10 Jahrhunderts erneut einsetzenden Raubfahrten von Dänemark nach England waren viele Schweden beteiligt. In Ostschweden wurde ein großer Teil des Danegeldes gefunden. In Haithabu hörte das Exporthandwerk um 1000 allmählich auf. Nur der dänische Englandhandel nahm gegen Ende der Wikingerzeit in der Zeit Knuts des Großen zu. Zeugnis davon ist die St. Clemens Dane Church in London, die als Kaufmannskirche jener Zeit gilt.[42] Der Handel Schwedens mit Byzanz hörte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf und wurde in geringerem Umfang durch den Handel mit Nowgorod ersetzt. Auch der beliebte Raubhandel ging im Zuge der Konsolidierung Russlands und der Stämme im Baltikum zurück. Erst im 12. Jahrhundert wuchs der gotländische Handel nach Russland wieder, und die Gotländer bauten ihre Stellung in Nowgorod wieder aus. Gotland konnte gleichzeitig die weiter im Westen gelegene Handelslinie vom Niederrhein über Dortmund und Soest nach Schleswig und anderen dänischen Städten. Dadurch wurde der friesische Ostseehandel praktisch abgelöst.

Der innerskandinavische Handel spielte sich dagegen in kleinerem Rahmen ab. Er folgte den schiffbaren Gewässern und den Höhenzügen (åsar) Die Verteilung der Runensteine in Västmanland, Norduppland und Gästrikland kennzeichnet diese uralten Reiserouten. Die längste dürfte die von Trøndelag zum Mälarsee gewesen sein. Es wurden Eisenbarren aus Dalarna gefunden, die bis nach Birka und weiter nach Gotland transportiert worden waren.[43] Der Verkehr fand besonders im Winter statt, wenn die Gewässer zugefroren waren.

Schifffahrtswege über die Nordsee

Auf den Nordseefahrten wurden verschiedene Routen benutzt. Dies galt insbesondere für die Fahrten nach Island und Grönland. Die Segelanweisung der Landnámabók gibt an, dass ein von Norwegen kommendes Schiff auf dem Wege nach Grönland 100 bis 120 km südlich von Island bleiben solle. In dieser Entfernung konnte der 2000 m hohe Vatnajökull noch gesehen werden. In der Fassung der Hauksbók wird die Fahrt nach Grönland wie folgt beschrieben:

„Af Hernum af Nóregi skal sigla jafnan í vestr til Hvarfs á Grænlandi, ok er þá siglt fyrir norðan Hjaltland, svá at því at eins sé þat, at allgóð sésjóvar sýn, en fyrir sunnan Fareyar, svá at sjór er í miðjum hlíðum, en svá fyrir sunnan Ísland, at þeir hafa af fugl og hval.“

„Vor Hernar nach Norwegen soll man rechtwest nach Hvarf auf Grönland segeln, und dabei wird so weit nördlich der Shetlands gesegelt, dass diese nur dann gerade noch zu sehen sind, wenn die Sicht sehr gut ist, und so weit südlich der Färöer, dass die See bis zur Mitte der Berge reicht, und so weit südlich von Island, dass man von dort Vögel und Wale bemerkt.“

Íslenzk fornrit I, 1 S. 33

„Hernar“ wird mit der 35 km nornordwestlich von Bergen entfernten Insel Hennø identifiziert.[44] Wenn man so weit nördlich der Shetlands bleiben wollte, wie in der Segelanweisung angegeben, musste man aber einen Kurs WNW einhalten. Der Kurs verlief bei einer anzunahmenden Augenhöhe des Steuermanns von vier Metern über dem Meeresspiegel etwa 70 km nördlich der Shetlands und 70 km südlich der Färöer an diesen vorbei. Daher musste der Kurs in Höhe der Shetlands leicht nach Süden hin verändert werden. Die Angaben über Island lassen eine Entfernung von ungefähr 100 km vermuten.[45] Merkwürdigerweise verschweigt die Hauksbók, dass in dieser Entfernung Island in Sicht ist. In Höhe der Färöer musste der Kurs nun nach NW hin geändert werden.

Die Insel-Route nach Island ging ebenfalls über die Shetlands und die Färöer. Sie war zwar wesentlich länger als die direkte Route von Stad in Norwegen nach Hornafjörður in Südisland, aber auf dieser Route musste man 700 km ununterbrochen ohne Landsicht fahren. Die Insel-Route begann meist bei Hernar auf einer kleinen Insel 35 km nordwestlich von Bergen. Östlich von Hernar liegen 800 m hohe Berge. Das bedeutet, dass auf der Strecke von Hernar nach Unst auf den Shetlands 80 km lang die heimatlichen Berge zu sehen waren. Aus 70 km Entfernung kann Unst gesehen werden. Die Hälfte der Strecke, also etwa 15 Stunden, musste ohne Landsicht gesegelt werden. Von Unst nach Suðuroy auf den Färöern waren es 300 km, von denen bei guter Sicht 140 km ohne Landsicht zu segeln waren, und zwischen den Färöern und Island weniger als die Hälfte der Strecke. Dies gilt aber nur für extrem gute Sichtverhältnisse, die nicht als Regel vorausgesetzt werden können. Außerdem besagte die Segelanweisung, dass man die Inseln nicht ansteuerte, sondern in großem Abstand umfuhr.

Diese Route wird in Quellen selten erwähnt und ist auch nicht immer die gleiche. Nach der Landnáma fuhr Flóki Vilgerðarson von Flókavarði bei Ryvarden, wo Hordaland und Rogaland aneinandergrenzen, auf seiner Fahrt nach Island zunächst nach den Shetlands. Auðr en djúpauðga („die Gescheite“) fuhr zunächst nach den Hebriden, von da nach Caithness, dann weiter nach den Orkneys und schließlich über die Färöer nach Island. Aber das war keine durchgängige Islandfahrt. Vielmehr war die Route verschiedenen Besuchen und Aufenthalten unterwegs geschuldet. Überhaupt sind die Islandfahrten in der Landnámabók über die Inseln nie auf navigatorische Gründe zurückzuführen, sondern entweder Besuchen dort, oder die Personen entschließen sich erst auf den Inseln, nach Island zu fahren.[46]

Bei den 300 bis 400 Landnehmern der Landnámabók kann man von 250 Fahrten mit einiger Sicherheit sagen, dass sie von Norwegen ausgingen. Von 70 Fahrten werden Abfahrtsorte genannt. Sie erstrecken sich von Vík (Oslofjord) im Süden bis zu den Lofoten im Norden.[47] Dabei sind die Abfahrtsorte in Sogn, Hordaland und Agder die häufigsten. Eindeutig bestimmen lassen sich Flókavarði, Dalsfjörðr, Mostr, Strind, Veradalr und Viggja. Hernar wird noch nicht erwähnt. Auch Yrjar (heute Ørland), ein wichtiger Abfahrshafen der Sagazeit, wird in der Landnáma nicht eindeutig als Ausgangsort einer Islandfahrt erwähnt. Trotz der Fülle der in der Landnámabók geschilderten Islandfahrten lässt sich aus ihr die Frage nach der bevorzugten Islandroute nicht beantworten. Auch aus den Sagas lässt sich nichts entnehmen. Denn sie schildern Zwischenpunkte der Reise nur, wenn sie eine Funktion im geschilderten Geschehen haben. Sonst wird die Reise mit der Wendung: „... von ihrer Fahrt ist nun nichts weiter zu erzählen, bevor sie naxh XY kamen.“ übergangen.

Bei der umgekehrten Fahrt von Island nach Norwegen hatte es der Steuermann leichter. Denn er brauchte Norwegen nicht zu „suchen“. Die Chance, an der langgestreckten Küste im Norden oder Süden vorbei zu segeln, war gering. Gleichwohl sind auch hier die Probleme beachtlich: Die Namen der Zielhäfen sind nicht immer zu identifizieren, was auch auf die Überlieferung zurückzuführen ist. Selbst so ein bekannter Ort wie die Lofoten wird mal Lófót, mal Lafun, mal Ofoten mit Randkorrektur auf Lofoten genannt.[48] Die Fahrtziele der Isländer waren zum großen Teil durch die jeweiligen Handelsaussichten bestimmt. So schreibt Snorri:

„Þat var á einu sumri, at hafskip kom af Íslandi er áttu íslenzkir menn; þat var hlaðit af vararfeldum, ok héldu þeir skipinu til Harðangrs, því at þeir spurðu, at þar var fjölmenni mest fyrir.“

„Eines Sommers geschah es, dass ein seegängiges Schiff von Island kam, das Isländern gehörte. Das Schiff war beladen mit Mänteln, die verkauft werden sollten, und die Isländer steuerten ihr Schiff nach Hardanger, weil sie erfahren hatten, dass dort die meisten Leute anzutreffen seien.“

Saga von König Harald Graumantel Kap. 7.

Zu einem weiteren Teil waren politische Gründe ausschlaggebend: Man wollte den König aufsuchen und in die Hofgesellschaft eintreten. Der königliche Hof residierte meist in Trondheim. Oder man wollte in Konfliktfällen den königlichen Hof meiden und steuerte südliche Ziele an. Ein drittes Kriterium waren verwandtschaftliche Beziehungen. Isländer suchten häufig zunächst ihren in Norwegen verbliebenen Clan auf. Die meisten Fahrten endeten aber bei Trondheim und nördlich davon.[49]

Aktivitäten

 
Unternehmungen der Skandinavier im 8-10. Jh.

Der Erfolg der Nordmannen beruhte auf ihren Schiffen. Diese waren nicht nur Transportmittel, sondern Teil der Kultur, wie die Schiffsgräber zeigen. Der Grund für ihre Expansion ist Thema einer umfangreichen Forschungsliteratur. Im wesentlichen werden folgende Thesen vertreten:[50]

  • Die politisch-sozialgeschichtlkiche These: Die Wikingerraubzüge sind danach auf das herrschende Gefolgschaftswesen zuürckzuführen. Der Gefolgschaftsherr hatte die Verpflichtung, seine Gefolgschaft mit Gütern zu belohnen.[51] Dies habe zu den ausgedehnten Raubzügen geführt. Einige Forscher fügten noch das Moment des Sozialprestiges bei Freunden und Mädchen an.[52] Weiterhin wird die skandinavische Erbfolgeregelung angeführt, nach welcher nur ein Sohn den Besitz erbte, was die anderen Söhne in die Ferne zu Raubzügen getrieben habe.[53] Die in diesem Zusammenhang nur noch in populärwissenschaftlichen Werken vertreten These, die Zentralisation des Landes unter einen König, in Norwegen Harald hårfagre, habe einige Adlige außer Landes getrieben, wird heute nicht weiter verfolgt, da die Wikingerzüge 80 Jahre vor dieser Entwicklung eingesetzt haben.[54]
  • Die psychologische These: Nach deren Vertretern soll neben den sozialen und politischen Ursachen vor allem eine gemeinsame seelische Struktur, die Ruhmbegierde, Kampfeslust und Gewinnsucht beinhaltet habe, den Normannenzügen zu Grunde gelegen haben.[55] Jørger Bukdahl fand in der zeitgenössischen Dichtung Elemente der Loslösung von alten zerfallenden Lebensformen und einen entsprechenden Triumph des Individualismus.[56]
  • Die pädagogische These: Hier werden die Normannenzüge als Lebensschule betrachtet, die den Fernfahrern Kenntnisse über fremde Länder bringt und Kenntnisse über Kirchen- und Staatsorganisiation vermittelt. Wenn auch Vertreter anderer Thesen diesen Effekt nennen, so wird die Ausbildung hier zum Programm. Auch habe es sich um eine Kriegsschule für den jungen normannischen Adel gehandelt. Dieses Thesen[57] werden heute nicht mehr vertreten.
  • Die These der Umweltbedingungen: Diese These führt die Plünderungs- und Eroberungszüge auf die materiellen Lebensverhältnisse und Umweltbedingungen zurück. Dazu gehört die Verursachung durch Überbevölkerung. Sie findet sich schon bei Dudo von Saint-Quentin, der die Überbevölkerung auf Vielweiberei zurückgeführt hatte, so dass die jungen Männer das Land hätten verlassen müssen.[58] Sie wurde im 19. Jahrhundert wieder vertreten.[59] Zu diesen Thesen gesellen sich weitere Überlegungen zur Ursache der Überbevölkerung, die in den schlechten Bodenverhältnissen gesehen werden.[60] Archäologie und Biologie bestätigen dese Auffassungen aber nicht, und die zeitgenössischen Quellen zeigen keine verarmte Bauernschaft.
  • Die Drei-Phasen-Theorie: Zwar sehen alle Autoren, dass die reinen Plünderungsfahrten nach und nach in reguläre Eroberungszüge münden. In der Drei-Phasen-Theorie wird aber nicht nur zwischen Plünderungsphase, Übergang zur Landeroberung und anschließende Besiedelung unterschieden, sondern diesen Phasen werden auch unterschiedliche Motive zu Grunde gelegt. Vor der ersten Phase habe man anlässlich des Handels die Reichtümer Europas kennengelernt und holte sich diese schließlich ohne Bezahlung. Mit dem erworbenen Reichtum habe man dann eine materielle Basis für die spätere Besiedlung erworben, die aber andere Gründe gehabt habe. So seien aus Freibeuter Eroberer geworden.[61]
  • Theorie der Komplexen Dartellung: Sie wurde im Wesentlichen von Fritz Askeberg: Norden och Kontinenter i Gammal Tid. Studier i Forngermansk Kulturhistorie. Uppsala 1944 entwickelt. Auf ihn geht die heute verbreitete Unterscheidung zwischen privatem Raubzug und staatlich organisierten Operationen und schließlich den Kolonianisierungsunternehmungen zurück.[62]
  • Völkerwanderungsthese: Viele Autoren stellen einen Zusammenhang zwischen der Völkerwanderung zwischen dem 3. und dem 6. Jahrhundert und den Normannenzügen im 8. und 9. Jahrhundert her. So wird von einer „Völkerwanderung zur See“ gesprochen.[63]
  • These von Herausforderung und Antwort: Danach sollen die normannischen Aktivitäten eine Antwort auf die Herausforderung des christlichen Westens und Südens gewesen sein oder umgekehrt. Diese These vertrat bereits David Hume. Die Herausforderung habe in der Niederwerfung der Sachsen durch Karl den Großen bestanden.[64] Diese These der Verbitterung der Skandinavier über die Sachsenkriege wurde auch später immer wieder angeführt. Auch Leopold von Ranke hängt dem Gedanken an eine Herausforderung an. Die christlich-fränkische Schwäche nach dem Tode Karls des Großen habe die Normannen ermuntert, den Kampf gegen das westliche Europa aufzunehmen, und das zurückgedrängte Heidentum habe noch einmal alle Kräfte gebündelt.[65] Zettel sieht darin zu Recht einen Atem des Kreuzzugsgedankens, der den Wikingern sicher fremd war.
 
Die Ausbreitung der Skandinavier in der Vikingerzeit

Die meisten Erklärungen kranken an drei falschen Ansätzen: Der eine ist, dass man monokausale Ursachen sucht, der andere ist, dass Wikingerzug und Siedlungskolonisation als Einheit betrachtet werden, weil sie ungefähr gleichzeitig stattfanden und sich gegenseitig unterstützten. Aber die Wurzeln waren verschieden. Auf Wiking-Fahrt zu gehen, war in einigen Kreisen offenbar ein Erfordernis persönlicher Profilierung. Ein Mann, der nie im Ausland war, nichts von der Welt gesehen hatte und nie eine Gefahr bestanden hatte, galt in diesen Kreisen wenig. In der Egils saga dichtet Egill noch nicht 12 Jahre alt nach einer entsprechenden Zusage seiner Mutter:

Das war die traditionelle Hochschätzung der großen Fahrt.

Dagegen hatte die Landnahme offenbar etwas mit Knappheit des zur Verfügung stehenden Landes zu tun, denn die Expansion nach England und Island setzte ein, als die innere Kolonisation allmählich an ihre Grenzen stieß. Die Expansion der Waräger nach Russland hatte noch andere Ursachen. Denn die geschätzte Zahl der Auswanderer war viel zu gering, als dass sie in Schweden sich hätte bevölkerungsmäßig bemerkbar machen können. Hier stand eher die Aussicht auf Gewinn im Vordergrund.

