Carl Junker (Historiker)

österreichischer Journalist, Syndikus des Vereines der österreichisch-ungarischen Buchhändler und Historiker
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. November 2004 um 12:30 Uhr durch P. Birken (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Carl Junker (* 10. August 1864 in Wien; † 29. März 1928 ebenda) war Syndikus des Vereines der österreichisch-ungarischen Buchhändler, Historiker (Verlagsgeschichte, Buchhandel, verwandete Gebiete).

Carl Junker stammte aus dem gebildeten und wohlhabenden österreichischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts; sozial ist er in der Grenzzone zur sogenannten “Zweiten Gesellschaft” anzusiedeln. Bei dieser handelte es sich um Personen, die weder zur Aristokratie (der “Ersten Gesellschaft”) noch zum “Volk” im landläufigen Sinne gehörten. Es waren geadelte Wirtschaftstreibende, Beamte, Künstler, Offiziere und Angehörige der freien Berufe, die trotz erfolgter Nobilitation in ihrer Mentalität und in ihrem Sozialverhalten zumeist Bürgerliche blieben: Die österreichische Zweite Gesellschaft bildete vor allem ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Elite des aufsteigenden, teilweise liberalen Bürgertums.

Es ist sozialhistorisch kaum relevant, dass weder Carl Junker noch dessen Vater gleichen Namens – ein bekannter Techniker – den formalen Sprung in den neuen Adel geschafft hatten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Junker – wie sein eigenwilliges Curriculum zeigt – als partieller Nonkonformist dieser und anderen gesellschaftlichen Fragen gleichgültig gegenüber stand. Junker wurde bis zu seinem 14. Lebensjahr in einer evangelischen deutschen Schule in einem “frisch-fromm-freien,” deutsch-nationalen Geist erzogen, der den Katholizismus (besonders den Jesuitismus) und die habsburgisch-barocke Staatstradition ablehnte. Gleichwohl legte Junker in Österreich die Reifeprüfung ab und begann mit 20 Jahren, dem Rat seines als Juristen tätigen Vormundes folgend, das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Freilich interessierte Junker anders mehr als die Juristerei, nämlich Philosophie, Literatur, Geschichte und Kunstgeschichte. Junker inskribierte Vorlesungen mit diesen Inhalten an der philosophischen Fakultät. Es konnte noch nicht endgültig geklärt werden, ob Junker den formalen Abschluss eines Studiums geschafft hatte.

Junker hätte ohne weiteres als zwar nicht reicher, aber doch wohlhabender “Privater” in der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien leben Er beschritt jedoch einen anderen Berufs- und Lebensweg. Er wurde österreichischer Sekretär des “Institut international de Bibliographie” bestellt. Bald folgte Publikation auf Publikation. Beruflich trat Junker im Jahr 1897 seine Lebensstelle als Syndikus des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler an. Die weitere, vor allem berufliche Biographie ist in der Einleitung des von Hall herausgegeben Bandes und in der dort zitierten Literatur nachzulesen.

Literatur

  • Megner, Karl: Carl Junker (1864-1928). Biographisches und Bibliographisches. [maschinschriftliche Hausarbeit f.d. Dienstprüfung des Bibliotheks-, Dokumenations- und Informationsdienstes] Wien 1980
  • Hall, Murray G. (Hg.): Carl Junker: Zum Buchwesen in Österreich. Gesammelte Schriften (1896-1927). – Wien: Ed. Praesens 2001 (Buchforschung. 2)