Ernesto Rafael Guevara de la Serna, genannt Che Guevara (* 14. Juni 1928 in Rosario, Argentinien; † 9. Oktober 1967 in La Higuera, Bolivien) war ein kubanischer Revolutionär, Politiker und Guerillaführer. Guevara begründete neben Mao Zedong theoretisch die Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes und versuchte mit wechselndem Erfolg, seine revolutionären Thesen auch in die Praxis umzusetzen.
Che ist ein in Mittelamerika für Argentinier gebräulicher Übername, der auf den in Argentinien, Uruguay, Paraguay, Südbolivien, Südbrasilien und Valencia gebräuchlichen Anredepartikel „Che“ zurückgeht bzw. Bezug nimmt. In Guatemala wurde Guevara zum ersten Mal so genannt.
Leben
Kindheit und Jugend
Ernesto Guevara wurde am 14. Juni 1928, während eines Zwischenhalts einer Schiffsreise in Rosario, als Kind von Celia de la Serna Llosa und Ernesto Guevara Lynch geboren. [1] Seine Eltern waren kurz nach der Hochzeit im November 1927 von Buenos Aires nach Puerto Caraguatay, in der Provinz Misiones, gezogen, um dort eine Mateplantage zu betreiben. Der Umzug hatte aber nicht nur wirtschaftliche Hintergründe, sondern war vor allem der Familie seiner Mutter zu verdanken. Die zwanzigjährige Celia war äußerst rebellisch und verstieß ständig gegen herrschende Konventionen. So fuhr sie selber Auto und ließ sich die Haare kurz schneiden, für eine vermögende Familie, zu deren Vorfahren auch der letzte peruanische Vizekönig gehörte, ein Unding. Als sie dann auch noch mit Ernesto Guevara Lynch zusammenkam, der sein Architekturstudium abgebrochen hatte und sogar von ihm schwanger war, zog sie mit dem Erbe ihrer Eltern, die beide bereits früh gestorben waren, von ihrer Tante bei der sie aufgewachsen war, fort.
Der junge Ernesto erlitt im Alter von zwei Jahren seinen ersten Asthma-Anfall. Das Asthma blieb eine lebenslange Krankheit Guevaras, die sich prägend auf seine Persönlichkeit und Entwicklung auswirkte. Im Jahr 1932 zog die Familie auf ärztlichen Rat in das nahe gelegene Städtchen Alta Gracia. Durch die Krankheit gequält konnte der Junge nicht auf die Schule gehen, unterrichtet wurde er zuhause von seiner Mutter. Da er viel Zeit im Bett verbringen musste, hatte er auch stets viele Gelegenheiten zu lesen. Das Lesen blieb sein ganzes Leben sein Hobby, ebenso wie das Schachspiel, das er von seinem Vater beigebracht bekam. Als die Asthmaschübe seltener wurden, wurde er verpflichtet doch die Schule zu besuchen. Die Krankheit hinderte ihn auch nicht daran, mit den anderen Kindern zu spielen und Sport zu treiben. Er entwickelte eine Hartnäckigkeit, als ob er sich jedes Mal von neuem beweisen wollte, dass seine Probleme allein durch Willenskraft zu überwinden sein. Mit seinen Freunden spielte er Fußball, Rugby und schwamm auch mit ihnen. Von seinen körperlichen Defiziten war, bis auf die Tatsache, dass er während des Spiels zum Spielfeldrand laufen musste, wo sein Inhalator bereit stand, kaum etwas zu merken.[2]
Durch seine Familie, die inzwischen durch die Geburten seiner Geschwister Celia (*1929), Roberto (*1932), Ana Maria (*1934) und Juan Martin (1942) auf sieben angewachsen war, wurde er schon früh politisch geprägt. Als 1936 der spanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde ihr Haus zum Treffpunkt spanischer Republikaner. Ernesto hörte mit großem Interesse ihre Erzählungen und spielte den Bürgerkriegsverlauf mit seinen Freunden nach. Der Kontakt zu seinen Freunden prägte auch seine soziale Ader. Guevara, eigentlich ein Abkömmling einer vermögenderen Familie, zog es lieber vor mit den Armen der Umgebung zu verkehren. Er lud sie häufig zu sich nach Hause ein, um mit ihnen zusammen Mittag zu essen. So lernte er die Zustände kennen, in der die Unterschicht leben musste. Im Jahr 1941 wechselte er auf das Dean Funes Gymnasium in Cordoba, was bedeutete, dass er täglich einen Schulweg von insgesamt 70 km zu bewältigen hatte. Politische Ereignisse in der Jugend Guevaras waren hauptsächlich die Eskalation des Zweiten Weltkriegs und die Machtergreifen von Juan Peron. Während nach der Bombardierung von Pearl Harbor die Vereinigten Staaten am Krieg teilnahmen und die meisten südamerikanischen Staaten sich auf die Seite der USA stellten, war davon in Argentinien nichts zu spüren. Im Gegenteil, das wirtschaftlich von Deutschland abhängige Land gewährte Faschisten und Spionen Zuflucht, die von dort aus Propaganda betreiben konnten. Bald darauf tauchte Peron auf, der vom Arbeitsminister zum Vizepräsidenten aufstieg.Perons Beliebtheit resultierte zwar vornehmlich daraus, dass er die Arbeitnehmer auf seine Seite ziehen konnte, bei den Linken war er dennoch wegen seiner faschistischen Anschauungen verhasst. Umso erstaunlicher, dass in Diskussionen Peron von Ernesto missachtet wurde, aber er seinen Worten keine Taten folgen liess. Er beteiligte sich niemals an Demonstrationen oder Streiks gegen seine Diktatur.[3]
