Brüder Wright

US-amerikanische Flugpioniere
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Die Brüder Wright, Orville Wright (* 19. August 1871 in Dayton/Ohio; † 30. Januar 1948) und Wilbur Wright (* 16. April 1867 in Melville, Indiana; † 30. Mai 1912 in Dayton, Ohio) sind Pioniere des Motorfluges. Sie gelten als erste motorisierte Flugzeugpiloten, hierüber gibt es jedoch eine Kontroverse (siehe unten).

Wilbur Wright

Leben und Arbeit

 
Orville Wright
 
Werkstatt der Gebr. Wright

Die Brüder Wright wuchsen in Dayton, Ohio, USA auf. Früh entwickelte besonders Orville Interesse für Technik, als Jugendlicher betrieb er seit Mitte der 1880er Jahre eine Druckerei, bei der ihn sein Bruder Wilbur später unterstützte. Sie druckten Lokalzeitungen, Kirchenzeitungen und Kataloge. 1892, kurz nachdem die so genannten Safety Bikes (Fahrräder mit zwei gleich großen Reifen) in den USA aufkamen und damit Fahrradfahren einfacher und populärer wurde, erwarben die Brüder ihre ersten Fahrräder. 1893 eröffneten sie aufgrund der wachsenden Nachfrage in Dayton ein Fahrradverleih- und Reparaturgeschäft (Wright Cycling Company). Mit der Fahrradwerkstatt sicherten sie einerseits ihre materielle Existenz, andererseits sammelten sie Erfahrungen, die ihnen später beim Flugzeugbau zugute kamen, zum Beispiel Fragen der Balance, des leichten Gewichts, des Kettenantriebs und der Aerodynamik. 1895 erweiterten sie ihr Unternehmen mit einem ersten selbst entwickelten Fahrradmodell. Bis zum Jahr 1900 entstanden so rund 300 einzeln angefertigte Fahrräder.

Seit 1899 beschäftigten die Brüder sich mit dem Flugzeugbau. Aufbauend auf den Arbeiten von Sir George Cayley (1773 - 1857) und Otto Lilienthal (1848 - 1896) erweiterten sie die Flugtechnik um moderne Steuerungstechniken, die auch heute noch Verwendung finden. Sie erforschten das bis dahin vorliegende Datenmaterial und verließen sich zunächst auch auf die Tabellen von Lilienthal, fanden jedoch heraus, dass der Smeaton-Koeffizient, eine Variable in den Formeln für Auftrieb und Luftwiderstand, fehlerhaft war. Um praktische Tests durchzuführen, ließen sie von ihrem Angestellten Charlie Taylor einen Windkanal bauen.

Im Jahr 1900 setzten sie ihre aeronautische Forschung in Kitty Hawk in North Carolina fort, einem Ort an der Atlantikküste mit starken und konstanten Winden. Experimente mit verschiedenen Gleitern (1901/1902) folgten. Am 23. März 1903 beantragten sie die Patentierung ihres Flugzeugentwurfs. Im Winter 1903 bauten sie den Flyer, schnitten die Propeller zu und ließen von Taylor in ihrer Fahrradfabrik in Dayton einen Motor herstellen.

 
Orville fliegt mit der Kitty Hawk

Am 17. Dezember 1903 war es dann so weit: Orville Wright eroberte mit der Kitty Hawk die Lüfte. Er war 12 Sekunden lang in der Luft und legte dabei 37 m zurück (10,8 km/h). Bei weiteren Tests an diesem Tag kam Wilbur noch auf einen Flug von 59 Sekunden und einer Flugstrecke von 260 Metern (19 km/h) [1].

Die Wrights begannen darauf hin, die Huffman Prärie, eine Kuhweide östlich von Dayton, als Flugfeld zu nutzen und setzten ihre Arbeit 1904 fort, wobei sie ein Katapultsystem zum Start einsetzten, um den fehlenden Wind in dieser Region auszugleichen. Bis zum Ende des Jahres hatten sie weitere durchgehende Fünf-Minuten-Rundflüge über Huffman Prairie durchgeführt. Das Gelände ist heute Bestandteil des Wright-Patterson Militärflughafens der US Air Force.

