Rückrufaktion

Rückruf zur Abwendung von Personen- oder Sachschäden durch fehlerhafte Produkte
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Rückrufaktionen sind aktive Maßnahmen von Unternehmen zur Abwendung von Personen- oder Sachschäden durch fehlerhafte Produkte. Die Aktivitäten werden meist dann eingeleitet, wenn nach Einschätzung des Herstellers durch Fehlfunktionen bzw. Mängeln am Produkt ein über das normale Maß hinaus deutlich erhöhtes Risiko besteht, dass der Anwender oder Dinge in seinem Umfeld zu Schaden kommen können.

Die rechtlichen Grundlagen für Rückrufe sind in Deutschland durch das Geräte- und Produktsicherheitsgesetz geregelt.

Um fehlerhafte Bestandteile eines Produktes zeitlich einzugrenzen ist die Rückverfolgbarkeit in der Produktion eine immer wichtigere Maßnahme. Hierzu wird die Dokumentation innerhalb des Fertigungsablaufes beim Hersteller sowie die Kennzeichnung auch einfacher Bauteile mit einem Datumscode und/oder einer Chargennummerierung zunehmend ausgebaut.

In der Lebensmittelindustrie sind Rückrufaktionen eine Maßnahme zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit. Die Verpflichtung zum Sicherstellen einer vollständigen Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette ist im EU-Recht verankert.

Im Bereich von kleineren Elektroprodukten und Spielzeugen sind Anzeigeaktionen in Tageszeitungen, und der Aufruf zum Einsenden der mangelhaften Ware üblich.

Inzwischen befassen sich auch einige Internetportale mit der Veröffentlichung von Produktrückrufen. Die Idee ist, dem Verbraucher eine feste Anlaufstelle im Internet zu bieten, wo wesentliche Daten zu einer Rückrufaktion verfügbar sind.


Rückrufaktionen in der Automobilbranche

Im Bereich der Automobile erfolgen Rückrufaktionen nach den Regeln des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes (GPSG) über das Kraftfahrt-Bundesamt, damit der aktuelle Halter des betroffenen PKW namentlich ermittelt werden kann. Sind nur kleinere Mängel am Auto vorhanden, so werden alternativ zur Rückrufaktion meist ohne Wissen des Kunden Austauschaktionen bei regelmäßigen Wartungs- und Servicearbeiten in der Werkstatt mit durchgeführt. Man spricht in dem Zusammenhang dann auch von stillen Rückrufen.

Im Jahre 1993 wurden in Deutschland 35 Rückrufaktionen über das Kraftfahrt-Bundesamt abgewickelt. Nach der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes sind in den Jahren 1998-2004 folgende Anzahl von Rückrufen durchgeführt worden:

  • 1998: 55 Rückrufe
  • 1999: 64 Rückrufe
  • 2000: 72 Rückrufe
  • 2001: 86 Rückrufe
  • 2002: 105 Rückrufe
  • 2003: 97 Rückrufe
  • 2004: 137 Rückrufe, davon 28 durch das Bundesamt überwachte Aktionen

Nach Informationen des Kraftfahrt-Bundesamtes im Jahresbericht 2004 sind die Hauptauslöser mit mehr als 50 Prozent Fehler im Bereich der Auto-Mechanik. Bei den überwachten Rückrufen sind sogar 75 Prozent der Rückrufe auf mechanische Fehlerursachen zurückzuführen.

Software-bedingte Fehler führen nur deswegen zu relativ wenigen Rückrufaktionen, da die Fehlerbehebung durch das Aufspielen ('Flashen') fehlerbereinigter Software bei regulären Werkstattaufenthalten möglich ist und durchgeführt wird. Darüberhinaus sind Rückruf-relevante Softwarefehler in der Regel schon in der Kfz-Entwicklung auffällig und werden dort behoben. Ursache ist, dass Software im Gegensatz zu Hardware und Mechanik keiner 'Alterung' unterliegt und somit inhärente Fehler schnell bzw. sofort aufgedeckt werden können.

In der folgenden Tabelle ist die Anzahl der Rückrufaktionen von Autoherstellern im Zeitraum von Juni 2002 bis Juni 2004 aufgelistet.

  • Renault: 18
  • BMW: 10
  • Nissan: 9
  • Mazda, Mercedes: 8
  • Audi, Kia, Volvo, VW: 7
  • Fiat, Honda, Jaguar, Saab: 5
  • Chrysler, Peugeot: 4
  • Ford, Seat, Toyota: 3
  • Opel, Smart, Citroen: 2
  • Hyundai, Daihatsu, Daewoo, Lada, Lamborghini, Maserati: 0

Rückrufaktionen in der IT-Branche

Dell und Apple haben im August 2006 defekte Lithium-Ionen-Akkus von Sony zurückgerufen.

Rückrufaktionen werden soweit möglich wegen des wahrscheinlichen Imageschadens und der Kosten vermieden. Um die Kosten für ein Unternehmen zu begrenzen gibt es hierzu Haftpflichtversicherungen.