Im Jahr 1943 wechselte Ernestos Schwester Celia auf eine Schule in Cordoba und die Eltern zogen dorthin, um den Kindern den beschwerlichen Schulweg zu ersparen. Er bestand 1946 seine Abiturprüfung und musste sich für ein Studienfach entscheiden. Erst spielte er mit dem Gedanken Ingenierwesen zu studieren, als in die Nachricht ereilte, dass seine Großmutter Ana Isabel im Sterben lag. Diese Konfrontation mit dem Tod, nachdem Ernesto siebzehn Tage am Bett seiner Großmutter ausharrte, starb sie schließlich, veranlasste ihn, statt Ingenieur doch lieber Arzt zu werden. Er zog 1947 endgültig in die Wohnung seiner Mutter, die mittlerweile in Buenos Aires lebte, die Eltern hatten sich kurz zuvor getrennt, und schrieb sich an der Universidad Nacional de Córdoba für das Fach Medizin ein.[4]
Studium und Reisen
Studium
Ernesto Guevara nahm sein Studium außerordentlich ernst. Anfangs sass er stundenlang in der Bibliothek. Nebenbei trieb er auch noch Sport, spielte Schach und ging arbeiten. Das Arbeiten bis an die Grenze der Belastbarkeit war charakteristisch für ihn. Während seiner Studienzeit packte ihn aber noch ein weiteres Hobby, die Reiselust. Anfang 1950 war er mit einem Fahrrad mit Hilfsmotor sechs Wochen durch den Norden Argentiniens gereist. Die Reiselust sollte sein Interesse am Studium allmählich verdrängen. Im Oktober 1950 lernte er Maria del Carmen Ferreyra kennen, seine erste große Liebe. Die beiden waren ein Paar, wie es unterschiedlicher kaum sein konnte. Sie, die Tochter eines Millionärs, er, ein Mensch der sich nichts aus gesellschaftlichen Konventionen machte. Bei Besuchen in der Villa der Ferreyras trug er meist immer nur ein Hemd, dass er einmal die Woche wusch und es sein "Wochenhemd" nannte. Es führte dazu, dass sie sich bald nur noch heimlich sehen durften.[5] Doch scheiterte die Beziehung bald darauf wegen etwas anderem. Ein Jahr vor Guevaras Doktorexamen, brach er im Dezember 1951, zusammen mit seinem Freund Alberto Granado in Cordoba auf, um mit einem alten Motorrad den lateinamerikanischen Kontinent zu erkunden.
Erste Südamerikareise
Zusammen fuhren sie erst nach Süden, um sich dort von Ernestos Eltern zu verabschieden. Sie reisten erst weiter nach Süden nach Miramar, ein Badeort am Atlantikstrand, an dem Maria del Carmen Ferreyra Urlaub machte und sie sich ein letztes Mal trafen. Sie reisten weiter nach Süden und nach Westen und überquerten am 1. März 1952 die Grenze. Einen Tag später erreichten sie Santiago de Chile, wo ihr Motorrad endgültig kaputt ging. Fortan mussten sie als Anhalter weiter reisen. Aus dem Plan, die Osterinseln zu besuchen wurde nichts, da in den nächsten Monaten kein Schiff rüberfuhr. Stattdessen fuhren sie als blinde Passagiere nach Antofagasta. Auf dem Schiff wurden sie erwischt und angewiesen für ihre Überfahrt auf dem Schiff zu arbeiten. Mit den Bauern, die sie auf ihrer Reise trafen und bei denen sie auch häufig in der Nacht Unterschlupf fanden, diskutierten sie oftmals über politische Dinge. Die Bauern klagten ihnen ihr Leid, dass sie durch ihre Arbeit nicht genügend Geld verdienen könnten und die beiden Argentinier hörten ihnen zu. Immer wieder erfuhren sie den Kontrast zwischen der Schönheit der Landschaft und dem Elend der Bevölkerung. Nicht nur in Chile, auch in Peru und schließlich in Bolivien, wo sie als nächstes hin reisten, war es kaum anders. Auf ihrer Reise stellten sie sich häufig als Lepraärzte vor und schon bald eilte ihr Ruf ihnen voraus. In Chile hatten sie bereits in einer Zeitung von "zwei argentinischen Lepraexperten" lesen müssen, die Südamerika bereisten. Nach etwa acht Monaten hatten sie ihr ursprüngliches Ziel erreicht, Caracas, die Hauptstadt Venezuelas, wo Granado eine Arbeit in einem Lepra-Krankenhaus fand. Er entschied sich dort zu bleiben, Guevara konnte durch die Hilfe eines Onkels zurück nach Buenos Aires fliegen. Der Abschied war ihm schwer gefallen, jedoch versprach er zurückzukommen, um ihn zu besuchen. Wie er es seiner Mutter versprochen hatte, beschloss er schleunigst sein Studium zu beenden, da er schon wieder an neuen Reiseplänen schmiedete. Er plante in den nächsten sieben Monaten seine restlichen 15 Prüfungen abzulegen und verbrachte dazu tagelang vor seinem Schreibtisch und lernte. Während dieser Zeit überarbeitete er auch sein Reisetagebuch, indem er festhielt „Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte“. Guevara war mit der Ansicht losgereist, in ganz Südamerika würde es ähnlich sein wie in Argentinien, doch durch die Reise wurde er eines Besseren belehrt, nämlich dass ihr Wohlstand eher die Ausnahme war. Doch hielten sie sich mit Taten zurück und reisten lediglich als Beobachter durch das Land.
Für die Prüfungen lernte er auch oftmals bei seiner Tante Beatriz, die ihm in der Nacht ständig frischen Mate servierte. Ein Getränk, dass er durch seine Eltern kennen und lieben gelernt hatte und das er sein ganzes Leben lang geniessen sollte. Am 11. April 1953 legte er sein letztes Examen ab und informierte seine Eltern über seinen Abschluß. Diese hatten die Hoffnung gehegt, er würde von nun an sesshaft werden, um in seinem Beruf zu arbeiten. Doch Ernesto hatte andere Pläne.