Der dritte falsche Ansatz ist, die Wikinger als eine mehr oder weniger homogene Gruppe zu betrachten. Das, was sich Egill Skallagrimsson als 12-Jähriger unter einem Wikinger vorstellte, und was er auch später selbst verkörperte, unterscheidet sich fundamental von den sinnlos brennenden und mordenden Horden, die im 9. Jahrhundert das Frankenreich heimsuchten.[66]

Es wird heute auch stark bezweifelt, dass Harald Hårfagre entscheidend zur Auswanderung beigetragen habe. Denn diese hatte offensichtlich bereits lange vor dem Gipfel seiner Macht eingesetzt. Er musste sich bald gegen die Wikinger aus den atlantischen Inseln verteidigen, die bereits seit längerer Zeit in Orkney und in der irischen See saßen. Im übrigen wird in den Sagas des 12. und 13. Jahrhunderts die Stellung eines Königs im 9. Jahrhundert überschätzt, wenn dort der Eindruck erweckt wird, die Herrschaft Harald Hårfagres habe so schwer auf den Einwohnern gelastet, dass sie die Auswanderung vorgezogen hätten. Die Todesumstände Olavs des Heiligen zeigen, dass die Macht nur begrenzt und punktuell zu schweren Eingriffen führte, wie dies aber schon immer bei den Jarlen gewesen war. Im Unterschied zu England verlief die Besiedlung Islands nicht in Form einer Invasion, die von Aristokraten angeführt wurde, sondern ganz allmählich. Wer die Form des Freistaates in Island für eine bewusste antimonarchische Entscheidung hält, müsste auch angeben, welche Funktion ein König in Island zur Landnahmezeit hätte haben sollen. Eine gezielte Abwehr von Feinden unter einheitlichem Oberbefehl war nicht erforderlich, und die Funktion der Rechtsprechung und Gesetzgebung wuchs dem König erst viel später zu. Hinzukommt, dass es selbstverständlich zur höchsten Ehre eines isländischen Mannes aus den Häuplingsfamilien gehörte, sich am Hofe des norwegischen Königs aufzuhalten. Auch war die Wirtschaftskraft des Landes zur Landnahmezeit zu gering, um sich einen König mit Gefolge und Truppe leisten zu können. Dass Island also keinen König hatte, lässt sich nicht auf eine antizentralistische Einstellung der Siedler zurückführen.

Die Vielzahl der Thesen weist auf ein prinzipielles Defizit in der Datengrundlage hin. Es gibt keine sichere Schätzung der Zahl der Einwohner und der wehrfähigen Männer Skandinaviens für diesen Zeitraum. Es gibt keine sichere Schätzung darüber, wieviele Männer auf Wikingerraubzüge gingen, so dass deren Anteil an der Gesamtzahl der Bevölkerung oder auch nur der wehrfähigen Männer im Dunkeln bleibt. Zur gleichen Zeit werden in den skandinavischen Ländern die Konflikte im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Zentralisierungsprozess ausgetragen. In Norwegen dürften sich die meisten wehrfähigen Männer hier engagiert haben. Das gleiche gilt für Dänemark unter Horik I., Horik II. und Gorm dem Alten. So ergibt sich ein Bild, als ob jeder Adelssohn auf Wikingfahrt gegangen sei und auch immer ausreichend willige Mitstreiter gefunden habe. Die nicht unerheblichen Bußen, die das Frostathingslov gegen diejenigen festsetzt, die dem königlichen Aufgebot nicht folgen,[67] lässt darauf schließen, dass ein Kriegszug nicht bei jedermann auf Begeisterung stieß. Das muss umsomehr für Raubzüge auf rein privater Initiative gelten. Insbesondere zeigen Rimberts Ausführungen, dass sich jedenfalls im schwedischen Raum eine klare Trennung zwischen Händlern und Wikingern herausbildete. Er schildert die Händler als früh bekehrte Christen und die Wikinger als konservativ im Heidentum verharrende Krieger.[68] Auch hier ist der jeweilige Bevölkerungsanteil nicht bekannt. Auch bei den Auswanderungen fehlen verlässliche Daten. Sie zogen sich über mehrere Jahrhunderte hin, so dass die Besiedlung Englands, Irlands und Islands auf viele Generationen aufgeteilt ebenfalls keine Rückschlüsse auf die Bevölkerungsanteile zulassen. Neben einem Druck der Verhältnisse in der Heimat können auch die Aussichten auf eine lukrativere Wirtschaft in den neuen Gebieten eine lockende Perspektive gewesen sein. Das liegt insbesondere bei der Besiedlung Islands nahe, wenn man die weiten Herrschafts- und Wirtschaftsbereiche der ersten Siedler mit den relativ engen räumlichen Verhältnissen in der norwegischen Fjordlandschaft vergleicht.

Mentalität und Außenwahrnehmung

Wenn immer wieder behauptet wird, dass sich die Plünderungszüge der Wikinger im Rahmen des damals üblichen gehalten hätten, dann ist doch erklärungsbedürftig, warum den Wikingerzügen von den Zeitgenossen eine solche überragende Aufmerksamkeit des Schreckens beigemssen wurde. Denn dies spricht dafür, dass sich die Wikingerüberfälle eben nicht im Rahmen des üblichen bewegten. Eine Ursache dafür dürfte die zivilisatorische Ungleichzeitigkeit des historisch Gleichzeitigen sein.

Die Parallelen auf dem Kontinent sind im Wesentlichen im 6. Jahrhundert zu finden. Die Taufe Chlodwigs I. um 500 hat ja an den tatsächlichen Verhältnissen noch nichts geändert. Das Christentum wurde im wesentlichen kultisch verstanden und verdrängte keineswegs die überkommenen Verhaltensweisen und sozialen Regeln. [69] Im 6. und 7. Jahrhundert konnte man keine Mannschaft zur Erreichung ausschließlich politischer Zwecke aufbieten; es war immer ein Beuteanreiz erforderlich. [70] Als Beispiel für die Bedeutung der Beute mag hier die Schlussauseinandersetzung zwischen König Guntram I. und Gundowald, einem angeblichen Sohn Chlotars I. dienen. Gregor von Tours Schilderung hebt die Lust auf Beute besonders hervor. [71] Man brach von Poitiers auf, und es schlossen sich Leute von Tours dem Heer an. Die Krieger von Tours raubten aber diese aus und töteten viele, so dass sie nach Tours umkehren mussten. Die Beutegier überwog schon da die Möglichkeit einer geordneten Kriegsführung. Im Zuge der weiteren Verfolgung Gundowalds wurde auch die Kirche des heiligen Vincentius geplündert. [72] Dann kam man nach Comminges, wo sich Gundowald verschanzt hatte. Auch die Belagerung der Stadt ist auf beiden Seiten von Beutegier bestimmt. Eine geordnete Angriffs- oder Verteidgungsstrategie ist nicht erkennbar. Soldaten, die sich plündernd zu weit vom Lager entfernten, wurden von den Bauern erschlagen. Gundowald verlor, weil seine Anhängerschaft abbröckelte, nicht weil Gunthram überlegen war. Nach dem Tode Gundowalds wurde die Stadt und natürlich auch die Kirche geplündert. Die Streitigkeiten innerhalb der merowingischen Dynastie wurden von Gewalt gegen Kirchen, Klöstern, Priestern und Nonnen begleitet, [73] so bei dem missglückten Kriegszug, den Gunthram gegen Septimanien befahl. [74] Dies entsprach schon lange nicht mehr der Erlebniswelt der Kriege zu Zeiten Karls des Großen. Gregor von Tours legt die spätere Auffassung König Gunthram in einer Rede an die geschlagenen Heerführer in den Mund, [75] und diese verteidigen sich mit der räuberischen Undiszipliniertheit der Truppen. [76]

Schon die Erfolge Karl Martells werden auf eine höhere Disziplinierung der Truppen zurückgeführt, wenn auch nach dem Sieg die Plünderung und Verwüstung einsetzte. Die kontinentalen Zeitgenossen der Wikinger trafen also auf Verhaltensmuster, die im eigenen Reich bereits lange Vergangenheit waren. Und in dieser Vergangenheit hatten diese Verhaltensmuster am Ende der spätrömischen Zivilisation und am Beginn der Christianisierung noch einen wesentlich geringeren kulturellen Aufmerksamkeitswert als im 9. Jahrhundert, wo eine solche Verhaltensweise auf im Großen und Ganzen geregelte politische Aktionen der Kriegsführung traf. Im 6. und 7. Jahrhundert kannte man es noch nicht anders. Die Plünderung diente noch lange vor allen dem Unterhalt der Männer. So sagt Olav der Heilige:

„Svo er sem yður er kunnigt að eg em kominn hingað til lands og verið áður langa hríð utanlands. Hefi eg og mínir menn haft það einu alla þessa stund til framflutningar oss er vér höfum sótt í hernaði og í mörgum stöðum orðið til að hætta bæði lífi og sálu. Hefir margur maður fyrir oss, sá er saklaus hefir verið, orðið að láta feið en sumir lífið með.“

„So steht es, wie ihr wisst, dass ich ins Land hierher gekommen bin, nachdem ich vorher lange Zeit im Ausland geweilt habe. Die ganze Zeit hatten ich und meine Männer zum Unterhalt nur das, was wir uns auf unseren Kriegszügen gewonnen hatten. An gar manchen Orten haben wir dafür Leib und Leben aufs Spiel setzen müssen. Viele Männer, ob sie noch so schuldlos waren, verloren durch uns ihre Habe, ja einige dazu ihr Leben.“

Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 35.

Die Schlusssätze verraten bereits christliches Gedankengut, aber dass sich die Gefolgschaft aus dem Raub ernährte, ist wohl nicht zu bezweifeln.

Die einheitliche Bezeichnung „Wikinger“ steht nicht für eine friedliche Binnenbeziehung untereinander. Des öfteren wird von Kämpfen von Wikingern gegen Wikinger berichtet. Schon Snorri berichtet über Olaf den Heiligen in jugendlichem Alter, als er gerade seine erste Wikingerfahrt nach Schweden unternahm: „In diesem diesem Herbst focht König Olav seine erste Schlacht an der Sotis-Schäre, die im schwedischen Skågård liegt. Dort stritt er mit Wikingern, deren Anführer Soti hieß.[77]

Allgemeine Herkunftsbezeichnungen

In den kontinentalen und angelsächsischen Quellen werden nur selten geografische Angaben zur Herkunft der Wikinger gemacht. Teilweise finden sich allgemeine Bemerkungen, sie seien über den Ozean oder aus dem barbarischen Norden gekommen.[78] Hrabanus Maurus schreibt über die Suevi als Teil der germanischen Völker, sie seien „in fine Septentrionis“ durch die erbarmungslose Kälte hart geworden.[79] Alkuin bezieht sich auf Vorlage:Jer (Bibel) 1,14 und schreibt: „Ab aquilone inardescunt mala …“ (Aus dem Norden entzündet sich das Unheil).[80] Auch sonst ist nur eine allgemeiner Hinweis auf den Norden als Ausgangspunkt der Wikingerüberfälle genannt.[81]

Schweden, Norwegen

Die Runensteine aus dem östlichen Nordjütland legen den Schluss nahe, dass im 10. Jahrhundert dieses Gebiet schwerpunktmäßig Ausgangspunkt für Fahrten nach Schweden und Gotland war. [82] Der bereits zitierte Runenstein DR 216 in Lolland erwähnt den Tod auf einem Wikingzug nach Schweden. [83] Schonen scheint als richtiges Seeräubernest gegolten zu haben. Denn der Skalde Guþorm Sindri dichtet über die Kämpfe Håkons des Guten in Dänemark:

Seeland, da ersiegte
sich Streiters Baum, weiter
Küsten Schonens, Schlupf, kostbarer
kecker Wenden-Recken.[84]

Die „Wenden-Recken“ sind nach dem folgenden Kontext Wikinger.

Auch Gotland selbst scheint Ziel von Wikingerangriffen gewesen zu sein. Denn ein Stein auf Lolland, der eines in Schonen Gefallenen gedenkt, hat die Abbildung eines Wikingerschiffes. [85] Man fuhr wohl auch von Uppland nach Norwegen. [86] Man fuhr von Norwegen aus auch nach Grönland. [87]

Einzelunternehmen von Schweden und Dänen

Zwischen 845 und 849 berichtet Rimbert in seiner Vita Anskarii, der vertriebene Schwedenkönig Anund habe dänische Wikinger nach Birka geführt.

„Per idem fere temporis accidit, ut etiam quidam rex Suenonum nomine Anoundus , ejectus regno suo, apud Danos exul fuerit. Qui fines regni quondam sui denuo repetere cupiens, coepit ab ipsis auxilium quaerere, spondens, quod, si se sequerentur, multa eis possent donaria provenire. Proponebat enim eis vicum memoratum Birca, quod ibi multi essent negotiatores divites et abundantia totius boni atque pecunia thesaurorum multa. Ad illum itaque vicum se eos promittebat ducturum, ubi sine sui exercitus damno multo suae necessitatis fruerentur commodo. Illi ergo promissis muneribus delectati et thesaurorum adquisitione avidi, in auxilium eius expeditorum ad pugnam hominum viginti et unam naves impleverunt et cum eo destinaverunt. Ipse vero de suis naves habebat undecim. Exeuntes ergo de Danis, ad vicum insperate venerunt memoratum. Et forte tunc rex ipsorum longius inde aberat, et principes ac populi multitudo congregari non poterant. Tantum supradictus Herigarius, praefectus ipsius loci, cum eis, qui ibi manebant negotiatioribus et populis praesens aderat. In magna ergo angustia positi, ad civitatem, quae iuxta erat, confugerunt. … Sed quia civitas ipsa non multum firma est, et ipsi ad resistendum pauci, miserunt ad eos legatos, dextram ad foedus postulantes. Quibus rex praefatus mandavit, ut pro redemptione ipsius vici centum libras argenti absolverent, sicque pacem haberent. Quod illi, ut petebatur, statim miserunt, et a rege iam dicto susceptum est. Porro Dani graviter huiuscemodi ferentes conventionem, quia non secuti disposuerant actum fuisset, coeperunt velle super eos subito erruere et locum ipsum funditus depraedari atque incendere, dicentes, unumquemlibet negotiatiorem plus ibi habere, quam sibi oblatum fuisset, et nullo modo se tantam calumniam suffere posse.“

„Etwa zur gleichen Zeit lebte der aus seinem Reiche vertriebene Schwedenkönig Anund landflüchtig bei den Dänen. Er erbat zur Rückgewinnung seiner einstigen Herrschaft dänische Hilfe und versprach, für ihre Gefolgschaft sollten sie reichen Gewinn haben. Er schilderten ihnen den Handelswik Birka; da gebe es viele vermögende Händler, Überfluss an Waren aller Art und viel Geld und Schätze. Er versprach, zu diesem Wik wolle er sie hinführen; sie würden dort ohne Schaden für ihr Heer viel Brauchbares für sich erbeuten. Voller Gier nach dem Erwerb dieser Reichtümer freuten sich die Dänen der zugesicherten Geschenke, bemannten zu seiner Hilfe 21 Schiffe und fuhren mit ihm aus. Er selbst besaß 11 eigene Schiffe. So verließen sie Dänemark und erschienen unerwartet vor Birka, dessen König gerade in der Fremde weilte; weder Vornehme noch die Volksmenge konnten aufgeboten werden. Hergeir, der Vorsteher des Wik, verfügte nur über die ansässigen Händler und Einwohner. Die aber flohen voller Entsetzen in die benachbarte Burg. … Nun war aber die Burg nicht sehr fest und die Zahl der Verteidiger klein; deshalb schickten sie mit der Bitte um Handschlag und Vergleich Unterhändler zu den Angreifern. Der König bestimmte, nach Erlegung einer Loskaufsumme von 100 Pfund Silber für ihren Wik sollten sie ihren Frieden haben. Sofort übersandten sie ihm das verlangte Geld, und der König nahm es entgegen. Doch die Dänen waren unzufrieden mit dem ihrer Vereinbarung widersprechenden Vertrage; sie planten daher einen plötzlichen Überfall, eine gründliche Plünderung und Einäscherung des Ortes; jeder einzelne Händler dort besitze mehr, als man ihnen geboten habe, behaupteten sie; so ließen sie sich nicht hintergehen!“

Rimberti Vita Anskarii = Rimbert - Ansgars Leben. Übersetzt von Werner Trillmich. Kap. 19.

Dieses Zitat zeigt zum einen den Gegensatz zwischen Wikingern und reinen Händlern, die entsetzt flüchten, zum anderen, dass sich die Plünderungszüge durchaus auch gegen Skandinavier richten konnten, und zum dritten bestätigt es die oben geschilderte Beobachtung, dass die Anführer solcher Züge nur eine eingeschränkte Disziplinargewalt über ihre Truppe hatten.

