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Johann Stamitz

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Johann Stamitz

Johann Wenzel Anton Stamitz, tschechisch: Jan Václav Antonín Stamic (* 19. Juni 1717 in Deutschbrod, tschechisch: Havlíčkův Brod in Böhmen; † 27. März 1757 in Mannheim) war ein Böhmischer Komponist und Violinist.

Als hauptamtlicher Kapellmeister des Orchesters am Mannheimer Kurfürstenhof nahm er wesentlichen Einfluss auf den Stilwandel von der strengen, polyphonen Musik des Spätbarock zur anmutigeren des Rokoko, die sich später zur Wiener Klassik entwickelte. Um 1750 begründete er die so genannte Mannheimer Schule, die sich von einer Orchesterschule immer mehr zu einem Zentrum der frühklassischen Komponierkunst entwickelte.

Biografie

Johann Stamitz entstammt einer Musikerfamilie; sein Vater war Organist und erteilte ihm den ersten Unterricht. Später besuchte er das Gymnasium in Iglau und studierte an der Karls-Universität Prag. 1742 trat er als Soloviolinist bei den Krönungsfeierlichkeiten Kaiser Karls VII. in Frankfurt auf.

1743 ernannte Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz den Geigenvirtuosen zum Konzertmeister der Mannheimer Hofmusik. 1750 erfolgte dann die Beförderung zum Instrumentalmusikdirektor. In den Jahren 1751 bis zum Sommer 1753, dem Engagement Ignaz Holzbauers, betreute er darüber hinaus die zweite Hofkapellmeisterstelle. 1747 begann Stamitz mit dem Aufbau der Violinklasse im Mannheimer Hoforchester. Er wird daher bis heute als Gründer der berühmten Mannheimer Schule angesehen, die großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Sinfonie und des Orchesterstils in Europa hatte. Stamitz gab der traditionell dreisätzigen Sinfonie einen vierten Satz in Form eines Menuetts; zugleich räumte er den Blasinstrumenten mehr Raum im Orchestersatz ein.

Stamitz unternahm mehrere Konzertreisen, vor allem nach Paris, wo er in den Jahren 1754 bis 1755 auch die Leitung des Orchesters von Alexandre Jean Joseph Le Riche de la Poulinière übernahm. Vor allem in dieser Zeit festigte er seinen Ruf als anerkannter Komponist und Virtuose. Er starb zwei Jahre später mit kaum 40 Jahren in Mannheim.

Stamitz' Nachfolger im Mannheimer Hoforchester wurde sein Meisterschüler, der Geiger Christian Cannabich (1731-1798), der durch seine strenge Führung dem Orchester zu dem legendären Ruhm der 1770er Jahre verhalf.

Komponisten der Mannheimer Schule und ihr Stil

Johann war der Vater der ebenfalls bekannten Violinisten und Komponisten Carl Stamitz (1745-1801) und Anton Stamitz (* 1754), wovon der Ältere zu einigem Ruhm gelangte. Zu Stamitz' bedeutendsten Mitarbeitern und Partnern an der "Mannheimer Schule" zählten neben Christian Cannabich vor allem Franz Xaver Richter (1709-1789) und Ignaz Holzbauer (1711-1783), später auch Anton Fils (1733-1760) und Carl Stamitz.

Die erstgenannten Komponisten entwickelten den Sonatensatz zu seiner klassischen Form, die auch Grundlage für die Sinfonie wurde. Tatsächlich nennt Stamitz die für sein Spitzenorchester komponierten Sinfonien "Sonaten für Orchester", weil ihr Aufbau derselbe ist.

Werke (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

  • Peter Gradenwitz: Johann Stamitz: Leben - Umwelt - Werke. 2 Bde. Wilhelmshaven: Heirichshofen 1984. ISBN 3-7959-0342-4