Zweite Südamerikareise
Im Juli 1953 verabschiedete er sich von seinen Eltern am Bahnhof in Buenos Aires. Er sollte später lediglich nur noch ein weiteres Mal, für wenige Stunden, argentinischen Boden betreten. In Begleitung seines Jugendfreundes Carlos Ferrer reisten sie erstmal nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens. Hier blieben er und Ferrer die nächsten sechs Wochen. Sie lernten Ricardo Rojo kennen, einen argentinischen Anwalt, der wegen seiner antiperonistischen Haltung seine Heimat verlassen musste. Während Rojo nach Ecuardor weiterfuhr, reisten Guevara und Ferrer nach Peru. Sie besuchten Machu Picchu, Lima und erreichten schließlich Ende September Guayaquil in Ecuardor, wo sie Rojo wiedertrafen. Eigentlich war geplant als nächstes nach Venezuela zu fahren, wo er Alberto Granado wiedersehen wollte. Doch obwohl Guevara ein Mensch war, der seine Versprechen auch hielt, änderte er hier plötzlich seine Reisepläne. Rojo überzeugte ihn, mit ihm nach Guatemala zu kommen, wo eine linke Revolution kurz bevor stand. Am 31. Oktober fuhren sie per Schiff nach Panama und von dort aus nach Costa Rica, wo Guevara das erste mal die Macht eines Weltkonzerns kennen lernte. In einem Brief an seine Tante Beatriz schrieb er am 10. Dezember 1953, "Ich hatte Gelegenheit durch die Gebiete der United Fruit zu reisen, und mir wieder einmal das schreckliche Wesen dieses kapitalistischen Kraken bestätigen zu lassen." Hier in Costa Rica lernten sie zwei Kubaner kennen, die Monate zuvor mit etwa einhundert weiteren versucht hatten den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zu stürzen: Calixto Garcia und Severino Rossel. Nur wenige hatten dieses Desaster überlebt, neben den beiden erwähnten nur noch Fidel und Raul Castro.
Kubanische Revolution
Hauptartikel: Kubanische Revolution
In Mexiko-Stadt lernte Ernesto im Juli/August 1955 Fidel Castro kennen. Der Anführer der Moncadistas war nach seiner Haftentlassung nach Mexiko ins Exil gegangen, wo er mit einer Gruppe von Exil-Kubanern der Bewegung des 26. Juli (M-26-7) eine bewaffnete Expedition zurück nach Kuba vorbereitete, die die Absicht hatte, die Batista-Regierung zu beseitigen. Guevara schloss sich zunächst als Expeditionsarzt der Gruppe an.
Am 18. August 1955 heiratete er Hilda Gadea.
Am 25. November 1956 brach er mit 81 Revolutionären (von ihnen erhielt er auch den Spitznamen „Che“) von Tuxpan (Mexiko) mit der Yacht Granma nach Kuba auf, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen.
Im Verlaufe des Guerillakampfes änderte sich die Rolle von Che schnell von der eines Arztes zu einem direkten Teilnehmer bei bewaffneten Aktionen. Sein entschlossener Einsatz und sein taktischer Überblick ließen ihn schnell zu einer wichtigen militärischen Instanz werden. Als erster Guerillero nach Comandante en Jefe Fidel Castro wurde Che am 21. Juli 1957 in den Rang eines Comandante der Rebellenarmee M-26-7 erhoben und mit der Führung der II. Kolonne betraut.
Als seine größte militärische Leistung gilt die Einnahme von Santa Clara am 29. Dezember 1958. Nach zweijährigem Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte, aber demotivierte und überalterte Batista-Armee in den Bergen der Sierra Maestra konnten die Rebellen nach der Flucht von Batistas Truppen schließlich nach Santa Clara vordringen und auch der Weg in die Hauptstadt Havanna war frei. Am 1. Januar 1959 flüchtete der Diktator Fulgencio Batista aus Kuba, und Castros Gruppe übernahm die Kontrolle. Andere lateinamerikanische Befreiungsbewegungen betrachteten Kuba zumindest teilweise als Vorbild für ihre eigenen Revolutionen.
Seit Castro nach der Revolution 1959 klarstellte, ein „unabhängiges Kuba“ aufzubauen und der anschließenden Verstaatlichung der kubanischen Tochterunternehmen US-amerikanischer Konzerne, führten die USA dauerhaft verdeckte militärische und politische Operationen gegen Kuba. Fidel Castro ist mittlerweile wohl der Präsident, welcher die meisten Attentate (637 laut kubanischem Geheimdienst seit 1960) durch die größte Militärmacht des 20. Jahrhunderts überlebte. Der bekannteste Angriff war 1961 der Einfall in der Schweinebucht. Die angreifenden Exilkubaner wurden jedoch bereits von der kubanischen Armee erwartet und vollständig besiegt.
Guevara war, neben Fidel Castro, Raúl Castro, Camilo Cienfuegos und einigen anderen, nach dem Erfolg der Revolution Industrieminister und wichtiges Mitglied in der neuen kubanischen Regierung, welche schnell wesentliche Reformen durchführte. Guevara zeichnete sich insbesondere durch seine Härte gegenüber politischen Gegnern und Deserteuren aus. Während seiner Zeit als Ankläger wurden im Gefängnis La Cabaña ehemalige Anhänger des Batista-Regimes, Kollaborateure und Vertreter des US-Geheimdienstes, sowie sonstige Regimegegner verurteilt. Der zu dieser Zeit mit seinem Einverständnis entmachtete und - wenngleich nicht persönlich von ihm - verurteilte spätere Dissident und damalige Guerillaführer und Militärgouverneur von Camaguey, Huber Matos warf Guevara vor, die Revolution gegen Batista stillschweigend zur Umgestaltung Kubas in eine kommunistische Diktatur zu benutzen.
Nach der Einnahme der Festung Havanna sowie des Gefängnisses und der Befreiung der einsitzenden politischen Gefangenen Batistas, diente das Gebäude umgekehrt der Inhaftierung von politischen Gegner der Revolutionäre. Offiziell wurden hauptsächlich Batista-Anhänger und Kooperateure der USA inhaftiert, zudem auch Menschen, welche aus Sicht der neuen Regierung potentielle Gegner darstellen könnten. Che wirkte führend in den Revolutionsgerichten, welche zahlreiche Todesurteile verabschiedeten. 179 Erschießungsopfer dieser Tribunale können als gesichert gelten, Schätzungen gehen von bis zu 2000 Opfern aus.
Guevara richtete in dieser Zeit so genannte Lager für Besserungsarbeit („Guanacahabibes“) ein. In sie sollen nicht nur Dissidenten, sondern auch Homosexuelle geschickt worden sein.