Nach der Zahl der Gedenksteine kamen die meisten Auslandsfahrer aus Dänemark, Södermanland und Gotland. Weit abgeschlagen sind Östergötland, Västmanland, Uppland, Gästrikland, Öland und Bornholm. Dafür ist der Anteil der runensteinritzenden Oberschicht an den eindeutigen Zeugnissen für den Raubhandel in Västmanland und Småland signifikant höher. [88] In Dänemark kann man für die Zeit Sven Tveskægs ein deutliches Überwiegen junger Krieger feststellen. Dabei stammen aus Dänemark offenbar die eher erfahrenen Schiffsführerpersönlichkeiten, während sich aus Västergötland und Småland junge beutegierige und abenteuerlustige Mannschaften aufmachten. In Schweden gingen die Impulse zu den Auslandsfahrten offenbar von Södermanland aus. Auch Ingvar, dessen gescheiterter Zug auf den Ingvarsteinen bezeugt ist, kam von dort. In Uppland überwiegen die eindeutigen Kauffahrersteine, auf denen auch „félagi“ als Handelsgesellschaften zu finden sind. Sie gelten Vätern, Ehemännern, Brüdern, Handelspartnern und Gildemitgliedern, aber keinen Söhnen oder sonstwie als jung zu klassifizierenden Leuten. [89]

 
Die Warägergarde in der Chronik des Johannes Skylitzes (12. Jahrhundert)

Hinzukommt, dass auf Grund der sich im 11. Jahrhundert ausbreitenden Bekehrung Wikingerzüge auf christliche Gebiete allmählich auch in der Heimat nicht mehr gebilligt wurden. Fast alle identifizierbaren Fernhandelsfahrer in Dänemark und Schweden im 11. Jahrhundert waren Christen. Das bedeutet nicht unbedingt eine Blüte skandinavischen Handels für diese Gegend am Ende Wikingerzeit. Diese Blüte lag eher im 9. und 10. Jahrhundert, als durch Raub und Tribute, wenn auch nicht in dem Umfang wie im Westwiking, und der Sklavenjagd unter den westfinnischen und slavischen Stämmen genügend Handelsware zur Verfügung stand.[90]

Im 11. Jahrhundert setzte die Blüte eher in Norwegen ein. In Schweden führte der politische Wandel im Ostseeraum dazu, dass jungen Leuten mit Abenteuerlust nur noch die Warägergarde byzantinischer Kaiser, teilweise auch noch der Küstenraub[91] und später vereinzelte Kreuzzüge offenstanden. In Schweden wurde der Handel zu bald von der Hanse überflügelt. Gotland wurde von dem Wandel noch am wenigsten betroffen.

Mit dem Fortschreiten der Runensteinsitte von Süden nach Norden und dem Übergang von der Wikingerzeit zum christlichen Mittelalter nimmt auch der Anteil der verheirateten Auslandsfahrer zu. Da die räuberischen Aktivitäten nach den Nachrufen eher von den jüngeren und Unverheirateten ausgingen, kann man davon ausgehen, dass die späteren Auslandsfahrer sich überwiegend mit dem reinen Handel befassten.[92]

Nordmannen in England

Der Kontakt zu den britischen Inseln hatte bereits im Jahrhundert vor der Wikingerzeit eingesetzt. Dort werden in den Quellen gewisse ausländische Händler als „Frisian“ bezeichnet. Dabei handelte es sich nach Auffassung einiger Forscher um Skandinavier. [93], nach anderen aber tatsächlich um Friesen.[94] Archäologische Belege sind gering. In der Angelsächsischen Chronik wird unter dem Jahr 793 als erster Überfall der auf das Kloster Lindisfarne erwähnt. Weitere Angriffe folgten rasch: 794 Kloster Wearmouth in Sunderland, 795 Iona, die Inseln Rathlin und Skye, 798 die Hebriden und Ulster. In der Regierungszeit des Königs Beorhtric soll es auch zu Überfällen auf Wessex gekommen sein. Es wird für möglich gehalten, dass die Wikinger von den nördlichen Inseln kamen. Ein Grab mit Waffen aus der Zeit vor 750 wurde auf der Insel Arran der Hebriden gefunden.

Um 830 scheinen die plötzlichen Einzelberfälle auf englische Gebiete aufgehört zu haben, weil sich die Seeräuber offenbar anderen Gestaden zuwandten. In Irland plünderten sie wohl bis in die 840er Jahre, bis sie dort dauerhafte Basen errichteten. Möglicherweise besiedelten sie zur gleichen Zeit, die Orkneys und die Shetlandinseln, wenn man der unsicheren Datierung skandinavischer heidnischer Gräber folgen darf, die allgemein in die Mitte des 9. bis ins frühe 10. Jahrhundert datiert werden.

In den 830er Jahren begannen die größeren Angriffe auf England, die eher als Invasionen gelten können. Bis 850 konnten sie abgewehrt werden. Dann überwinterte erstmalig eine heidnische Truppe in Thanet (Kent). Die Anwesenheit von Frauen und Kindern werden als Hinweis auf Besiedlungsabsichten gedeutet.[95] Frauen gehörten aber zur Beute, so dass es unwahrscheilich ist, dass es sich um Skandinavierinnen handelte.

Seitdem überwinterten die Nordmannen des öfteren in verschiedenen Gegenden. 866 überwinterten sie in East Anglia, und die erfolgreichen Angriffe dänischer Nordmannen setzten sich bis 878 fort, als Alfred der Große sie besiegte und sich deren König Guthrum taufen ließ. Die meisten skandinavischen Gräber Englands stammen aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts, im Nordwesten aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts. In den frühesten liegen offenbar Männer, die während der Überwinterung gestorben sind. Aber es gibt dort kaum archäologische Belege für skandinavische Plünderungszüge.[96] Seit dieser Zeit gab es in England bis in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts viele skandinavische Herrscher, meist Dänen. Der Status dieser Herrscher, ob sie Könige waren oder nicht, ist oft unsicher. Die skandinavische Vorherrschaft dauerte zunächst bis 954, als Erik Blutaxt aus York vertrieben wurde. Hier ist bemerkenswert, dass zwar im Hinblick auf die Skandinavier in der Angelsächsischen Chronik noch lange von „here“ gesprochen wird,[97] was auf das Fortbestehen von Kampfgefolgschaften hindeutet, aber Erik Blutaxt von den „Northumbriern“ vertrieben wird, ohne dass zwischen Skandinaviern und Einheimischen unterschieden wird,[98] was bereits einen gewissen Verschmelzungsprozess anzeigt. Das zeigt auch die gemeinsame Bemannung der Festung Nottingham mit Engländern und Dänen („mid Engliscum mannum ge mid Deniscum“).[99]

Auch in Schottland finden sich skandinavische Gräber aus dem späten 9. und frühen 10. Jahrhundert. Vereinzelte ältere Gräber könnten solche von getöteten Plünderern sein. Der Beginn der Besiedlung durch Skandinavier im Norden und Westen Schottlands wird auf die Mitte des 9. Jahrhunderts, die Besiedlung der Insel Man eher auf das Ende des 9. Jahrhunderts datiert. [100] In Irland scheinen die Flachgräber von Kilmainham mit der Befestigung Dublins 841 in Zusammenhang zu stehen.

3 Runensteine aus dem Redvägs härad zwischen Småland und Västergötland bezeugen Fahrten von dort nach England für das 10. Jahrhundert. [101] Auch aus Schonen und Södermanland fuhr man auf Wiking nach England. [102]

Die große skandinavische Invasion nach England erfolgte 865 und setzte sich über mehrere Jahrzehnte fort. 866 entstand das nordmannische Königreich York. Von den vielen englischen Kleinreichen blieb nur Wessex mit König Alfred dem Großen im Süden übrig. 878 entstand aus den ab 793 eroberten Gebieten das Danelag als eigenes skandinavisches Reich, das spätestens 884 auch von den nichtskandinavischen Herrschaftsgebieten anerkannt wurde. Ab 900 begannen die Könige von Wessex langsam Gebiete in ihrer Nachbarschaft zurückzuerobern. 937 wurde diese Rückeroberung durch König Æthelstan fast vollendet. 954 fiel aber das letzte Reich der Nordmannen York unter seinem letzten König Erik Blutaxt,[103] der vorher erst norwegischer König, dann aber selbst selbst Wikinger geworden war.

Die Überfälle führten zur Erhebung des Danegeldes. 991 schlug offenbar Erzbischof Sigeric erstmals vor, Danegeld in Höhe von 10.000 Pfund Silber zur Abwendung der Plünderungen zu zahlen. Dieser Vorgang zeigt, dass es zu einem Nebeneinander zwischen Herrschaftsausweitung und Beutezug kam, also die Aussicht auf Beute das Mittel war, mit dem der König seine Kämpfer motivieren musste. Tapfere Kämpfer bekamen ihren Anteil. Ehrenvoll war es, Anteil am Danegeld zu erhalten, denn es wird besonders erwähnt.[104] 994 nahmen die Plünderungen unter Olav Tryggvason zu, die mit einer Zahlung von 16.000 Pfund Silber beendet werden konnten. 1002 wurden 24.000 Pfund gezahlt. Die Forderungen steigerten sich bis 1011 auf 48.000 Pfund. Die letzte Zahlung 1018 betrug 78.000 Pfund plus 10.500 aus London.[105] Da war Knut der Große schon zwei Jahre Herrscher über England und die Danegeldzahlungen wurden eingestellt. Offenbar bezahlte er mit dem letzten Betrag seine kämpfende Truppe. Dieser Vorgang zeigt, dass der Heerführer offenbar bereits eine größere Autorität gewonnen hatte, so dass er den kämpfenden Impuls seiner Krieger zu bändigen in der Lage war.

Dass unter Knut Leute aus Schonen nach England fuhren, ergibt sich aus einem Runenstein in Schonen, der einem Gefolgsmann Knuts gewidmet ist.[106] Auch andere archäologische Funde deuten auf Krieger aus Schonen im Heer Sven Gabelbarts und Knuts des Großen. Unter den Kämpfern um Knut waren auch Norweger.[107] Aus christlicher Zeit gibt es ebenfalls Belege für Englandzüge aus Schweden. Man fuhr zum Beispiel aus Småland, Västergötland und Östergötland nach England. [108] Gleichwohl spielen bereits unter Sven Tveskæg und Knut dem Großen staatspolitische Ziele eine vorherrschende Rolle, und die Plünderungen auf eigene Faust treten zurück.

Ein Stein aus Transjö aus der Zeit nach 1050 wird mit den Versuchen aus der Zeit nach 1050, England wiederzugewinnen, in Verbindung gebracht.[109]

Harold Harefoot hatte eine skandinavische Truppe, die mit dem heregeld unterhalten wurde. Eduard der Bekenner löste dieses Heer auf und schaffte den Tribut ab. In diesem Heer dienten wohl auch Leute aus Småland. [110]

Gut erforscht sind die Silber-Depot-Funde. Sie wurden vor dem Beginn und in der Erwartung der Wikingerangriffe vergraben: Trewhiddle (ca. 868) und Beeston Tor (ca. 875), Pentney (spätes 9. Jahrhundert) und der Schatz auf der St. Ninian-Insel (2. Hälfte des 8. Jahrhunderts).[111]. Von anderer Art sind die weitverbreiteten und den Wikingern zugeschriebenen Horte, die sich durch einen hohen Anteil von Hacksiber, Ringgeld und gekennzeichneten Barren neben den Münzen auszeichnen. Als bedeutender früher Wikinger-Schatz in England gilt auch der Schatz von Croydon (ca. 872). Er enthält 240 Münzen von angelsächsischer und karolingischer Art und arabischen (Kufic) Ursprungs sowie Hacksilber von südskandinavischer Herkunft. Die Kennzeichnungen auf den Barren zeigen ein Nebeneinander von Münzwährung und Barrenwährung an. Dieses Nebeneinander hielt auch nach der Prägung eigener Münzen in East-Anglia und North-Humbria an. Als größter Münzhort der Wikingerwelt gilt der Schatz von Cuerdale, Lancashire (ca. 905). Er wiegt um 40 kg. Auch er belegt die parallelen Währungssysteme. Um 990 und danach sorgte das Danegeld für einen großen Abfluss an Silber. Der älteste Hort in Schottland ist der am Storr rock, Isle of Skye (Innere Hebriden) (935/940). Aber die Hauptmenge wurde zwischen 950 und 1070 vergraben. In Irland dagegen wurde viel Silber in die Wirtschaft eingeschleust, wie die reichen Silberfunde (ca 130 aus der Zeit zwischen dem späten 9. bis ins 12. Jahrhundert) bezeugen. [112] 997 wurden in Dublin sogar Münzen geschlagen. Der bemerkenswerteste Fund ist der Schatz von Hare Island am Lough Ree (5 kg), der größte bekannte Goldfund aus der Wikingerwelt. Anfang des 11. Jahrhunderts finden sich auf Schonen Runensteine, die auf Englandfahrten hinweisen.[113]

Die Skandinavier wohnten in England und Irland fast ausschließlich in geschlossenen Ortschaften. Einzelgehöfte sind nicht bekannt. Anders sieht es in Schottland, Orkney, auf den Shetlands und auf der Insel Man auf, wo viele Einzelgehöfte festgestellt wurden. [114]

Kontinentales Mitteleuropa

Der erste Kriegszug, von dem in den Quellen berichtet wird, ist der des Dänen Chochilaichus (Gregor von Tours schreibt ihn Chlochilaichus[115]) († zwischen 516 und 522), von dem auf Grund der Zeit des Überfalls vermutet wird, dass es sich um den Hygelac im Beowulf handelt. Aber die Quellen über dieses Ereignis sind zu dürftig, als dass man es als Vorboten der späteren Wikingerzüge bezeichnen dürfte. Man kennt die Zusammenhänge und Hintergründe nicht. Sie taugen allenfalls als ein Zeugnis, dass die Interessen dieser Nordmannen dieser Gegend sich auf die südlichen Gebiete Jütlands und der Nordsee erstreckten, die von Plinius als ingväonisch bezeichnet wurden. Ob sich der Ausdruck „Däne“ bei Gregor auf Jütland bezog, ist ebenso zweifelhaft. Denn nach Alfred dem Großen hatte sein Gewährsmann Ottar die Dänen um 890 in Schonen und den ostdänischen Inseln lokalisiert. Sollte Chlochilaichus Hygelac sein, so war dieser nach dem Beowulf aus dem Stamm der Geaten, die ebenfalls irgendwo östlich vom heutigen Dänemark lokalisiert werden. Andererseits wäre es erstaunlich, wenn Krieger aus dem Bereich der Ostsee Anfang des 6. Jahrhunderts mit Schiffen in Friesland eingefallen wären.

Dann ist es in den Quellen 200 Jahre still und friedlich. Als dann die Wikingerzüge begannen, hatte sich die historische Situation völlig verändert. Der Handel war zu einem beachtlichen Wirtschaftszweig aufgestiegen, so dass Ortschaften entstanden waren, in denen sich beträchtliches Kapital angesammelt hatte: Dorestad, Ribe, Hedeby, Skuldevig, Wollin und Truso. Diesen Orten standen in England Hamwic, Fordwich, London, Ipswich und York zur Seite. Diese Konzentration von Kapital entwickelte sich zu einem lohnenden Ziel für Plünderungen und dürfte zu deren raschem Anwachsen in der Wikingerzeit geführt haben.[116] Dem karolingischen Reich mit seinen Expansionsdrang auf der einen Seite stand in Jütland ein Gemeinwesen, das auf Grund der inzwischen wachsenden Zentralisierung zu größeren Operationen in der Lage war, gegenüber, wenn man auch von einem Staat noch nicht wird sprechen dürfen.

 
Lage des Danewerks

Dieses Gemeinwesen hatte immerhin offenbar bereits auswärtige Interessengebiete abgesteckt. Einhard berichtet von König Godofridus, dass er Friesland und Sachsen als seine Provinzen angesehen habe.[117] So kann man die Auseinandersetzungen und die kriegerischen Ereignisse in diesem Zusammenhang, die bis 885 währten und in deren Verlauf die karolingischen Küstenbefestigungen auf der einen Seite und das Danewerk auf der anderen Seite entstanden, nicht alle den Wikingerzügen zuordnen.[118] In diesen Zusammenhang gehören nun auch eine Reihe von Raubzügen unter Führung jütischer Aristokraten an fränkischen Nordseeküsten, für die diese Kaperer dem jütischen König Tribut angeblich als eine Art Lizenzgebühr zahlten.

„Ipsi vero pyratae, quos illi Wichingos appellant, nostri Ascomannos, regi Danico tributum solvunt, ut liceat eis predam exercere a barbaris, qui circa hoc mare plurimi abundant.“

„Diese Piraten, die bei ihnen Wikinger, bei uns aber Eschenmänner heißen, leisten aber dem Dänenkönig Tribut, damit sie Beutezüge gegen die Barbaren unternehmen dürfen; sie leben zahlreich an den Küsten diees Meeres.“

Adam von Bremen IV, 6.

