Pflegedienstleitung

Pflegefachkraft, die eine Führungstätigkeit in deutschen Pflegeeinrichtungen, ambulanten Diensten und in Rehakliniken ausübt
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Pflegedienstleitung ist die Bezeichnung für die einzelne leitende Pflegekraft (weibl./männl.) oder mehrere Personen, die gemeinsam die Leitung der Pflegenden im Krankenhaus, Altersheim/Pflegeheim oder einem ambulanten Pflegedienst ausüben. Der Aufgabenbereich der Pflegedienstleitung (abgekürzt: PDL) betrifft die pflegerische Versorgung der Patientinnen, sowie die Kooperation mit anderen Dienstleistern (z. B. externen Arztpraxen, Apotheken, Essen auf Rädern) etc.

Eine vorgeschriebene (gesetzliche) und bundeseinheitliche Weiterbildung zu dieser Tätigkeit gibt es in Deutschland (noch) nicht. Das Wort Pflegemanagement ist in Deutschland bisher nur für die Studiengänge an Fachhochschulen üblich. Die Leitungsfähigkeit selbst wird damit nicht bezeichnet. Die verschiedenen Berufsverbände (insb. der deutsche Pflegerat) strebt seit Jahren ein akademisches Hochschulstudium an. Dieses soll an Fachhochschulen für Pflegedienstleitungen bis spätestens 2020 Pflicht werden.


Aufgabenbereiche

Die folgende Aufzählung ist nicht abschließend sondern nennt die häufigsten Aufgaben der Pflegedienstleitung:

  • Personalführung (z. B. Bewerbungsgespräche, Mitarbeitermotivation, (evtl. Organisation der) , Personalentwicklung (z. B. Einarbeitungskonzept für neue MitarbeiterInnen, Stellenbeschreibungen entwickeln, Aufbau einer Führungsreserve, Nachfolgevorbereitung), Beurteilungen, Beiträge zur Verbesserung der Arbeitszufriedenheit, Überprüfung von Dienst- und Urlaubs-Plänen)
  • Arbeitsorganisation / Arbeitsabläufe - Einteilung der Mitarbeitenden in Stationen, Schichten oder Teams (vgl. Rahmendienstplan), bzw. Änderung der Dienstpläne bei Krankheitsvertretungen.
  • Organisationsentwicklung (z. B. Möglichkeiten zur Kostensenkung, Überprüfung der Notwendigkeit von Pflegestandards oder Dienstanweisungen)
  • Arbeitsvorbereitung und -einteilung, Leistungskontrollen stichprobenartig (Soweit vorhanden sind dies (konkurr.) Aufgaben der Stations-, Wohnbereich- und Abteilungsleitungen)
  • Die interne Weitergabe von Informationen zu strukturieren (z. B. Übergabe, Personalversammlungen vorbereiten, evtl. leiten, Besprechungen mit Stationsleitungen, Rundschreiben, Mail-Verteiler)
  • Kooperation (berufsgruppenübergreifend) ermöglichen
    • intern z. B. regelmäßige Besprechungen; Probezeit überwachen; Personalentwicklung; auch erledigte Fehler / Fehlverhalten von Mitarbeitern vergessen können; mit Arbeitsschutzbeauftragten
    • Pflegevisiten organisieren und begleiten
    • mit KooperationspartnerInnen; z. B. Arztpraxen, externer Reinigungsfirma
    • mit den Angehörigen einer zu pflegenden Person in der Institution, die sich an der Pflege tatsächlich beteiligen (wollen)
  • Warenwirtschaft (z. B. Produktauswahl, Absprachen mit internem Einkauf oder Einkaufsverbund, Lagerhaltung, Steuerung des Materialflusses z. B. Büromaterial, Verbandssets). Regelmäßig nicht dazu gehören die der Küche und Hauswirtschaft zuzuordnenden Lebensmittel. Allerdings gehört das Handling der Essensausgabe oft zum Pflegebereich. Bei Medikamenten ist eine Aufsicht der Handhabung von der Verordnung und Apothekenabgabe bis zur Dosierung an die Patienten zu gewährleisten.
  • Qualitätssicherung und -weiterentwicklung in der Pflege z. B. Analyse der Pflegedokumentation, Pflegevisiten, Beschwerdemanagement - Systematischer Umgang mit Beschwerden / Reklamationen von KundInnen zur Vermeidung künftiger Fehler; Vorbereitung künftiger Qualitätsprüfungen (Audit o. ähnl.)
  • Beteiligung an der Gesamtbetriebsführung; z. B. Aufnahmen - Annahme neuer Pflege- und Betreuungsverträge, Personalplanung, Mitwirkung bei personellen Maßnahmen, rechtliche Präsenz der Geschäftsführung / Vertretung in der GF, Beteiligung an der Öffentlichkeitsarbeit u. ä.)
  • Festlegung bzw. Erfüllung von Personalanhaltszahlen für die verschiedenen Arbeitsbereiche - das kann Absprachen intern z. B. mit dem Hauswirtschaftsbereich und extern mit Kostenträgern erfordern.
  • Absicherung und Wahrung der Rechte der Einrichtung und der Mitarbeitenden
  • Auch für Beschwerden über einzelne Alten-, Gesundheits- u. KrankenpflegerInnen und der übrigen MitarbeiterInnen in diesem Betriebsteil ist die Pflegedienstleitung zuständig.