In der sozialistischen Regierung nahm Guevara am Sowjet-Kommunismus orientierte Positionen ein, stärker noch als der vorrangig pragmatisch und realpolitisch geprägte Fidel Castro. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Aktivität in Kuba war Guevara Leiter der Nationalbank Kubas. Kurz darauf wurde er zusätzlich Industrieminister.
Erstes Ziel der nachrevolutionären Wirtschaftspolitik war die weitestgehende Verstaatlichung der kubanischen Wirtschaft. Dies bedeutete faktisch die Enteignung in der Mehrheit US-amerikanischer Konzerne. Dies war eine der Maßnahmen, welche schließlich zur bis heute andauernden Blockade der USA führten.
Aufgrund der beschriebenen fehlenden Fachkenntnis Ches in Wirtschaftsfragen und der rigiden Planwirtschaft, die er umsetzte, kam die Zuckerproduktion beinahe vollkommen zum Erliegen, die Getreideproduktion halbierte sich, die Industrialisierung scheiterte und Rationierungen mussten eingeführt werden. Doch schaffte es die Regierung, den unter Batista alltäglichen Hunger zu vermeiden und Kuba in diesem Punkt von seinen Nachbarländern abzuheben.
Che wird von seinen Anhängern Aufopferungsbereitschaft und ein unbedingter Willen, die Revolution voranzutreiben, nachgesagt, wobei er als Vorbild dienen wollte. So half er beispielsweise regelmäßig bei freiwilligen Arbeitseinsätzen mit und lehnte jegliche Vergünstigungen für sich und seine Familie ab. Er gab sich alle Mühe, seinem Idealbild vom Neuen Menschen gerecht zu werden und stets als gutes Beispiel zu dienen.
Unter anderem aufgrund der Konfrontation mit den USA richtete sich die kubanische Regierung in dieser Zeit an der UdSSR aus, was Guevara zunächst befürwortete. Dies führte allerdings zu neuen Abhängigkeiten. So meinte Guevara gegenüber britischen Journalisten kurz nach der Kubakrise von 1962, er hätte die Atomraketen in Richtung USA abgefeuert, wenn die Sowjetunion es zugelassen hätte.
Als Industrieminister reiste Guevara in die Sowjetunion, war vom dortigen System aber nicht begeistert. 1964 äußerte er bei einem Besuch im unabhängigen Algerien Vorbehalte gegenüber der UdSSR. Unter anderem lehnte er vermehrte materielle Anreize für die arbeitende Bevölkerung zwecks Aufbau des Sozialismus ab - er plädierte für einen idealistischeren Ansatz. Seine Überzeugung von der Pflicht zur Beteiligung an der kubanischen Revolution, dem sozialistischen Aufbau und dem Kampf gegen Angriffe auf das befreite Kuba vertrat Che in allen Tätigkeiten und Handlungen. Im Hinblick auf die durch den Einfall in der Schweinebucht bewiesene kompromisslose außenpolitische Haltung der USA gegenüber Kuba kann dies als direkte Reaktion zum Schutz des Landes verstanden werden.
Dieser idealistische Ansatz kam auch in seinen öffentlichen Auftritten verstärkt zum Ausdruck. Guevaras Reden zur internationalen Umverteilung wurden von der UNO ignoriert. Die Differenzen mit Castro spitzten sich zu. Che Guevara verließ Kuba in der Verkleidung eines Geschäftsmanns, um mit weiteren kubanischen Kombatanten die Rebellen im Kongo zu unterstützen. Am 24. April 1965 erreichte er über den Tanganjikasee den Kongo.
Guerilla-Praxis
Um die Revolution weltweit zu verbreiten (Zitat: „Schaffen wir zwei, drei, viele Vietnams“), und weil er mit der an der Sowjetunion ausgerichteten Politik Fidel Castros später nicht mehr vollständig übereinstimmte, weil sie ihm dem Westen gegenüber zu kompromissbereit war, verließ Guevara Kuba und widmete sich in verschiedenen Entwicklungsländern dem revolutionären Guerillakampf. Im Kongo und in Bolivien versuchte er, seine theoretischen Ansätze und praktischen Erfahrungen anzuwenden.
Zunächst versucht er dies im Kongo, wo es bereits seit 1960 bürgerkriegsähnliche Zustände und politische und militärische Bewegungen gab, die jeweils von den USA, der Sowjetunion oder China unterstützt wurden. Der Versuch, eine Revolution in Afrika anzuzetteln, scheiterte aber, nach Che Guevaras Angaben (vgl. Das Jahr in dem wir nirgendwo waren) am Phlegma, der fehlenden Konsequenz und Organisation der Rebellen um Laurent Kabila im Kongo. Ende 1965 kehrte er enttäuscht aus dem Kongo zurück.
Das kubanische Engagement in Südamerika in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre geht auf das Betreiben Che Guevaras und Castros zurück. Zunächst war Peru als nächster Einsatzort gedacht, doch gingen die kubanischen Comandantes Che Guevara und Juan Vitalio Acuña Núñez sowie Tamara Bunke und andere bewaffnete kubanische Kämpfer 1966 schließlich nach Bolivien, um dort zusammen mit den streikenden Bergarbeitern im Westen Boliviens eine Revolution aufzubauen und durchzuführen (vgl. Das vollständige Bolivianische Tagebuch). Che Guevara führte dann selbst die kleine bewaffnete Gruppe an, die zunächst aus 44 Kämpfern bestand. Dabei versuchten Che Guevara und seine kubanischen Mitstreiter, ihre Erfahrungen, die sie in ihrem über gut zweijährigen, erfolgreichen kubanischen Guerillakampf (1956-1959) mit der Rebellenarmee des M-26-7 in den Bergen der Sierra Maestra gesammelt hatten, auf Bolivien zu übertragen. So legten sie ihr Operationsgebiet in die bewaldeten Berghänge des östlichen zentralbolivianischen Hochlandes. Ab März 1967 lieferten sie sich dort Scharmützel mit Regierungstruppen.