Dabei setzt Adam bereits eine zentrale Herrschergewalt des Königs voraus, die eine solche Erlaubnis erforderlich gamacht hätte. Nach den oben gemachten Ausführungen über die Stellung des Königs in der skandinavischen Gesellschaft dürften die Raubzüge kaum von einer Gestattung des Königs abhängig gewesen sein. Vielmehr erhielt er als der Mächtigste im Land einen Beuteanteil.[119] Aber hierbei handelte es sich um punktuelle Angriffe. Angesichts der Geschlossenheit der Verteidigung unter Karl dem Großen kam es nicht zu großen organisierten Plünderungszügen. Notker der Stammler sah im Tod Kaiser Karls die entscheidende Zäsur zu den großen Raubzügen. So legte er Karl dem Großen, als Normannen kurz an die Küste gekommen, aber sogleich wieder geflohen waren, die Sätze in den Mund:

„Scitis, inquit, o fidelis mei, quid tantopere ploraverim? Non hoc, ait, timeo quod isti nugae et nihil mihi aliquid nocere Praevaleant, sed nimirum contristor, quod me vivente ausi sunt litus istud attingere, et maximo dolore torqueor, quia praevideo, quanta mala posteris meis et eorum sunt facturi subiectis.“

„Wisst ihr meine Getreuen, warum ich so sehr geweint habe? Nicht das fürchte ich, dass diese Nichtse und Nullen mir etwas schaden könnten, sondern ich bin sehr betrübt darüber, dass sie es zu meinen Lebzeiten gewagt haben, diese Küste zu betreten, und es quält mich ein großer Schmerz, weil ich voraussehe, welche Leiden sie über meine Nachfahren und deren Untertanen bringen werden.“

Notkeri Gesta Karoli II, 14.

In den 30er Jahren des 9. Jahrhunderts kam es im Frankenreich zu Zwistigkeiten, die 843 zur Dreiteilung des Reiches führten, 888 aber zu einer völligen Auflösung.[120] Das musste zur Schwächung der Verteidigung an der Kanal- und Nordseeküste führen. Die Grabbeigaben im Westen von Schonen weisen aus, dass man von dort vorwiegend das Frankenreich heimsuchte. Dafür spricht auch, dass statt der üblichen Brandbestattung die kontinantale Bestattung in Gräbern vorherrschte. [121] Aber auch in Dänemark lähmten Thronfolgekriege das Entstehen einer Zentralmacht, so dass die Führer dieser Heerzüge eine weitgehende Selbständigkeit in ihren Operationen behielten. Nach 830 nahmen die Überfälle deutlich zu. Sie betrafen sogar die vom eigenen König als Herrschaftsbereich angesehenen Gebiete. In den 30er Jahren wurde Dorestad mehrmals geplündert. 841 fuhr eine Wikingerflotte erstmals die Seine hinauf und plünderte Rouen. 845 fuhr eine Wikingerflotte die Elbe hinauf und plünderte Hamburg. Hier war angeblich sogar König Horik der Alte selbst beteiligt. Am 28. März 845 wurde Paris angegriffen, und die Stadt musste sich für 7.000 Pfund Silber freikaufen. Dieses leicht verdiente Geld scheint die plündernden Wikinger geradezu angezogen zu haben. Denn in Folgezeit tauchten die Wikinger auf allen schiffbaren Flüssen des Frankenreiches auf und plünderten Klöster und Kirchen, wobei nicht nur jütische, sondern offenbar auch Schiffe aus dem übrigen Skandinavien beteiligt waren.[122] Mönch Ermentarius von Noirmoutier schildert die Verheerung durch die Wikinger:

„augescit numerus navium, crescit innumerabilis numerus nortmannorum; fiunt passim christianorum strages depraedationes, vastationes, incensiones, sicuti, quamdiu saeculum stabit, manifestis patebit indiciis. Capiuntur quascumque adeunt civitates, nemine resistente; capitur Budegalensium, Petrocorium, Santonum, Lemovicensium, Egolisma atque Tolosa civitas; Andecavensium, Turonensium, perinde et Aurelianensium civiates pessumdantur. ... Deinde post aliquantulos annos innumerabilis pene multitudo navium Nortmannorum ingreditur Sequanam fluvium. Nihil enim illis in partibus minus grassatur malum. Invadunt Rotomagensium civitatem populantur incendunt; Parisiorum deinde, Belvacensium, atque Melduorum capiunt civitates necnon Melidunensium devastant castellum; capitur Carnotis; Ebroicas populantur atque Baiocas reliquasque undique secus civitates invadunt.“

„Die Zahl ihrer Schiffe steigt. Die unzählbare Zahl der Nordmannen wächst an. Allenthalben geschehen Massaker an Christen, Plünderungen, Verwüstungen und Brandschatzungen, wie es, solange das Säculum andauert, mit handgreiflichen Beweisen vor Augen stehen wird. Zu welchen Städten sie auch kommen, sie werden erobert, niemand widersteht. Bordeaux, Périgeux, Saintes, Limoges, Angoulême und Toulouse werden eingenommen; auf gleiche Weise werden Angers, Tours und Orléans zu Grunde gerichtet. ... Wenige Jahren später fährt eine fast unzählbare Menge von Schiffen der Nordmannen in die Seine ein. Kein geringeres Übel greift in diesen Gegenden um sich. Sie dringen in Rouen ein, plündern es und äschern es ein; darauf nehmen sie Paris, Beauvais und Meaux ein, und zerstören sogar Meluns starke Festung, Chartres wird eingenommen, sie plündern Evreux und Bayeux, und sie ziehen ebenso gegen jedwede andere Stadt.“

Ex miraculis S. Filiberti auctore Ermentario ed. O. Holder Egger. In: Monumenta Germaniae Historica. Scriptorum Tomi XV Pars 1. Supplementa Tomorum I-XII Pars III Vitae aliaeque historiae minores. Kap. 25. Hannover 1887. S. 302 zum Jahr 841.

Im 9. Jahrhundert siedelten viele Nordmannen in der Normandie und in Flandern. Wie umfangreich diese Besiedlung war, ist nicht sicher auszumachen. Auf jeden Fall zeugen geografische Namen wie „Normandie“ und Ortsnamen auf -bec, -dalle, -hogue, -torp und -tot auf diese Besiedlung. 911 überließ Karl der Einfältige im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte die gesamte Normandie dem Wikingerführer Rollo. So wurde er Lehnsmann des Königs. Seine Aufgabe war es, die Küste vor weiteren Wikingereinfällen zu schützen. Nach einigen Generationen gingen die Skandinavier in der örtlichen Bevölkerung auf.

881 kam es zu einem Beutezug rheinaufwärts bis nach Trier.

Auch das allgemeine Ansehen, das der westfränkische König Ludwig dadurch errang, dass er am 3. August 881 ein Wikingerheer besiegte, worauf ihm unmittelbar danach das Ludwigslied gewidmet wurde, zeigt, wie groß die Gefahr eingeschätzt wurde.

Um 1050 gab es Kämpfe des byzantinischen Reiches im Mittelmeer. In diese dürften auch Schweden aus Södermanland und Uppland verwickelt gewesen sein. [123]

Spanien und Mittelmeer

Bereits in den 840er Jahren begannen sich die Raubzüge an der französischen und spanischen Küste nach Süden auszuweiten. Ihr Anführer war Björn Járnsiða, ein dänischer Schiffsführer. Zeitweise besetzten sie Sevilla. Sie wurden jedoch 844 von Abd ar-Rahman II. in der Ebene von Tablada bei Sevilla vernichtend geschlagen. Einige isolierte Gruppen flüchteten in die Sümpfe am Ufer des Guadalquivir, ergaben sich und traten zum Islam über. Sie ließen sich im Umland von Sevilla nieder. Sie wurden Bauern und gingen nach einigen Generationen in der örtlichen Bevölkerung auf.[124]

Siehe Hauptartikel Wikingerraubzüge ins Mittelmeer.

In den Jahren 859/860 fuhren die ersten Kontingente durch die Meerenge bei Gibraltar.[125] und attakierten die nordafrikanische Küste. Von dort aus plünderten sie auf den Balearen und zogen an die südfranzösische Küste. Im Frühjahr 860 zogen sie die Rhone hinauf. Ihr weiterer Weg ist nicht sicher. Jedenfalls verließen sie 862 das Mittelmeer wieder und kamen an die Loire zurück. Es blieb der einzige Beutezug ins Mittelmeer.

Östliche Ostsee, Baltikum, Russland bis Konstantinopel

Archäologische Funde belegen, dass zum Ende des 5. Jahrhunderts eine Expansion aus Gotland nach dem Ostbaltikum stattgefunden hat. Während die Einwohner aus dem Westen Schonens für ihre Kriegszüge vorwiegend nach Westen orientierten, zogen die Bewohner aus dem Gebiet am Mälarsee, aus Gotland, Öland und entlang der heutigen Ostküste Schwedens hauptsächlich nach Osten bis zum Kaspischen Meer. Sie suchten Kontakt zu arabischen Kaufleuten und gründeten Handelsplätze in Nowgorod, Staraja Ladoga und Kiew.[126]

Im 7. und 8. Jahrhundert gab es bedeutende Kolonien in Grobiņa (West-Lettland), Suaslaukas in der Nähe von Liepāja in Westlettland, bei Apuole in Nordwestlitauen und in der Gegend um Elbląg (Truso).[127] Das bestätigt auch Rimbert in seiner Vita Anskarii.[128] Alle schriftlichen Quellen Skandinaviens stimmen darin überein, dass im 7. Jahrhundert Schweden unter Ivar vidfamne sich zum Baltikum aufmachten.[129] Diese Machtausdehnung dauerte bis ungefähr 800. Da wurden die Svear aus Kurland vertrieben, wahrscheinlich, weil sich ihr Interesse mehr nach Westen ans Kurische Haff und die Memelmündung verlagert hatte, wo man Wiskiauten (ca. 800 - 1000) ausgegraben hat.[130] Auch sind schwedische Siedlungen memelaufwärts bekannt.[131] Aber um 850 begann eine neue Expansionswelle. Die Rückeroberung Kurlands und des Ostbaltikums wurde in Angriff genommen. Der erste Vorstoß wurde allerdings 855 von Dänen vorgenommen, die aber von den Einwohnern besiegt wurden. Dann folgte König Olov, und dieser zerstörte und brandschatzte Grobiņa, dann unterwarf er ganz Kurland.[132]

Diese Siedlungen waren nach den Funden reine Handelskolonien. Um diese Zeit drangen Skandinavier aus Schweden bis nach Kiew vor und gründeten das Reich der Rus. Diese Expansion unterscheidet sich durch die trotz kriegerischer Episoden doch prinzipielle Ausrichtung auf die Handelspolitik stark von der Westexpansion der Nordmänner im Nordseegebiet.

Aber man fuhr auch aus Norwegen ins Reich der Rus, wie ein Stein aus Oppland zeigt. [133]

 
Ein Ingvar-Stein.

Ein Stein aus Frugarden in Västergötland berichtet von einer Wikingfahrt nach Estland. Er wird als „missionszeitlich“, also nach 1000 eingestuft. [134] Aus dieser Gegend scheinen auch Mitglieder der Warägergarde am byzantinischen Hof zu stammen. [135] Zwei Runensteine verweisen auf das nordöstliche Estland, das Virland hieß. [136] Auch Livland wurde angefahren, [137] sogar Finnland ist erwähnt. [138]

Die isländische Yngvars saga víðförla berichtet von einer gescheiterten Heerfahrt Yngvars. Sie ist die am besten durch Runensteine belegte Saga. Sie ist auch für die Datierung dieser Runensteine wichtig, weil sie eine Jahreszahl in christlicher Zeitrechnung angibt: Yngvar starb nach 5-jähriger Reise 1041 in Russland. 1042 kam die Nachricht von seinem Tode mit dem einzigen Schiff, das von den 30 ausgelaufenen Schiffen heimkehrte. Die Runensteine, die auf diese Fahrt Bezug nehmen, nennt man daher „Yngvar-Steine“.

Die Fahrt aus Schweden nach Byzanz bezeugt ein Runenstein aus Västergötland aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. [139] Auch aus Småland stammten Byzanzfahrer. [140] Aber auch aus Nordjütland ist die Ostfahrt belegt, [141] ebenso aus Östergötland, [142] Södermanland, [143]

Aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sind keine kriegerischen Ostfahrten von Schweden aus überliefert.[144]

Kampfesweise

Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die Kampfesweisen im gesamten skandinavischen, englischen und irischen Raum in der Wikingerzeit in etwa gleich waren, so dass die Berichte aus den Quellen einigermaßen repräsentativ sind. Auch über die Zeitachse dürften keine großen Veränderungen eingetreten sein. Die Quellen sind im Wesentlichen die Sagas und die Heimskringla Snorri Sturlusons. Beide Quellen sind erst nach der Wikingerzeit verschriftlicht worden, teilweise Jahrhunderte nach den Ereignissen. Deshalb sind durchaus Zweifel an den Schilderungen über den Ablauf von Ereignissen angebracht. Gleichwohl können einige Informationen als glaubwürdig bezeichnet werden. Dabei handelt es sich im wesentlichen um generelle Abläufe von Kampfhandlungen, insbesondere, wenn die knappe Darstellung voraussetzt, dass die damaligen Leser das übrige aus ihrer eigenen Erfahrungswelt ergänzen konnten. Weiterhin können als glaubwürdig Informationen aus den in den Quellen zitierten Skaldenstrophen eingestuft werden, da diese in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit den Ereignissen verfasst und ziemlich unverändert tradiert worden sind.

Stellung des Königs

Der König hatte damals noch nicht die Regierungsgewalt wie später. Er hatte weder die Gesetzgebung noch die Rechtsprechung inne und war im wesentlichen auf die lokalen Größen angewiesen. Das Heer folgte nur bedingt. Deutlich wird dies in der Auseinandersetzung zwischen König Olav und Knut dem Großen im Herbst 1027. Der König redete den schwedischen Bundesgenossen und ihrem König Önund auf einer Beratungsversammlung (húsþing - Hausthing) zu, im Herbst auf den Schiffen zu bleiben und abzuwarten, bis die Krieger Knuts nach Hause abgezogen seien und dann gegen seine geschwächte Flotte zu ziehen. Nicht der König sondern die anwesenden Führer antworteten:

„Þá tóku Svíar aðtala, segja að það var ekki ráð að bíða þar vetrar og frera ‚Þótt Norðmenn eggi þess. Vita þeir ógerla hver íslög kunna hér að verða og frýs haf allt oftlega á vetrum. Viljum vér fara heim og vera hér ekki lengur.‘ Gerðu þá Svíar kurr mikinn og mælti hver í orðastað annars. Var það afráðið að Önundur konungur fer þá í brott með allt sitt lið …“

„Sie sagten, es sei nicht geraten, den Winter und den Frost abzuwarten, auch wenn die Norweger dazu auffordern. ‚Sie wissen eben nicht, wie hier das Eis liegen kann und wie hier das Meer im Winter so häufig ganz zufriert. Wir wollen heim und nicht länger hier liegen.‘ Die Schweden murrten laut, und alle sprachen in dem gleichen Sinne untereinander. Man beschloss schließlich, König Önund solle mit seinem ganzen Heere heimziehen.“

Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 154.

In Norwegen herrschte anfangs ein Erbkönigtum, das alle Söhne gleichermaßen zum Königtum berechtigte, nach dem Ende der Bürgerkriegsperiode ein eingeschränktes Wahlkönigtum. Der König bedurfte der Akklamation durch ein Thing, aber es standen nur Männer aus königlicher Familie zur Wahl. Bei der Wahl Olavs des Heiligen zum König versprach dieser „die Wahrung ihrer alten Landesgesetze sowie den Schutz gegen ausländische Heere und Herren.[145] Dafür hatte er Anspruch auf Bewirtung, wohin er mit seinen Mannen kam.

Der König hatte eine eigene Mannschaft um sich, die später „hirð“ genannt wurde. Der König musste Vorbild im Kampfe und in der Lebensführung sein, wenn er anerkannt werden wollte. Dabei ging es weniger um seinen Titel, den er auf Grund seiner Zugehörigkeit zu einem mächtigen Geschlecht trug, als vielmehr um die Motivation, die er seiner Mannschaft einflößen konnte. So konnte Erich Blutaxt nicht schnell genug eine Flotte gegen seinen Rivalen Håkon den Guten aufstellen, „weil manche der Vornehmen ihn verließen und sich zu Håkon begaben.“[146] Auch die Erichssöhne mussten mit ihrer Mutter Gunnhild Norwegen verlassen, als Jarl Håkon nach Norwegen kam. „Sie riefen ein Heer zusammen, aber es folgte ihnen nur wenig Volk.“[147] Die besten Beispiele früher Ideale geben die Skaldengedichte, die in der Heimskringla zitiert sind, da sie die ältesten Zeugnisse sind, oft unmittelbar nach den geschilderten Ereignissen gedichtet und dann weiter tradiert. Vorlage:Spalten Im Laufe der Zeit erstarkte das Königtum. Maßgeblich waren dabei ausländische Vorbilder und Einflüsse. Nicht nur, dass Harald hårfagri seinen Sohn Hákon nach England an den Hof Aðalsteins schickte und dieser dort aufwuchs, auch später sammelten die künftigen Könige ihre Erfahrungen im Ausland, so dass Snorri dem Vater Olavs des Heiligen an Olav den Satz in den Mund legt: „Jetzt bist du nun außerdem in Schlachten bewährt und hast dich selbst nach dem Muster ausländischer Herrscher gebildet.[148]

Das Hirð

Das „hirð“ war zunächst eine Mannschaft, die dem König als Gefolge unmittelbar zugeordnet war. Allmählich entwickelte sich daraus eine Elitetruppe. Sie wurde eine kleine Gruppe mit besonderen Fähigkeiten im Kampf, die vom konungr(König) und bedeutenden jarlar unterhalten wurde. Wahrscheinlich werden Eliteverbände existiert haben, um den jeweiligen Anführer des Gesamtheeres oder der Kleingruppen im Gefecht zu schützen (s.o.). Ihre Fähigkeiten waren mit der hirth konungar der späteren Wikingerzeit aber wahrscheinlich nicht zu vergleichen. Diese waren professionelle Soldaten in einem stehenden Heer.

