Die Abenteuer des Werner Holt

zweibändiger Roman von Dieter Noll
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Die Abenteuer des Werner Holt ist ein zweibändiger Antikriegsroman des DDR-Schriftstellers Dieter Noll. Obwohl Noll in dem Buch einige eigene Kriegserlebnisse verarbeitet, handelt es sich nicht um ein autobiographisches Werk. Der erste Band erzählt unter dem Titel „Roman einer Jugend“ die Geschichte des Gymnasiasten Werner Holt und seiner Klassenkameraden Gilbert Wolzow, Sepp Gomulka, Christian Vetter und Peter Wiese, die kurz vor ihrem Abitur und mit Ausnahme von Peter freiwillig und voller Begeisterung als Flakhelfer in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Peter, mehr von klassischer Musik angetan und eigentlich untauglich für den Wehrdienst, ist der einzige unter ihnen, der kein Interesse am Krieg zeigt und sich lediglich dem Druck seiner Eltern beugt. Ihre Erlebnisse, vor allem das Grauen, das der Krieg ihnen antut, werden außerordentlich realistisch beschrieben.

Während Gilbert, Sohn eines Oberst, bis zum Ende vom Krieg überzeugt ist, wird für Werner und Sepp das Auffinden eines durch SS-Männer in einem slowakischen Sägewerk ermordeten unbekannt bleibenden Menschen zu einem Wendepunkt. Beide beginnen mehr und mehr am Sinn des Krieges und der Gerechtigkeit ihrer Sache zu zweifeln. Sepp entschliesst sich kurz vor Ende der Handlung zur Flucht und Gefangennahme durch die anrückende Rote Armee, Werner hingegen hält aus Freundschaft zunächst noch zu Gilbert. Nachdem Gilbert einen flüchtenden 16jährigen erschießt und Peter durch einen SS-Mann erschossen wird, nachdem er verzweifelt versucht, die Ermordung eines KZ-Häftlings während eines Todesmarsches zu verhindern, wird jedoch auch Werner die Sinnlosigkeit eines weiteren Kampfes bewusst. Er entwaffnet Gilbert und flieht selbst. Als er kurze Zeit später davon erfährt, dass Gilbert von einem SS-Trupp erhängt werden soll, kehrt er zurück und tötet die wehrlosen SS-Männer mit einem Maschinengewehr, nachdem diese Gilbert gehängt haben. Er gelangt schließlich in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Die Popularität des ersten Bandes zog eine Fortsetzung mit dem Titel „Roman einer Heimkehr“ nach sich, welche die Rückkehr von Werner Holt aus der Kriegsgefangenschaft, seine einsetzende Zuwendung zum Sozialismus sowie sein Leben in der DDR beschreibt. Der zweite Band erreichte allerdings nicht die Popularität des ersten Teiles. Der Autor hat sich nach der politischen Wende in der DDR im Jahr 1989 für falsche Darstellungen in seinem Roman entschuldigt, auch für den „offenen Brief an die DDR-Regierung“ im Jahre 1977, in dem er sich im Zuge der Proteste gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann auf die Seite der Partei- und Staatsführung der DDR stellte.

In der Polytechnischen Oberschule in der DDR gehörte der erste Band dieses Buches zum Lehrplan der 9. Klasse.

Verfilmung

1965 entstand ein 165-minütiger Schwarzweiß-Film der DEFA nach Vorlage des ersten Teils mit Klaus-Peter Thiele in der Rolle des Werner Holt. In weiteren Rollen spielten Manfred Karge (Gilbert Wolzow), Arno Wyzniewski (Sepp Gomulka), Günter Junghans (Christian Vetter) und Peter Reusse (Peter Wiese). Regie führte Joachim Kunert, der zusammen mit Claus Küchenmeister auch das Drehbuch schrieb. Für Kamera und Schnitt waren Rolf Sohre beziehungsweise Christa Stritt verantwortlich, die Filmmusik komponierte Gerhard Wohlgemuth. Der Film gilt neben dem 1968 erschienenen DEFA-Film „Ich war neunzehn“ als der bekannteste Antikriegsfilm der DDR.

Filmzitate

  • „Schlägts dich in Scherben, Ich steh für zwei! Und gehts ans Sterben, Ich bin dabei!“ (Gilbert Wolzow)
  • „Ich wünschte, ich wär ein Fanatiker. Das Nachdenken und Grübeln, das macht mich fertig.“ (Werner Holt)
  • „Zwei alte Krieger wie uns trennt nur der Tod.“ (Gilbert Wolzow)

Literatur

  • Dieter Noll: Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Jugend. 8. Auflage. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002, Vorlage:GetISBN13
  • Dieter Noll: Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Heimkehr. 3. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1964