Es gelang ihnen letztlich aber nicht, die verarmten Bauern im bolivianischen Hochland für ihre Sache zu gewinnen. Zwar respektierte und unterstützte die vorwiegend indigene Landbevölkerung die Rebellen, blieb aber ansonsten auf Distanz zum bewaffneten Kampf. Auf dem Land schlossen sich lediglich zwei einheimische Bauern Che Guevaras Truppe an. Andererseits scheiterte der Versuch, die Revolution nach Bolivien zu tragen, nicht zuletzt auch an der fehlenden Unterstützung durch die Kommunistische Partei Boliviens (PCB). Einige Anhänger Che Guevaras vermuten jedoch, dass Che Guevara aber auch eine im Vergleich zum kreolisch-karibischen Kuba ganz anders gelagerte Mentalität in den bolivianischen Anden unterschätzt habe, insbesondere die der jahrhundertelang in extremer feudaler Abhängigkeit lebenden indigenen Bevölkerung.
Mitte des Jahres 1967 wurde das Rückzugsgebiet der bewaffneten Kämpfer um die Kubaner immer enger. Bereits im August 1967 wurden sie weitgehend aufgerieben. Der Chef der Zweiten Gruppe, Juan Vitalio Acuña Núñez, starb am 31. August 1967 zusammen mit Tamara Bunke in einem feindlichen Hinterhalt bei Vado de Puerto Mauricio. Am Ende bestand die Gruppe um Che Guevara nur noch aus 14 Mann. Er selbst wurde Anfang Oktober 1967 nach einem Gefecht mit Regierungstruppen bei La Higuera verwundet und gefangen genommen.
Das bolivianische Militär wurde auf der Jagd nach den marxistischen Guerilleros massiv vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt. Che Guevara wurde nach seiner Festnahme in einem dörflichen Schulhaus in La Higuera inhaftiert und dort unter anderem durch den CIA-Agenten und Exil-Kubaner Felix Rodríguez verhört.
Am 9. Oktober 1967 13:10 Uhr wurde der Gefangene Che Guevara vor Ort von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, ohne Gerichtsverhandlung erschossen. Dieser hatte sich zwar als Freiwilliger für die Exekution gemeldet, bekam es dann jedoch mit der Angst zu tun, sodass er erst nach mehreren Stunden und unter starkem Alkoholeinfluss bereit war, die Erschießung vorzunehmen. Im nachhinein verbreiteten sich viele Gerüchte und Mythen über Guevaras letzte Worte. Nach der Ermordung sollte die Leiche Che Guevaras spurlos beseitigt werden. Ihr wurden beide Hände entfernt, um eine Identifizierung auszuschließen. Che Guevara wurde auf dem Flugplatz im etwa 30 Kilometer entfernten Vallegrande heimlich begraben.
Guevaras auch persönliche Erfahrungen während der bolivianischen Zeit sind in seinem später veröffentlichten Bolivianischen Tagebuch dokumentiert.
Guevaras Ideologie: Der neue Mensch
Die Anfänge für Den neuen Menschen entwickelte Guevara hauptsächlich während des Guerilliakampfes auf Kuba, aus welcher er später eine umfangreichere Ideologie entwickelte, welche er 1965 in seinem Text Der Sozialismus und der Mensch in Kuba formulierte. Er selbst betrachtete sein Programm eher als umfassende Umerziehung. Der Mensch sollte die Vorstellung einer materiellen Vergütung, die er für eine getane Arbeit erhält, ablegen, und stattdessen sollte ihn allein die Tatsache befriedigen durch seine Arbeit etwas Neues geschaffen oder etwas Altes verbessert zu haben. Als Musterbeispiel für solch einen Menschen nahm Guevara die Guerillakrieger, mit denen er die Revolution auf Kuba durchführte: Sie hätten lediglich die Befreiung Kubas von der batistischen Diktatur gefordert und wären dafür sogar bereit gewesen ihr Leben zu opfern. Dieses Beispiel brachte Guevara auch in vielen Reden immer wieder ein,- wobei er es unterließ, die Problematik zu erwähnen, dass unter den Guerillakämpfern auch explizit nichtkommunistische Dissidenten gewesen waren, die mit Gewalt mundtot gemacht worden waren.
Guevara sah das gemeine Volk als wichtige Ressource für die Schaffung des neuen Menschen. Diese Ressource musste nur durch ihn, bzw. die politische Führung, genutzt werden. Es stellt nach Guevaras Ansicht die Masse dar, während die politische Führung die Rolle der Vorhut übernimmt. Der wohl wichtigste Faktor zwischen Vorhut und Masse ist eine gut aufgebaute und durchstrukturierte Kommunikation, denn die Anweisungen, die die Vorhut gibt, müssen die Masse direkt erreichen. Eine wichtige Grundlage bei der Ausführung dieser Aufgaben ist, dass die Vorhut mit gutem Beispiel vorangeht und so die Begeisterung der Masse für diese Aufgabe schürt. Guevara selbst hatte dieses Prinzip ebenfalls praktiziert. Er wollte nichts von der Masse abverlangen, was er nicht selbst zu Stande bringen konnte.
Sollte dies jedoch dennoch einmal geschehen, hätte dies schlimme Folgen. Der Enthusiasmus der Masse würde nachlassen, bis er auf ein Minimum schrumpfte. Sollte dieser Fall eintreten, müsste die politische Führung zu diesem Problem Stellung nehmen und ihre Fehler zugeben. Nur so konnte die Vorhut, nach Guevaras Meinung, das Vertrauen zum Volk aufrechterhalten. Das erklärte auch die Rollenverteilung, welche er für die beiden Parteien vorsah. Während die Vorhut die Legislative bilden sollte, fielen die Rollen der Exekutive und der Judikative auf das Volk.
Guevara war klar, dass dieser Wechsel zum neuen Menschen nicht abrupt vollzogen werden könne. Er war der Ansicht, dass sich ein Wechsel über Jahrzehnte oder sogar ein ganzes Jahrhundert hinwegziehen könnte. Wichtig war für ihn jedoch, dass sich ein derartiger Wechsel überhaupt vollkommen vollzog und nicht nach seinem oder dem Tod eines anderen politischen Führers gestoppt oder gar rückgängig gemacht würde. Er war allerdings ein großer Befürworter des Leninismus und Marxismus, von denen er viele Ideen und Denkanstöße für seine Ideologie übernahm. Dies spiegelt sich vor allem in der nichtmateriellen Arbeitsvergütung, aber auch in dem Gleichstand aller Bevölkerungsgruppen wieder.