Berserkir

Ganz selten werden in den Quellen auch die „Berserkir“ erwähnt. Sie sollen in einer groß angelegten Schlacht zum Tragen gekommen sein. Sie sollen ein von der Hauptarmee getrenntes Korps gebildet haben und für ihre Tapferkeit und Kampfstärke bekannt gewesen sein. Bei der Schiffsbesatzung werden sie als vorderste Kämpfer am Steven genannt. Den berserkischen Standpunkt gibt das Ingeldlied bei Saxo Grammaticus wieder: Das Gelübde, Haar und Bart nicht zu pflegen. Nicht einmal im Frieden lassen sie sich zu milderer Tracht herbei... Keiner hat Haus oder Hof oder sonst ein Geschäft. Wohin sie kommen, werden sie bewirtet, Verschwender des fremden, Verächter des eigenen Gutes. Ihre misstrauische Grundhaltung kommt in der Hávamál zum Ausdruck:

Also: lass dich nicht mit zweien ein, rede nicht viel und sei misstrauisch - das Schwert sitzt locker. Oder:

Aus den Quellen wird nicht deutlich, wie der Berserker kämpften, ob mit nacktem Oberkörper oder mit Wolfsfell. Möglicherweise kam beides vor. Þorbjörn Hornklofi dichtete:

Aus der Stelle lässt sich nicht entnehmen, ob die „Berserkir“ mit den „Wolfspelzen“ identisch sind, oder ob es sich um zwei Gruppen handelt. Der oft zitierte Tacitusbericht über die chattischen Bärenhäuter liegt weit vor dieser Zeit und auch so fernab, dass es fraglich ist, ob sie als Beleg für die Berserker in Anspruch genommen werden können. Über Verbindungslinien gibt es keine Quellen, und die totemistische Verwendung von Tierhäuten bei Kämpfen ist ein weltweites Phänomen. Weder die fränkischen noch die angelsächsischen Quellen erwähnen bei den Wikingereinfällen die Berserker.

Bewaffnung

Neben den Grabbeigaben sind auch die Gesetze eine zuverlässige Quelle für die Bewaffnung. Dabei ist davon auszugehen, dass sie die Mindestbewaffnung nicht vollständig aufzählten, sondern sich aus der aufgezählten Bewaffnung für den Zeitgenossen das übrige sich ergab.

So gibt das Gulathingslov in § 309 über das Waffenthing (Waffenappell) Auskunft, welche Bewaffnung man für erforderlich hielt:

„Nu scolo menn vapn sin syna sem mælt er i logum. scal maðr hava breidoxe. æða sverd. oc spiot. oc sciolld þann at versta koste er liggia scolo iarnspengr þriar um þveran. oc mundriði seymdr með iarnsaumi.…“

„Nun sollen die Männer ihre Waffen vorweisen, wie es in den Gesetzen bestimmt ist. Der Mann soll haben eine Breitaxt oder ein Schwert und einen Speer und einen Schild, über den bei geringstem Aufwand drei Eisenbänder querüber gelegt sind und der Handgriff mit Eisennägeln angenagelt ist. ... Nun sollen die Bonden auf jeden Ruderplatz zwei Dutzend Pfeile und einen Bogen stellen.“

Norges gamle love indtil 1387. Bd. 1 S. 101. Deutsch: Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings. Übs. von Rudolf Meißner. Weimar 1935.

Über Helme oder Panzerung sagt die Vorschrift nichts. Auch in den Grabbeigaben der Bevölkerung sind weder Brünnen noch Helme nachzuweisen. Daraus schließen manche, dass sie nicht benutzt wurden und die auf den Bildern dargestellten konischen Kopfbedeckungen keine Helme gewesen seien.[149] Die Grabbeigaben richteten sich zwar nicht nach der Verwendung, sondern nach dem Eigentum des Toten, aber sie stellten nicht dessen gesamtes Eigentum dar. Daher hätten auch die abgebildeten konischen Kopfbedeckungen nicht unbedingt zu finden sein müssen. Man sieht sie auf den Holzschnitzereien der Stabkirche von Hyllestad (Schweden), die sich im Nationalmuseum in Stockholm befinden, und auf dem Teppich von Bayeux. Unter dem Kölner Dom ist unter dem Boden der dort früher gebauten merowingischen Kapelle ein Knabengrab aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts gefunden worden, in dem sich ein Spangenhelm aus 12 schmalen Bronzespangen befand, dessen Segmente aus geschnitzten Hornplatten bestanden, ebenso die Wangenklappen.[150] Wenn sie also aus Hornplatten bestanden, dürften sie nicht erhalten geblieben sein. Solche Helme aus Horn dürften auch aus späterem Missverständnis heraus die Ursache für die neuzeitliche Darstellung von Stierhörnern an den Wikingerhelmen sein. Es ist auch möglich, dass ein einfacher Kopfschutz überhaupt nicht zu den Grabbeigaben gerechnet wurde, da er nicht wie Kleidung, Waffen und Schild etwas über das Prestige des Trägers aussagte. Auch bei den Helmen gab es Qualitätsunterschiede; denn es wird besonders hervorgehoben, dass die Männer Olavs des Heiligen in der Schlacht von Nesjar „welsche“ Helme trugen.[151] Dafür spricht auch, dass Axt (Schwert), Speer, Schild und Pfeil und Bogen zur Standardausrüstung gehörten, aber in den Gräbern nur selten alle diese Waffen gemeinsam gefunden wurden. In Nordfjord sind 177 Waffengräber aus der Merowinger- und Wikingerzeit registriert. In 92 davon war nur eine einzige Waffe zu finden. 42 davon waren eine Axt, 28 waren ein Schwert und 22 ein Speer. Die übrigen hatten Kombinationen.[152] In der Egils saga, die im Ende des 9. Jahrhunderts spielt, heißt es: „Als Kveldulf zum Hinterdeck zurückkahm, hob er die Streitaxt und schlug sie Halvard durch Helm und Haupt, dass sie bis zum Schaft eindrang.[153] In der Gunnlaugr Ormstungas saga wird am Ende von einem Zweikampf berichtet, wo in einer Kampfpause einer der Kämpfer Wasser in seinem Helm holt.[154]

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch die Hirðskrá, das Gefolgschaftsrecht aus dem 13. Jahrhundert. In diesem nachwikingerzeitlichen Gesetz wird etwas über die Bewaffnung ausgesagt, was auch Rückschlüsse auf die viel frühere Zeit zulässt:

„Varðhallz men skulu hafa i friði þessor uopn. sværð og buklara. Stalhufu oc spiot. en i ufriði alvæpni.“

„Die Männer des Wachdienstes sollen im Frieden folgende Waffen haben: Schwert und Buckler, Stahlhaube und Speer, aber im Unfrieden volle Rüstung.“

Hirðskrá § 33 in Norges gamle love indtil 1387. Bd. 2 S.424.

Und dann heißt es weiter:

„Das ist den meisten bekannt, dass alle alten Landesgesetzbücher die gesetzlichen Waffen der Bonden festsetzen, für den Vollbonden nach seinem Stande, den Kleinbauern nach seinem und einzelne auch ebensowohl für die Knechte, wenn es Not tut. Doch sind nun alle in ihrem Stande über das hinausgegangen, was damals bestimmt worden war, nach dem Rate der besten Männer.

Der Gefolgschaftsmann soll einen Waffenkoller haben und darüber einen Panzerrock oder eine Brünne, dazu eine Stahlhaube und ein Schwert und einen guten Schild, Speer und Buckler und einen Handbogen mit drei Dutzend Pfeilen.“

Hirðskrá § 35 Abs. 1 und 6.

Die Erwähnung früherer Gesetze zeigt, dass die Pflichtbewaffnung bereits sehr früh standesabhängig war und bereits bald freiwillig überboten wurde. Viel mehr, als dass ein Kopfschutz üblich war, darf man bei dem zeitlichen Abstand zur Wikingerzeit von mehreren hundert Jahren aus dieser Stelle nicht herauslesen. Helme wie die von Sutton Hoo wurden von Führungspersönlichkeiten beim Kampf getragen. Eyvind der Skaldenverderber dichtet über eine Schlacht Håkons des Guten mit den Erichssöhnen:

Weiter heißt es dann, dass der Helm des Königs tatsächlich vergoldet war. Dies geht daraus hervor, dass er weit in der Sonne blitzte und so die Feinde anzog, so dass ein Krieger ihm einen Hut auf den Helm stülpte. Der Mann an der Seite des Königs war mit Helm und Schild, Speer und Schwert bewaffnet. Der Helm des einfachen Mannes hatte einen Metallschutz für die Nase. Sie ist nicht nur auf den Abbildungen erkennbar, sie wird auch schriftlich erwähnt: „[[König Olav] hieb Þorgeir von Kvistað ... quer über das Gesicht, und er zerschlug ihm die Nasenkappe (nefbjörg á hjálminum) des Helms ...“.[155]

Rein technisch war die Axt ein einfacher herzustellendes Gerät und war auch vielseitiger zu verwenden. Das Frostathingslov präzisiert, dass eine Axt nur dann als ordnungsgemäß anzusehen war, wenn sie geschäftet war. Die Axt hat offenbar in der Wikingerzeit eine Renaissance erlebt. Es gibt verschiedene Typen. Die Streitaxt war zur Arbeit weniger geeignet. Das Blatt war oft recht dünn, aber reichlich mit Gravuren und eingelegtem Silberdekor verziert. Allerdings ist fraglich, ob diese Äxte beim Kampf eingesetzt wurden. Meist wurde eine Schneide aus besonders hartem Stahl aufgeschweißt. Aber auch umgekehrt galt die Arbeitsaxt nicht als Streitaxt. So heißt es in der Einleitung zum Frostathingslov, dass gegenüber dem König Unrecht geschieht, dass „Männer Holzäxte zu gültigen Waffen erklären...“[156]

Die einheimischen Schwerter waren von mäßiger Qualität. Das Eisen war zu weich. Begehrt waren „welsche“ Schwerter aus Franken oder dem Rheintal.

Über Pfeil und Bogen weiß man wenig, da sie in den Gräbern nicht zu finden sind. Nach den Funden in Haithabu handelte es sich um Langbögen aus Eibenholz. Sie wurden auf den Boden aufgestellt und waren daher keine Jagdwaffen.[157] Der Skalde Guþorm Sindri verwendet für König Erich Blutaxt die Kenning „Ulmensehnenspanner“[158], woraus zu entnehmen ist, dass Bögen auch aus Ulmenholz gefertigt wurden. Die Pfeile hatten Widerhaken.[159]

Der Schild des Seekriegers war rund und konnte außen an der Reling befestigt werden. Die auf dem Teppich von Bayeux abgebildeten Langschilde wurden nicht von Seekriegern getragen. Die Schilde des einfachen Kämpfers waren einfarbig. Aber es gab auch Schilde mit abgebildeten Szenen, die offenbar die Taten des Heerkönigs darstellten. So dichtet der Skalde Ottar der Schwarze über den Wikingzug Olav Haraldssons nach Poitou:

Du konntest, junger König,
kampffroh heeren in Poitou.
Unterm Schild, dem schön gemalten,
standest Du im Tuskalande.[160]

Der Dichter Þorbjörn Hornklofi sagt in seinem Gedicht über die Schlacht am Hafrsfjord über die Besatzung der feindlichen Schiffe:

Es ist auch überliefert, dass es Schilde mit einem aus Gold eingelegten Kreuz gab. Dies wird nicht nur für die Krieger auf dem Schiff „Mannshaupt“ in der Schlacht bei Nesja gesagt, sondern auch vom Schild König Olavs in der Schlacht bei Stiklestad.[161]

 
Griffe von Schwertern aus der Vikingerzeit

Ein gutes Schwert wurde aus mehreren Lagen zusammengeschweißt. Es waren zwei Arten gebräuchlich: Entweder man hatte harte Schneiden auf jeder Seite und in der Mitte weicheres Material, oder man hatte ein durchgehend hartes Schwertblatt und auf Ober- und Unterseite eine Lage weicheres Eisen. Die Schwerter waren zweischneidig und verjüngten sich zum Ende. Sie wurden zuerst im Frankenreich entwickelt. Gesucht waren importierte Schwerter, besonders aus dem Rheintal. Auf einer Reihe skandinavischer Schwerter sind ausländische Warenzeichen eingraviert, z. B. ULFBERTH oder INGELRI. Es gibt so viele Schwerter mit diesen beiden Wörtern, dass es sich um Schwertsorten gehandelt haben könnte. Die Frankenkönige verboten zwar den Schwertexport an die Wikinger unter Todesstrafe, aber ohne Erfolg. Die Qualität der einheimischen Schwerter war anfangs nicht besonders gut. Das Eisen war zu weich. In den Sagas wird berichtet, dass sich die Schwerter beim Kampf verbogen und mit dem Fuß geradegetreten wurden. In der Geschichte über die Schlacht bei Svolder heißt es: „[König Olav] sah, dass die Schwerter schlecht schnitten. Da rief er laut: ‚Was teilt ihr so stumpfe Hiebe aus: Ich sehe, dass keiner von ihnen mehr schneidet.‘ Ein Mann antwortete: ‚Unsere Schwerter sind stumpf geworden und arg zerschlagen‘. Da ging der König hinab in den Vorraum des Schiffes, schloss die Lade des Hochsitzes auf, nahm viele scharfe Schwerter heraus und gab sie seinen Mannen.“[162] Den Zeitgenossen Snorris muss die schlechte Qualität der Schwerter geläufig gewesen sein und auch, dass ein „welsches“ Schwert, wie sie der König aus seiner Truhe holte, einen so hohen Wert darstellte, dass er es sich nicht leisten konnte, seine gesamte Mannschaft damit auszurüsten. Der Import nach Norwegen bezog sich im Wesentlichen auf die Klingen. Die Griffe mit Knauf wurden von heimischen Schmieden mit aufwändiger heimischer Verzierung angebracht, die auch die Datierung ermöglicht.[163] Sehr gute Schwerter erhielten auch einen Namen. So hieß das Schwert von Þórálfur hinn sterki Skólmsson (Þoralfur der Starke) „Fetbreiður“ (Breitfuß) und das Schwert König Olavs des Guten hieß „Kvernbit“ (Mühlsteinbeißer).[164]

Eine weitere Waffe, insbesondere im Schiffskampf, war der Speer (spjót). Er wurde von Schiff zu Schiff geworfen, und man war offenbar sehr treffsicher.[165] Auch Speere wurden mit Gold eingelegt.[166] Daneben gab es noch einen leichten Wurfspeer (gaflak), der selten erwähnt wird.[167] In der Ólafs saga helga wird auch ein „höggspjót“ erwähnt.[168] Sie wird ein Import gewesen sein. Es gibt noch weitere Wörter für Spieße, von denen man nicht weiß, wie sie aussahen und worin sie sich unterschieden: „atgeirr“, „kesja“, „fleinn“, „heftisax“, „gaflak“, „brynþvari“, „bryntröll“ und „brynklungr“.

Ein weiterer Schutz waren Ringbrünnen.[169] Sie waren aber nicht allgemein verbreitet. Denn in der Schlacht bei Nesjar wird hervorgehoben, dass die Männer Olavs im Gegensatz zu den Männern seines Gegners Jarl Sveinn wegen dieser Brünnen kaum verwundet wurden.[170]

Schiffe

Siehe Hauptartikel Wikingerschiff, Wikingerschiffbau, Langschiff und Knorr

Der Kampf zu Wasser

 
Frühe Darstellung von Seekriegern. Die roten Schilde deuten auf Dänen hin.

