Aegis-Kampfsystem

Feuerleitsystem der US-Marine
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AEGIS (Airborne Early Warning Ground Environment Integration Segment) ist ein elektronisches Warn- und Feuerleitsystem auf Kriegsschiffen der US Navy.

US-Navy-Kreuzer USS Ticonderoga (CG-47), das erste mit dem Aegis-Kampfsystem ausgerüsstete Kriegsschiff
Datei:USS Higgins (DDG 76).jpg
US-Navy-Zerstörer USS Higgins (DDG-76), Arleigh Burke II-Klasse)

Geschichte

 
Aegis Testinstallation auf dem Versuchsschiff USS Norton Sound (AVM-1)

Es wurde im Laufe der 1970er Jahre als Antwort auf die Bedrohung von Kriegsschiffen durch neue Waffensysteme (wie z. B. Exocet) und insbesondere gegen das Konzept der Flugkörper-Sättigungsangriffe des Warschauer Paktes entwickelt. Dieses bestand in der Methode, die Abwehrkapazitäten westlicher Kriegsschiffe durch gleichzeitigen Angriff mit zahlreichen luft- und seegestützten Flugkörpern zu überwältigen. Aegis (benannt nach dem schützenden Schild Aigis aus der Griechischen Mythologie) besteht aus einem via EDV vernetzten System von Sensoren, Datenbanken und Feuerleitsystemen.

Die erste Testinstallation wurde 1973 auf dem Lenkwaffenversuchsschiff USS Norton Sound (AVM-1) eingebaut und erprobt. Als operationelles System kam es 1983 mit der USS Ticonderoga (CG-47) erstmals in der Flotte zum Einsatz.

Den Kern bildet ein Komplex aus SPY-1 phasengesteuerten Radargeräten, d. h. vier in 3, 6, 9 und 12 Uhr-Position ausgerichteten flachen Radarantennen, die eine kontinuierliche Überwachung des Luftraumes um das Aegis-Schiff ermöglichen. Das AN/SPY-1 Radar ist ein passiv phasengesteuertes System mit elektronischer Strahlschwenkung und agilem Strahl, das in Millisekunden von einem Ziel zum anderen wechselt. Die agilen Strahlen machen das SPY-1 zu einem Multifunktionsradar, das heißt, verschiedene Ziele werden gleichzeitig geortet, verfolgt und bekämpft, weil die Strahlen ihr Ziel kontinuierlich millisekundenschnell ändern. Der Zeitraum zwischen der ersten Ortung des Ziels und dem Start der Abfangrakete beträgt unter 15 Sekunden.

Die mittels Link 16 und Link 11 vernetzten Datenverarbeitungssysteme ermöglichen es, in Echtzeit tausende von Zielen zu verfolgen und die von ihnen ausgehende Bedrohung zu analysieren, der Schiffsführung auf dieser Grundlage Bedrohungsanalysen und Entscheidungsvorlagen zu liefern und/oder dutzende dieser Ziele nach Reihenfolge ihrer Priorität ggf. auch vollautomatisch mit der Hauptwaffe Standard Missile (SM) 2 zu bekämpfen. Dabei kann Aegis mittels Datenvernetzung nicht nur alle geeigneten Waffensysteme des eigenen Schiffes, sondern über C3 (Command-Control-Communication)-Vernetzung auch die anderer Schiffe des Verbandes einsetzen. Diese Fähigkeit wurde in jüngster Zeit unter der Bezeichnung co-operative engagement capability (CEC), speziell zur Abwehr ballistischer Flugkörper in die US Navy eingeführt. CEC wird im Rahmen der Network Centric Warfare-Doktrin eingeführt.

Die CEC ermöglicht es, dass jede Kampfeinheit über ein allumfassendes Bild der Lage verfügt, mittels der Fusion und Verarbeitung der Informationen von allen anderen Einheiten. Was eine Einheit der Gruppe sieht, ist unmittelbar auch für alle anderen sichtbar. Dadurch können Ziele viel schneller entdeckt und bekämpft werden.

Die Vernetzung verschiedener Plattformen (Schiffe, U-Boote, Flugzeuge, Satelliten) ermöglicht eine ungeheure Effizienzsteigerung der Operationen. Seeschlachten können somit schneller geführt und entschieden werden. Aegis ist in verschiedenen Varianten auf den amerikanischen Kreuzern der Ticonderoga-Klasse sowie den Zerstörern der Arleigh-Burke-Klasse installiert. Außerhalb der USA wird das System von japanischen Kongo-Klasse-Zerstörern und spanischen Alvaro-de-Bazán-Klasse-Zerstörern benutzt.

Aegis wurde der breiten Öffentlichkeit bekannt, als die USS Vincennes den Iran-Air-Flug 655 automatisch abschoss, der vom System als F-14 Tomcat identifiziert wurde. Damit demonstrierte Aegis einerseits seine Effektivität, aber gleichzeitig auch die Fehlergefahr vollautomatischer Kampfführungssysteme, die jedoch aufgrund der immer kürzeren verbleibenden Reaktionszeiten auf mögliche Angriffe im Sekundenbereich im modernen maritimen Kampfgeschehen zunehmend alternativlos sind.

Aegis-Nutzer

Klasse Typ Aegis-Variante In Dienst Anzahl Verdrängung Länge Bemerkungen
Japan
  Kongō-Klasse Zerstörer SPY-1D 1993 4 9.485 t 161 m basiert auf der Arleigh-Burke-Klasse
Atago-Klasse Zerstörer SPY-1D 2007 2 > 10.000 t 170 m basiert auf der Arleigh-Burke-(Flight IIA)-Version
Norwegen
  Fridtjof-Nansen-Klasse (F-310) Fregatte SPY-1F 2006 5 5.121 t 133 m
Spanien
  Álvaro-de-Bazán-Klasse (F-100) Fregatte SPY-1F 2002 5 6.250 t 147 m
Südkorea
KDX-III-Klasse Zerstörer SPY-1D 2008 3 ~ 10.000t 166 m basiert auf der Arleigh-Burke-(Flight IIA)-Version
USA
Princeton, zwölfte Einheit der Klasse Ticonderoga-Klasse Kreuzer SPY-1A (CG-47 - CG-58)
SPY-1B (CG-47 - CG-58)
SPY-1B(V) (CG-47 - CG-58 nachgerüstet)
1983 27 9.750 t 173 m 5 2004/2005 außer Dienst: Erste Außerdienststellung von Aegis-Schiffen
  Arleigh-Burke-Klasse (Flight I & II) Zerstörer SPY-1D 1991 28 8.400 t 154 m
  Arleigh-Burke-Klasse (Flight IIA) Zerstörer SPY-1D(V) 2000 34 9.200 t 155 m Variante mit Hubschrauberhangar