Während die Ideologie des „Neuen Menschen“ auf nichtlinker Seite naturgemäß wenig Zuspruch erfahren hat und die dort zu findende Ablehnung wenig überrascht, wird sie teilweise auch von orthodox-marxistischer Seite schlichtweg abgelehnt. Das unter anderem auch deshalb, weil Guevara vorgeworfen wird, er hätte versucht, die Revolution mit elitärem Avantgardismus ohne den eigentlichen revolutionären Träger (der nach marxistischer Theorie unabdingbaren Arbeiterklasse) durchzuführen und damit die gesellschaftliche Analyse zugunsten eines Aktionismus der „heldenhaften Einzelkämpfer“ vernachlässigt, ein Versäumnis, das durch das baldige Scheitern all seiner revolutionären Bemühungen außerhalb Kubas bestätigt werde.[6]
Nach Guevaras Tod
Che Guevaras bis dahin verschollene Gebeine wurden erst 1997 in Vallegrande entdeckt, nachdem ein ehemaliger Offizier der bolivianischen Armee den Begräbnisort verriet. Die sterblichen Überreste wurden exhumiert und nach Kuba überführt, um dort mit einem Staatsbegräbnis in einem eigens geschaffenen Mausoleum in Santa Clara beigesetzt zu werden. Santa Clara ist die Stadt, deren Fall Ende 1958 nach einem von Che Guevara geführten Angriff den kubanischen Diktator Fulgencio Batista zur Flucht zwang, womit der Sieg der Revolutionäre faktisch besiegelt wurde.
Kultentstehung
Guevara wird in Lateinamerika von vielen Menschen als eine „Ikone“ des südamerikanischen Patriotismus angesehen. Sein Engagement für die kubanische und andere revolutionäre Bewegungen, seine Radikalität, die schließlich zum Mord an dem Guerillaführer in Bolivien führten, machten ihn zu einem Märtyrer linker Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in der ganzen Welt. In den lateinamerikanischen Ländern gilt „Che“ bis heute vielerorts als Volksheld und revolutionäres Idol, aber auch in den Industriestaaten des Westens wurde er vor allem von großen Teilen der Studentenbewegung, die sich sowohl gegen die herrschende Ordnung der bürgerlichen Demokratie und die Marktwirtschaft, als auch der ihr vorgeworfenen Ausbeutung der „Dritten Welt“ wandte, als revolutionäres Vorbild idealisiert. In manchen kommunistischen Staaten Osteuropas wurde zeitweilig von staatlicher Seite eine Art Kult um ihn betrieben, mit dem die entsprechenden Regierungen vor allem die Jugend für den Kommunismus und Internationalismus begeistern wollten, auch wenn dabei Guevaras Kritik an der Verkrustung und dem Bürokratismus der realsozialistischen Länder größtenteils verschwiegen wurde.
In der vor allem von Studenten getragenen Außerparlamentarischen Opposition (APO) Westeuropas während der 1960er Jahre beriefen sich viele auf Guevaras revolutionäre Thesen des Guerillakampfes oder diskutierten diese kritisch-positiv. Bei verschiedenen Demonstrationen der Studentenbewegung wurde oft neben dem Porträt des führenden nordvietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh und dem Mao Zedongs auch das von Che auf Transparenten mitgeführt. Der kubanische Fotograf Alberto Korda Gutierrez hatte es am 5. März 1960 aufgenommen, und es wurde nach dem Tod Guevaras vom Verleger Giangiacomo Feltrinelli weltweit vermarktet; es war ursprünglich Teil eines Gruppenfotos.
Bis heute ist dieses in vielen Variationen verbreitete Bild zu einer Art Pop-Ikone und damit Ausdruck einer gewissen Verklärung der Person Che Guevaras geworden, die von unterschiedlichster Seite auch als geschmacklos empfunden wird. Während linientreue Anhänger Guevaras befürchten, dass seine politische Orientierung als kämpferischer Kommunist hinter der westl. Verklärung als Ikone des bloßen Unangepasstseins versteckt wird [7], wird diese Sicht ironischerweise auch von bürgerlichen Demokraten geteilt - die allerdings befürchten, dass die ihrer Auffassung nach stalinistischen Züge Guevara hinter dem Touch des gutaussehenden Revolutionärs mit Zigarre im Mund verschwinden und eine Idealisierung Guevaras stattfindet, die dieser nicht verdiente.[8]
Kritik
Die Gegner von Guevara, besonders Mitglieder der kubanischen Exilgemeinschaft in den USA und Flüchtlinge aus realsozialisch regierten Ländern, bezeichnen ihn als Mörder und Terroristen. Sie behaupten, er habe Freude an der Exekution von Gegnern der kubanischen Revolution gehabt und er sei verantwortlich für Folter und Tötung tausender Insassen kubanischer Gefängnisse sowie für den Mord an zahlreichen Kleinbauern in den Regionen, welche seine Guerillatruppen kontrollierten oder aufsuchten.[9] Nach Ansicht seiner Kritiker begründete Guevara das kubanische System der Arbeitslager: Er stiftete das erste Arbeitslager in Guanahacabibes zur Umerziehung von Managern staatlicher Betriebe, welche sich der Übertretung oder Missachtung der "revolutionären Ethik" schuldig gemacht hatten.[10] Das Arbeitslagersystem wurde später (viele Jahre nach Guevaras Tod) verwendet zur Inhaftierung Homosexueller, Regimekritiker und Aids-Infizierter ("gays, dissidents, and AIDS victims."[11])