Man kämpfte nicht gern zu Wasser. Nahkampf war kaum möglich, und man konnte nur wenige Männer gleichzeitig kämpfen lassen. Denn man kämpfte hauptsächlich Steven gegen Steven und ging selten längsseits, da dies das Rudern nicht erlaubt hätte. Wenn man in Ufernähe war, zog man den Landkampf vor. So wird von der Sognschlacht berichtet, dass die Kontrahenten Jarl Håkon und König Røgnfeld mit ihren Flotten nach Sogn fuhren, dort aber an Land gingen und sich auf abgestecktem Kampffeld eine reguläre Schlacht lieferten.[171] Die Schiffe dienten dann vor allem als Fluchtmöglichkeit nach verlorener Schlacht. Es war nun damals Sitte, wenn man eine Seeschlacht liefern wollte, die Schiffe zusammenzubinden und vom Schanzdeck am Vordersteven aus zu kämpfen.[172] Über die Auseinandersetzung zwischen Jarl Håkon und Ragnfrød heißt es: „Sie stritten von den Stevenschanzen, wie man damals tat.“ Þorbjörn Hornklofi dichtete zu einer solchen Seeschlacht: „... Brünnens Vögel flogen / viel in Sköguls Spiele...[173] „Brünnens Vögel“ ist die Kenning für „Pfeile“, Skögul eine Valküre und „Sköguls Spiele“ sind die Schlacht. In der Seeschlacht waren der Pfeil und der Speer die wichtigsten Waffen. Genaueres erfährt man im Zusammenhang mit der Schlacht Jarl Håkons mit den Jomswikingern. Er verfügte über 180 Schiffe.

„Beide Teile ordneten ihr Heer zum Angriff. In der Mitte der Schiffsaufstellung der Jomsburger war das Banner des Jarls Sigvald. Dorthin richtete Jarl Håkon seinen Angriff. Sigvald hatte 20 Schiffe, aber Håkon 60. In dem Heer Jarl Håkons waren Anführer Þorir Hirsch von Helgeland und Styrkar von Gjemse. Auf dem einen Flügel der Seekrieger von Jomsburg standen Bui der Starke und sein Bruder Sigurd mit 20 Schiffen. Denen hatte Jarl Erich Håkonsson 60 Schiffe gegenübergestellt, und die Befehlshaber unter ihm waren Gudbrand der Weiße aus dem Oberland und Þorkel Leira, ein Mann aus Vik. Auf dem anderen Flügel der Feinde hatte sich Vagn Akisson mit 20 Schiffen aufgestellt, ihm gegenüber aber Svein Håkonsson und mit ihm Skeggi aus Ophaug auf Örlandet und Rögnvald aus Ervik auf Stadt mit 60 Schiffen.“

Heimskringla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 40.

Die Flotten waren also in drei selbständige Verbände aufgeteilt. Es folgt eine detaillierte Schilderung des Kapfverlaufs:

„Die Seekrieger (Jomswikinger) hatten größere Schiffe, und deren Bordwand war höher, doch wurde auf beiden Seiten höchst tapfer angegriffen. Vagn Askisson stieß so gewaltig vor auf das Schiff Svein Håkonssons, dass dieser rückwärts rudern ließ und beinahe floh. Da stürmte Jarl Erich dorthin und vor in die Schlachtreihe auf Vagn. Vagn ließ jetzt zurückrudern, und seine Schiffe lagen wieder, wo sie zuerst gestanden hatten. Nun kehrte Erich zu seiner Schlachtreihe zurück, wo seine Leute inzwischen zurückgegangen waren, da Bui die Verbindungstaue durchhauen hatte und dabei war, sie völlig in die Flucht zu treiben. Da legte sich Jarl Erich an die Längsseite von Buis Schiff, und nun entbrannte ein höchst erbitterter Nahkampf mit Hiebwaffen, und zwei oder drei Schiffe Erichs das eine Buis an. Jetzt brach plötzlich ein böses Wetter los und ein Hagelsturm, dass jedes Korn eine Unze wog. Nun hieb Sigvaldi die Verbindungsseile durch und wollte fliehen. ... Sigvaldi ruderte nun fort mit 35 Schiffen, und nur 25 blieben noch zurück. Bei diesem Ansturm stiegen die Mannen Erichs auf das erhöhte Hinterdeck, wo Bui stand. Da traf Þorsteinn Mittlang Bui gerade auf die Nase, und er zerschlug ihm das Nasenbein. Das setzte eine gewaltige Wunde, aber Bui hieb den Þorsteinn in die Seite,, so dass der Mann in der Mitte des Leibes auseinander gehauen wurde.“

Heimskringla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 41.
 
Drachenschiff

Die Schilderung der Seeschlacht bei Svolder zeigt weitere Details: Die Schiffe ruderten erst, nachdem sie zusammengebunden waren, gegen den Feind. Auf besonderen Befehl des Königs und gegen die Warnung des Bannerträgers am Steven wurde der „Lange Wurm“ um das Maß seiner Überlänge nach vorn geschoben, so dass sein Heck auf gleicher Linie mit den Nachbarschiffen lag. Das bedeutet, dass der Bug der Nachbarschiffe an die Bordwand gebunden wurde. Daraus ergibt sich, dass in der Regel die Steven von Schiffen ungleicher Länge gleichauf lagen. Der Sinn dieses Aneinaderbindens ist nicht ganz klar. Jedenfalls diente die Maßnahme nicht dazu, zu verhindern, dass sich feindliche Schiffe zwischen die eigenen drängten. Denn das hätten Taue nicht verhindern können. Außerdem hätte das Schiff dann zwei gegnerische Nachbarn gleichzeitig gehabt. Die Mannschaft auf dem Schanzdeck des „Langen Wurms“ zog das gegenüberliegende Schiff mit Enterhaken heran. Das heißt, dass ohne eine solche Maßnahme die gegenüberliegenden Schiffe sich nicht berührten. Man kämpfte also mit Pfeil und Bogen und mit Speeren. Erst als sie herangezogen waren, kämpfte man auch mit Hiebwaffen. Man ging aber nicht auf das gegnerische Schiff. Das tat man nur, wenn man längsseits an das feindliche Schiff ging. Das war eine parallele Kampfweise, die in der Schlacht bei Svolder Jarl Erich mit seinem Schiff „Eisenbart“ anwendete. Diese Kampfweise wendete auch Olaf Haraldsson bei seiner ersten Kriegsfahrt gegen Wikinger in der Ostsee an: „Olaf hatte viel geringere Mannschaft aber größere Schiffe. Er legte seine Schiffe zwischen einige Seeklippen, so dass es den Wikingern unmöglich war, sich zum Angriff daneben zu legen. Dann aber warf er mit seinen Leuten Enterhaken auf die zunächstliegenden Schiffe der Feinde, zog sie zu sich heran und säuberte sie dann von der Mannschaft.“ Dieser Ausdruck "säubern" wird in der Regel verwendet, wenn ein Schiff längsseits gelegt wird und man mit der Handwaffe auf das gegnerische Schiff springt. Die Klippen verhinderten, dass sich wikingische Schiffe gleichzeitig an beide Seiten legen konnten.

Wie beim Landkampf trug man auch ein Banner auf dem Schiff des Königs, das man ihm auch dann vorantrug, wenn er ein anderes Schiff enterte. Auch dabei spielte die Selbstdarstellung des Königs eine Rolle: Die Fahnenstange Olavs des Heiligen in der Schlacht bei Nesjar war vergoldet, wie der Augenzeuge Sigvat berichtet.[174]

Der Kampf zu Lande

Wenn es eine Auseinandersetzung mit einzelnen Bonden kam, insbesondere bei Racheunternehmungen, so war die übliche Taktik, in der Nacht zu seinem Hof zu gehen, diesen zu umstellen und anzuzünden, so dass alle darin verbrannten.

„Eines Abends ging Harek mit der Schar seiner Knechte an Bord des Schiffes, und er hatte fast 80 Mann um sich. Sie ruderten die Nacht hindurch, und in der Morgenfrühe kamen sie zu Grankels Wohnsitz und schlossen einen Kreis um sein Gehöft. Dann machten sie dort einen Angriff und legten Feuer an das Haus. In diesem mussten nun Grankel und seine Hausgenossen verbrennen, einige aber wurden noch draußen erschlagen.“

Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap 169.

Im Kriege stellte man sich in Schlachtformation auf. So heißt es in der Geschichte von Halfdan dem Schwarzen, dass er, als das feindliche Heer anrückte, seine Männer in Schlachtordnung aufstellte, ohne dass diese genauer beschrieben wird.[175] Das gleiche wird über die Auseinandersetzung zwischen Erich Blutaxt und seinen Brüdern Olafs und Sigrød in Tðnsberg gesagt: „Als er nun nach Tønsberg kam, da gingen Olav und Sigrød mit ihrem Heer auf einen Hügel im Osten der Stadt und stellten dort ihr Heer in Schlachtordnung auf.[176] Das Ritual wird bei der Schlacht bei Fredøberg zwischen Hakon dem Guten und den Erichssöhnen erwähnt. Diese waren mit Schiffen von Dänemark gekommen. „König Håkon sandte Botschaft an sie und forderte sie auf, an Land zu gehen, indem er sagen ließ, er habe für sie ein Kampffeld zu Rastakalf mit Haselzweigen abgesteckt.[177] Überhaupt ist dies eine der wenigen Schlachtenschilderungen mit Einzelheiten. Die Erichssöhne waren zahlenmäßig überlegen. Håkon lässt sein Heer daher in Linie aufstellen, damit sie nicht umfasst werden könnten. Das war offenbar sonst nicht üblich. Dann wird von einer Kriegslist berichtet: Man nahm zehn Krieger mit 10 Bannern und ließ diese um den Feind herum hinter einen Hügel gehen. Dort gingen sie hinauf und wurden, da man nur die Banner sah, von dem feindlichen Heer für eine große Kriegerschar gehalten, so dass sie vor der vermeintlichen Übermacht flohen.

Man kannte im Krieg verschiedene Formationen, die man im Kampf zweier größerer Kampfgruppen anwenden konnte. So gab es zum einen die Formierung einer geschlossenen Phalanx oder einem Schildwall bei der die Lanze zum Einsatz kam. Hierbei befand sich die Hauptstreitmacht in der Mitte und an den beiden Flügeln befanden sich kleinere Gruppen um den Feind zu umgreifen. Der Tod des Anführers hätte eine Schlacht sofort beendet, weshalb man diesen durch eine „Schildburg“ schützten mußte, hinter der er mit seinem Banner Bezugspunkt des Heeres war und die Aktionen koordinierte. Eine bekannte Formation war der „Eberkopf“, eine Keilformation, hinter der eine tief gestaffelte quadratische Formation aufgestellt war und bei den Römer „caput porci“ hieß. Nach Saxo Grammaticus zeigte Odin dem dänischen Helden Harald die Kunst, ein Heer zur Schlacht aufzustellen: Es war dies eine Schlachtordnung mit drei spitz zulaufenden Keilen (Eberkeilordnung), die einer in die Tiefe gestaffelten, in rechteckiger Form aufgestellten Mannschaft vorangehen.[178]

Über den Beginn der Schlacht erfährt man: Als nun die Schlachtreihen zusammentrafen, gab es eine erbitterte und mörderische Schlacht. Als die Männer aber die Speere verschossen hatten, da schwang man Schwerter.[179] Die Schlacht wurde also mit den Kriegsrufen, Pfeilschüssen und Speerwürfen eingeleitet.[180] Während des gesamten Kampfes wurde mit Pfeilen geschossen und wurden Speere geworfen. Wie im Kapitel Bewaffnung zitiert, fielen sogar am Ende des Kampfes „Pfeile und Speere wie Schneeflocken“. Und der Skalde Erich Schalenklang spricht von einem „Pfeilgewitter“ und vom „Ger-Regen.“.[181] Etwas geneuer beschreibt die Schilderung der Schlacht bei Stiklestd das Vorgehen: „Die zuvorderst standen, hieben mit den Schwertern, die zunächst hinter ihnen stießen mit den Speeren, aber alle die, die noch weiter zurück waren, schleuderten Spieße, schossen Pfeile, oder sie warfen mit Steinen und Handäxten oder mit anderen Wurfwaffen.[182]

Gleichwohl wird des öfteren geschildert, dass die Kämpfer ihre Rüstung unmittelbar vor dem Nahkampf abwarfen. Das Gedicht von Eyvind skáldaspillir über den Kampf Hákons des Guten mit den Erichssöhnen wurde schon zitiert. Im Text heißt es dann weiter: „König Håkon (der Gute) aber kämpfte mit solchen Mut, dass er ohne Helm und Brünne dem Heer weit voraus war.“[183]

In den Gräbern von Reitern fanden sich auch Zaumzeug, Sporen und Steigbügel. Sie waren aber offenbar nur den oberen Gesellschaftsschichten vorbehalten.[184] In den Gräbern Berittener aus der jüngeren Wikingerzeit sind auch Lanzen als Stoßwaffe gefunden worden.[185] In den skandinavischen Quellen wird aber vom Einsatz von Reitern in einem Kampf nichts berichtet, wohl aber in den angelsächsichen und fränkischen Quellen (siehe dazu den Artikel Wikinger). Sie dienten der Aufklärung und dem schnellen Transport von Personen. Pferde wurden auf den Plünderungsfahrten aus Platzgründen nicht mitgeführt, sondern vor Ort rekrutiert.

Schanzen

Am bekanntesten ist das Danewerk. Siehe Hauptartikel Danewerk Aber auch sonst sind solche Anlagen erwähnt. So war der Handelsplatz „Suthringa Gewarc“, heute der Stadtteil Southwark von den Dänen stark befestigt worden: „Sie hatten tiefe Gräben gezogen. An deren Innenseite war ein Wall aus Holz, Torf und Steinen errichtet, und auf diesen hatten sie ein mächtiges Heer gelegt.“[186] Auch in fränkischen Quellen wird häufig von umfangreichen Befestigungen der Stützpunkte berichtet, die von Sklaven und Gefangenen auszuführen waren (siehe Artikel Wikinger).

Bildung und Kunst

Über den Alphabetisierungsgrad in der frühen Wikingerzeit weiß man wenig. Aber aus dem 12. Jahrhundert ist ein Gedicht des Jarls Rögnvaldr Kali auf den Orkneys überliefert:

Neun Künste sind mir vertraut:
Brettspiele beherrsche ich gut,
Bei den Runen irre ich mich selten
Lesen kann ich, Eisen und Holz bearbeiten,
Über das Land mit Skiern gleiten,
Den Bogen spannen, rudern nach Herzenslust,
Meinen Geist in beiden Künsten üben
Den Lai dichten und die Harfe spielen.[187]

Wenn er sich dessen rühmt, wird nicht alles Allgemeingut gewesen sein. Aber daraus lassen sich kaum Rückschlüsse auf die Allgemeinbildung im 9. Jahrhundert ziehen. Gleichwohl schint man schon sehr früh große Freude an der Sprache gehabt zu haben. Immerhin tauchen die Runen zwar schon um 200 auf, werden aber nicht für Literatur verwendet. Aber imm 11. Jahrhundert wird man von einer weiteren Verbreitung der Lesefähigkeit ausgehen dürfen.

Ornamentik

Siehe Hautptartikel Germanischer Tierstil.

Die Ornamentik der Wikingerzeit stand in einer in ganz Norwest-Europa fortlaufenden künstlerischen Tradition. Die Hauptmotive waren zoomorph und wurden verwendet, um Objekte dfes täglichen Gebrauchs, besonders Schmuck und Waffen, zu verzieren. Vom Ende des 7. Jahrhunderts an wurden ausländische Einflüsse in der skandinavischer Kunst schnell und oft fast nicht wieder zu erkennen unter einer eigenständigen einheimischen Kunst verarbeitet. Diese zoomorphen Ornamente werden unter der Bezeichnung Germanischer Tierstil zusammengefasst.

Literatur

Siehe die Hauptartikel Skalde und Altnordische Literatur

Die bekanntesten Werke der skandinavischen Dichtkunst sind die Skaldendichtung und Sagastoffe, die zwar erst lange nach der Wikingerzeit niedergeschrieben worden sind, die aber in ihren wesentlichen Elementen auf mündliche und auch rudimentär schriftliche Überlieferung aus der Wikingerzeit zurückgehen. Ihre Niederschrift erfolgte später meist in Island, aber auch an norwegischen Machtzentren. Woher die ungewöhnlich plötzliche Blüte der Literatur gekommen ist, gehört zu den Rätseln der skandinavischen Literaturgeschichte. Dass die Tradition von Dänemark mit den Angeln nach England und von dort nach Island gekommen sei, wäre angesichts des Beowulf eine Möglichkeit. Im fränkischen und angelsächsischen Bereich entwickelte sich die Annalistik Angelsächsische Chronik), die dann auch auf Island rege Verbreitung fand.

