Börse

nach bestimmten Regeln organisierter Markt für standardisierte Handelsobjekte
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Eine Börse ist ein organisierter Markt für Aktien, Anleihen, Devisen oder bestimmte Waren (Wertpapierhandel: engl. Brokerage). Ebenso werden hiervon abgeleitete Rechte gehandelt. An der Börse setzen Makler während definierter Handelszeiten Kurse (Preise) fest, die sich aus den bei ihnen vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträgen (Orders) ergeben. Durch Angebot und Nachfrage kommt es so zu einem Handel.

Kurstafel in der Hamburger Börse

Zweck einer Börse

Eine Börse dient der zeitlichen und örtlichen (in jüngster Zeit auch virtuellen), Konzentration des Handels von fungiblen Gütern unter beaufsichtigter Preisbildung. Ziele sind eine gesteigerte Markttransparenz für Wertpapiere, die Steigerung der Effizienz und der Marktliquidität, die Verringerung der Transaktionskosten sowie der Schutz vor Manipulationen. Anders als im so genannten außerbörslichen Handel „over the counter“ (OTC-Handel) wird börslicher Handel börsenaufsichtsrechtlich durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie die Handelsüberwachungsstellen der Börsen kontrolliert.

Entstehung des Namens

Die Entstehung des Namens Börse ist umstritten. Es gibt drei Theorien:

  • Verschmelzung des Namens der Patrizierfamilie "van der Beurse" aus Brügge im 16. Jahrhundert mit dem lateinischen Begriff Bursa (für Fell, Ledersack) auf das Wort "Beurs". Das Wort "Beurs" wurde in vielen Sprachen übernommen: bourse, Börse, borsa, birsja usw.
  • Abänderung des Namens des Marktplatzes der niederdeutschen/ niederländischen (heute belgischen) Stadt Brügge
  • Ableitung vom Namen der Patrizierfamilie "De Bourse" aus Brügge, vor deren Haus sich regelmäßig italienische Kaufleute zu Geschäftsgesprächen trafen

Die erste Börse wurde 1531 in Antwerpen gegründet, die Augsburger Börse entstand 1540 als erste in Deutschland.

Börsenformen

Die klassische Form der Börse ist die Präsenzbörse (auch Parketthandel genannt). Dort treffen sich die Makler in persona und wickeln durch Gespräche ihre Geschäfte ab. Dies geschieht entweder im Eigenhandel oder im Auftrag ihrer Kunden.

Bei Computerbörsen wie der Handelsplattform XETRA übernimmt ein computergestütztes Handelssystem die Maklerfunktion. Hier werden Eingaben über Computermasken gemacht und das Computersystem stellt selbstständig die Kurse. Der Hauptanteil des Umsatzes wird mittlerweile über computergestützte Börsen abgewickelt.

Handelsformen

Nach Handelsformen kategorisiert können folgende Arten von Börsen unterschieden werden:

Frühere Formen waren auch noch:

  • a la criée: Die Kauf- und Verkaufsaufträge durch gegenseitige Zurufe getätigt.

Je nach Art der Abwicklung des Handels unterscheidet man

Weiter kann man nach Art des Börsenhandels unterscheiden

Handelszeiten

Bei den Handelszeiten an allen Börsen, wird unterschieden zwischen dem Parketthandel und dem Computerhandel (wie z. B. XETRA). Kleinere Börsen verfügen oftmals nur über den Parketthandel. Der Parketthandel beginnt in der Regel an allen Börsen um 09:00 Uhr Ortszeit und endet um 20:00 Uhr Ortszeit, der Handel auf XETRA endet bereits um 17.30 Uhr Ortszeit.

Mit einem EDV-gestützten Handelszeitenmanager kann man sich zusätzlich die Bearbeitung und Erstellung benutzerdefinierter Handelszeiten Sessions für einzelne Instrumente einstellen. Die benutzerdefinierte Session überschreibt die Session des Providers.

Beispiel: Der Provider liefert für den DAX-Index eine Handelszeitensession von 09:00 bis 20:00 Uhr. Da die nachbörslichen Kurse nach 17:45 Uhr nicht mehr so ins Gewicht fallen, kann man sich eine Session von 09:00 bis 17:46 Uhr erstellen. Alle nachbörslichen Kurse werden nun nicht mehr im Chart angezeigt, also ausgeblendet.

Gehandelte Gegenstände

Charakteristisch und unverzichtbar ist dabei die gleichwertige Beschaffenheit der Handelsinstrumente (Vertretbarkeit durch Standardisierung), die erst ein Handeln ohne deren Präsenz ermöglicht. Man unterscheidet je nach Art der gehandelten Gegenstände (Börsenware)

Für die Abwicklung von Lieferung und Zahlung haben sich zwischen den Marktteilnehmern teilweise nicht kodifizierte (festgeschriebene) Usancen gebildet. Daneben wurden in der letzten Zeit in Deutschland auch Anweisungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht über die Mindestanforderungen im Handel mit Wertpapieren veröffentlicht (z. B. Aktien oder Obligationen).

Wichtige Börsen

weltweite Bedeutung

International bedeutende Börsenplätze sind New York (New York Stock Exchange, New York Mercantile Exchange und die Computerbörse NASDAQ), London (London Stock Exchange und London Metal Exchange), Tokio, Frankfurt, Hongkong (Hong Kong Stock Exchange), Singapur, Toronto, Euronext (Amsterdam, Paris, Lissabon und Brüssel) und Zürich (SWX Swiss Exchange). Die wichtigste Börse in Mittelosteuropa ist die polnische Warschauer Börse. In Österreich gibt es die Wiener Börse.