Der Beschreibung dieser Aufgaben sollten in der jeweiligen Stellenbeschreibung aufgenommen sein bzw. dort konkretisiert werden, wenn es sie gibt. Allerdings besteht keine Verpflichtung zur Erstellung solch einer, jederzeit änderbaren, Stellenbeschreibung. Sie macht aber allen Beteiligten die Kompetenzen und deren Grenzen deutlich. Dadurch können Schnittstellen-Probleme verkleinert werden.

Voraussetzungen, gesetzl. Regelungen

In der stationären Altenpflege regelt das Heimgesetz in Verbindung mit der Personalmindestverordnung die Mindestqualifikation der verantwortlichen Pflegefachkraft.

Entstehung, Geschichte

Früher war dies das Aufgabengebiet der Oberschwester, in kirchlichen Einrichtungen evtl. die Mutter Oberin. In modernen Großeinrichtungen sind es heute die Mitglieder der Pflegedirektion bzw. des Leitungsteams

Ausbildung und Qualifikationsprofil

Nach Bader, Haastert hatten 2001 etwa 50% der PDL's inzwischen eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung absolviert, 16% hatten ein abgeschlossenes Studium. Jedoch absolviert ein Teil dieses nicht für den Bereich Pflegemanagement sondern z. B. in Pflegepädagogik oder Betriebswirtschaft. Da es in der ehemaligen DDR schon seit Jahrzehnten Studiengänge zur Weiterqualifizierung von Pflegekräften gab, war der Anteil an Pflegedienstleitungen mit einem abgeschlossenen Studium in den neuen Bundesländern deutlich höher als in den alten Bundesländern. Insgesamt kam laut der Studie 2001 auf eine Pflegedienstleitung im Durchschnitt 1,47 Weiterbildungen/Studien. Bader, Haastert kritisieren in ihrer Diplomarbeit die "klassische" Weiterbildung zur Pflegedienstleitung als nicht ausreichende Qualifikation für die komplexe Tätigkeit. Daraus ließe sich zur Zeit nur der Schluss ableiten, dass die Führungsebene der Pflege es schwer haben werde, sich in den gemeinsamen Krankenhausleitungen durchzusetzen, so lange sie es nicht gelernt haben, ihr Arbeitsgebiet systematisch zu analysieren und daraus adäquate Forderungen zu entwickeln.

In manchen Bundesländern ist der Anteil der Männer überproportional zum Anteil der in diesem Beruf tätigen Männer.

Kritisch stellten Bader, Haastert in ihrer Erhebung 2001 fest, dass in 6,2% der an der Befragung teilnehmenden Krankenhäuser die Stelle der Leitenden Pflegekraft nicht vorhanden war.

Über- und Nachordnung

Stationsleitungen / Fachkräfte zur Leitung einer Funktionseinheit sind ihr im Rahmen der Organisationsstruktur hierarchisch nachgeordnet. Vermittelt durch diese sind ihr alle Pflegemitarbeiterinnen nachgeordnet. In der Regel schließt dies auch den direkten Zugriff der PDL (Weisungsbefugnis) auf die einzelne Pflegemitarbeiterin nicht aus.

siehe auch

Literatur

  • Ute Bader, Frank Haastert, 2001: Das Berufs- und Qualifikationsprofil der Pflegedienstleitungen in Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg. Diplomarbeit an der Fachhochschule Osnabrück.- Fachbereich Wirtschaft. Im Internet online: [1]
  • Eisenreich/ BALK (2002): Handbuch Pflegemanagement. Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied, ISBN 3-472-04841-7
  • Christina Hölzle: Personalmanagement in Einrichtungen der Sozialen Arbeit. Grundlagen und Instrumente. Juventa; 2006. ISBN 377991879X. 261 S.
  • Kämmer Karla; Schröder Barbara (Hrsg.): Pflegemanagement in Alteneinrichtungen, 4. Auflage, Hannover, Schlütersche. 2006. 224 Seiten. ISBN 3877065791
  • König, Jutta: Was die PDL wissen muss. Das etwas andere Qualitätshandbuch in der Altenpflege, Hannover, Schlütersche, 2003, ISBN ?
  • Andrea Kerres, Bernd Seeberger: Gesamtlehrbuch Pflegemanagement. Springer-Verlag, Berlin, 2005. 468 Seiten. ISBN 3540237364
  • Leineweber Thomas: Sofort einsetzbare Schulungsbausteine für die Altenpflege. WEKA Fachverlag, Kissing. 2001. ISBN 3827644062 .
  • Schäfer Wolfgang; Jacobs Peter: Praxisleitfaden Stationsleitung: Handbuch für stationäre und ambulante Pflege, Stuttgart, Kohlhammer. 2002, ISBN 3170182501. 448 S.
  Hinweis: Dieser Artikel basiert zum Teil auf einem GFDL-lizenzierten Text, der aus dem PflegeWiki übernommen wurde. Eine Liste der ursprünglichen Autoren befindet sich auf der Versionsseite des entsprechenden Artikels.