Mission

 
Ansgars Kreuz in Birka

Ansgar und Rimbert hatten bereits im 9. Jahrhundert ihre Missionstätigkeit in den wichtigsten Knotenpunkten der Handelsrouten Haithabu, Ripen und Birka begonnen. Dies war in der Zeit, in der die Wikingerzüge noch am Anschwellen waren, worauf auch Adam von Bremen die fehlende Kontinuität der Mission nach diesen Missionaren zurückführte.[188] Die schwedische Wikingerherrschaft an der Schlei scheint sich als Riegel ausgewirkt zu haben. Denn erst nach dem Sieg Heinrich I. über die Schweden an der Schlei machte sich wieder ein Missionar, Erzbischof Unni, auf, der 936 in Birka getötet wurde. Auf der anderen Seite kamen die Wikinger auf ihren Fernfahrten bereits vielerorts mit dem Christentum in Berührung, was zu einer Relativierung der eigenen Glaubensvorstellungen geführt haben muss. Im Danelag wurde der heimatliche Kult nicht wieder aufgenommen, jedenfalls zeugt kein Ortsname davon.[189] Der Beginn der endgültigen Missionierung des gesamten Nordens kann auf das zweite Drittel des 10. Jahrhunderts angesetzt werden. Für Dänemark war die Taufe Harald Blauzahns der entscheidende Wendepunkt. Davon zeugt nicht nur der Jellingstein, sondern auch die Umgestaltung des Heiligtums König Gorms, einem großen Bautastein-Dreieck mit einem Runenstein in der Mitte und Königin Thyres Grabhügel als Abschluss, in einen Kirchhof. Eine ganze Reihe von Missionsbischöfen, zu denen auch der dänische Adlige Odinkar der Ältere gehörte, bemühte sich mit unterschiedlichem Erfolg um die Christianisierung. Er soll auch in Schonen und auf den Inseln gewirkt haben.[190] In Schweden wurde Sigtuna christliches Zentrum Svealands. Die Verbindung christlich gewordener Waräger in der Rus mit ihrer alten Heimat, für die die Ehe der Tochter Olof Skötkonungs Ingegerd mit dem Großfürsten Jaroslav I. ein Zeugnis ist, führte zum Einfluss des ostkirchlich geprägten Christentums in Schweden.[191] Die Runensteinsitte in der Mitte des 11. Jahrhunderts war dort ziemlich früh christlich geprägt. Dagegen tragen in Dänemark zur Zeit Svens und Knuts die Steine nur zu einem fünftel christliche Merkmale. Die gleichzeitigen Steine Västergötlands sind dagen bereits zu einem Drittel christlich, bei dem wenig jüngeren Material Östergötlands sind sie es bereits zur Hälfte bis fast zwei Drittel. Auch Smålands Steine dieser Zeit sind schon fast zu zwei Dritteln christlich.[192]

Die Mannestugenden blieben davon unberührt. Sie werden mit gleichen Worten auf heidnischen und christlichen Runensteinen gepriesen: Freigiebig, tüchtig, guter Hausherr (oder Bauer), ohne Falsch, wortmild, weise in seiner Rede (wohl auf der Thingversammlung), geschickt und wendig. Sogar die Rachbegierde überlebte auf den Runensteinen die Christianisierung.[193]

Bezeichnung der Runensteine

Fußnoten

  1. De Danskes Kultur i Vikingetiden (1873)
  2. Askeberg S. 129.
  3. Kaufhold, Roesdahl, Sawyer.
  4. Brather S. 81.
  5. Svanberg S. 28 ff.
  6. Svanberg S. 32.
  7. Svanberg S. 38. f.
  8. Sie werden in der Ólafs saga helga Kap. 141 im Zuge der Verfolgung geflüchteter Männer erwähnt.
  9. U 16
  10. Upplandslagen von 1296, kununx balker X § 66: Nu biufler konongr lifl ok leflung ut. biuz ut rofl ok ræt. ... „lifl“ = lið = Königsgefolge. „leflung“ = leðung = Bauernheer. „rofl“ = róð = Ruder- und Kriegermannschaft. „ræt“ = reþ = Schiffsausrüstung. Man kann davon ausgehen, dass der Begriff „róð“ bereits 200 Jahre früher diese Bedeutung hatte.
  11. Boyer S. 70.
  12. Bischofsgeschichte der Hamburgischen Kirche IV, 26 ff.
  13. Heimskringla, Die Geschichte von Hakon dem Guten. Kap. 14–16.
  14. Heimsringla. Ólafs saga helga. Kap 23.
  15. Boyer S. 62. Boyer sagt nicht, woher er die Ideale der vorchristlichen Skandinavier kennt, da er als Anhänger der so genannten „radikalen Quellenkritik“ so gut wie alle Quellen verwirft.
  16. Zettel S. 213 ff.
  17. Zitat bei Zettel S. 215.
  18. Svanberg S. 33.
  19. Svanberg S. 34.
  20. Svanenberg S. 62 f.
  21. Ein typisches Beispiel ist U 209 (eine Felsritzung): Þorstein machte dieses nach Ærinmund, seinem Sohn; er kaufte diesen Hof und erwarb Reichtum ostwärts in Garðarríki.
  22. „‚Svá er mér farit,‘ kvað karl, ‚sem þeim, er ekki eigu undir sér, ok verðr heitum heimskr maðr feginn.‘“ („Mir geht es wie denen“, sagte der Mann, „die nichts zu verlieren haben. Auch freut sich über Versprechungen nur der Dummkopf.“) Þorsteins þáttr stangarhöggs (Die Erzählung von Thorstein Stangenhieb) Kap. 5.
  23. Svanberg S. 70.
  24. Runeinnskrifter fra Uppland (U) 668: Stærkar und Hjörvarð ließen diesen Stein errichten nach ihrem Vater Gæiri, der westwärts im Tinglið war. Gott helfe seiner Seele. Danach ein Kreuz.
  25. Ruprecht S. 165.
  26. Annales fuldenses für 882
  27. Falk S. 5.
  28. Jankuhn S. 25 ff.
  29. Adam von Bremen, Buch 4 Kap 21.
  30. Ruprecht S. 31.
  31. DR 66: Gunnulfr ok Eygautr/Auðgautr ok Áslakr ok Hrólfr reistu stein þenna eptir Fúl, félaga sinn, er varð ... dauðr, þá konungar bôrðusk. Gunnulf und Eygaut, Asgaut und Áslek und Rolf setzten diesen Stein nach Fúl, ihrem félagi, er wurde ... getötet, als die Könige kämpften.
  32. DR 279: Saxi setti stein þenna eptir Ásbjôrn, sinn félaga, Tó[f]a/Tó[k]a son. Sá fló eigi at Uppsôlum, en vá með hann vápn hafði. (Saxi setzte diesen Stein nach Ásbjörn, seinem félagi, Tofi Tokis Sohn. Er floh nicht bei Uppsala, solange er Waffen hatte.)
  33. DR 330: ..."usti" ok Gunnarr ... steina þessa eptir ... [ok] ...bjôrn, félaga sín[a]. Þeir drengjar váru v[íða] [ón]eisir í víkingu. (...usti und Gunnar setzten diese Steine nach ... und ...björn, ihren félagi. Die drengir waren (weit umher) furchtlos auf Wiking.)
  34. Ruprecht S. 70.
  35. Anonymous Þulur, 13. Manna heiti, 7 — Þul Manna 7III: Innhýsingar, / aldaþoptar, / sessi ok máli, / serlar og fylgðir, / þá eru félagar / ok frændr saman, / vinr, einkili, / verðung, halir. (Leute unter einem Dach, alte Freunde, der Ruderbankgenossen und Gesprächspartner, Kampfgenossen und Gefolgsleute, das sind "félagar", und Verwandte zusammen, Freund, Schiffsgenosse, die Hofgesellschaft, Männer).
  36. Hávamál Strophe 52: Mikit eitt / skal-a manni gefa; / oft kaupir sér í litlu lof, / með halfum hleif / ok með höllu keri / fékk ek mér félaga. (Die Gabe muss nicht immer groß sein. Oft erwirbt man mit wenigem Lob. Ein halbes Brot, einen Schluck im Becher gewann mir wohl die félaga.)
  37. U 391: Frísa gi[ldar] ... þessar eptir Albóð, félaga Slóða. Kristr hinn helgi hjalpi ônd hans. Þorbjôrn risti. (Die Friesengilde ... dies nach Albóð, Slóðis félagi. Der heilige Christ helfe seiner Seele. Þorbjörn ritzte.)
  38. Ruprecht S. 72.
  39. Ruprecht S. 32.
  40. Ruprecht S. 33.
  41. Ruprecht S. 33.
  42. A. Bugge zitiert in Ruprecht S. 34.
  43. Ruprecht S. 36.
  44. Schnall S. 135.
  45. Eva G. R. Taylor: The Haven-Finding Art. S. 77 f.
  46. Schnall S. 148.
  47. Schnall S. 145.
  48. Schnall S. 156.
  49. Schnall S. 160, wo die Fahrtziele in den Sagas statistisch ausgwertet werden.
  50. Nach Zettel S. 14-25.
  51. P. A. Munch: Det Norske Folks Historie. Kristiania 1851. Otto Lauffer: Die Entwicklungsstufen der germanischen Kultur. Umwelt und Volksbrauch in Altgermanischer Zeit. In: Hermann Nollau: Germanische Wiedererstehung. Heidelberg 1926. Andreas Heusler: Altgermanische Sittenlehre und Lebensweise. In: Hermann Nollau. a. a. O.
  52. J.M. Strinnholm: Staatsverfassung und Sitten der alten Skandinavier. Hamburg 1839. George Macauly Trevelyan: Geschichte Englands. München 1947. G. Authén-Blom im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Stichwort: Adel - Norwegen.
  53. M. Depping: Histoire des éxpeditions maritimes des Normandes et de leur établissement en France au Xe siècle. Paris 1844.
  54. Heinrich Mitteis: Der Staat des hohen Mittelalters. Grundlinien einer vergleichenden Verfassungsgeschichte des Lehnszeitalters. Weimar 1962 S. 96 dürfte der letzte Vertreter in der Wissenschaft gewesen sein.
  55. Umfangreiche Nachweise aus der Literatur sind bei Zettel S. 14-16 aufgelistet.
  56. Jørger Bukdahl: Danish Heroic Legends. In: Buckdahl u. a. (Hrg.): Scandinavia Past and Present. From the Viking to the Absolute Monarch. Arnkrone 1959.
  57. Einzelnachweise bei Zettel S. 18. Als Beispiel sei herausgegriffen August Nitschke: Beobachtungen zur normannischen Erziehung im 11. Jahrhundert. In: Archiv für Kulturgeschichte XLIII Heft 3 (1961).
  58. Dudo von Saint-Quentin: De moribus et actis primorum Normanniae ducum libri tres. In: Migne patrologia latina 141. Sp. 610–738.
  59. Ernst Moritz Arndt: Nebenstunden. Leipzig 1826, S. 26 ff. Johannes Steenstrup: Normannerne. Bd. 1. Kopenhagen 1876, S. 258 ff. Weitere Literatur bei Zettel S. 19.
  60. Walther Vogel: Die Normannen und das Fränkische Reich bis zur Gründung der Normandie (799-911). Heidelberg 1906. Weitere Nachweise bei Zettel S. 20.
  61. Marc Bloch: La societé Fódale. Paris 1949. Holger Arbmann: The Vikings. London 1962. Ulrich Nock: Nordische Frühgeischichte und Wikingerzeit. München-Berlin 1941. Felix Genzmer: Germanische Seefahrt und Seegeltung. München 1944. Weitere bei Zettel S. 21 f.
  62. Weitere Autoren bei Zettel S. 22-23.
  63. J.A. Warsaae: Die Vorgeschichte des Nordens nach gleichzeitigen Denkmälern. Hamburg 1878. Weitere Autoren bei Zettel S. 23-24.
  64. David Hume: The History of England from the Invasion of Julius Caesar to the Revolution in 1688. Bd. I. Basel 1789.
  65. Leopold von Ranke: Weltgeschichte Bd. VI. Leipzig 1885 S. 11 und Französische Geschichte vornehmlich des 16. und 17. Jahrhunderts. Bd. I Leipzig 1876.
  66. Zettel warnt S. 221 ausdrücklich und mit vollem Recht vor einem pauschalen und undifferenzierten Wikingerbegriff.
  67. Frostathingslov VII, 8, 9.
  68. Zettel S. 102.
  69. Scheibelreiter S. 160.
  70. Scheibelreiter S. 340.
  71. Gregor von Tours VII, 28.
  72. Gregor von Tours VII, 35.
  73. Scheibelreiter S. 348.
  74. Gregor von Tours VIII, 30.
  75. Qualiter nos hoc tempore victuriam obtenere possumus, quia ea quae patres nostri secuti sunt costodimus? Illi vero aeclesias aedificantes in Deum spem omnem ponentes, martyres honorantes, sacerdotes venerantes, victurias obtinuerung gentesque adversas, divino opitulante adiutorio in ense et parma saepius subdiderunt. Nos vero non solum Deum non metuemus, verum etiam sacra eius vastamus, ministros interficimus, ipsa quoque sanctorum pignera in ridiculo discerpimus ac vastamus.“ (Wie können wir Menschen dieser Zeit den Sieg gewinnen, wenn wir nicht bewahren, was unsere Väter beobachtet haben? Sie bauten Kirchen, setzten alle ihre Hoffnung auf Gott, verehrten die Märtyrer und ehrten die Priester.; so gewannen sie Siege und unterwarfen oft feindliche Völker dank Gottes Beistand mit Schwert und Schild. Wir aber fürchten nicht nur Gott nicht, sondern verheeren auch seine Heiligtümer, töten seine Diener, plündern und zerstören sogar zu Hohn und Spott die Reliquien der Heiligen.)
  76. Sed quia omnia, quae gloria vestra profert, recta veraque esse consentur, quid faciemus, quod populus omnes in vitio est dilapsus omnique homine agere quae sund iniqua delctat? Nullus regem metuit, nullus ducem, nullus comitem reveritur; et si fortassis alicui ista displicent et ea pro longaevitate vitae vestrae emendare conatur, statim seditio in populo, statim tumultus exoritur.. Et in tantum unusquisque contra seniorem saeva intentione crassatur, ut vix credat evadere, si tardius silire nequiverit.“ (Aber wenn wir auch alles, was du, ruhmreicher Herr, sagst, für wahr und richtig halten, was sollen wir machen, wenn doch das ganze Volk verderbt ist und jeder seine Lust daran hat, zu tun, was unrecht ist? Niemand scheut den König, niemand den Herzog, niemand den Grafen; und wenn dies vielleicht einem von uns missfällt und er es um deines Wohls und langen Lebens willen zu bessern sucht, sogleich entsteht im Volke Aufruhr und Empörung.)
  77. Heimskringla, Ólafs saga helga Kap. 6: Það haust barðist Ólafur við Sótasker hina fyrstu orustu. Það er í Svíaskerjum. Þar barðist hann við víkinga og er sá Sóti nefndur er fyrir þeim réð.
  78. Zettel S. 59.
  79. Hrabanus Maurus: De rerum naturis seu de universo. Jean-Paul Migne (Patrologia Latina 111), Paris 1884. Sp. 442.
  80. Alkuin: Briefe. In: Monumenta Germaniae Historica. Epistolae IV. Nr. 19 S. 43.
  81. Zettel S. 60.
  82. Ruprecht S. 50.
  83. Auch DR 334 in Schonen berichtet von einem Zug nach Norden, wobei offen bleibt, ob es sich um Schweden oder Norwegen handelt: Faðir ließ diese Runen meißeln nach Assur, seinem Bruder, der im Norden auf Wiking den Tod fand.
  84. Heimskringla. Die Geschichte von Håkon dem Guten Kap. 3.
  85. DR 29: ... setzte diesen Stein nach ..., seinem Bruder. Er fand den Tod auf Gotland. Thor weihe diese Runen.
  86. U 258: Gunnar und Sassur ließen diesen Stein errichten nach Gæirbjörn, ihrem Vater,, dem Sohn Vittkarls in Svalunæs(?). Ihn erschlugen Norweger auf dem Knörr Asbjörns.
  87. N 102 aus Ringerike in Buskerud: Hinaus und weit und ohne Trockentücher und Essen kommt man in Vinlads Eis in die Einöde. Das Übel verdrängt das Glück, wenn man früh stirbt. Eine andere Übersetzung bringt: ...kommt man in kaltwindiges Eis in Ostgrönland. das Wort „óbygd“ bezeichne Ostgrönland.
  88. Ruprecht S. 85 f.
  89. Ruprecht S. 88.
  90. Ruprecht S. 90.
  91. Dass Küstenraub noch bis 1100 ein Problem war, geht aus der Eiríksdrápa Markús Skeggjasons über Erik Ejegod (1095-1103) hervor: Str. 6: „víking hepti konungr fíkjum“ (Den Wiking unterband der König drastisch) und Str. 22: „hilmir lauk við hernað olman / hauðr Eydana skjaldborg rauðri“ (Der Herrscher riegelte gegen wilde Plünderung das Land der Inseldänen mit roter Schildburg ab).
  92. Ruprecht. 86.
  93. Wilson RGA S. 59.
  94. Lebecq, RGA Stichwort „Friesenhandel“ Bd. 10 S. 69-80
  95. Askeberg S. 7.
  96. Wilson S. 60.
  97. The Angelsaxon Chronicle zu den Jahren 920 und 921.
  98. The Angelsaxon Chronicle zu den Jahren 894 und 906.
  99. The Angelsaxon Chronicle zum Jahre 918.
  100. Wilson S. 60 f.
  101. VG 20: NN errichtete den Stein nach Gormar, seinem Sohn. Er wurde erschlagen in England. und VG 61: Tola setzte diesen Stein nach Geir, ihrem Sohn, einem sehr achtbaren drengr, der den Tod fand auf den westlichen Fahrten beim Wiking. Man hält sie für älter als Kunts Unternehmungen.
  102. Svanberg S. 22; DR 266: Nafni errichtete diesen Stein nach seinem Bruder Toki. Er fand im Westen den Tod. Sö 166 (wohl aus den 990er Jahren): Grjutgarð, Æinriði, die Söhne, machten dies nach ihrem kühnen Vater. Guðver war westwärts in England, erhielt Anteil am Dänentribut und griff in Sachsen mannhaft Burgen an.
  103. Krag S. 18.
  104. U 343/344 (ein Paarstein): Karsi und ... ließen diesen Stein errichten nach Ulf, ihrem Vater. Gott helfe seinem Geiste und die Mutter Gottes. Aber Ulf hat in England dreimal Danegeld erhalten. Das war der erste, den Tosti erhob, dann der von Þorkætil, dann der von Knut. Das Danegeld von Tosti wird der ersten Zahlung von 911 zugerechnet. Zur Deutung der Namen siehe unter Danegeld.
  105. Wilson S. 64.
  106. DR 345: Sigref ließ diesen Stein errichten nach Forkunn, dem Vater von Knuts Mann Asulf. Gott helfe seinem Geist. und DR 337: Svæin und Þorgot machten diese kumbl nach Manni und Svæni. Gott helfe ihrer Seele gut. Aber sie liegen in London.
  107. Stein N 184 aus Evje (Aust-Agder) aus der Zeit kurz nach 1015: Arnstein errichtete diesen Stein nach Bjór, seinem Sohn. Er fiel im Heer (líð), als Knut England angriff.
  108. SM 29: U.. errichtete den Stein nach Þorgeir, seinem Vater. Er endete in England. Nach dem Kreuz auf dem Stein war er Christ. VG 187 zeigt durch ein Kreuz, dass auch hier schon Christen gemeint sind: Gæiri setzte diesen Stein nach Guði, seinem Bruder. Er kam in England ums Leben. ÖG 59: ...björn und Asbjörn errichteten diesen Stein nach Vigfast, ihrem Vater. Er fand den Tod in England, Hælgas Sohn.
  109. SM 5: Gaut setzte diesen Stein nach Kætil, seinem Sohn. Er war unter den Menschen am wenigsten ein Schuft. Er verlor in England sein Leben. Und ÖG 111: Væring errichtete den Stein nach Thjælfi, seinem Bruder, dem drængr. Der war mit Knut.
  110. Der bereits erwähnte Stein SM 42 mit einem Kreuz.
  111. Wilson RGA Bd. 26 143.
  112. Sheehan
  113. Ruprecht S. 51.
  114. Wilson S. 62
  115. Gregor von Tours III, 3.
  116. Sawyer (2000) S. 17.
  117. Einhardi vita Karoli Kap. 14: „Frisiam quoque atque Saxoniam haud aliter atque suas provincias aestimabat.“ (Auch Friesland und Sachsen sah er nicht anders, als sein Provinzen an.)
  118. Askeberg S. 6.
  119. In der „Ólafs saga helga“ Kap. 131 wird ein Streit zwischen Fahrtgenossen auf einem Wikingerzug über die Verteilung der Beute geschildert. Es ging um ein wertvolles Halsband, das Karli dem Götzenbild Jómali abgenommen hatte und das nun der Anführer des Gesamtunternehmens für sich beanspruchte. Da sagte Karli: „König Olav gehört die Hälfte der ganzen Beute, die ich auf dieser Fahrt gewinne. Ich habe ihm nun das Halsband zugedacht.
  120. „Nach dem Tode des Kaisers [Karl der Dicke] lösen sich die Reiche, die seinem Gebot gehorcht hatten, da sie eines gesetzmäßigen Erben entbehrten, aus ihrem Verbande in Teile auf ... ein jedes schickt sich an, sich einen König aus dem Inneren zu erwählen.“ (Regino von Prüm, „Chronica“ zu 888.) „Viele kleine Könige in Europa oder im Reiche Karls stiegen empor. Berengar machte sich zum König in Italien, Rudolf aber beschloss, Oberburgund für sich nach der Art eines Königs zu behalten; Ludwig, Bosos Sohn, und Wido nahmen sich vor, das belgische Gallien und die Provence wie Könige zu haben; Odo nahm das Land bis zur Loire und die aquitanische Provinz für sich in Anspruch. Hiernach wollte Ramnulf als König gelten.“ (Annales Fuldenses zum Jahre 888) nach Hageneier S. 80.
  121. Svanberg S. 22.
  122. Auf einem silbernen Halsring aus Troms im Tromsö-Museum steht die Inschrift N 540: Wir fuhren gegen Frieslands Männer und teilten die Beute.
  123. Sö 65: Inga errichtete diesen Stein nach Oleif, ihrem Erben. Er pflügte ostwärts mit dem Steven und starb im Land der Langobarden. Und Upplands Runeinnskrifter (U) 141: Guðlaug ließ die Steine errichten nach Holmi, ihrem Sohn. Er starb im Langobardenland.
  124. Ronart S. 30.
  125. Claus Krag S. 17.
  126. Svanberg S. 22 f.
  127. Askeberg S. 10.
  128. Vita Anskarii Kap. 30.
  129. Nerman S. 18 f.
  130. Nermann S. 92, 103.
  131. Nerman S. 113.
  132. Nerman S. 110.
  133. N 62 (2. Hälfte des 11. Jahrhunderts): Engli errichtete diesen Stein nach Þórald, seinem Sohn, der in Vitaholm (in der Nähe von Kiew), zwischen Vitaholm und Garða den Tod fand.
  134. VG 181: Kofi errichtete diesen Stein nach Olaf, seinem Sohn, einem sehr achtbaren Drengr. Er wurde in Estland erschlagen. Hvirðr meißelte den Stein.
  135. So interpretiert Ruprecht S. 133 den Stein VG 184: Gulli errichtete diesen Stein nach den Brüdern seiner Frau, Æsbjörn und Joli, sehr achtbaren Drengir. Sie fanden den Tod in der Kriegerschar im Osten.
  136. U 356: Ragnfrið ließ diesen Stein errichten nach Björn, ihrem und Kætilmunds Sohn. Gott helfe seinem Geiste und die Mutter Gottes. Er fiel in Virland. Und Asmund ritzte. Und U 533: Sigruð ließ den Stein errichten nach Anund, ihrem Sohn. Er wurde in Virland erschlagen.
  137. SÖ 39: Hermoð ließ meißeln nach Bergvið, seinem Bruder. Er ertrank in Livland.
  138. U 582: Björn und Igulfrieð errichteten diesen Stein nach Otrygg, ihrem Sohn. Er wurde in Finnland erschlagen.
  139. VG 178: Agmund errichtete diesen Stein nach Æsbjörn, seinem Verwandten und NN nach ihrem Mann. Und er war Kolbens Sohn. Er fand den Tod in Griechenland. Abbildung hier
  140. SM 46 aus der Zeit um 1050: ...machte dieses kumbl (Monument) nach Svæin, seinem Sohn. Der endete im Osten in Griechenland.
  141. DR 108: Tosti, der Schmied Aswiðs , errichtete diesen Stein nach seinem Bruder Tofi, der im Osten den Tod fand.
  142. Ög 81 (Angfang des 11. Jahrhunderts): Þorgerð errichtete diesen Stein nach Assur, ihrem Onkel. Er kam ostwärts in Griechenland um. Auf der Rückseite heißt es wieter: Fünf Söhne bekam Gulli, ein guter Mann. Bei Fyris fiel Asmund, ein furchtloser Kämpfer. Assur endete im Osten bei den Griechen, auf Bornholm ward Halvdan erschlagen, Kari bei ... und tot ist Boï.
  143. Runeinnskrifter fra Södermannland (sö) 148: Þjuðulf, Boï, die errichteten diesen Stein nach Farulf, ihrem Vater. Er fand sein Ende in Garðaríki. Und der bereits erwähnte Stein Sö 171
  144. Ruprecht S.27.
  145. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 37.
  146. Heimskringla. Hákonar saga góða. Kap. 3.
  147. Heimskringla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 16.
  148. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 35.
  149. Capelle S. 39.
  150. Ploss, S. 11.
  151. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 49: „valska hjálma“. Es handelte sich also offensichtlich um Importware. Die weitere Beschreibung der Helme und Schilde mit eingelegten Kreuzen aus Gold ist ein Topos für Entscheidungsschlachten heiliger Könige.
  152. Krag S. 28.
  153. Egils saga Kap. 27
  154. Kap. 16.
  155. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 227.
  156. Frostathingslov Einl. § 21.
  157. Capelle S. 41.
  158. Heimskringla. Hákonar saga góða. Kap. 19.
  159. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 234.
  160. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 19.
  161. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 49 und 213.
  162. Heimskringla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 109.
  163. Capelle S. 40.
  164. Heimskringla. Hákonar saga goða. Kap 30, 31.
  165. „Nun fuhren beide Schiffe nah aneinander vorüber, und Karli sagte: ‚Dort sitzt Selsbani am Steuer in einem blauen Wams.‘ Ásmundr sagte: ‚Ich werde ihm ein rotes Wams schaffen.‘ Damit schoß Ásmundr einen Speer ab auf Ásbjörn Selsbani, und er traf ihn in der Mitte seines Leibes, und der Speer durchbohrte ihn, so dass er fest im Rücksitz am Steuerruder stecken blieb, und Ásbjörn fiel tot von der Steuerbank.“ Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 123.
  166. „In der Hand trug er einen großen Speer, der mit Gold eingelegt war. Dessen Schaft war so dick wie eine Faust.“ Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 215.
  167. Zum Beispiel in Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 249.
  168. „Arnljótur hafði höggspjót mikið og var gullrekinn falurinn en skaftið svo hátt að tók hendi til falsins en hann var sverði gyrður.“ (Arnljót hatte eine gewaltige Glefe, und deren Heft war goldgetrieben. Der Schaft war aber so lang, dass man mit der Hand nur bis zum Heft reichen konnte, und er war mit einem Schwert gegürtet.) Und: „Þá stóð Arnljótur upp og greip höggspjót sitt og setti milli herða henni svo að út hljóp oddurinn um brjóstið.“ (Da stand Arnljót auf, ergriff seine Glefe und stieß sie ihr durch die Schulter, dass die Spitze ihr aus der Brust hervordrang). Wenn diese Episode auch im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung mit einem Trollweib steht, so scheint dem zeitgenössischen Leser die Tatsache, dass ein Nordmann zur Zeit Olavs des Heilgen eine solche Waffe besaß, nichts Unglaubwürdiges zu sein. Im übrigen wird in Kap. 142 berichtet, dass Karl mærski (Karl von Möre) mit einer solchen Waffe vor den König trat. Meist wird das Wort mit Hellebarde übersetzt, was aber falsch ist, da Hellebarden erst im 14. Jahrhundert erfunden wurden.
  169. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 49: „hringjabrynjur“.
  170. Sigvald der Skalde dichtete kurz nach der Schlacht über den Hergang der Schlacht. Seine Verse können als Augenzeugenberichte durchaus Glaubwürdigkeit beanspruchen. Snorri hat sie in seinen Bericht übernommen.
  171. Heimskringla. Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 18 und öfter.
  172. Heimskringla. Haralds saga hárfagra. Kap. 11 und die Ólafs saga Tryggvasonar. Kap. 103.
  173. Heimskringla. Haralds saga hárfagra. Kap. 11.
  174. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 50.
  175. Heimskringla, Hálfdanar saga svarta. Kap. 4.
  176. Heimskringla. Haralds saga hárfagra. Kap. 43.
  177. Heimskringla. Hákonar saga góða. Kap. 24.
  178. Saxo VII, c X 4.
  179. Heimskringla. Hákonar saga góða. Kap. 30.
  180. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 226.
  181. Heimskringla. Haralds saga gráfeldar. Kap. 6.
  182. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 226.
  183. Heimskringla. Hákonar saga góða. Kap. 6.
  184. Svanberg S. 36 f.
  185. Capelle S. 41.
  186. Heimskringla. Ólafs saga helga. Kap. 12.
  187. Übersetzung von Boyer S. 271.
  188. Adam von Bremen I, 60.
  189. Ruprecht S. 93.
  190. Adam von Bremen II, 26.
  191. Ruprecht S. 95. Dass in Skandinavien auch von der Ostkirche missioniert wurde, findet seinen Niederschlag z.B. in der Grágás Islands, wo die Amtshandlungen orthodoxer und armenischer Geistlicher theamtisiert werden. Auch Kirchenbauten byzantinischer Prägung in Sigtuna (St. Olov) und in Visby (St. Lars und die Heilig-Geist-Kirche um 1220) legen dafür Zeugnis ab.
  192. Ruprecht 95.
  193. U 1028: Ásbjôrn ok ... [l]andi(?). Guð sviki þá, er hann sviku. (Ásbjörn und ... Gott verrate den, der ihn verraten hat.), ähnlich SM 92. Bei der Kirche von Sjonhem (Gotland) steht ein Stein mit dem Text in Übersetzung: "Rodvisl und Rodälv errichteten die Steine nach ihren drei Söhnen, diesen nach Rodfos. Ihn ermordeten heimtückisch die Wallachen (Rumänen) bei einer Auslandsfahrt. Gott helfe der Seele des Rodfos. Der Gott verderbe diejenigen, die Rodfos verdarben.