 
Die Frankfurter Wertpapierbörse

Börsenplatz Deutschland

Die wichtigste Börse in Deutschland ist die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) (einschließlich der elektronischen Handelsplattform XETRA und EUREX). Ein Großteil des Aktienhandels in Deutschland wird über die FWB und XETRA abgewickelt (März 2005: Anteil am Handel mit deutschen Aktien rund 97 Prozent, bei ausländischen Aktien rund 78 Prozent). Die FWB hat eine lange Tradition. Sie wurde bereits 1585 gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden internationalen Handelsplätze für Aktien und Anleihen entwickelt. Trägerin der Frankfurter Wertpapierbörse ist die Deutsche Börse AG. Sie ist für den Betrieb der FWB zuständig.

Außerdem gibt es in Deutschland noch sieben weitere Börsenplätze:

Diese Börsen werden auch als Regionalbörsen bezeichnet.

Börsenplatz USA

Die wichtigsten Börsen in den USA sind die American Stock Exchange (AMEX), die Chicago Mercantile Exchange (CME), die National Association of Securities Dealers Automated Quotations (NASDAQ), die New York Mercantile Exchange (NYMEX) und die New York Stock Exchange (NYSE).

Gründungsdaten diverser Börsen

Die Daten der folgenden Liste wurden den jeweils verlinkten Quellen entnommen. Details können dort entnommen werden:

  1. Belgien, Börse Brügge, gegründet 1409
  2. Frankreich, Börse Lyon ungefähr 1540.
  3. Deutschland, Augsburger Börse, gegründet 1540.
  4. Deutschland, Kölner Börse, gegründet 1553.
  5. Deutschland, Hamburger Börse, gegründet 1558.
  6. Großbritannien, London Stock Exchange, gegründet als "Royal Exchange" 1570.
  7. Deutschland, Frankfurter Wertpapierbörse 1585.
  8. Niederlande, Amsterdam Beschluss zum Bau der Börse im Jahr 1607, Eröffnung 1611.
  9. Deutschland, Berliner Börse, gegründet 1731.
  10. Portugal, Börse Lissabon 1. Januar 1769.
  11. Österreich, Wiener Börse, gegründet 1771
  12. Amerika, New Yorker Börse, 17. Mai 1792
  13. Belgien, Brüssel 2. Juli 1801.
  14. Norwegen, Osloer Börse, 1819
  15. Deutschland, Börse München 1830.
  16. Spanien, Bolsa de Madrid 10. September 1831.
  17. Mexiko, erster Handel 1850.
  18. Tschechien, Prag Erster Handel in der Produktenhalle 1861
  19. Ungarn, Budapester Börse 1864
  20. Brasilien, Sao Paulo Gründung im Jahr 1890.
  21. Japan, Börse Tokio Gründung 1. April 1949 am Kabutocho.
  22. China, Shanghai Stock Exchange (SSE) Gründung 26. November 1990.
  23. Polen, Warschauer Börse 1. August 1991 Computerhandel.
  24. Singapur, Singapore Exchange Limited (SGX) 1. Dezember 1999.

Bedeutung der Börsen

 
Die weltweit größten Wertpapierbörsen (nach Handelsvolumen)
 
Die weltweit größten Wertpapierbörsen (nach Marktkapitalisierung)

Die weltweiten Börsen sind mit einem täglichen Transaktionsvolumen von ca. 2 Billionen US-Dollar ein entscheidender Faktor der Weltwirtschaft.

Börsenkrach

Ein besonders starker Kursrückgang nicht einer einzelnen Aktie sondern einer ganzen Gruppe von Wertpapieren an nur einem Handelstag wird als Börsenkrach (auch: Börsencrash) bezeichnet. Er wird in der Regel ausgelöst durch negative Nachrichten oder Informationen, die zu panikartigen Verkäufen führen.

Von einem Krach spricht man, wenn die Kurse um mindestens zehn Prozent innerhalb eines Handelstages gefallen sind. Oft zieht ein Kurssturz an einer Börse die Kurse an anderen Börsen mit sich. Im Jahr 1929 geschah der heftigste Krach an Wall Street an "Black Monday" - am Montag, dem 28. Oktober 1929. Der Dow Jones Industrial Average fiel von 298,97 auf 260,64 Punkte. Im Oktober 1929 hat es viele schwarze Tage an der Wall Street gegeben, ein schwarzer Freitag war aber nicht dabei. Freitag, der 25. Oktober 1929, wird fälschlicherweise oft als "Schwarzer Freitag" bezeichnet. An dem Tag legte der Dow Jones Industrial Average jedoch 1,75 Punkte zu. Der berühmteste amerikanische Index stieg auf 301,22 von 299,47 am Tag zuvor.

Börsenblog

  • Ein Blog, in dem über die Börse im Allgemeinen und diverse Aktien im Speziellen berichtet wird. Dabei wird die aktuelle Börsensituation genauso analysiert wie ggfs. auch einzelne Aktien. Manchmal werden sogar konkrete Anlagetipps gegeben.

Literatur

  • Koslowski, Peter: Ethik der Banken und der Börse, Tübingen: Mohr Siebeck, 1997(auch engl. und span.)

Siehe auch

Wiktionary: Börse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Börse – Zitate