Ernst I. (Sachsen-Gotha-Altenburg)

Herzog von Sachsen-Gotha
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Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, genannt der Fromme (* 25. Dezember 1601 in Altenburg, † 26. März 1675 in Gotha)


Leben

Herzog Ernst I. ist der Sohn von Herzog Johann III. von Sachsen-Weimar und dessen Ehefrau Dorothea Maria von Anhalt. Seine Brüder sind die nachmaligen Herzöge Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar, Friedrich von Sachsen-Weimar, Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, Albrecht von Sachsen-Eisenach, Johann Friedrich von Sachsen-Weimar und Bernhard von Sachsen-Weimar.

Gleich seinen Brüdern erhielt auch Herzog Ernst I. seine Erziehung durch den Hofmarschall Kaspar von Teutleben und Hofrat Friedrich Hortleder.

Durch Fürst Ludwig I. von Anhalt-Köthen wurde Herzog Ernst I. 1619 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Er verlieh diesem den Gesellschaftsnamen der Bittersüße un die Devise auf beide recht. Als Emblem wurde ihm eine Jüdenkirsche mit ihrem Häuslein aufgethan <Physalis alkekengi L.> zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch der Fruchtbringenden Gesellschaft findet sich der Eintrag Herzog Ernsts unter der Nr. 19.

Mit seinem Bruder Bernhard diente er während des dreißigjährigen Krieges unter Tilly als Obrist.

1641 einigten sich die Brüder Ernst I., Albrecht und Bernhard auf die Teilung der Territorien. Aus dieser Erbteilung des Herzogtums Sachsen-Weimar entstanden die Herzogtümer Weimar, Eisenach und Gotha. Letzteres fiel an Herzog Ernst I. der es bis zu seinem Tod regierte und zum Stammvater des Herzogtums Sachsen-Gotha wurde. In den Jahren 1645, 1660 und 1672 konnte Ernst I. sein Reich durch Erbschaften um einiges vergrößern. Als Regent war er noch sehr dem konservativen Staatsvorstellungen verhaftet, trug aber trotzdem wesentlich zur Schaffung eines modernen absolutistischen Staat bei.

Als Staatsmann war Herzog Ernst I. das Vorbild für Teutschen Fürstenstaat von Veit Ludwig von Seckendorff. Er versuchte, durch umfassende Reglementierungen einen positiven Einfluß auf Sittlichkeit, Bildung und Wohlstand der Bürger zu nehmen. Wolfgang Ratke (Köthen) und Johann Kronmayer wurden großzügig in ihren Reformen unterstützt. Unter Ernst I. initiierte Sigismund Evenius das Weimarer Biblelwerk. Eigenhändig sammelte er hundert starke Urkundenbände zur Reformationsgeschichte und wandte sich den neu eröffneten afrikanischen und asiatischen Kulturräumen zu. Er lud den äthiopischen Theologen Abba Gregorius an seinen Hof ein und förderte die Angänge der Äthiopistik, die in Gotha von Hiob Ludolf begründet wurde.

Am 24. Oktober 1636 heiratete er Elisabeth Sophia von Sachsen-Altenburg. 1640 kam er als Landesherr nach Gotha. Mit dem Anfall der Hälfte des Herzogtums Eisenach und später des Herzogtums Altenburg vereinigte Ernst einen bedeutenden Teil des ernestinischen Besitzes. 5 Jahre nach seinem Tode wurde das Land unter den sieben Söhnen aufgeteilt.

Ernst der Fromme war ein bedeutender Herrscher seiner Zeit, der durch umfassende Reformen die Schäden des Krieges zu beheben suchte. Die Einführung der Schulpflicht für Fünf- bis Zwölfjährige, die Gründung des Gothaer Gymnasiums, die Einrichtung eines Waisenhauses, die Reorganisation des Justizwesens, die staatliche Aufsicht des Gesundheitswesens gehen auf ihn zurück. Am Gymnasium lernten Schüler aus Ungarn, Schlesien, Polen, Rußland und Skandinavien, die alle willkommen waren, meist Söhne verfolgter Lutheraner, denen der Herzog in Gotha Asyl bot. Der Herzog ließ in einer eigenen Schuldruckerei epochemachende neue Lehrbücher drucken und förderte ihre Übersetzung in die italienische und französische Sprache. Für die lutherische Gemeinde in Moskau finanzierte er eine Freischule, die auch den Söhnen der nichtchristlichen Völker des russischen Reiches offenstand. Eine Gesandtschaft des Zaren wurde prächtig empfangen und mit guten Ratschlägen überhäuft. Ernst bot die Hilfe deutscher Mathematiker für die Vermessung Rußlands an, aber auch Wissenschaftler und Fachleute der verschiedensten Disziplinen als "Entwicklungshelfer".

Er war ein homo societatis, das, was man heute einen Networker nennt, ein Community-Förderer großen Stils, ein Weltbürger und bei allem klaren rationalistisch-voraufklärerischen Denken ein großer Träumer, der eifrig nach dem sagenhaften Reich des Priesterkönigs Johannes forschen ließ.

Die erfolgreiche Reformtätigkeit fand weitreichende Anerkennung. So ließ sich der englische Lordprotektor Oliver Cromwell 1656 über die Tätigkeit des Herzogs, den er in eine Reihe mit den großen Regenten seiner Zeit stellte, unterrichten.

Nachdem dem Tode von Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen in Gotha am 26. März 1675 wurde Sachsen-Gotha zuerst von seinen sieben Söhnen gemeinsam regiert, ehe das Fürstentum durch den Erbteilungsvertrag vom 24. Februar 1680 aufgeteilt wurde:

  1. Friedrich I. (* 16461691) erhielt Sachsen-Gotha-Altenburg
  2. Albrecht (* 16481699) erhielt Sachsen-Coburg
  3. Bernhard I. (* 16491706) erhielt Sachsen-Meiningen
  4. Heinrich (* 16501710) erhielt Sachsen-Römhild
  5. Christian (* 16531707) erhielt Sachsen-Eisenberg
  6. Ernst II. (* 16551715) erhielt Sachsen-Hildburghausen
  7. Johann Ernst (* 16581729) erhielt Sachsen-Saalfeld


Literatur

  • Seckendorff, Veit L. von: Teutscher Fürstenstaat. - Francfurt : s.n., 1660
  • Beyreuther, Erich: August Hermann Francke und die Anfänge der ökumenischen Bewegung, Leipzig 1957