Bachhaus Eisenach
Das ca. 550 Jahre alte Bachhaus Eisenach wurde in Verehrung des Komponisten Johann Sebastian Bach, der am 21. März 1685 in Eisenach geboren wurde, von der Neuen Bachgesellschaft 1907 als weltweit erstes Bach-Museum eröffnet. Bereits Robert Schumann oder Eugen d’Albert feierten das Haus im 19. Jahrhundert als Gedenkstelle Bachs. Das Museum enthält mannigfaltige Dokumente um die Person Johann Sebastian Bach, befasst sich mit seinem Lebensweg und stellt seine Musik in den Vordergrund. Des weiteren gibt es eine Fachbibliothek, die nach einer Anmeldung zugänglich ist. Im Sommer ist auch der kleine barocke Garten hinter dem Bachhaus zu besichtigen.

Historische Grundlage
Nachdem Johann Sebastian Bach am 21. März 1685 in Eisenach geboren wurde, verbrachte er zehn Jahre in der thüringischen Stadt. Bachs Vater, Johann Ambrosius Bach, war als Ratsmusiker in Eisenach tätig [1]. Durch seinen Vater und die musikalische Tradition der Familie Bach wurde Johann Sebastian früh an die Musik herangeführt. So waren die Kantoren der Eisenacher Georgenkirche seit über 130 Jahren Mitglieder der weitverzweigten Bach-Familie. Der junge Johann Sebastian Bach lernte sein späteres Lieblingsinstrument, die Orgel, in dieser Kirche kennen. Sein Vater hatte als Leiter der Stadtmusik zu Eisenach ein gutes Ansehen in der Stadt. Von 1692 bis 1695 besuchte Bach die Latein-Schule in Eisenach. Auch hier wurden seine musikalischen Fähigkeiten gefördert. Mit dem Tod der Mutter 1694 endete Bachs unbeschwerte Eisenacher Kindheit. Nur wenige Monate später starb auch Vater Ambosius Bach. Die Vollwaisen Johann Sebastian und sein Bruder Johann Jakob fanden wenig später Aufnahme bei älteren Bruder Johann Christoph Bach, in Ohrdruf. Damit war Bachs Zeit in Eisenach beendet.
Das Bachhaus
Das alte Bachhaus stellt die Person Johann Sebastian Bach in den Vordergrund. Auf der Gedenktafel am Bachhaus steht: Johann Sebastian Bach wurde am 21. März 1685 in diesem Hause geboren. Im Museum wird jedoch erwähnt, dass Bachs eigentliches Geburtshaus einige Meter hinter dem Museum gelegen hat.
Austellungsräume
Einige Räume des Hauses sind als Wohnräume einer bürgerlichen Familie zur Zeit Bachs gestaltet. Zu sehen sind u. a. ein Schlafzimmer und eine Küche. Auch Bachs Komponierzimmer wurde nachgebildet. In der Ausstellung zeichnen Bilder, Notenhandschriften und andere Dokumente den Lebensweg Johann Sebastian Bachs nach. Auf zahlreichen Texttafeln werden Bachs Lebensstationen in Eisenach, Lüneburg, Ohrdruf, Arnstadt, Mühlhausen, Weimar, Köthen und Leipzig beschrieben. Zur Veranschaulichung des Lebens von Johann Sebastian Bach, sind beispielsweise auch die Familien-Bibel und der von Bach angefertigte Stammbaum [2] der Familie Bach zu besichtigen.
Musikinstrumentensammlung
Im Bachhaus Eisenach werden zahlreiche historische Musikinstrumente gezeigt. Die Sammlung historischer Instrumente soll das zur Zeit Bachs übliche Instrumentarium vorstellen. Heutige und historische Instrumente unterscheiden sich oft im Bau, Klang und der Spielweise. Auf diese Weise soll dem Besucher der Unterschied zwischen den Bach zur Verfügung stehenden Instrumenten und den heutigen Instrumentarien gezeigt werden. Jeder Museumsbesucher kann einen Live-Musikvortrag auf historischen Tasteninstrumenten der Bach-Zeit wahrnehmen. Darunter sind ein Silbermann-Spinett (von 1765), zwei Hausorgeln (etwa 1750) und ein Clavichord (um 1770). Ein Originalinstrument aus dem Bach-Besitz ist jedoch nicht erhalten. Diese Form der musikalischen Wissensvermittlung ist einzigartig in deutschen Musikmuseen. Neben den Tasteninstrumenten sind weitere historische Instrumente ausgestellt, darunter einige Kuriositäten. So zum Beispiel eine Violine, welche innen einen größeren Hohlraum und an der Oberseite das Mundstück einer Trompete hat.
Mit der Aufnahme einer großen Privatsammlung von Dr. Alois Obrist konnte der anfängliche Bestand von 20 historischen Instrumenten zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf 154 aufgestockt werden. Heute umfasst die Sammlung etwa 400 Instrumente.
