Willi Forst

österreichischer Schauspieler, Sänger, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent (1903-1980)
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Willi Forst (* 7. April 1903 in Wien; † 11. August 1980 ebenda; eigentlich Wilhelm Anton Frohs) war ein österreichischer Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Sänger. Als Schauspieler war er ein Publikumsliebling, als Regisseur einer der bedeutendsten Vertreter der musikalisch-komödiantischen Wiener Filme der 1930er-Jahre. Zahlreiche Schallplattenaufnahmen, u.a. charmante Wiener-Chansons, für die Marke Odeon (der Carl Lindström AG) seit Mitte der 1930er Jahre.

Leben und Wirken

Willi Forst wurde als Sohn eines Porzellanmalers in Wien geboren. Seine ersten Erfahrungen auf der Bühne sammelte er als Laienspieler. 1919 erhielt er, obwohl er keine professionelle Schauspielausbildung besaß, ein Engagement in Teschen. Seine erste Filmrolle erhielt er 1922 als Statist im österreichischen Monumentalfilm Sodom und Gomorrha. Nach und nach stieg er über mehrere Provinzbühnen die Karriereleiter empor und bekam 1925 als lyrischer Tenor einen Vertrag für Operetten und Revuen am Metropoltheater in Berlin. Dazwischen spielte er auch in Wien am Carltheater und am Apollotheater. Durch Max Reinhardt gelangte er 1928 an das Deutsche Theater.

Seine erste größere Rolle erhielt er 1927 neben Marlene Dietrich in Café Elektric. Wie auch Marlene Dietrich verdankte er diese Hauptrolle dem Filmproduzenten Sascha Kolowrat-Krakowsky, der den beiden somit zum Durchbruch als Schauspielstars verhalf. Willi Forst wurde rasch ein Star des Wiener Films, dessen Merkmal die Ähnlichkeit zur komischen Operette war. Er spielte, häufig mit Gesangseinlagen, viele unterschiedliche Charaktere vom Zuhälter und Mörder über Komponisten und Artisten bis zu galanten Offizieren.

Die 1930er- und 1940er-Jahre bildeten den Höhepunkt seiner Filmkarriere, die er ab 1933 auch als Regisseur bestritt. In jenem Jahr inszenierte er mit der Schubert-Biographie „Leise flehen meine Lieder“ (1933) seinen ersten Film. Danach folgten in loser Folge seine bekanntesten und beliebtesten Spielfilme: „Maskerade“ (1934), „Burgtheater“ (1936), „Bel Ami“ (1939), „Operette“ (1940), „Wiener Blut“ (1942) und „Wiener Mädeln“ (1945). Mit seinen stimmungsvollen musikalischen Komödien, die häufig die Stadt Wien zur Jahrhundertwende als Hintergrund verwendeten, wurde er zum Liebling des Publikums.

Seit 1936 leitete Forst eine eigene Filmgesellschaft, die Wiener Willi Forst-Film, die in Berlin eine Zweitniederlassung hatte. 1937 wurde Forst, der von den Nationalsozialisten sehr geschätzt wurde, in den Aufsichtsrat der verstaatlichten Tobis AG und 1938 auch in den Aufsichtsrat der neu gegründeten Wien-Film berufen. Gemäß dem für die Wiener Filme vorgegebenen Motto „Kraft durch Freude“ konnte Willi Forst weiterhin unbeschwerte Komödien inszenieren. Er versuchte jedoch politische Themen aus seinen Filmen weitgehend raus zu halten, weshalb er während den sieben Jahren nationalsozialistischer Herrschaft nur vier Filme inszenierte. Dem Filmkollegen Curd Jürgens soll er ein Mal gesagt haben: „Curd, mach nur keinen Film, in der eine politische Situation zu zeigen ist. Du wirst eines Tages eine Antwort geben müssen“.[1]. In seinen wenigen zu dieser Zeit inszenierten Filmen übte sich Forst teils in leiser bis versteckter Kritik am NS-Regime, etwa in Wiener Blut (1942).

In der Nachkriegszeit blieben die großen Erfolge aus. Eine Ausnahme bildete lediglich der Film „Die Sünderin“ (1950) mit Hildegard Knef in der Hauptrolle, der durch Proteste der katholischen Kirche zum Skandal avancierte, aber sieben Millionen Menschen ins Kino zog. „Wien, du Stadt meiner Träume“ (1957) war sein letzter Film. Danach zog Forst sich aus dem Filmgeschäft zurück, da sein Stil, wie er resignierend meinte, nicht mehr gefragt sei.

Nach dem Tod seiner Frau 1973 lebte er gänzlich zurückgezogen von der Öffentlichkeit, litt an Krebs und verbrachte die letzten Lebensjahre im schweizerischen Tessin. Er verstarb 1980 in Wien und wurde in Neustift am Walde beerdigt.

Filmografie

als Schauspieler:

  • 1922 Sodom und Gomorrha
  • 1922 Oh, du lieber Augustin
  • 1922 Der verwechselte Filmstar
  • 1923 Lieb' mich und die Welt ist mein
  • 1927 Die elf Teufel
  • 1927 Café Elektric
  • 1927 Die drei Niemandskinder
  • 1928 Amor auf Ski
  • 1928 Ein besserer Herr
  • 1928 Ein Tag Film
  • 1928 Unfug der Liebe
  • 1928 Die blaue Maus
  • 1928 Liebfraumilch
  • 1929 Der Sträfling aus Stambul
  • 1929 Die Lustigen Vagabunden
  • 1929 Fräulein Fähnrich
  • 1929 Atlantik, sein erster Tonfilm, Poldi, mit Fritz Kortner
  • 1929 Die Frau, die jeder liebt, bist du!
  • 1929 Die Weißen Rosen von Ravensberg
  • 1929 Gefahren der Brautzeit
  • 1929 Katharina Knie
  • 1930 Das Lied ist aus
  • 1930 Der Herr auf Bestellung
  • 1930 Ein Burschenlied aus Heidelberg
  • 1930 Ein Tango für Dich
  • 1930 Petit officier… Adieu!
  • 1930 Zwei Herzen im Dreiviertel-Takt
  • 1931 Der Raub der Mona Lisa, Vicenzo Peruggia, mit Gustaf Gründgens, Roda Roda
  • 1931 Die Lustigen Weiber von Wien
  • 1932 Der Prinz von Arkadien
  • 1932 Ein blonder Traum
  • 1932 So ein Mädel vergisst man nicht
  • 1932 Peter Voss, der Millionendieb
  • 1933 Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin

als Regisseur:

Auszeichnungen

Literatur

  • Kirsten Burghardt, Werk, Skandal, Exempel. München 1996. (behandelt den Forst-Film "Die Sünderin") ISBN 3-926372-61-3
  • Robert Dachs, Willi Forst. Eine Biographie. Wien 1986. ISBN 3-218-00437-3
  • Armin Loacker (Hrsg.), Willi Forst - Ein Filmstil aus Wien. 2003. ISBN 3-901932-24-0

Einzelnachweise

  1. Curd Jürgens in Österreichische Filmgeschichte(n). 10-teilige Fernsehreihe, ORF, 1970 - 1972