Literatur

  • R. Boyer: Die Piraten des Nordens. Leben und Sterben als Wikinger. Stuttgart, 1997.
  • Sebastian Brather: Wikingerzeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 34. Berlin 2007. S. 79-81.
  • Thorsten Capelle: Die Wikinger. Kultur und Kunstgeschichte. Darmstadt 1986.
  • Hjalmar Falk: Altnordisches Seewesen. Sonderdruck aus Wörter und Sachen Bd. 4. Heidelbertg 1912.
  • H. Fichtenau: Lebensordnungen des 10. Jahrhunderts. Studien über Denkart und Existenz im einstigen Karolingerreich. München, 1994.
  • Felix Genzmer: Edda. Bd. 2: Götterdichtung und Spruchdichtung. Düsseldorf 1963.
  • Siegfried Gutenbrunner: Versteckte Eddagedichte. In: Edda, Skalden, Saga. Festschrift zum 70. Geburtstag von Felix Genzmer. Heidelberg 1952.
  • Lars Hageneier in Johannes Laudage, Lards Hageneier, Zvonne Leiverkus: Die Zeit der Karolinger. Darmstadt 2006. ISBN 3-354-15830-X.
  • Herbert Jankuhn: Haithabu und Danewerk. Neumünster 1982 ISBN 3529016020 (hiewr zitiert nach der Ausgabe von 1950)
  • M. Kaufhold: Europas Norden im Mittelalter. Die Integration Skandinaviens in das christliche Europa (9.-13. Jh.). Darmstadt, 2001.
  • Claus Krag:Vikingtid og Rikssamling 800-1130. Aschehougs Norges Historie Bd. 2. Oslo 1995.
  • Notkeri Gesta Karoli. Übs. von Reinhold Rau. In: Quellen zur Karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Teil. Darmstadt 1975.
  • Emil Ploss: Siegfried - Sigurd, der Drachenkämpfer. Köln 1966.
  • Regino von Prüm: Reginonis chronica (Regino-Chronik). In: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Dritter Tel. Darmstadt 1975.
  • Arndt Ruprecht: Die ausgehende Wikingerzeit im Lichte der Runeninschriften. Göttingen 1958.
  • Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Zürich/München 1972.
  • Peter Sawyer: Das Zeitalter der Wikinger und die Vorgeschichte. In: Peter Sawyer (Hrg.) Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes. Stuttgart, 2000.
  • Georg Scheibelreiter: Die barbarische Gesellschaft. Darmstadt 1999.
  • Snorri Sturluson: Heimskringla. (Hrg. Bergljót S. Kristjánsdóttir u.a.). Reykjavík 1991. ISBN 9979-3-0309-3 (für die isländischen Zitate). Deutsch: Snorris Königsbuch. Düsseldorf/Köln 1965. Bd. 1-3.
  • Fredrik Svanberg: Vikingatiden in Skåne. Lund 2000. ISBN 91-89442-04-0
  • David Wilson: Wikinger. § 2 Britische Inseln. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). Bd. 34. Berlin 2007. S. 59-64. (engl.)
  • Horst Zettel: Das Bild der Normannen und der Normanneneinfälle in westfränkischen, ostfränkischen und Angelsächsischen Quellen des 8. bis 11. Jahrhundert. München 1977. ISBN 3-7705-1327-4

Siehe auch