Der Anbau
Im April 2007 wurde der neue Anbau rechts des alten Bachhauses feierlich eröffnet. Der neue Teil des Bachhauses ist grau gehalten und hat einen futoristischen Charakter. Der Inhalt stellt die Musik des Komponisten in den Vordergrund. In modernen, von der Decke hängenden Hörsesseln, kann der Besucher Hörbeispiele aus Bachs kompositorischen Schaffen hören. Die Sessel sind aus Plexiglas und hängen in Form einer halben Kugel an Seilen, welche den Sessel an der Decke und am Boden halten. Angeboten werden Werkausschnitte aus u.a. Bachs Chembalokonzerten, Ouvertüren oder den Goldberg-Variationen. In der Mitte des Raumes befindet sich ein rundes Steh-Kino, in welchem Konzertaufnahmen von Bachs Werken gezeigt werden. An den Aussenwänden des Kinos befinden sich Informationstafeln.
Auf zahlreichen Informationstafeln werden dem Besucher das kompositorische Schaffen Bachs und seine Kompositionstechniken näher gebracht. Beispielsweise wird auf die musikalischen Formen Kantate/Oratorium, Solokonzert, Motette oder Fuge eingegangen. Besonders herausgearbeitet wird Bachs Kunst der Fuge. Der Museumsbesucher lernt den Aufbau einer Fuge als strenge Form der Polyphonie kennen und bekommt die Bachischen Besonderheiten in dessen Fugen-Kompositionen vermittelt.
Des weiteren enthält der neue Teil des Museums eine Sammlung von Bach-Gemälden. Es wird darauf hingewiesen, dass es nur ein Bild gibt, welches Bach in seiner Zeit wahrheitsgemäß porträtiert. Eine andere Neuigkeit ist ein Mischpult, mit welchem ein Werk Bachs interaktiv bearbeitet werden kann. Computer ermöglichen den Besuchern eine Übersicht über die gesamte Literatur zum Thema Johann Sebastian Bach. Mehrere Bach-Werke-Verzeichnisse liegen bereit, um einen Überblick über das gesamte Werk des Komponisten zu verschaffen.
Angebote und Sonderaktionen
Nach Voranmeldungen bietet das Museum Sonderführungen in deutscher oder englischer Sprache an. Hierfür besteht die Möglichkeit, das Bachhaus auch außerhalb der Öffnungszeiten zu besuchen.
Naheliegend sind Konzerte, welche im Bachhaus veranstaltet werden. Das Bachhaus Eisenach hat eine eigene Konzertreihe organisiert. Neben unregelmäßigen Konzerten während des gesamten Jahres, finden zu den größten Feiertagen Festkonzerte statt. So werden beispielsweise ein Weihnachtskonzert oder ein Neujahreskonzert angeboten. Neben diesen Konzerten werden historische Abendmusiken veranstaltet. Hierbei wird auf den im Museum vorhandenen historischen Instrumenten gespielt.
Das Bachhaus Eisenach bietet einen Notenverleih an. Zur Verfügung steht ein sehr umfangreiches Leihmaterial zu den Kantaten Johann Sebastian Bachs, neben diesen können auch Noten der großen Oratorien Bachs verliehen werden. Die Leihfrist beträgt dabei drei Monate. Nach einer Anmeldung kann auch die an das Bachhaus angeschlossene Fachbibliothek besucht werden. Sie umfasst eine große Auswahl an Veröffentlichungen zu Johann Sebastian Bach. Die Bibliothek und das Archiv des Bachhauses stehen für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung.
Museumspädagogik
Das Museum bietet speziell für Kinder und Jugendlich verschiedene themenbezogene Führungen. So wird auch dem jungen Publikum die Möglichkeit eines erlebnisorientierten und abwechslungsreichen Museumsbesuches gegeben. Auf diese Weise sollen Informationen über Bachs Leben und Wirken anschaulich und dem Wissensstand der jeweiligen Schüler entsprechend, vermittelt werden. Ein weiteres Ziel ist es, Musik aktiv zu erleben. Durch die Verbindung von Hören, Reflektieren (themenbezogene Gespräche) und aktiver Mitwirkung (Musizieren), soll Musik lebendig erlebt werden. Des weiteren erklärt sich das Bachhaus bereit, Schulprojekte zu begleiten.
Sonstiges
Das Bachhaus in Eisenach ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die Eintrittskarte zeigt das Bachhaus in einem Bilderrahmen mit barocken Schmuck. Unter dem Bild steht Neue Bach Gesellschaft - Museum.
Das Museum enthält außerdem ein Cafe ("Cafe Kantate") und eine Souvenirverkaufsstelle, den Museums-Shop. Vor dem Museum ist ein Denkmal zusehen, welches Johann Sebastian Bach auf einem Sockel stehend abbildet. In der rechten Hand hält der Komponist eine Feder, mit welcher er vermutlich auf das in seiner linken Hand befindliche Notenblatt schreiben will. Dieses Notenblatt wir von einem Engel gehalten.
Das Bachhaus Eisenach wurde in das im Jahre 2001 erschienene Blaubuch aufgenommen. Das Blaubuch enthält eine Liste von sogenannten kulturellen Gedächtnisorten.
Galerie
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Das Bachhaus Eisenach
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Ein Zimmer im Bachhaus
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Komponierzimmer im Bachhaus
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Hörsessel im neuen Teil des Bachhauses
Einzelnachweise
Literatur
- Martin Geck Johann Sebastian Bach, rowohlt-Verlag, Hamburg 2000
- Go Vista - Reiseführer Eisenach
Weblinks
- www.bachhaus.de - Seiten des Bachhauses im Netz
- www.artefakt-berlin.de - Neuigkeiten im Bachhaus Eisenach
- www.klassika.de - Lebenslauf Johann Sebastian Bach