Um ihre Patentrechte zu schützen, ließen die Wrights nur wenige Augenzeugen zu ihren frühen Flügen zu. Berühmtheit erlangten die beiden 1908 und 1909, als Wilbur auf einer Europareise das Flugzeug vorführte, und Orville es der US Army in Fort Myers, Florida demonstrierte. Große Aufmerksamkeit erregte auch Wilburs Umrundung der New Yorker Freiheitsstatue 1909.

Mehr als 300 Fotografien, von den Wright selbst aufgenommen, dokumentieren die ersten Schritte des motorisierten Fluges und andere Details aus dieser Zeit.

Technik

 
Wilbur nach einem missglückten Flugversuch

Flugtaugliche Geräte, die "schwerer als Luft" waren, wurden bereits früher als 1903 gebaut. Clement Ader baute das erste dieser Art (Monoplan mit Dampfmotor). Nach der Erfindung vergleichsweise leichter Verbrennungsmotoren durch Benz, Otto und Diesel folgten andere Pioniere: Der Engländer Percy Pilcher baute eine Maschine, die ihre Flugtauglichkeit 1899 unter Beweis stellte, obwohl ihr Erfinder starb, bevor er sie selbst testen konnte. Richard Pearse und Karl Jatho gelang es, ihre Flugzeuge ohne Hilfe eines Katapultes abheben zu lassen. (Samuel Langley, ein Sekretär des Smithonian-Instituts versuchte einige Wochen vor dem Wright-Flug sein Aerodrome zum Fliegen zu bringen. Obwohl sein Versuch scheiterte, prahlte das Smithsonian lange damit, die Aerodrome wäre die erste "flugtaugliche Maschine").

Trotz alledem war das Steuerungssystem des Flugzeugs über drei Achsen eine bahnbrechende Erfindung. Sie verwendeten krümmbare Tragflächen ("Tragflächenverwindung", später durch Querruder ersetzt), um das Rollverhalten zu kontrollieren, sowie Höhenruder für die Steigung und ein Seitenruder für das Gieren. Auf den gleichen Prinzipien fußt bis heute der Flugzeugbau.

Beim Flugzeug der Wright-Brüder war das Höhenruder vor dem Hauptflügel angeordnet (siehe Canard-Konstruktion).

Der erste Motorflug

Die herausragende Leistung der Gebrüder Wright bestand darin, als erste ein Flugzeug gebaut zu haben, mit dem ein erfolgreicher, andauernder, gesteuerter Motorflug möglich war, und diesen Motorflug auch durchgeführt zu haben. Darüber hinaus haben sie ihre Flüge genaustens dokumentiert, so dass keine Zweifel über die Wahrheit ihrer Behauptungen besteht, und innerhalb kurzer Zeit in weiteren Flügen die Tauglichkeit ihres Flugzeuges zweifelsfrei bewiesen. Von herausragender Bedeutung ist, dass Orville bereits 1904 mit dem Wright Flyer einen gesteuerten Vollkreis fliegen konnte.

Vorhergehende "Flüge" anderer Luftfahrtpioniere endeten mit Abstürzen oder waren ungesteuerte Hüpfer, wenn nicht sogar jeder Beweis für die tatsächliche Durchführung fehlte. Vor allem hatte es aber vor den Gebrüdern Wright niemand geschafft, durch auf den Erstflug folgende Flüge größerer Weite und mit erkennbarer Steuerbarkeit die Brauchbarkeit seiner Flugmaschine zweifelsfrei zu beweisen. Keiner der "Flüge" von Konkurrenten der Wrights, wie Clement Ader (1890), Wilhelm Kress und Gustav Weißkopf (beide 1901), Lyman Gilmor (Mai 1902), Richard Pearse (März 1903), Karl Jatho (1903) mündete die Erfindung eines praktisch brauchbaren Flugzeuges.

Siehe auch: Luftfahrt, Flugpionier

Literatur

Zur Erfindung des Flugzeugs und zu den Folgen siehe