Che Guevaras Haltung gegenüber der Kubakrise ist nicht unumstritten: Seine Aussage in einem Interview mit dem britischem Daily Worker, er hätte, wenn er anstelle der Sowjets die Verfügungsgewalt über die Atomraketen gehabt hätte, diese auch abgefeuert, hinterließ angesichts eines damals nur knapp vermiedenen Atomkrieges bei dem entsprechenden Journalisten Sam Russell gemischte Gefühle.[12] Che Guevaras damalige Haltung: "Es ist das schaudererregende Beispiel eines Volkes, das bereit ist sich atomar abschlachten zu lassen, damit seine Asche als Fundament für neue Gesellschaften dient. Und wenn ungefragt ein Pakt zum Abzug der Atomraketen geschlossen wird, seufzt es nicht etwa vor Erleichterung auf und dankt nicht für die Feuerpause" wird in deutschen Diskussionen auch innerhalb der Linken als "problematisch" empfunden, da ein entsprechendes Handeln u.a die "physische Existenz der gesamten kubanischen Bevölkerung" riskiert hätte.[13] Härter noch: Die "phantastischen Weltbrandstiftungsszenarien eines Ché Guevara, die noch aus der ´atomaren Asche´ den Neuen Menschen entstehen sahen" seien verwandt mit der "Dschihadistenlyrik" eines Osama Bin Laden.[14]
2005, nachdem Carlos Santana ein Che T-Shirt während der Verleihung der Academy Awards getragen hatte, schrieb der auf Kuba geborene Musiker Paquito D'Rivera einen offenen Brief, in welchem er Santana heftig kritisierte für dessen Unterstützung des "Schlächters von Cabaña ("The Butcher of the Cabaña"). Cabaña ist ein Gefängnis, in welchem Guevara angeblich die Exekution vieler Regimegegner überwachte, einschließlich des Cousins von D'Rivera - dieser sei wegen seiner christlichen Überzeugung inhaftiert worden und wurde angeblich Zeuge der Ermordung vieler weiterer Christen.[15]
Andere Gegner bemängeln, dass er entgegen der Propaganda, welche ihn als außergewöhnlichen Kämpfer darstelle, in der Realität ein ineffektiver Taktiker war. So werden beispielsweise die Darstellungen der Kampfhandlung bei Santa Clara um einen Zug, welcher Waffennachschub transportierte, angezweifelt. Der Kritiker Álvaro Vargas Llosa schreibt: "Mehrere Zeugen deuten an, dass der Zugführer sich im voraus ergab, vermutlich aufgrund von Bestechung".[16][17] Laut einigen Kritikern war Guevara nicht in der Lage die kubanische Wirtschaft zu steuern, da er für "den beinahe-Kollaps der Zuckerproduktion, das Scheitern der Industrialisierung", die er überwachte, verantwortlich sei.[18][19]
In "The Cult of Che",[20] kritisiert Paul Berman den Film The Motorcycle Diaries (dt. Die Reise des jungen Che) und beklagt, dass der gegenwärtige Kult um Che den entsetzlichen sozialen Kampf in Kuba verschleiern würde. Der Artikel spricht beispielsweise die Inhaftierung von Dissidenten an, wie die des Dichters und Journalisten Raúl Rivero, welcher schließlich unter weltweitem Druck durch eine Solidaritätskampagne seitens des "International Committee for Democracy in Cuba" freigelassen wurde[21], welches unter anderem Václav Havel, Lech Wałęsa, Árpád Göncz, Elena Bonner umfasste. Berman behauptet, dass in den USA, wo der Film auf dem Sundance Film Festival tosenden Beifall erhielt, die Verehrung Ches dazu führe, dass die Misere kubanischer Regimekritiker übersehen würde. Die Website che-mart.com persifliert diese Glorifizierung mit T-Shirts welche Che Guevara und seine Unterstützer verspotten, womit sie auf einen ironisch anmutenden Umstand aufmerksam macht: Che Guevara als eines der best-verkauften Bilder des Kapitalismus.[22]
Obgleich Kritik an Che Guevara und seinem Erbe von der politischen Mitte und Rechten stammt, üben auch andere politische Gruppen wie Anarchisten und Libertäre Kritik an seiner Person; sie betrachten Guevera als einen autoritären Stalinisten, dessen Ziel die Schaffung eines bürokratischen stalinistischen Regimes gewesen sei. [23].
Werke
- Latìno Amèricana (Lateinamerika-Reise 1951/52 mit Alberto Granado)
- Das magische Gefühl, unverwundbar zu sein (Lateinamerika-Reise 1953-56 u.A. mit Carlos Ferrer)
- Cubanisches Tagebuch
- Guerillakampf und Befreiungsbewegung
- Das Jahr in dem wir nirgendwo waren
- Aufsätze zur Wirtschaftspolitik
- Der neue Mensch - Entwürfe für das Leben in der Zukunft
- Der Sozialismus und der Mensch auf Cuba Brief an Carlos Quijano von der Wochenzeitschrift Marcha, Montevideo, Uruguay, März 1965
- Der afrikanische Traum („Kongo-Tagebuch“)
- Bolivianisches Tagebuch. Dokumente einer Revolution (Reinbek 1986).
