Cyankali ist ein Schauspiel von Friedrich Wolf, das 1929 erschien und das Thema Abtreibung behandelt.
Inhalt
Die Arbeiter eines großen Betriebes sind in den Streik getreten. Der Arbeitsführer Paul und seine Freunde plündern das Werksmagazin, um ihren Angehörigen etwas zu essen zu besorgen. Wegen Landfriedensbruch angeklagt, muss Paul fliehen. Seine Freundin Hete (eigentlich Hedwig) beichtet ihm, dass sie schwanger ist und will ihr Kind abtreiben, da sie keine Hoffnung sieht, das Kind später ernähren zu können. Der Arzt Dr. Möller weist sie auf den Paragraphen 218 („Eine Schwangere, welche ihre Frucht vorsätzlich abtreibt oder im Mutterleib tötet, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft“) hin und verweigert ihr seine Hilfe. In ihrer Not wendet sich Hete an die Kurpfuscherin Madame Heye, deren Geldforderungen sie allerdings nicht erfüllen kann. Aus Mitleid gibt diese ihr ein Fläschchen Zyankali mit. Hetes verzweifelte Mutter will ihrer Tochter helfen, gibt ihr aber eine Überdosis Zyankali, an der Hete stirbt.
Hintergrund
Der 45. deutsche Ärztetag in Eisenach stellte 1926 fest, dass „die Zahl der jährlichen Abtreibungen in Deutschland auf 500.000 bis 800.000 geschätzt wird, darunter etwa 10.000 Todesfälle.“ Alle diese Fälle geschahen, auf Grund des Paragraphen 218 der Weimarer Republik, in der Illegalität.
Literatur
Daniel Halft: Die Szene wird zum Tribunal! Eine Studie zu den Beziehungen von Recht und Literatur am Beispiel des Schauspiels 'Cyankali' von Friedrich Wolf, Berlin 2007.