- Das vollständige Bolivianische Tagebuch
- Partisanenkrieg - Eine Methode
Literatur
- Jon Lee Anderson: Che. Die Biographie, Ullstein, München 2002, ISBN 3-548-60122-7
- Jorge G. Castañeda: Che Guevara. Biographie, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-518-39411-8
- Frederik Hetmann: Ich habe sieben Leben. Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che, Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-20137-2
- Frederik Hetmann: "Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker". Die Lebensgeschichte des Ernesto Che Guevara, Beltz & Gelberg, Weinheim 2004, ISBN 3-407-78913-0
- Daniel James: Che Guevara. Mythos und Wahrheit eines Revolutionärs, Heyne, München 1997, ISBN 3-453-12702-1
- Stephan Lahrem: Che Guevara, Suhrkamp BasisBiographie 6, Suhrkamp, Frankfurt/M. 2005, ISBN 3-518-18206-4
- Frank Niess: Che Guevara, Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-50650-5
- Eberhard Panitz: Commandante Che. Biographische Skizze, Spotless-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-928999-79-6
- Hein R. Sonntag (Hrsg.): Che Guevara und die Revolution, Fischer, Frankfurt/M. 1971, ISBN 3-436-00887-7
- Paco Ignacio Taibo II: Che. Die Biographie des Ernesto Guevara., Edition Nautilus, Hamburg 1997, ISBN 3-89401-277-3
- Paco Ignacio Taibo II u.a.: Das Jahr, in dem wir nirgendwo waren. Ernesto Che Guevara und die afrikanische Guerilla, Edition Id-Archiv, Berlin 1996, ISBN 3-89408-054-X
- Miloslav Ransdorf: Muž svědomí. Ernesto Che Guevara, Praha 2000
Filme
- Die Reise des jungen Che, Spielfilm USA/Deutschland/Großbritannien/Argentinien/Chile/Peru 2004, Regie: Walter Salles
- Che Guevara - Stosstrupp ins Jenseits, (gescheiterter Revolutionsversuch und Tod in Bolivien), Italien 1968, Regie: Paolo Heusch
- David Attwood: Fidel & Che. USA 2002, 123 Min., Drama/Biografie
Quellen
- ↑ John Lee Anderson vertritt in seiner 1997 publizierten Biographie die These, dass er tatsächlich bereits am 14. Mai 1928 geboren worden sei. Um zu vertuschen, dass sie bei ihrer Hochzeit schon im dritten Monat schwanger war, habe Guevaras Mutter von einer befreundeten Ärztin das Datum auf der Geburtsurkunde um einen Monat verschieben lassen, um einen Skandal zu vermeiden. John Lee Anderson: Che Guevara - A Revolutionary Life. Grove Press, New York 1997.
- ↑ Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005, S.15/16
- ↑ Frank Niess: Che Guevara; Rowohlt Verlag GmbH Hamburg 2003, S.18-20
- ↑ Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005, S.20
- ↑ Stephan Lahrmann: Che Guevara - Leben Werk Wirkung; Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005, S.26
- ↑ so David Mayer : Die Anziehungskraft Che Guevaras und die Begrenztheit des Guerilla"-Kampfes in : derFunke.marxistischer Standpunkt in der Arbeiterbewegung, August 2005
- ↑ Horst Pankow :Honecker nach Santa Clara! Warum der geduldige deutsche Revolutionär im Mausoleum neben Che Guevara liegen sollte.in Nadir.org Periodika.JungleWorld 43
- ↑ Jeffrey Gedmin : Che Guevara ist nicht cool in : Welt-Online, 19.07.2005
- ↑ Álvaro Vargas Llosa, "The Killing Machine: Che Guevara, from Communist Firebrand to Capitalist Brand", 11 July 2005. Online at the New Republic, veröffentlicht 5 Januar 2006.
- ↑ Samuel Farber, "The Resurrection of Che Guevara", Summer 1998. William Paterson University online, veröffentlicht 18 Juni 2006.
- ↑ Paul Berman, "The Cult of Che", 24 September, 2004. Slate Online, veröffentlicht 18 Juni 2006.
- ↑ Anderson, Jon Lee. Che Guevara: A Revolutionary Life, ISBN 0-8021-1600-0, New York: 1997, Grove Press, S. 545: "In an interview with Che a few weeks after the crisis, Sam Russell, a British correspondent for the socialist Daily Worker, found Guevara still fuming over the Soviet betrayal. Alternately puffing on a cigar and taking blasts from an inhaler, Guevara told Russell that if the missiles had been under Cuban control, they would have fired them off. Russell came away with mixed feelings about Che, calling him 'a warm character whom I took to immediately... clearly a man of great intelligence though I thought he was crackers from the way he went on about the missiles.'"
- ↑ so etwa Winfried Wolf : Der Mythos Che Guevara und die weltweiten Revolten des Jahres 1968, in Utopie kreativ, H.88 Februar, S.68
- ↑ so Gerd Koenen: In der Terrorfalle in Spiegel-Online, 11.01.2006
- ↑ Paquito D'Rivera, "Open letter to Carlos Santana by Paquito D'Rivera in Latin Beat Magazine", 25 March 2005. Find Articles Online, veröffentlicht 18 Juni 2006
- ↑ Álvaro Vargas Llosa, "The Killing Machine: Che Guevara, from Communist Firebrand to Capitalist Brand", 11. Juli 2005. Online at the New Republic, veröffentlicht 5 Januar 2006.
- ↑ Humberto Fontova, "Fidel's executioner". FrontPage magazine Online, veröffentlicht 26 Februar 2006
- ↑ History News Network, "Che Guevara... The Dark Underside of the Romantic Hero". Online, veröffentlicht 26 Februar 2006
- ↑ Free Cuba Foundation, "Che Guevara's Dubious Legacy". Online, veröffentlicht 26 Februar 2006
- ↑ Paul Berman, "The Cult of Che", 24 September, 2004. Slate Online, veröffentlicht 18 Juni 2006.
- ↑ Ministry of Foreign Affairs Czech Republic, "International Committee for Democracy in Cuba". Online, veröffentlicht 18 Juni 2006.
- ↑ USA Today, "Che Guevara should be scorned — not worn" Online, veröffentlicht 26 Februar 2006
- ↑ Libertarian Community, "Ernesto "Che" Guevara, 1928-1967"., veröffentlicht am 26. Februar 2006 (Version aus dem Internet Archive, da Original nicht mehr vorhanden)
Weblinks
- Das Ende des bolivianischen Revolutionsführers - ein Augenzeugenbericht Text des Che Guevara-Biographen Richard Gott in Le Monde diplomatique
- Che, Guía y Ejemplo: – Große Kompilation von Bilder, von Schriften, von Verabredungen und von Videos des Che, sowie die Lieder, die seine Person verehren
- Che Mahir Projekt Che-Guevara-Texte auf Deutsch
- CHEWORLD Viele Textdokumente und Bilder von und über Che Guevara
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Personendaten | |
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NAME | Guevara, Che |
ALTERNATIVNAMEN | Ernesto Rafael Guevara de la Serna |
KURZBESCHREIBUNG | argentinischer Arzt und kubanischer Revolutionär |
GEBURTSDATUM | 14. Mai 1928 |
GEBURTSORT | Rosario, Argentinien |
STERBEDATUM | 9. Oktober 1967 |
STERBEORT | La Higuera, Bolivien |
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